Test | Token Economy - The Game
Spiele dienten unserer Gesellschaft schon immer als spaßiger Zeitvertreib und die Möglichkeit, uns mit anderen zu messen. Dennoch fungierten Spiele zusätzlich als Vermittler von Wissen und Kompetenzen. Ob nun die Kommunikation oder die Allgemeinbildung geschult werden, Spiele decken beinahe alle Themenbereiche ab. Mit „Token Economy“ versucht der Publisher „Bots don´t cry“ den Bereich der Kryptowährungen und des Börsenhandels den Spielgruppen näher zu bringen. Das Spiel verspricht „Blockchain zum Anfassen“ und einen spannenden und spielerischen Zugang zur Welt der modernen Finanzen. Ob ihm das gelingt, schauen wir uns hier genauer an.
Bots don´t cry hat uns "Token Economy" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel!
In „Token Economy“ versuchen Spielgruppen durch kluge Investments das große Geld zu machen. Das Spiel basiert auf einer „Roll to move-Mechanik“. Personen müssen einen Würfel werfen, um ihre Spielfigur über das Spielfeld zu bewegen. An einigen Stellen des Spielfeldes wird der Spielgruppe eine kleine Abzweigung des vorgeschriebenen Weges angeboten, um nicht zwingend einer geraden Linie folgen zu müssen.
Der vorgeschriebene Weg bleibt jedoch in jedem Fall beinahe identisch, da die Abzweigungen schnell wieder in diesen Integriert werden. Angelehnt an die Mechaniken des bekannten Spiels „Monopoly“ können die Personen auf erwerbbare Spielflächen („Assets“), Ereignis- oder Gemeinschaftsfelder (sogenannte Kursfelder) landen. Beenden sie ihre Bewegung auf einem freien „Asset“ können sie dieses für den auf der dazugehörigen Karte aufgedruckten Preis erwerben. Landet eine nachfolgende Person auf dem gleichen Feld, fällt dafür eine Gebühr an. Anders als bei „Monopoly“ können sich Personen jederzeit dazu entscheiden, „Assets“ zu „tokenisieren“.
Hierfür werden die zu einem „Asset“ gehörenden Token genommen und an die restliche Spielgruppe für einen festen Betrag verkauft. Dieser Wert bleibt erhalten, sodass Personen die Token immer wieder untereinander handeln können und sich so, neben dem enthaltenen Spielgeld, eine zweite Währung etabliert. Landet eine Person auf einem Kursfeld, müssen sie individuell entscheiden, ob sie mit Kryptowährungen handeln wollen. Ist diese Entscheidung gefällt, wird eine Kurskarte umgedreht und die Spielgruppe kann sich verschiedene Kryptowährungen zu einem auf der Karte angegebenen Kurs kaufen. Jede Kurskarte verändert den Kurs, wobei es dem Zufall überlassen ist, in welche Richtung sich welche Währung entwickelt.
Ereignisfelder lösen, wie der Name schon sagt, ein Ereignis aus, dass nur eine oder auch mehrere Personen betreffen kann. Alternativ kann sich auf einer Ereigniskarte eine Frage befinden, die sich rund um die Fachbegriffe des Themenbereiches drehen. Diese Frage kann nun einer Person am Tisch gestellt werden, wobei eine richtige Antwort Geld einbringen, eine falsche Antwort jedoch Geld kosten kann. Nach sechs Runden endet das Spiel und die Person mit dem meisten Geld gewinnt.
