Test | Messina 1347
Die Pest ist in Europa angekommen! Große Handelsschiffe hatten sie an Bord und nun verbreitet sie sich ungebremst in Messina. Als Adelsfamilie vor den Toren der Stadt habt ihr es euch zur Aufgabe gemacht, so vielen Bewohner:innen der Stadt einen Platz auf eurem Hof zu geben und sie damit vor einem schrecklichen Ende zu bewahren. „Messina 1347“ war einer der großen Verkaufsschlager auf der „Spiel 21“. Lange Zeit war es überall vergriffen, aber nun füllen sich langsam die Regale! Höchste Zeit für uns, das Spiel einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wir haben "Messina 1347" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
Bei „Messina 1347“ handelt es sich um ein Workerplacement-Spiel mit Enginebuilding-Elementen. Das Spielziel ist es, durch den cleveren Einsatz der eigenen Arbeiter den eigenen Hof am Laufen zu halten und die Stadteile Messinas gewinnbringend zu nutzen.
Die Stadt an sich verfügt über verschiedene Hexfelder, die je nach Personenzahl, in einem jeweils anderen Raster per Zufall zusammengelegt werden. Über sechs Spielrunden tritt, zu Rundenbeginn, immer wieder die Pest sowie verschiedene Bewohner der Stadt auf diesen Hexfeldern auf, mit denen die Spielgruppe interagieren kann. Geregelt wird dies durch ein sogenanntes Bevölkerungsrad, das in jeder Runde angibt, auf welchen Feldern die Pest und auf welchen Feldern die Bewohnerplättchen erscheinen.
Zusätzlich verfügt jedes Hexfeld über individuelle Aktionen, die über das Erhalten von Ressourcen bis hin zur Durchführung spezieller Aktionen auf dem persönlichen Spieltableau reichen können. Wird im eigenen Spielzug ein eigener Meeple auf ein Feld mit Pest- und Bewohnermarker platziert, kann die Pest bekämpft werden, indem eigene „Feuer-Marker“ abgelegt werden. Das führt ebenfalls dazu, dass die durchführende Person im Ansehen der Stadt steigt, was weitere positive Folgen haben kann. Die Bewohnerplättchen werden anschließend (je nach Art des Bewohnerplättchens: Handwerker, Nonne, Aristokrat) im eigenen Hof eingesetzt, wo verschiedene Werkstätten und andere Aufgabenfelder für die Bewohnenden bereitstehen.
Kommt ein Bewohnerplättchen jedoch, wie in unserem Beispiel, von einem Feld, auf dem die Pest wütete, muss dieses Plättchen zunächst in ein Quarantänehaus gelegt werden. Hier muss es über zwei Runden liegen bleiben, bevor es an die Arbeit geht. Ganz untätig muss dieser Bewohnende jedoch nicht sein, da auch die Quarantänehäuser ausgebaut werden können, sodass sie Ressourcen und Siegpunkte in jeder Runde produzieren, solange sich Bewohnerplättchen in Quarantäne in ihnen befinden.
Der eigene Hof, dargestellt durch das persönliche Spieltableau, dient hauptsächlich dazu, eine eigene Produktion zu errichten, um immer mehr Bewohnerplättchen aus der Stadt aufnehmen zu können. Diese Aufgabe wird nämlich mit fortlaufender Zeit immer schwieriger. So verbreitet sich die Pest in einer Runde rasant, wodurch zwei Pestwürfel anstatt eines pro Hexfeld verteilt werden und in den Runden Fünf und Sechs benötigt es doppelt so viele Ressourcen um sich die Pest zu kümmern, als in den Runden zuvor. Nur wer richtig geplant hat, kann hier somit Fuß fassen und sich ungestört dem Ausbau widmen.
Zu jedem Zeitpunkt ist es der Spielgruppe aber auch möglich, die Stadt Messina wieder zu bevölkern. Haben sie einen Wagen gebaut und die Voraussetzungen eines Hexfeldes erfüllt (die meist die Art von Bewohnerplättchen sowie Kosten angeben), können sie einen eigenen Token in Spielfarbe auf dieses Hexfeld legen. Fortan bekommt diese Person damit immer Siegpunkte, wenn ein Meeple die Aktion dieses Hexfeldes nutzt, wird aber auch bestraft, wenn die Pest wieder Einzug in dieses Hexfeld hält. Wer somit dieser Strategie folgen möchte, muss sich immer der Konsequenzen bewusst sein, da hier das Pech einiges kaputt machen kann, insbesondere wenn die Gier überwiegt. So sind auf dem Spielfeld aber viele unterschiedliche Wege möglich, damit nicht ein bestimmter Spielstil aufgezwungen wird.
Nach insgesamt sechs Spielrunden endet das Spiel und alle Siegpunkte aus dem verschiedenen Quellen werden zusammengerechnet. Wer am Ende die meisten Siegpunkte ergattern konnte, gewinnt.
