Test | Die Verteidigung von Procyon III

Test | Die Verteidigung von Procyon III - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

„Die Verteidigung von Procyon III“ schlägt ein wie eine Wucht. Und damit ist nicht nur das Gewicht der Spielschachtel mitsamt Spielmaterial gemeint. Die Einstiegshürde ist sehr hoch, da sich alle vier Fraktionen unterschiedlich spielen und auf dem Tisch im Prinzip zwei völlig verschiedene Spiele stattfinden. Da wir das Spiel nur zu zweit testen konnten, hat sich erstmal jeder mit zwei der fünf Regelhefte zurückgezogen, um sich die Lektüre bei einer heißen Tasse Tee zu Gemüte zu führen. Die Regeln sind jedoch eingänglicher als wir zunächst gedacht haben. Man sollte aber nicht vergessen, dass es sich immer noch um komplexes Expertenspiel handelt. Auf der Rückseite jeder Anleitung gibt es jeweils eine Kurzübersicht zur Fraktion, deren Funktionsweisen, eigenen Zielen und den Zielen der direkten Gegner. Diese Kurzübersicht muss hervorgehoben werden, da wir während des Spielens alle nötigen Informationen dort finden konnten. Ein ständiges Nachschlagen in den Regelheften wird damit vermieden. Ohne diese Übersichten kann ich es mir nicht vorstellen dieses Spiel zu spielen, da hierdurch der Einstieg und das Spielen selbst sehr stark vereinfacht werden.

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Der Auf- und Abbau des Spieles ist, aufgrund des umfangreichen Spielmaterials mühsam und nimmt einige Zeit in Anspruch. Aufgebaut hat das Spiel jedoch eine unglaubliche Tischpräsenz. Unsere Tischplatte (210cm x 90cm) war so gut wie nicht mehr zu sehen. Glücklicherweise lässt sich das gesamte Material in den mitgelieferten Inlays verstauen, sodass nichts in der Spielschachtel lose rumfliegen muss. Miniaturen sind reichlich vorhanden, die Qualität wirkt aber zu Teilen nicht mehr zeitgemäß und ist nicht vergleichbar mit Miniaturen von bspw. „Awaken Realms“. Zum Bemalen sind vor allem die Figuren der menschlichen Fraktion aufgrund der Detailarmut nicht unbedingt geeignet. Mit der Masse an Miniaturen auf den Spielbrettern fiel das für uns allerdings kaum ins Gewicht und brachte dem Spielspaß keinen Abbruch.

„Die Verteidigung von Procyon III“ fühlt sich wie ein riesiges Katz-und-Maus-Spiel an. Fast jede Aktion fühlt sich mächtig an. Die Genugtuung endlich eine Kobra der Former zu besiegen war genauso groß wie die Ungläubigkeit, wenn der Schwarm ein ganzes Gebiet auf der Oberfläche auslöscht. Dabei wirkt jede Aktion im ersten Moment unfair, aber die Möglichkeit des Gegenschlags kommt schneller als gedacht. Wir haben uns mehrfach dabei erwischt, dass wir der Meinung waren die Aktion des anderen sei zu stark, nur um im nächsten Moment selbst eine mindestens genauso starke Aktion durchzuführen. So kann es schon einmal dazu kommen, dass die Menschen durch ein Bombardement fast die Hälfte der Aethyn auf dem Planeten auslöschen, nur damit die Aethyn im nächsten Zug fast genauso viel Einheiten aus den Toten der Menschen wiederauferstehen lassen. Für uns persönlich ist diese intensive Dynamik größte Stärke von „Die Verteidigung von Procyon III“ und bringt sehr viel Spielspaß.

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Die asymmetrischen Fraktionen sind unserer Meinung nach gut ausbalanciert, sodass auf beiden Spielbrettern spannende Kämpfe stattfinden, die zwar ein hohes Maß an taktischer Vorbereitung erfordern, aber grundsätzlich schnell und unkompliziert abgehandelt werden können. Eine Sache könnte aber für einige Personen störend sein, die sehr viel Wert auf Strategie und Taktik legen. Es kann passieren das eine vorbereite Taktik durch eine einzige Karte des Gegners ausgehebelt werden kann. Als Beispiel können die Menschen Schilde verstärken, um Schaden an ihren Einheiten zu vermeiden. Allerdings können die Aethyn mit einer einzigen Karte diese Schilde wieder verschwinden lassen und trotzdem wie gewohnt angreifen. Wer sich an solchen Details stört, sollte vorsichtig sein, da dies insgesamt relativ häufig vorkommt.