„Token Economy“ ist eines der Beispiele dafür, dass kein Thema zu sehr Nische ist, um nicht doch noch in ein Brettspiel umgewandelt zu werden. Es ist dem Spiel anzumerken, dass sehr viel Herzblut in die Thematik gesteckt worden ist, da die vielen „Assets“ auf bekannten Unternehmen basieren und ebenfalls viele Sponsoren des Fachbereichs hinter dem Thema stehen. „Token Economy“ versucht das Thema fachkundig an interessierte Personen zu vermitteln und hat dabei interessante Ansatzpunkte. Insbesondere die Quizkarten, könnten beispielsweise ebenfalls als Lernkarten genutzt werden, da zu den wichtigsten Begriffen immer eine ausführliche Definition angegeben wird. Personen, die sich also schwertun, sich im Themenfeld zurechtzufinden, könnten hier eine interessante Lernmethode finden. Für Unternehmen und Bildungseinrichtungen bietet das Spiel ebenfalls einen interessanten Weg, das Themenfeld auf bisher einzigartige Weise zu vermitteln. „bots don´t cry“ bieten hier sogar an, das Spiel mit individuellen Spielfeldern und Quizfragen, die sich auf die eigene Firma beziehen, zu individualisieren, was ein interessanter Weg sein kann, die eigenen Firmenwerte den Angestellten näher zu bringen.
Gleichzeitig ist „Token Economy“ nichts für den allgemeinen Brettspielmarkt. Insbesondere liegt das am spielerischen Aspekt des Spiels. Spielerisch weiß „Token Economy“ nicht, wohin die Reise gehen soll. Im Grunde ist es ein „Monopoly“ mit ein paar wenigen Anpassungen, hinzugefügten Quizfragen, die wirklich nur Personen mit Themeninteresse beantworten könnten, und einem Feld, auf dem aus irgendeinem Grund Alkohol getrunken werden soll. Hinzukommt, dass sich in der Spielschachtel keinerlei Sortiersysteme befinden. Das Spielgeld wird in einem Plastikbeutel aufbewahrt und für die 137 Token liegt ein Stoffbeutel bei. Da der Stoffbeutel aber keinerlei Funktion im Spiel einnimmt, bilden die Token in jedem Spiel einen riesigen Haufen, aus denen dann mühevoll genau die vier Token herausgesucht werden müssen, die die eigene Karte nun gerade verlangt. Theoretisch müssten die Token aus diesem Grund alle separiert werden, damit der Spielfluss nicht mit jedem Assetkauf durch ein großes Gesuche unterbrochen wird (was die Zeit für den Aufbau bzw. den Tütchenverbrauch enorm erhöht).
Wie es sich für ein typisches „Monopoly-Spiel“ gehört, wird auch das Ende des Spiels nicht wirklich definiert. „Ein Standardspiel geht über sechs Runden, danach wird abgerechnet“ heißt es in der Anleitung. Leider wird nicht genau erklärt was denn nun abgerechnet wird. Wird nur das normale Spielgeld der Spielgruppe zu genau diesem Zeitpunkt berechnet? Was ist mit der Kryptowährung? Was ist, wenn eine Person das ganze Ersparte in Kryptowährung investiert hat, jedoch keine Person für den Rest des Spiels auf ein Kursfeld gekommen ist? Auf all diese Fragen gibt „Token Economy“ keine Antwort, was den Spielsieg ähnlich willkürlich wirken lässt, wie es das große Vorbild schon vorgemacht hat. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Der kleine Verlag und die wohlmöglich ebenso kleine Auflage des Spiels treiben den Preis des Spiels in astronomische Höhen. Vom Inhalt und der Qualität des Spielmaterials wirkt „Token Economy“ wie ein Spiel, dass die 20€ nicht überschreiten sollte, diese Grenze aber um einiges überschreitet!
„Token Economy“ ist zu sehr in der eigenen Nische gefangen, um Personen außerhalb des eigenen Horizontes ansprechen zu können. „Token Economy“ wurde von einer Gruppe entwickelt, die ein enormes Verständnis für den Handel mit Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie besitzen. Genau dieses Verständnis fehlte der Gruppe aber im Erstellen eines modernen Brettspieles, wodurch es vermutlich auf Dauer die Mauern der eigenen Nische nicht durchbrechen wird.?????
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Bilder zum Spiel
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Tags: Roll and Move, 2-6 Personen, Lernspiel, Wettrennen