
Test | Conflict of Heroes - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
In seinen Grundzügen wirkt „Unternehmen Zitadelle“ wie andere Vertreter des Genres: Kleine quadratische Plättchen werden über ein mit Hexfeldern bestücktes Spielfeld geschoben, während beide Fronten versuchen, sich gegenseitig zu besiegen. Im Kern mag das nicht falsch sein, dennoch ist „Unternehmen Zitadelle“ so viel mehr. Während Veteranen sich schnell, durch die vielen bekannten Elemente, ins Design einfinden können, bietet „Unternehmen Zitadelle“ ebenfalls viel für Neulinge. Das Regelbuch ist gespickt mit Hilfestellungen und Modifikationen, wodurch Missionen einstiegsfreundlicher werden, während die Missionen für Veteranen nicht an Reiz verlieren, indem sie diese Optionen einfach weglassen. Eines der größten Highlights sah ich im Missions- und Regelbuch. Beide sind sehr gut durchstrukturiert, sodass sich die Regeln in kleinen und durchaus logischen Schritten aneignen lassen. So beginnen die Regeln mit den absoluten Basics, die die Spielgruppe in den ersten beiden Missionen benötigen werden. Sind diese klar verinnerlicht gehen die Regeln auf die tieferen Mechaniken ein, damit auch Panzer oder Flugzeuge im Spiel genutzt werden können. Jede Regel hat einen kleinen Verweis, wo sie im Regelbuch zu finden ist und sollte man etwas suchen hilft der Index dabei. Daran kann sich gerne jedes Spiel des Genres ein Beispiel nehmen!
Die Missionen sind ebenfalls auf diese Weise aufgebaut. Der Fokus der ersten Mission liegt auf den normalen Fußtruppen, die mit jeder Mission um einen kleinen Teil erweitert werden. So bietet jede Mission eine neue Herausforderung, die eine angenehm seichte Lernkurve mit sich bringt. Auf diese Weise kann „Unternehmen Zitadelle“ auch als Kampagne gespielt werden, indem die Missionen über mehrere Partien in aufsteigender Abfolge gespielt werden.
Während des Spiels hilft der Spielreferenzbogen mit hilfreichen Hinweisen, Erklärungen und Verweisen auf das Regelbuch, wodurch der Spielfluss nicht durch ständiges „Regel suchen“ unterbrochen wird. Zwar sind die Regeln dadurch nicht weniger und noch immer nichts für absolute Neueinsteiger. Wer sich jedoch schon immer einmal in die Welt der Wargames vorwagen wollte und gewillt ist, sich der Fülle an Regeln anzunehmen, erhält hier ein sehr angenehmes und belohnendes Lern- und Spielerlebnis.
Geschichtsfans gehen in „Unternehmen Zitadelle“ ebenfalls nicht leer aus, da das Spiel jede Mission mit einem historischen Kontext versieht und die Spielgruppe gut darüber aufklärt, wie sich der Verlauf des Krieges gestaltet. Da es sich hierbei aber eher um ein Reenactment handelt, haben die einzelnen Partien keine Auswirkungen auf spätere Missionen. Zwar können Missionen anders ausgehen als im historischen Kontext vorgesehen, dennoch haben solche Ergebnisse keine Auswirkungen auf die Gesamtheit der Missionen. Ein sehr schönes Detail sah ich in den unterschiedlichen Ausrüstungsständen der Truppen. Während manche Soldaten bereits mit der neusten Technik nach Stand des Jahres 1943 herumlaufen, sind andere mit älteren Waffensystemen unterwegs, was sich in schwächeren Werten widerspiegelt. Genau solche kleinen Details lassen die Herzen von Geschichtsfans höherschlagen, während Personen mit weniger Interesse daran nicht gezwungen werden, diese zu erkennen oder ihren Kontext zu verstehen.
Ein wenig schade empfand ich, dass in „Unternehmen Zitadelle“ kein expliziter Solo-Modus eingebaut wurde, wodurch einiges an Potential verschenkt wurde. Auch ist das Design des Spielfeldes und der Einheitsplättchen an manchen Stellen etwas unglücklich. Zwar ist jedes Feld der Spielfelder nummeriert, die Nummern und Markierungen sind aber so klein und farblich so wenig ausgeprägt, dass sie teilweise nur mit Mühe zu erkennen ist. Bei den Einheitenplättchen wird viel mit Farben gearbeitet, die jedoch Personen mit einer Farbschwäche das Spiel unnötig erschweren. Insbesondere grüne oder rote Flächen sollen für einen schnellen Überblick sorgen, wobei sie für Personen mit einer rot/grün-Schwäche eher hinderlich sind. Zwar ist das Meckern auf hohem Niveau, aber dennoch sollten Personen, die sich hier angesprochen fühlen, sich lieber selbst ein Bild davon machen.
Unterm Strich ist „Unternehmen Zitadelle“ eines der einstiegsfreundlichsten und variationsreichsten Wargames, das ich bisher spielen konnte. Es gelingt ihm eine gute Balance zwischen leichtem Einstieg und höherer Komplexität zu erreichen, wodurch sich Neulinge und Veteranen gleichermaßen am Spiel erfreuen können. Alle die bereit sind, sich durch viele Informationen zu graben und schon immer mal ein Wargame ausprobieren wollten, sollten sich „Unternehmen Zitadelle“ genauer anschauen!
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Tags: 2-4 Personen, Kampfstrategie, 60-240 Minuten, Zweiter Weltkrieg