Test | Dinner in Paris

Test | Dinner in Paris

Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Frühlingsabend über die kleinen Plätze in Paris zu flanieren und die malerische Schönheit der Stadt zu genießen? Sie mit einer Köstlichkeit aus den weltberühmten Küchen von Paris zu genießen! Man könnte darauf sogar eine Existenz in der Gastronomie aufbauen. Aber Vorsicht: Die Grundstücke in Paris sind gefragt und über Erfolg und Niederlage entscheidet natürlich die Lage. Bon Appetit beim „Dinner in Paris“!

 

info

 

Funnyfox hat uns "Dinner in Paris" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

 

Lieber Crêpes oder doch einfach Fritten?

 2-4 Entrepeneurinnen und Entrepeneure versuchen, mit gut platzierten gastronomischen Etablissements den größten Erfolg in Paris zu verzeichnen. Sie errichten dazu verschiedene Restaurants, generieren Einkommen und bauen Terrassen aus. Dabei kommen sie sich natürlich mächtig ins Gehege, denn Platz ist eine Kostbarkeit in Paris. Zudem gibt es verschiedene Ziele zu erfüllen, die allesamt Siegpunkte bringen.

 

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Während einer Runde bekommen die Spielerinnen und Spieler Einkommen, ziehen eine Zutatenkarte (aus der Auslage oder vom Stapel) und können dann zwei Aktionen ausführen:

  • Eine Zutatenkarte aus der Auslage nehmen oder vom Stapel ziehen.

  • Ein Restaurant eröffnen

  • Terrassen bauen

  • Ein Ziel erfüllen

Mit Ausnahme von „Terrassen bauen“ kann jede dieser Aktionen auch zweimal pro Runde ausgeführt werden. Beim Terassenbau sind das verfügbare Einkommen, sowie zusätzliche Geldkarten die limitierenden Faktoren.

 

Gebäude kommen in vier unterschiedlichen Größen und sind nur in begrenzter Stückzahl verfügbar. Jedes Etablissement benötigt zum Bau unterschiedliche Zutaten. Für eine Frittenbude (Fritterie) werden beispielsweise 2 Kartoffeln benötigt, für eine Brasserie dagegen Kartoffeln, Tomaten, Käse, Fleisch und Baguettes. Entsprechend bringt die Brasserie aber auch ein erhöhtes Einkommen und deutlich mehr Siegpunkte mit.

 

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Vor ihrem Restaurant können die Spierinnen und Spieler mit ihrem Einkommen und Geldkarten Terrassen bauen. Diese Terrassen bringen ebenfalls Siegpunkte und sind für viele Zielkarten wichtig (oft müssen beispielsweise Terrassen in einer bestimmten Form gebaut werden). Wenn ein Terassenteil über einer Taube gebaut wird, darf die Spielerin oder der Spieler eine Tauben-Karte ziehen, die einen kleinen, einmaligen Bonus bringt.

 

Die Terrassenplättchen kommen aus einem Vorrat. Jede Spielerin und jeder Spieler hat ihren oder seinen eigenen Vorrat. Dieser ist nach Gebäudegröße aufgeteilt. Die Kosten für jede Kategorie steigen an, je weniger Plättchen eine Spielerin oder ein Spieler noch verfügbar hat. Je mehr Plättchen jedoch aus einer Kategorie verbaut werden, desto mehr Siegpunkte gibt es dafür. Außerdem steigt bei gewissen Schwellen das Einkommen an.

 

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Die erste Terrasse muss immer vor einem Restaurant platziert werden. Weitere Terrassenplättchen können orthogonal angebaut werden. Laternen, Brunnen, Blumen und Musiker dürfen nicht überbaut werden (Tauben schon). Die eigene Terrasse darf nie direkt an die Terrasse einer anderen Spielerin oder eines anderen Spielers angebaut werden, es muss mindestens ein Feld Abstand dazwischen sein.

Zum Spielstart ziehen alle Spielerinnen und Spieler zwei Zielkarten. Eine behalten sie für sich, eine legen sie als allgemeine Zielkarte in die Mitte. Erfüllt eine Spielerin oder ein Spieler ein eigenes Ziel, legt sie oder er es offen neben sein Tableau aus und zieht eine neue Zielkarte. Sie oder er entscheidet dann, ob sie oder er die Karte selbst erfüllen möchte oder für die Allgemeinheit freigibt und in die Mitte legt. Warum sollte sie oder er das aber tun? Weil jede unerfüllte eigene Zielkarte am Spielende Negativpunkte einbringt. Erfüllt eine Spielerin oder ein Spieler eine allgemeine Zielkarte, nimmt sie oder er diese Karte aus der Mitte und legt sie neben ihr oder sein Tableau. Die Karte wird nicht ersetzt.

 

Das Spiel endet, wenn

  • eine bestimmte Zahl an Gebäuden platziert wurden (abhängig von der Personenzahl)

  • eine Spielerin oder ein Spieler alle Terrassenteile aus zwei Kategorien platziert hat

  • wenn keine Restaurants oder Terrassenplättchen mehr platziert werden können

 

Bei der Wertung werden die Siegpunkte Restaurants, Terrassen, Ziele und die Mehrheiten zusammengezählt. Die Punkte für Mehrheiten werden durch eine der Mehrheitenkarten bestimmt, die zu Spielbeginn ausgelegt wurde. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

 


 

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„Dinner in Paris“ ist ein Ressourcenmanagement- und Area-Control-Spiel, das bekannte Mechaniken mit interessanten Ideen auffrischt. Beim Platzieren der Terrassen oder beim Rennen um ein allgemeines Ziel können sehr spannende und kniffelige Momente entstehen. Leider hat das Spiel aber auch ein paar Designschwächen, die einem die genüssliche Partie doch versalzen können. Aber alles der Reihe nach.

