TEST // VENEDIG
VENEDIG im 16. Jahrhundert. Gondeln fahren durch die Kanäle, an einigen Plätzen werden Intrigen gesponnen, Verträge verhandelt und erfüllt. Es werden neue Fähigkeiten erlernt und wenn zwei Gondeln aufeinandertreffen wird der neueste Tratsch der Stadt weitererzählt. Steigt in die Gondeln und fahrt durch die Kanäle Venedigs. Aber seid auf der Hut – werdet bei euren zwielichtigen Aktivitäten besser nicht erwischt!
Wir haben VENEDIG selbst gekauft. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Wie schippert ihr am sichersten durch die Kanäle?
Ziel bei VENEDIG ist es, seine eigenen Aufträge zu erfüllen und dadurch Siegpunkte zu erhalten. Die Aufträge bestehen darin, bestimmte Ressourcen (kleine farbige Holzwürfel) in einer vorgegebenen Anzahl zu sammeln. Dafür haben alle Spielenden je zwei Gondeln, mit denen sie durch die Kanäle fahren, an verschiedenen Gebäuden anlegen, dort ihre Hilfskräfte absetzen und entsprechende Ressourcen laden können. Doch das Fahren durch die Kanäle kostet meistens Geld. Daher sollte gut überlegt werden, wohin die Gondel als nächstes fahren und welche Gondel bewegt werden soll.
Setzt jemand eine Hilfskraft auf ein Gebäude, so wird das Gebäude „aktiviert“ und der:diejenige erhält Ressourcen, welche zur Auftragserfüllung benötigt werden. Legt man die Gondel an einem Gebäude an, auf dem bereits eine Hilfskraft steht, so wird diese ein Feld weitergerückt, und man kann jede bereits aktivierte Aktion auswählen oder aber ignorieren. Wird keine weitere Ressource in der entsprechenden Farbe benötigt und ist die Gondel bereits gefüllt, so muss keine aufgenommen werden.
Insgesamt gibt es vier Felder auf jeder Gebäudekarte mit verschiedenen Aktionen.
Eine mögliche Aktion wäre zum Beispiel Intrigenpunkte minimieren. Diese Intrigenpunkte erhalten alle, an denen eine fremden Gondel vorbeifährt.
Weiterhin gibt es Einflusskarten, die bei bestimmten Aktionen der Gebäude gezogen werden können. Diese können immer zu Beginn eines Zuges ausgespielt werden und wirken direkt.
Zusätzlich gibt es noch die Gunstkarten. Mit dieser Karte erhält der:die Spielende entweder Münzen oder Schriftrollen. Sollte die Karte während des Spiels nicht ausgespielt werden, gibt sie am Ende Siegpunkte.
Eine weitere Aktion ist einen neuen Vertrag ziehen (und damit Steuern zahlen), damit dieser erfüllt werden kann.
Die Aktion Brückenbauen kann beispielsweise auch durch die Einflusskarten getriggert werden. Ist eine Brücke über einem Münzsymbol errichtet worden, so bedeutet es, dass bei Überfahrt über dieses Münzsymbol niemand mehr Geld zahlen muss. Fahren Spielende unter einer selbst errichteten Brücke durch, so erhalten sie eine Münze, fahren Spielende unter fremden Brücken durch, so erhalten sie eine Intrige.
Gespielt wird immer abwechselnd, d.h. eine:r der Spielenden startet, spielt ggfs. eine Einflusskarte, rückt eine Gondel entsprechend vor, führt eine Aktion aus, erfüllt ggfs. einen Vertrag und beendet die Runde. Danach folgt der:die nächste Spielende und entscheidet sich auch für die erwähnten Möglichkeiten. Dies wird so lange gespielt, bis entweder die letzte Vertragskarte gezogen wird oder auf der Hauptratsleiste das entsprechende Feld erreicht wurde. Der:die Spielende mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel. Um die Siegpunkte zu ermitteln, werden die Anzahl der Hilfskräfte auf dem Spielfeld und der Hauptrat gewertet. Weiterhin kann der Reichtum (also die übrig gebliebenen Münzen) in Siegpunkte umgewandelt werden. Intrigen können nun auch noch verringert werden, denn auch wenn der:diejenige mit den meisten Siegpunkten scheinbar gewonnen hat, kann diese Person nicht gewinnen, wenn er:sie die meisten Intrigenpunkte hat. Der:diejenige mit den meisten Intrigen wird am Ende verhaftet und hat damit verloren.
Weiterhin gibt es eine Mini-Erweiterung, in der die Spielenden zusätzlich einen Taxiservice für den Dogen anbieten können. Diese Erweiterung kann nur mit 3 bis 5 Personen gespielt werden. Der Doge dient sozusagen als neue „Fracht“.
Wird das Spiel mit nur zwei Personen gespielt, erhalten beide eine extra Gondel, welche eine Schmugglergondel darstellt. Die übrigen Regeln bleiben gleich, nur dass die Spielenden dann beide Gondeln in einer Runde bewegen müssen. Zunächst die eigene, mit der Verträge erfüllt werden sollen, und danach die Schmugglergondel, deren Weg durch bestimmte Karten vorgegeben wird.
Die Wertung am Ende für die Sieg-Ermittlung bleibt gleich.
Was ist alles mit dabei?