Wer sich den Spielablauf durchgelesen hat wird schnell bemerkt haben, dass „Messina 1347“ typischen Eurogame-Elementen folgt. Das Thema an sich wirkt auf den ersten Blick super spannend. Wir bekämpfen die Pest! Wir retten Bürger! Wir bevölkern die Stadt wieder, damit wieder Leben einkehren kann! So weit so gut, aber im Spiel selbst merkt man doch, wie schnell das ganze etwas in eine Wirtschaftssimulation abdriftet. „Ja, ich habe dich gerettet! Also geh‘ mal bitte aufs Feld und arbeite da für mich. Oh, du bist krank? Nun, kein Grund nicht trotzdem im „Home Office“ zu arbeiten, oder?! Du bist ja in zwei Wochen eh wieder fit.“
Die Pest an sich ist im Thema nur eine „nervige Nebensache“. Durch die Pestmarker sterben nur Bewohnerplättchen, die in einer Runde nicht gerettet wurden, während ein Pestwürfel auf ihrem Feld lag. Alle anderen gehen ein wenig in Quarantäne, in der sie im Bestfall ja schon ein wenig arbeiten, um danach in die Werkstätten oder auf die Felder geschickt zu werden. Entscheidet sich eine Person einmal, nicht gegen die Pest zu kämpfen, obwohl ein eigener Meeple auf einem solchen Feld steht, stirbt dieser Meeple nicht einmal. Diese Person erhält nur einen „Ratten-Token“ der zum Ende des Spiels einfach Minuspunkte einbringt. Besonders durch mein persönliches Interesse am Thema war ich hier doch etwas enttäuscht, dass es im Grunde doch austauschbar gewesen wäre, bzw. andere Thematiken das Spiel vielleicht noch in viel besserem Licht hätten erstrahlen lassen.
Die andere Seite der Medaille ist nämlich, dass „Messina 1347“ ein wirklich gutes Spiel ist. Alle Spielmechaniken arbeiten absolut geschmeidig in Harmonie, die Regeln sind in beinahe allen Fällen vollkommen intuitiv und leicht zu merken, und durch die sechs Spielrunden hat es eine angenehme Spieldauer.
Was „Messina 1347“ besonders stark macht ist der Abwechslungsreichtum. Es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen, sodass jede Spielgruppe einen eigenen Weg finden oder auch noch die eigene Strategie während des Spiels umschwenken könnte, wenn es nötig wäre. Insbesondere die wirklich gut gestalteten Spielhilfen bieten eine schnelle und leicht verständliche Übersicht der Phasen, sodass das Spiel kaum vom Nachblättern im Regelbuch unterbrochen wird. Das ist besonders für die Spiele mit einer solchen Komplexität eher selten. Im Grunde ist „Messina 1347“ nämlich nach wie vor ein Expertenspiel. Zwar ist es relativ leicht zu erlernen, jedoch können Neulinge sehr schnell von den unterschiedlichen Entscheidungen überfordert sein. Anders als andere Spiele dieses Genres, ist ein Einstieg hier für unerfahrenere Spielgruppen aber nicht unmöglich. Durch die intuitiven Regeln gehört es zu den leichteren bzw. einstiegsfreundlichen Expertenspielen, wodurch mehr Spielgruppen angesprochen werden können. Was hier aber leider fehlt ist ein Handicap-System. Wie bei Expertenspielen üblich, haben Neulinge in den meisten Fällen absolut keine Chance, wenn sie gegen erfahrene Personen antreten.
„Messina 1347“ lebt davon, dass das Spiel mehr als nur einmal gespielt wird und die Mechaniken durch mehrfaches Üben immer weiter verinnerlicht werden. Ein Spiel für zwischendurch sieht damit etwas anders aus. Die Spielgruppe sollte wissen, auf was sie sich hier einlässt.
Während die Regeln einem leichten Einstieg einen großen Dienst erweisen, tut es das Spielmaterial und die Spielschachtel aber wieder nicht. „Messina 1347“ besitzt sehr viel unterschiedliches Spielmaterial, das auf- und wieder abgebaut werden will. Da die Spielschachtel über kein Sortiersystem verfügt, können alle Token nur in kleinen Plastiktüten aufbewahrt werden, wovon zu wenig mitgeliefert werden, um das Spielmaterial sinnvoll zu sortieren. Auch hier mag das zwar ein Punkt sein, der mir persönlich sehr aufstößt, während andere grade ein großes Fragezeichen über dem Kopf haben, dennoch empfehle ich hier aber ein separates Sortiersystem zu schaffen oder sich die fehlenden Einlagen anderweitig zu ersetzen. So kann der Auf- und Abbau massiv verkürzt und angenehmer gemacht werden.
Unterm Strich bietet „Messina 1347“ eine sehr gute Spielerfahrung, die jedoch von einigen Punkten davon zurückgehalten wird, wirklich großartig zu sein. Spielgruppen, die sich wenig an oberflächlichen Thematiken stören oder kein Problem mit fehlenden Sortiersystemen haben, ist das Spiel wärmstens empfohlen.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 1-8 Personen, Enginebuilder, Workerplacement, 40-60 Minuten, Historisch, Eurogame