 

Ich fange mit dem Spielmaterial an. Die Gebäude sehen einfach klasse aus und sorgen für eine großartige Tischpräsenz. Die Möglichkeit, sie auch farblich zu kennzeichnen, ist schön umgesetzt. Die Spielertableaus sind zweilagig, stabil und haben alle wichtigen Informationen aufgeführt.

 

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Die Qualität der Spielkarten ist eher mittelmäßig, obendrein sind die Kartenecken für meinen Geschmack zu stark abgerundet. Die Terrassenplättchen sehen leider in keiner der verfügbaren Farben wirklich gut aus. Sieht man sie von Weitem, erscheinen sie langweilig und einfarbig. Schaut man genauer hin, sieht man das dünne Muster darauf – das nur auf wenigen der Plättchen zentriert ist. Sind mehrere Plättchen auf dem Board platziert, fällt das allerdings kaum auf. Obendrein liegen deutlich mehr Plättchen bei, als man zum Spielen braucht.

 

Die Gestaltung des Spielplans sorgt für ein Fragezeichen über meinem Kopf. „Rahmen“ und die eigentliche Spielfläche sehen zwar gut aus, passen aber überhaupt nicht zusammen. Die Markierungen für die verschiedenen Karten fallen zu dünn aus.

 

Die dünne Anleitung ist gut strukturiert, bebildert, mit Beispielen versehen und wirklich gut gestaltet. Das „Inlay“, ein loser Pappeinsatz ist nahezu überflüssig und erschwert das Einräumen der Komponenten eher, als dass es hilft. Die Box ist stimmungsvoll gestaltet und die Größe dem Inhalt sehr angemessen.

 

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Das meiner Meinung nach größte Problem des Spiels kann direkt schon zu Beginn eines Spiels auftreten: Um überhaupt Fortschritte und Punkte machen zu können, benötigt man die passenden Zutatenkarten, um Gebäude errichten zu können. Und diese bekommt man zufällig auf die Starthand, in die Auslage und vom Stapel.

 

Während beispielsweise also zwei von drei Spielerinnen und Spielern schon ihr erstes Etablissement bauen können, kann es durchaus passieren, dass die übrige Person noch zwei Runden lang stumpf Karten ziehen muss. Es gibt keine Mechanik im Spiel, um diesen Rückstand wieder aufzuholen. Im Gegenteil: Die verfügbaren Gebäude werden weniger, die Bauoptionen nehmen also ab. Zudem ist es möglich, Restaurants anderer Spielerinnen und Spieler komplett „zuzubauen“, sodass diese dann keine eigene Terrasse vor ihren so mühsam erkämpften Laden bauen können.

 

Selbst die Zutatenkarten sind auch stark unausgeglichen. Karten mit mehreren Ressourcen sind einfach unglaublich viel stärker als „einfache“ Karten. Mit der Zufälligkeit der Tauben-Karten habe ich persönlich gar kein Problem, da sie kleine, optionale Boni sind. Bei den Zutatenkarten jedoch handelt es sich um ein grundlegendes Element, auf dem die ganzen anderen Mechanismen aufbauen. Diese Zufallselemente passen einfach nicht gut zu dem konfrontativen und kompetitiven Charakter des Spiels.

 

Die verschiedenen Ziele, Mehrheiten und Möglichkeiten zur Terrassenplatzierung verleihen „Dinner in Paris“ zwar Tiefgang, können aber auch zur gefürchteten Analyse-Paralyse führen. Zumal man sie ja nicht nur für sich bedenken muss, sondern nebenbei auch die werte Konkurrenz im Auge behalten sollte.

 

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Dazu kommen kleinere Designentscheidungen, bei denen ich mich etwas am Kopf kratzen muss: Erfüllte Ziele aus der Mitte werden nicht ersetzt? Das kann dazu führen, dass Spielerinnen und Spieler gar keine Ziele mehr haben, die sie erfüllen könnten. Natürlich kann auch das für interessante Entscheidungen sorgen, aber eben auch für viel Frustpotenzial sorgen. Das plötzliche Spielende, wenn eine der drei Bedingungen eintritt, sorgt für weitere Unausgeglichenheit. So können Spielerinnen und Spieler eine unterschiedliche Anzahl an Zügen haben.

 

Wenn alle Sterne am Pariser Abendhimmel richtig stehen (auch, wenn man sie aufgrund der Lichtverschmutzung kaum sehen kann), kann man mit „Dinner in Paris“ durchaus viel Spaß haben. Dann greifen die Zahnräder ineinander und es entsteht ein spannendes Rennen mit vielen Faktoren.

 

Bei „Funnyfox“ handelt es sich um einen kleinen, französischen Verlag, der mit „Dinner in Paris“ ein Spiel herausgebracht hat (und sehr engagiert supportet), das viel Potenzial birgt, aber eben auch Designschwächen aufweist. Wenn alles funktioniert, ist „Dinner in Paris“ ein interessantes und zugängliches Spiel mit einer tollen Tischpräsenz und überraschendem Tiefgang. Leider reicht schon eine Unausgewogenheit am Anfang, um dieses Rezept aus seiner Balance zu werfen und einen schalen Beigeschmack im Mund zu hinterlassen. Vermutlich ist mein Gaumen einfach noch nicht reif für die französische Cousine.

 

 

wertung

 

 

 

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Bilder zum Spiel

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Tags: 2-4 Personen, Legespiel, Ressourcenmanagement, Kennerspiel, Area Control

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