Test | Flippermania

Test | Flippermania

Flipper…die standen doch früher in jeder Bar!? Ende der 70er Jahre gab es die höchste Flipperdichte weltweit. In Deutschland allein gab es damals ca. 240.000 Flipper. Dabei ist das Prinzip selbst denkbar einfach und geradezu prädestiniert für die Highscore-Jagd: Halte die Flipperkugel so lange wie möglich auf dem abschüssigen Feld, um immer mehr Punkte zu sammeln. „Flippermania“ will dieses schnelle Spielgefühl und die Jagd nach den Punkten auf den Tisch bringen. Kann das funktionieren?

 

infos zum spiel

Wir haben "Flippermania" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

 

Nein, nicht die Outlane!

„Flippermania“ ist ein Roll & Write für 1-4 Personen ab 10 Jahren. Es gibt vier Flippertische und dazu passende Punktetafeln, die alle unterschiedlich sind und ihre Besonderheiten haben. Das gewünschte Paar wird ausgewählt und alle bekommen die zwei Tableaus, ihre Kugeln und einen Stift. Damit ist der Aufbau schon beendet und es kann losgehen.

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Jede Runde werden die zwei Würfel geworfen und alle entscheiden sich für einen der zwei Werte, den sie als Ziel für ihre Kugel nehmen wollen. Die Kugel wird zur entsprechenden Stelle geschoben und das getroffene Ziel ausgestrichen. Danach werden die Würfel von der nächsten Person geworfen und wieder einer der Werte gewählt.

Die Kugel startet zu Beginn in der obersten Zone des Spielfeldes und muss jede Runde eine Zone weiter ‚runterfallen‘. Ausnahme sind die ‚Bumper‘. Hier kann die Kugel hin- und hergeflippert werden und länger in einer Zone gehalten werden.

In der untersten Zone befinden sich die sogenannten Flipperfinger, in zwei unterschiedlichen Farben. Landet die Kugel auf einem dieser Finger, darf sie in der nächsten Runde wieder nach oben geschlagen werden - allerdings nur in Bereiche mit der zum Flipperfinger passenden Farbe.

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Beim Abschießen der Ziele können unterschiedliche Boni freigeschaltet werden, wie z. B. Multiball, bei dem man mit zwei Kugeln spielt, oder der Flipperbonus, mit dem die Farben ignoriert werden können. Außerdem kann der Würfel mit einem Stoß manipuliert werden. Das ist dreimal pro Spiel möglich und resultiert in einem sogenannten Tilt. Das Tiltrisiko ergibt sich aus der Anzahl Augen, um die der Würfel geändert wurde. Aus einer Änderung des Würfels von 2 auf 5 ergibt sich also ein Risiko von 3. Beim nächsten Würfeln muss die Differenz der zwei geworfenen Würfel gegen das vorher entstandene Risiko verglichen werden. Ist sie kleiner als das Risiko, geht die Kugel verloren.

Wenn die Kugel in die unterste Zone fällt und dort keine Felder mehr frei sind oder nicht die passende Zahl gewürfelt wurde, verliert man sie ebenfalls und startet mit der nächsten Kugel wieder ganz oben.

Einige Ziele werden beim Verlust der Kugel wieder frei, andere sobald alle in einer Gruppe getroffen wurden. Erhaltene Boni gibt es nur einmal pro Spiel.

Ein Spiel von „Flippermania“ ist vorbei, wenn alle Mit-Flippenden ihre dritte Kugel verloren haben. Es gewinnt, wer die meisten Punkte erzielt.


Ich war mehr als skeptisch, als ich das Spielprinzip von „Flippermania“ das erste Mal gelesen habe. Flipper als Brettspiel? Das soll funktionieren? Abgesehen davon war ich noch nie ein Fan von Flippern…weder von den originalen Tischen noch diversen PC-Versionen.

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Aber ich muss meine Meinung korrigieren. Nicht nur, dass ich inzwischen sicher werde, was Flipperbegriffe wie Outlane, Inlane, Tilt oder Bumper betrifft. Nein, ich hatte tatsächlich Spaß bei „Flippermania“!

Das Prinzip der Flipper wurde gut auf‘s Spielbrett gebracht. Beim Regelstudium gibt es zwar doch einiges zu beachten, aber sobald man das verinnerlicht hat, spielt es sich richtig schnell. Außerdem gibt es viele Regeln, die sich intuitiv anfühlen. Z. B., dass die Kugel immer weiter nach unten fällt oder zwischen den Bumpern gehalten werden kann.

