Test | Conflict of Heroes
Spielgruppen, die sich in das Genre der „Wargames“ vorwagen wollen, stehen meist vor einer kaum zu überwindenden Einstiegshürde. Unzählige Plättchen, Regelbücher, so dick wie ganze Romane und komplexe Regelstrukturen, die auswendig gelernt werden müssen, verschließen diese Welt oft vor Neulingen. „Conflict of Heroes“ geht da einen anderen Weg, dessen Erfolg bereits in mehreren Editionen und mit Auszeichnungen bestätigt wurde. Während die Teile dieser Brettspielreihe unterschiedlichste Kriegsschauplätze untersuchten, nimmt „Conflict of Heroes – Unternehmen Zitadelle“ die Spielgruppen mit an die Ostfront des zweiten Weltkrieges. Aber sollten sich Spielgruppen auch für „Conflict of Heroes – Unternehmen Zitadelle“ entscheiden, während es eine riesige Auswahl an Spielen mit einer ähnlichen Thematik gibt?
Giant Roc hat uns "Conflict of Heroes" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
In „Conflict of Heroes – Unternehmen Zitadelle“ (im Folgenden mit „Unternehmen Zitadelle“ abgekürzt) durchlaufen Spielgruppen den Konflikt der sowjetischen und deutschen Truppen während des Ostfeldzuges 1943. Jede Seite versucht als einer der beiden Kriegsparteien die gegnerische Front durch Strategie und einer ausgefeilten Taktik auszumanövrieren. Abwechselnd aktivieren beide Seiten Soldaten oder Kampffahrzeuge, mit denen sie wichtige Punkte auf dem Spielplan sichern oder gegnerische Einheiten angreifen. Geführt von einem Missionsbuch, müssen die jeweiligen Seiten, je nach gespielter Mission, unterschiedliche Missionsziele erfüllen. Während es in der ersten Mission noch um die Sicherung bzw. Beschaffung strategisch wichtiger Dokumente geht, müssen in späteren Missionen bestimmte Zielorte eingenommen oder spezielle Einheiten ausgeschaltet werden.
Ähnlich wie bei anderen Spielen des Genres befinden sich alle notwendigen Informationen einer Einheit auf dem jeweiligen Einheitenplättchen. Unterstützt durch einen Spielreferenzbogen sind alle notwendigen Spielinformation zu jedem Zeitpunkt einsehbar, wodurch sich jede Entscheidung im Vorfeld planen lässt. Da Krieg jedoch selten nach Plan läuft sind Würfel ein essenzielles Werkzeug von „Unternehmen Zitadelle“. Während sehr viele Würfelwürfe vereinfacht oder erschwert werden können, bleibt ein gewisser Glücksfaktor in jedem Fall zurück. So können sich Soldaten im Gelände verstecken oder durch Rauchbomben die Sicht erschweren. Diese können natürlich noch immer von gegnerischen Truppen getroffen werden, jedoch sinkt die Wahrscheinlichkeit durch die richtigen Präventivmaßnahmen enorm.
Zusätzlich zu den Faktoren, die die Parteien auf dem Spielfeld selbst beachten müssen, nutzt „Unternehmen Zitadelle“ Handkarten. Mit diesen können zusätzliche Aktionen erhalten oder ein Würfelwurf bzw. ein anderes Elemente des Spiels positiv manipuliert werden. Wie alles in „Unternehmen Zitadelle“ sind die Handkarten jedoch keine Allzweckwaffe, da auch sie eine Ressource sind, die mit Bedacht verwendet werden sollte. So können sie für spätere Spielzüge aufbewahrt werden. Sind die Karten aber erstmal ausgegeben, dauert es in den meisten Fällen lange, bis sich diese wieder auffüllen. Ein mächtiger Angriff ist mit den richtigen Handkarten und einer guten Planung machbar. Funktioniert dieser aber nicht wie gewollt, können die eigenen Truppen schnell schutzlos vor dem Feind stehen.
Die Variation des Spiels wird durch insgesamt 16 unterschiedliche Missionen eingebracht. Jede Mission verfügt über eigene Ziele, einen eigenen Truppenaufbau und teilweise auch eine speziell Anzahl an Personen, die an der Mission teilnehmen können. Während jede Mission mit mindestens zwei Personen spielbar ist, erlauben es andere Missionen die Spielgruppengröße auf 3,4 oder bei einem speziellen Fall sogar auf 8 Personen zu steigern. Anders als viele andere Spiele des Genres ist „Unternehmen Zitadelle“ nicht darauf ausgelegt, es in einer Solo-Partie zu spielen. Es lassen sich zwar beide Parteien von einer Person kontrollieren, jedoch leben einige Elemente des Spiels von geheimen Informationen. So sollte die gegnerische Partei nicht unbedingt sofort wissen, wie erfolgreich ein Angriff auf die Moral der Truppen war oder welche geheime Einheit sich im Wald verschanzt hat. Prinzipiell ist eine Solo-Partie möglich, das volle Spiel kann aber nur mit mehreren Personen erlebt werden.
