Test | Troyes
Als Mitglied einer reichen Familie der Stadt „Troyes“ zur Zeit des Mittelalters versucht Ihr Euer Ansehen zu mehren, indem ihr unter anderem beim Bau der Kathedrale und der Verteidigung der Stadt helft. Nutzt dabei geschickt Euren Einfluss auf den Adel, den Klerus und die Bürger.
Huch hat uns "Troyes" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Einfluss ist alles
„Troyes“ ist ein Dice- bzw. Worker-Placement Spiel. Eingesetzte Meeple bleiben auch über das Rundenende stehen, während Würfel stets neu gewürfelt und verteilt werden und einmalige Aktionen ausführen.
Der Spielplan zeigt die Bereiche der drei Stände, dargestellt durch den Grafenpalast in rot für den Adel, den Bischofssitz in grau für den Klerus und das Rathaus in gelb für die Bürger.
In diese Bereichen können eigene Meeple eingesetzt werden, wobei zuvor platzierte Meeple verdrängt werden, bevorzugt natürlich die der anderen Personen. Jede Runde gibt es ein Einkommen an Würfel je eigenem Meepl in der entsprechenden Farbe des Bereichs. Das Einsetzen neuer Meeple kostet entweder zwei Einflusspunkte, oder es kann ein eigener verdrängter Meeple kostenfrei eingesetzt werden.
Zusätzlich erhalten alle Personen zehn Münzen Einkommen, müssen aber auch Löhne zahlen. Ein roter Würfel kostet zwei Münzen, ein weißer eine Münze, gelbe Würfel kosten nichts.
Nun werden Ereigniskarten aufgedeckt und abgehandelt. Liegen noch welche aus der vorigen Runde aus, werden diese ebenfalls aktiviert. Militärische Ereignisse sind Angriffe gegen die Stadt, dargestellt durch schwarze Würfel, die von den Familien verteidigt werden müssen. Hierzu muss in Spielreihenfolge nacheinander mindestens ein schwarzer Würfel geblockt werden, indem ein oder mehrere eigene Würfel mit mindestens der gleichen Summe abgegeben werden. Rote Würfel zählen dabei doppelt. Dies geschieht, bis alle Würfel geblockt wurden und wird mit Einflusspunkten belohnt. Andere Ereigniskarten verlangen die Abgabe von Münzen oder vertreiben eingesetzte Meeple.
Ist diese Phase abgehandelt, darf reihum jeweils eine Aktion ausgeführt werden, bei der ein bis drei Würfel einer Farbe verwendet werden. Je höher die Gesamt-Punktezahl der so eingesetzten Würfel, desto stärker ist der Effekt. Eigene Würfel können dabei durch das Ausgeben von Einflusspunkten manipuliert werden, indem einer neu gewürfelt oder bis zu drei Würfel auf die gegenüber liegende Seite gedreht werden. Außerdem können gegnerische Würfel mit Münzen zugekauft werden, wobei die Kosten mit der Anzahl der im Zug insgesamt genutzten Würfel steigt: Beim Einsatz von nur einem Würfel kostet dieser zwei Münzen, werden insgesamt zwei Würfel eingesetzt, kostet jeder fremde Würfel vier Münzen, bei insgesamt drei eingesetzten Würfel kostet ein fremder Würfel 6 Münzen.
Mit den gewählten Würfeln können, wie eingangs erwähnt, Meeple eingesetzt werden, um das Einkommen an Würfeln zu erhöhen. Es ist aber auch möglich, die Ereigniskarten zu bekämpfen. Auf diesen ist angegeben, welche Würfelfarbe benötigt und durch welche Zahl die Würfelsumme geteilt wird, um festzulegen, wie viele Klötzchen auf die Karte gelegt werden dürfen. Für jeden Klotz gibt es Einflusspunkte. Sind alle aufgedruckten Plätze der Ereigniskarte belegt, wurde die Karte erfolgreich bekämpft und sie wird entfernt. Für die daran beteiligten Personen gibt es dafür Siegpunkte.
Alternativ können auch in den farbigen Bereichen ausliegende Aktionskarten aktiviert werden, die im Verlauf des Spiels nach und nach aufgedeckt werden. Bei der ersten Nutzung muss hierfür zunächst einmalig ein eigener Meeple eingesetzt werden, was mit Münzen bezahlt werden muss. Ab dann können kostenlos Würfel in der Farbe der Karte eingesetzt werden, um die entsprechende Aktion zu nutzen. Dadurch können weitere Klötzchen auf Ereigniskarten platziert werden, Würfelergebnisse verbessert werden oder man erhält Münzen, Einfluss- oder Siegpunkte, etc.. Wie häufig eine Aktion ausgelöst wird, ist wieder abhängig vom Ergebnis aus der Würfelsumme und der auf der Karte angegebenen Zahl, durch die sie geteilt wird.