Das gesamte Material in „Flippermania“ macht einen guten Eindruck. Die Stifte, die im Spiel enthalten sind, und wieder ‚wegradiert‘ werden können, sowie die Spielfelder, die immer wieder neu beschriftet werden können, funktionieren gut. Natürlich verwischt man selbst mal was oder der Stift schreibt nicht sofort, aber das ist alles nichts, was wirklich stört.

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Das Design der Tische ist ebenfalls sehr gut getroffen. Die einzelnen Tableaus sind farbenfroh und haben unterschiedliche Themen, die gut zu Flippertischen passen.

Durch die zwei Würfel, die immer zur Wahl stehen, und die Optionen, den Tisch zu stoßen, hält sich der Glücksfaktor etwas in Grenzen, aber bleibt natürlich erhalten. Wobei er das Spiel zu mehreren auch gerade spannend macht. Wer verliert seine Kugel zuerst?

Für einen höheren Wiederspielwert bietet „Flippermania“ insgesamt vier unterschiedliche Tische. Diese variieren optisch sehr stark und bieten viele Eigenschaften und größtenteils Minispiele, die neben dem normalen Flippern gestartet werden.

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Als Solo-Spiel funktioniert es sehr gut. „Flippermania“ bietet eine reine Highscore-Jagd, bei der man immer besser werden will. Bei einem Spiel mit mehreren Personen bleibt es durch gleichzeitiges Spielen schnell. Nur ab und an entsteht mal eine kurze Pause, bis alle ihre Entscheidung getroffen haben. Allerdings gibt es keinerlei Interaktion untereinander, alle spielen für sich und was die anderen genau machen, ist eigentlich nicht wichtig. Dafür nahm bei uns in der Runde der Ehrgeiz ungeahnte Höhen an, die Kugel bloß nicht als erstes zu verlieren und es wurde ordentlich geflucht, wenn es sich auf Biegen und Brechen nicht mehr vermeiden ließ.

Leider kann sich „Flippermania“ auch ziemlich in die Länge ziehen. Das kann ermüdend werden, da es einfach nicht viel Abwechslung im Spiel selbst bietet oder eine Person vielleicht zum Zuschauen verdammt wird.

„Flippermania“ ist also eine lustige, schnell gespielte Highscore-Jagd, die allein sehr gut funktioniert und Abwechslung bietet. Obwohl das auch mit mehreren der Fall ist, würde ich es v.a. als Solo-Spiel empfehlen. Alle, die Flipper mögen, können hier beruhigt zugreifen. Und eigentlich auch die, die bisher wie ich eher einen Bogen darum gemacht haben. Eine lustige Runde zwischendurch ist allemal drin.

 

Wertung zum spiel

 

 


 

uwe

 

 

Als wir auf der digitalen SPIEL´20 am Stand der WizKids vorbeischauten, sahen wir dort in einer dunklen Ecke etwas, was einem schon lange nicht mehr unter die Augen gekommen war: ein Flipper-Automat in Gestalt der Brettspiel-Umsetzung „Super-Skill Pinball: 4-Cade“. Auf den ersten Blick dachte ich, dass kann nicht funktionieren. Aber nach den ersten Runden war schnell klar, dass ich mich gründlich getäuscht hatte. Trotzdem ließen wir uns vom englischen Original nicht verführen, behielten das Spiel aber auf der Shortlist. Als dann Pegasus Spiele mit „Flippermania“ eine deutsche Lokalisation ankündige, war klar, dass wir es jetzt endlich haben müssen. Doch konnte „Flippermania“ den hohen Erwartungen genügen, oder teilt es das Schicksal mit den echten Flipper-Automaten und geriet nach dem ersten Hype in Vergessenheit?

Meist sind Roll & Write-Spiele ja eher trocken. Würfeln, ein x-beliebiges Feld ankreuzen, Bonus erhalten und so weiter. Ganz anders „Flippermania“. Selten habe ich ein Spiel gezockt, bei dem das Thema derartig stimmig umgesetzt wurde. Jedes Element eines Flipper-Automaten realitätsnah und liebevoll durch die Mechanik abgebildet. Das erleichtert vor allem Gelegenheitsspieler:innen den Einstieg ungemein.

