Test | Corrosion

Test | Corrosion - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

 

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Das Material ist illustratorisch zwar etwas funktional und dröge, aber von einer sehr guten Qualität. Die Chromzahnräder sind stimmungsvoll mit Silberfolie beklebt und auch sämtliche Marker und Tableaus wirken fest und hochwertig. Auf dem nackten Holztisch liegen die Pappboards und die Werkhallen mit dem eingeklippten Rostrad leider nicht fest auf, rutschen und wackeln bei der Handhabung. Ein klarer Tipp ist hier der Aufbau auf einer Spielmatte.

 

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Ein klassisches Spielbrett sucht man vergebens – auffällig und frisch für ein Experten-Eurogame. Die Regeln sind nicht wirklich kompliziert und erschöpfen sich in 5 Seiten der gut strukturierten Anleitung. Und trotzdem fühle ich mich vor dem aufgebauten und spielbereiten Material zunächst hilflos und überfordert. Was will dieses Spiel von mir? Was soll ich hier tun? Das kann zum einen an der Anleitung liegen, die es nicht schafft, mir ein Gefühl davon zu vermitteln, was hier von mir verlangt wird, wie ich das Spiel meistere und worauf die einzelnen Mechanismen hinauslaufen. Aber zum anderen auch an der besonderen Herausforderung, die ein sogenannter ,,temporary enginebuilder“ mit sich bringt. Das Spielkonzept fühlt sich so andersartig an, dass der Einstieg zunächst schwerfallen kann. Die Zahnradproduktion baut sich erst langsam auf, wodurch die Einmalmaschinen ebenfalls nur zögerlich instandgesetzt oder sogar ohne Effekt zerstört werden. Wird sich zu stark auf eine dauerhafte Zahnradproduktion konzentriert, wird man bei jedem Rostraddreh mit diesen Ressourcen überschwemmt und schafft es gar nicht schnell genug diese sinnvoll auszugeben. Hat man die Kniffe dahinter allerdings verstanden, klärt sich das Bild: Im Kern geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen nützlichen Karten, verschiedenen Maschinentypen, ausgewogener Zahnradproduktion und passgenauem Einsatz von Zusatzaktionen zu finden. Dann greift alles wie gut geölte Zahnräder ineinander. So kann auch das Rostrad erfolgreich zum Verbündeten werden.

 

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Interaktiv wird es erst ab dem Spiel mit 3 Personen, denn hier kommt der Aspekt des ,,Kopierens“ relevanter zum Tragen. Um schneller voranzukommen, mehr bauen und produzieren zu können, ist es wichtig, die passenden Karten auf der Hand zu haben, um die gegnerischen Effekte in der Zeit bis zum eigenen Zug, zusätzlich nutzen zu können. Sicher, man selbst hat nichts davon, wenn andere die eigene Karte kopieren. Trotzdem ist diese Mechanik ein strategisch interessanter, niedrigschwelliger Interaktionsaspekt.

Hat man irgendwann ein Gefühl für den Spielablauf und ein zielführendes Gleichgewicht erreicht, wird es jedoch repetitiv und das Spiel plätschert munter vor sich hin. Einen spielerisch spannenden Höhepunkt sucht man vergebens. An diesem Punkt gibt es keine interessanten Maschineneffekte mehr und es geht nur noch um den Erwerb von Chrommaschinen und übrig gebliebenen Auszeichnungen. Letzten Endes hat das Spiel nur zwei Ressourcen: Zahnräder und Wasserdampf. Auf deren Produktion erschöpfen sich die Maschinen und sind dadurch auf Dauer uninteressant. Auf kleine Ausnahmen stürzt sich die Konkurrenz. Meine Mittester:innen wünschten sich an dieser Stelle eine Möglichkeit, auf den Verbrauch der Sonderpunkte selbst mehr Einfluss zu haben, um das Spielende kontrollierter vorantreiben und Druck auf die Spielrunde ausüben zu können. Der bereits oft gehörten Kritik der zu langen Spieldauer von ,,Corrosion“ kann aber auch mit einer Hausregel entgegengewirkt werden: Beim Aufbau für ein kürzeres Spiel, können einfach weniger Sonderpunkte ausgelegt werden.

 

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Ist das Spielende ausgelöst, wird die zuvor vermisste Kontrolle den Spielenden teilweise doch noch übergeben: Ein weiterer Spielzug kostet einen Siegpunkt, ein zweiter schon zwei Siegpunkte usw. Hier muss gegengerechnet werden, was sich abschließend wirklich noch lohnt. Eine wirklich nette Idee. Insgesamt besteht ,,Corrosion“ aus vielen netten Ideen, angefangen beim Thema, das sich in der Spielmechanik absolut wiederfindet. Mühsam gebaute und aktivierte Teile verrosten mit der Zeit und so ist Timing ein extrem wichtiger Faktor des Spiels. ,,Corrosion“ ist ein sehr mechanisches Spiel, bei dem vieles genau geplant werden muss. Gleichzeitig ist hier nichts von Dauer. Sogar die Chrommaschinen müssen früher oder später für den Erhalt von mehr Siegpunkten überbaut werden. Dass die Zerstörung der eigenen Engine nicht auf Fremdeinwirkung beruht, sondern von mir selbst verursacht und gezielt herbeigeführt wird, fühlt sich im Enginebuilding-Genre absolut einzigartig an. Gleichzeitig kann genau das aber dem Spiel nachvollziehbar als Schwäche auslegt werden. Denn das immer wieder von vorne beginnen, sich nichts langfristig erarbeiten können, sich immer wieder neue Ziele setzen zu müssen und sich auch im späteren Verlauf des Spiels wieder für Kleinigkeiten abrackern zu müssen, kann sehr frustrierend sein. Es fehlt das belohnende Gefühl, etwas zu erschaffen und dieses Gesamtwerk mit anderen zu vergleichen. Der ganz große Spielspaß kommt dadurch nicht auf.

Stefan Bauers Erstlingswerk ist durch seine innovativen Aspekte und Mechaniken Expertenspielern zu empfehlen, die im Bereich des Enginebuilding schon viel gesehen haben und sich Abwechslung wünschen. Für mich hält sich der Wiederspielreiz genauso wie die Dopaminausschüttung in Grenzen, wodurch ,,Corrosion“ in meinem Spieleregal langfristig wohl eher Rost ansetzen wird.

 

 

wertung

 

 

 

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Tags: 1-4 Personen, Expertenspiel, Enginebuilder, Deckbauspiel

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