In seinen Grundzügen wirkt „Unternehmen Zitadelle“ wie andere Vertreter des Genres: Kleine quadratische Plättchen werden über ein mit Hexfeldern bestücktes Spielfeld geschoben, während beide Fronten versuchen, sich gegenseitig zu besiegen. Im Kern mag das nicht falsch sein, dennoch ist „Unternehmen Zitadelle“ so viel mehr. Während Veteranen sich schnell, durch die vielen bekannten Elemente, ins Design einfinden können, bietet „Unternehmen Zitadelle“ ebenfalls viel für Neulinge. Das Regelbuch ist gespickt mit Hilfestellungen und Modifikationen, wodurch Missionen einstiegsfreundlicher werden, während die Missionen für Veteranen nicht an Reiz verlieren, indem sie diese Optionen einfach weglassen. Eines der größten Highlights sah ich im Missions- und Regelbuch. Beide sind sehr gut durchstrukturiert, sodass sich die Regeln in kleinen und durchaus logischen Schritten aneignen lassen. So beginnen die Regeln mit den absoluten Basics, die die Spielgruppe in den ersten beiden Missionen benötigen werden. Sind diese klar verinnerlicht gehen die Regeln auf die tieferen Mechaniken ein, damit auch Panzer oder Flugzeuge im Spiel genutzt werden können. Jede Regel hat einen kleinen Verweis, wo sie im Regelbuch zu finden ist und sollte man etwas suchen hilft der Index dabei. Daran kann sich gerne jedes Spiel des Genres ein Beispiel nehmen!
Die Missionen sind ebenfalls auf diese Weise aufgebaut. Der Fokus der ersten Mission liegt auf den normalen Fußtruppen, die mit jeder Mission um einen kleinen Teil erweitert werden. So bietet jede Mission eine neue Herausforderung, die eine angenehm seichte Lernkurve mit sich bringt. Auf diese Weise kann „Unternehmen Zitadelle“ auch als Kampagne gespielt werden, indem die Missionen über mehrere Partien in aufsteigender Abfolge gespielt werden.
Während des Spiels hilft der Spielreferenzbogen mit hilfreichen Hinweisen, Erklärungen und Verweisen auf das Regelbuch, wodurch der Spielfluss nicht durch ständiges „Regel suchen“ unterbrochen wird. Zwar sind die Regeln dadurch nicht weniger und noch immer nichts für absolute Neueinsteiger. Wer sich jedoch schon immer einmal in die Welt der Wargames vorwagen wollte und gewillt ist, sich der Fülle an Regeln anzunehmen, erhält hier ein sehr angenehmes und belohnendes Lern- und Spielerlebnis.
Geschichtsfans gehen in „Unternehmen Zitadelle“ ebenfalls nicht leer aus, da das Spiel jede Mission mit einem historischen Kontext versieht und die Spielgruppe gut darüber aufklärt, wie sich der Verlauf des Krieges gestaltet. Da es sich hierbei aber eher um ein Reenactment handelt, haben die einzelnen Partien keine Auswirkungen auf spätere Missionen. Zwar können Missionen anders ausgehen als im historischen Kontext vorgesehen, dennoch haben solche Ergebnisse keine Auswirkungen auf die Gesamtheit der Missionen. Ein sehr schönes Detail sah ich in den unterschiedlichen Ausrüstungsständen der Truppen. Während manche Soldaten bereits mit der neusten Technik nach Stand des Jahres 1943 herumlaufen, sind andere mit älteren Waffensystemen unterwegs, was sich in schwächeren Werten widerspiegelt. Genau solche kleinen Details lassen die Herzen von Geschichtsfans höherschlagen, während Personen mit weniger Interesse daran nicht gezwungen werden, diese zu erkennen oder ihren Kontext zu verstehen.
Ein wenig schade empfand ich, dass in „Unternehmen Zitadelle“ kein expliziter Solo-Modus eingebaut wurde, wodurch einiges an Potential verschenkt wurde. Auch ist das Design des Spielfeldes und der Einheitsplättchen an manchen Stellen etwas unglücklich. Zwar ist jedes Feld der Spielfelder nummeriert, die Nummern und Markierungen sind aber so klein und farblich so wenig ausgeprägt, dass sie teilweise nur mit Mühe zu erkennen ist. Bei den Einheitenplättchen wird viel mit Farben gearbeitet, die jedoch Personen mit einer Farbschwäche das Spiel unnötig erschweren. Insbesondere grüne oder rote Flächen sollen für einen schnellen Überblick sorgen, wobei sie für Personen mit einer rot/grün-Schwäche eher hinderlich sind. Zwar ist das Meckern auf hohem Niveau, aber dennoch sollten Personen, die sich hier angesprochen fühlen, sich lieber selbst ein Bild davon machen.
Unterm Strich ist „Unternehmen Zitadelle“ eines der einstiegsfreundlichsten und variationsreichsten Wargames, das ich bisher spielen konnte. Es gelingt ihm eine gute Balance zwischen leichtem Einstieg und höherer Komplexität zu erreichen, wodurch sich Neulinge und Veteranen gleichermaßen am Spiel erfreuen können. Alle die bereit sind, sich durch viele Informationen zu graben und schon immer mal ein Wargame ausprobieren wollten, sollten sich „Unternehmen Zitadelle“ genauer anschauen!
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Bilder vom Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Kampfstrategie, 60-240 Minuten, Zweiter Weltkrieg