Test | Poesie für Neandertaler - Fazit + Wertung und Bilder
Dass „Poesie für Neandertaler” kein „normales“ Spiel ist, sollte allen klar sein, sobald man die aufblasbare Keule sieht und die gestammelten und zerstückelten Sätze der Erklärenden hört. „Normal“ möchte „Poesie für Neandertaler” dahingehend aber auch gar nicht sein. Wie auch schon die anderen Spiele des Verlags, setzt das Spiel einen sehr viel höheren Wert auf Spaß als auf tiefe und komplexe Spielmechaniken. Was in anderen Wort-Rate-Spielen vielleicht nur eine Ereigniskarte wäre und als lustiger Scherz für Zwischendurch gilt, ist in „Poesie für Neandertaler” alles, was die Spielgruppe bekommt.
Die Regeln an sich sind in unter fünf Minuten erklärt, was nicht nur an der geringen Komplexität des Spielablaufes, sondern auch vielen (in einigen Fällen besonders guten) Beispielen zu verdanken ist. „Poesie für Neandertaler” setzt auf eine visuelle Erklärung anhand eines „How To“-Videos, wodurch der Einstieg noch leichter wird.
Was die Fülle des Spiels angeht, macht „Poesie für Neandertaler” mit der alleinigen Anzahl seiner Wortkarten das wieder wett, was es ihm an Komplexität fehlt. Durch 200 doppelseitige Wortkarten kommen über 400 Begriffe ins Spiel, die mit Leichtigkeit durch eigene Begriffe erweitert werden können. Auch die Spielschachtel wirkt durchdacht und kann während der Spielrunde als Kartenhalter genutzt werden.
Trotz der vielen guten Aspekte liegen aber die Probleme des Spiels auch klar auf der Hand. Allen voran das große Gimmick des Spiels: Die aufblasbare Keule. Sie bildet den wahren Witz des Spiels, da sie das eigentliche Neandertaler-Flair an den Spieltisch bringt. Geht sie kaputt (was beim Material durchaus nicht sehr lange dauern könnte), verliert das Spiel einiges an Charakter. Auch dass sie vor jedem Spiel aufgeblasen und danach die Luft wieder rausgelassen werden muss, kann durch das geteilte Mundstück irgendwann ziemlich eklig werden. Natürlich ändert sich durch den Verlust der Keule nichts an der Spielbarkeit des Spiels an sich. Durch Rufen oder anderweitige Proteste können Fehler immer noch bemerkbar gemacht werden.
Das zweite Problem ist, dass „Poesie für Neandertaler” es Personen, die kein großartiges Talent für Spiele dieses Genres besitzen, nicht all zu leicht macht. Ich selbst habe bei anderen Wort-Spielen ohne derartige Einschränkungen schon Probleme damit, dass mich meine Mitspielenden verstehen. Nur einsilbige Worte benutzen zu dürfen, endete meist schon eher in einer Analyse-Paralyse da ich mir permanent selbst im Weg stand, weil plötzlich alle Worte in meinem Kopf mindestens zwei Silben aufwiesen. In unserer Spielrunde endete das darin, dass meine Frau (die es ebenfalls absolut nicht schaffte, auch nur ein Wort zu erklären) versuchte, mir etwas näher zu bringen und wir damit unser gesamtes Team punktetechnisch in den Minusbereich zogen. Während andere Teammitglieder mit den Einschränkungen schneller zurechtkamen, können es einige wenige für alle so sehr verbauen, dass sie schnell die Lust am Spielen verlieren. Da sie ihrer Meinung nach dem Rest nur alles kaputt machen, endet der Spielspaß damit schnell im Frust.
Ich selbst bin etwas gespaltener Meinung zum Spiel. Trotz meiner eigenen miserablen Performance hatte ich zwar auch Spaß, kann aber im Grunde die Langzeitmotivation des Spiels wenig einschätzen. Sobald der Witz des Spiels durch ist und/oder die Keule das Zeitliche segnet, könnte es schnell passieren, dass ich das Spiel verstauben lasse, da mir andere Wort-Rate-Spiele mehr Hilfen und/oder Abwechslung bieten.
Unterm Strich ist „Poesie für Neandertaler” kein schlechtes Spiel und es erfüllt auch alles, was es erfüllen möchte. Spielgruppen, die einen Lacher für Zwischendurch suchen und auch nicht mehr von dem Spiel erwarten, könnten hier eine amüsante Abwechslung finden. Fans des Genres wären aber vermutlich eher enttäuscht, da sich die Regeln des Spiels als „Ereignis“ in jedes andere Rate-Spiel einbauen ließen.
Bilder des Spielmaterials