Die größte Besonderheit des Spiels liegt aber im Zusammenspiel der beiden eigentlich voneinander getrennten Schlachtfelder. Hier gibt es unserer Meinung nach Licht und Schatten. Das Spielprinzip ist besonders und haben wir so vorher noch nicht gesehen. Es ist wichtig die Aktionen zwischen den Fraktionen gut abzustimmen, um erfolgreich im Spiel zu sein. Wenn die Menschen der Oberfläche versuchen Wissenschaftler zu evakuieren macht dies nur Sinn, wenn die Flotte der Menschen dies im Orbit entsprechend vorbereitet hat. Wenn man der eigenen Fraktion auf dem anderen Spielbrett jedoch helfen muss, kommt es häufig vor, dass man auf eigene Spielzüge verzichtet und vornehmlich reagiert als agiert. So muss ein bereits geplanter Zug komplett umgeworfen werden nur um zu helfen, obgleich man selbst auf dem eigenen Schlachtfeld so gut wie gar nicht weiter kommt. Auch die möglichen Optionen könnte zahlreicher und abwechslungsreicher sein.

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Bedingt durch die Aufteilung in vier Fraktionen bietet es sich an das Spiel mit vier Spielenden zu spielen. Wir haben in unseren Zweierrunden gemerkt, dass das Spiel zu zweit auch spielbar ist, aber die Komplexität durch das ausgiebige Micromanagement stark ansteigt. Die beiden Rollen der Fraktionen unterscheiden sich so stark, dass wir das Gefühl hatten, zwei komplett unterschiedliche Spiele gleichzeitig zu spielen, was für uns im Endeffekt sehr anstrengend wurde. Gleiches gilt für die Spieldauer die, je nach Verlauf des Spiels, sehr lange andauern kann. Ebenfalls sollte die Downtime bei vier Spielenden nicht außer Acht gelassen werden. Bereits zu zweit mussten wir merkliche Wartezeiten bis zum nächsten Zug in Kauf nehmen.

Um eine Topwertung vergeben zu können fehlt es uns zusätzlich an der ein oder anderen Stelle an der Liebe zum Detail. Das Artwork wirkt lieblos, ist sehr generisch und repetitiv. So sehen alle Karten gleich aus und haben kein ansprechendes Artwork oder ähnliches, dass die Aktion der Karte unterstreichen würde. Auch die „Welt“ ist beliebig und die thematische Einführung in den Regeln langweilig geschrieben. Die Geschichte rund um „Die Verteidigung von Procyon III“ bietet viel Potenzial, welches aber leider vollends verschenkt wird. Der sehr präsente Rechtschreibfehler auf der Spielschachtel und den Anleitungen der deutschen Version helfen nicht gerade, diesen Eindruck zu verbessern. Auch innerhalb der Regelbücher haben sich teilweise kleinere redaktionelle Fehler eingeschlichen, die vermeidbar gewesen wären.

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„Die Verteidigung von Procyon III“ ist ein knallhartes, langes Expertenspiel und damit nichts für Zwischendurch. Am besten funktioniert es mit einer Vierergruppe, die sich regelmäßig trifft und ganz in das Spiel und seine kleinen Mechaniken eintauchen kann. Liebhaber solcher Spiele, die über die kleinen Fehler hinwegsehen können und von der Vielzahl an Regeln nicht abgeschreckt sind, sollten auf jeden Fall einen Blick auf „Die Verteidigung von Procyon III“ werfen. Die Verteidigung ist eine ganz besondere Erfahrung und wir sind froh diese gemacht zu haben, allerdings wird das Spiel in unserer Sammlung aufgrund der fehlenden dauerhaften Gruppe und dem erneuten Regeln lernen nach längerer Ruhezeit keinen festen Platz finden.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

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