 

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Trotz seiner Zugänglichkeit teile ich die Einschätzung, dass „Flippermania“ ein Kennerspiel ist. Das liegt meiner Ansicht nach aber hauptsächlich am etwas umfangreicheren Regelwerk, welches laut zahlreichen Online-Rezensionen gerade bei Neulingen dazu führen kann, dass vor Frust ordentlich auf den Tisch geklopft wird. Hier kann eine geübte Person Abhilfe schaffen. Diese Zielgruppe wird den Schwierigkeitsgrad wohl eher bei Familienspiel Plus einordnen.

Es ist aber nicht so, dass hier einfach drauflos gespielt werden kann, und, puff, paff, peng, hat man die Höchstpunktzahl geknackt. Nein, dafür braucht es schon ein wenig Denke. Zu Beginn der Partie ist es notwendig, sich zu überlegen, welche der zahlreichen Boni überhaupt freigeschaltet werden sollen. Ein wenig Taktik bedarf es auch, damit immer ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Da die Entscheidungsmöglichkeiten begrenzt sind, entsteht kaum Downtime, was einen das hektische Treiben an einem echten Flipper-Automaten nacherleben lässt. Natürlich gehört neben geschicktem Planen auch eine gewisse Portion Glück dazu, welche durch das Stoßen aber etwas abgefedert wird.

Dank dieses Zufalls bleibt die Highscore-Jagd auch nach vielen Partien noch aufregend. Für Abwechslung sorgen zudem die unterschiedlichen Tische, welche durch ihre spannenden und ausgeklügelten Minispiele punkten. Wenn es einem da gelingt, richtig abzusahnen, hüpfen die Endorphine doch glatt im Bumper-Viereck.

Für Freude sorgt auch das überdurchschnittliche Spielmaterial. Die Box ist aus dickem Karton gefertigt, wirkt allerdings etwas sperrig. Positiv hervorzuheben sind die abwischbaren Tableaus, welche sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel schonen. Bei den Kugeln handelt es sich um ein nettes Gimmick. Allerdings müssen alle ein wenig aufpassen, dass dadurch nichts verschmiert wird. Besonders gefallen hat mir das informative Begleitheft, welches in Zusammenarbeit mit Pinball-Dreams.com entstanden ist. Hier lernt man echt nochmal was dazu. Abgerundet wird all das durch die knallbunte Optik, welche einen gedanklich in eine gute alte Spielhalle transportiert.

 

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Natürlich funktionieren auch die Flipperfinger bei „Flippermania“ nicht immer ruckelfrei. So können manche Partien ausarten, was besonders für diejenigen ärgerlich ist, welche früh ausscheiden. Zum Trost können die betroffenen Personen aber mit den anderen mitfiebern oder sich der Schadenfreude hingeben, wenn jemanden die Kugel zwischen den Flipperfingern durchrauscht. Das stellt in jedem Fall mehr Interkation dar als während der aktiven Spielzeit, denn alle spielen natürlich an ihrem eigenen Flippertisch vor sich hin. Bei all dieser leisen Kritik sollte nicht vergessen werden, dass diese Punkte auf einen Großteil der Genre-Vertreter zutreffen, weswegen ich mich davon nicht ablenken lasse.

Ich konzentriere mich lieber auf die Kugel, mit der Autor Geoff Engelstein bei mir voll ins Schwarz getroffen hat. „Flippermania“ hat für mich Suchtpotential und ist daher aktuell das am meisten gespielte Game in meinem Haushalt und ich bin mir sicher, dass es diesen Status bis Jahresende nicht verlieren wird. Denn für mich ist das Spiel definitiv ein Meisterwerk, welches ich allen empfehle, welche thematische Spiele schätzen oder ein Faible für Roll & Write-Spiele haben.

Aber genug geredet. Ich lockere jetzt erstmal meine Finger vom Schreiben, setze die Kugel auf das Startfeld, lege den Soundtrack des Computerspiels „3D Pinball Space Cadet“ auf und schon fühle ich mich wieder wie ein kleiner Junge. Was kann es Schöneres geben? Natürlich, ein neuer Highscore!

 

 

wertung zweite meinung

 

 

 

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Tags: 1-4 Personen, 20-40 Minuten, Roll-and-Write

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