Eine weitere Möglichkeit ist es, beim der Bau der Kathedrale zu helfen, wobei in der durch die Würfelzahl definierten Spalte ein Holzklötzchen eingesetzt wird. Es gibt drei Stufen und es muss immer in die nächste freie Ebene eingesetzt werden. Dies wird mit Einfluss- und Siegpunkten belohnt. Am Spielende gibt es zwei Minuspunkte für jede nicht besetzte Ebene.
Es werden so lange reihum Aktionen ausgeführt, bis alle gepasst haben, dann beginnt die nächste Runde. Passen ist eine weitere Geldeinnahmequelle. Je länger die anderen weiterspielen, desto mehr Münzen erhält man.
Mit Aufdecken der letzten Ereigniskarte wird die letzte Spielrunde eingeläutet. Danach folgt die Schlusswertung, bei der es neben den bereits erreichten Siegpunkten noch Punkte für die auf Aktionskarten platzierten Meeple und die geheime Rollenkarte gibt. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.
„Troyes“ hat bereits einige Jahre auf dem Buckel. Das Original wurde 2010 herausgebracht und kürzlich wieder in einer Neuauflage aufgelegt, was auf Grund seiner Platzierung in den Top 100 bei BGG nicht weiter verwunderlich ist.
„Troyes“ ist ein anspruchsvolles Kennerspiel. Die Regeln sind zwar nicht sehr umfangreich, wirken aber im ersten Moment aufgrund der starken Verzahnung der verschiedenen Spielelemente durchaus komplex. Sind erst ein paar Runden gespielt, ist das Spielgeschehen aber sehr intuitiv. Das Nachlesen von Regeln entfällt dann weitgehend. Allerdings müssen Karteneffekte leider doch häufiger nachgeschlagen werden, da die Ikonographie nicht immer intuitiv ist.
Die Illustrationen von „Troyes“ konnten in unseren Spielen nicht alle begeistern. Sie wirken etwas altmodisch, was aus unserer Sicht aber sehr gut zum Thema passt. Letztendlich ist dies aber Geschmacksache.
Spielerisch kann „Troyes“ voll auftrumpfen. Das Verdrängen von Meeplen, der Kauf fremder Würfel und der Wettstreit um die meisten belegten Plätze auf den Ereigniskarten sind sehr interaktive Elemente. Dies ist eine große Stärke, denn dadurch entsteht eine spannende Dynamik bei den Entscheidungen. Stets ist zu berücksichtigen, welche Aktion den anderen persönlich am meisten schaden könnte, häufig kann bereits der Kauf nur eines gegnerischen Würfels sehr ärgerlich sein.
Ein Großteil der Aktionen beruht auf dem Konzept, dass die Summe der gewählten Würfel durch eine vorgegebene Zahl geteilt wird, um festzulegen, wie häufig diese Aktion durchgeführt werden darf. Hier ist es natürlich sinnvoll, zu optimieren. Ist die Würfelsumme beispielsweise sieben und eine Aktion benötigt vier Würfelpunkte, wären drei wertvolle Punkte verschenkt. „Troyes“ bietet hierfür Möglichkeiten, das Würfelergebnis zu manipulieren. Diese kosten allerdings Ressourcen, die tendenziell Mangelware sind und wohl überlegt eingesetzt werden wollen.
Auf Grund der zufällig verteilten Aktions- und Ereigniskarten, sowie der persönlichen Zielkarten ändert sich der Spielverlauf stets von Spiel zu Spiel. Die gleiche Strategie für alle Spiele ist nicht zielführend. Die besten Chancen auf einen Sieg hat die Person, die sich am besten anpassen kann. Auch von Runde zu Runde kann sich die Situation dynamisch ändern. Bestand gerade noch Geldmangel wurde dieser vielleicht durch einen gegnerischen Kauf gelöst. Dafür fehlt nun womöglich ein wichtiger Würfel.
Bei Würfelspielen kommt natürlich immer schnell der Verdacht auf, dass sie stark glückslastig sind. Dem kann sich auch „Troyes“ nicht ganz entziehen. Aber neben den angesprochenen Manipulationsmöglichkeiten der Würfel wird dem auch dadurch entgegengewirkt, dass niedrige Würfelergebnisse ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden können. Vor allem das Verdrängen gegnerischer Meeple und der Einsatz von Klötzchen in der Kathedrale ist hier hervorzuheben. Als letzte Option bringt frühes Passen mehr Einkommen an Münzen und kann situationsbedingt daher durchaus sinnvoll sein.
„Troyes“ ist ein tolles Spiel, das auf Grund seiner Vielseitigkeit und dem hohen Grad an Interaktion zu überzeugen weiß. Die vielfältigen Spielelemente sind wunderbar miteinander verzahnt und erschaffen ein ganz eigenes Spielgefühl. Spannende Entscheidungen und Emotionen, wie die Hoffnung, dass bestimmte Würfel bis zum nächsten Zug noch verfügbar sind, begleiten jede Partie. Von unserer Seite gibt es daher eine klare Empfehlung.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Workerplacement, 90 Minuten, Würfelplatzierung, Eurogame