VENEDIG wird in einer stabilen Kartonbox geliefert. Das Spielmaterial selbst kann gut in die kleineren Kartons einsortiert werden, die auch beim Spielen selbst nützlich sind. So hat jede Farbe ihren eigenen kleinen Karton und vor Spielbeginn werden nur noch die kleinen Schachteln an die Spielenden ausgegeben. Passend dazu gibt es viele kleine Zip-Beutel, damit das übrige Material (Karten oder weitere Figuren) einsortieren werden kann. Das Spielbrett ist doppelseitig bedruckt und aus festem Karton. Das weitere Material ist aus Karton oder Holz, einzig die Gondeln sind leider aus Plastik. Hier hätte ich mir ebenfalls Holz als Material gewünscht, da ich mir nicht sicher bin, ob hier nicht einmal etwas abbrechen wird. Die Illustrationen auf den Karten und auf den Tableaus sind dezent, aber thematisch passend.
Die Anleitung ist deutsch und mit 19 Seiten recht umfangreich. Leider gibt es innerhalb der Anleitung an manchen Stellen Widersprüche, sodass sie allein oft nicht ausreichend ist, um das Spiel zu verstehen. Sie ist teilweise nicht eindeutig geschrieben und es fehlen Informationen, sodass das Spiel oft unterbrochen werden muss, um die Regeln nochmals zu lesen, oder sich anderweitig Hilfe zu suchen.
Als ich VENEDIG ausgepackt habe, freute ich mich bereits, loszulegen. Bislang hatte ich nur Gutes über die Spiele von Dávid Turczi gehört und nun durfte ich eines von ihm testen.
Das erste, was mir ins Auge sprang, war das Spielmaterial. Auf den ersten Blick schön gestaltet – vor allem die Holzfiguren. Jedoch hätte ich für den Preis keine Plastik-Gondeln erwartet und auch die Papp-Münzen könnten hochwertiger sein, z.B. aus Holz oder sogar Metall. Die Anzahl der Münzen könnte auch höher sein, da es ab und zu knapp wurde mit dem Münzvorrat. Hier hätte ich mehr erwartet als nur 45 Stück. Ansonsten erfüllen die Gondeln aber ihren Zweck und gleiten durch die Kanäle Venedigs. Wenn mehrere Gondeln an einem Gebäude anlegen wollen, wird es eng auf dem Spielbrett. Ab und an wurden dadurch unsere Spielfiguren auf den Gebäudetafeln verschoben, hier müssen alle vermehrt aufpassen und dann ist auch dies machbar.
Ein großer Minuspunkt ist die Anleitung. Diese ist sehr unverständlich geschrieben, sodass uns nicht nur der Einstieg ins Spiel sehr schwerfiel, sondern dass wir auch währenddessen immer wieder Rat im Internet suchen mussten, um die richtige Regel zu finden. Die Anleitung hat mehrere Widersprüche, so wird etwas anders erklärt als es bei den Beispielen des Spielablaufes demonstriert wird. Teilweise kamen Fragen im Spiel auf, die gar nicht geklärt werden konnten.
Dies ist sehr schade, weil ich glaube, dass VENEDIG Potenzial hat. Wir haben uns dann nach einiger Zeit auf „unsere Regeln“ geeinigt und dann kamen wir auch ins Spielen, oder besser gesagt ins Fahren und Handeln. Die Aktionen, die ausgeführt werden können, sind alle gut durchdacht. In der ersten Partie konnte ich noch nicht alle Strategien und Aktionen kennenlernen, dies dauert sicher ein paar weitere Partien. Ich kann sagen, dass ich beim vierten Mal erst richtig in die Welt eingestiegen bin. Zunächst haben wir es zu zweit gespielt, da hat es Spaß gemacht, aber gerade die Regeln für die Variante zu zweit sind nicht immer eindeutig. Mit einer Person mehr, also zu dritt, hat mir das Spiel schon mehr Freude bereitet. Als Zeitangabe werden 20 Minuten pro Spieler:in angegeben. Bei der ersten Partie, nachdem wir das Regelwerk interpretiert hatten, haben wir trotzdem noch deutlich länger gebraucht. Je nachdem welcher Auftrag zu erledigen ist und wie die Gebäudekarten ausliegen, kann es wirklich dauern, bis das Spiel endet.
Das Thema Gebäudekarten möchte ich hier auch noch einmal erwähnen. Diese werden am Spielbeginn zufällig auf die markierten Felder verteilt. Dies bedeutet, dass jede Spielpartie anders ist und dadurch der Wiederspielwert auf alle Fälle erhöht wird. Außerdem gibt es noch die Mini-Erweiterung und eine Solo-Spielvariante, sodass das Spiel sicher nicht schnell langweilig wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass wenn die Anleitung klar geschrieben und durchdacht wäre, das Spiel echt viel Spaß machen würde. Auch wenn wir uns dann auf Regeln geeinigt haben, würden andere eventuell das Spiel direkt in die Ecke legen, da vieles zu kompliziert scheint und keinen Sinn macht. Für den Preis ist das sehr frustrierend. Wer das Spiel ausprobieren mag, sollte sich Zeit nehmen und wirklich Lust darauf haben. Das Spiel richtet sich demnach auch an Kenner. Gelegenheitsspieler:innen würden höchstwahrscheinlich schon nach den ersten paar Seiten der Anleitung das Spiel beiseitelegen.
Bilder zum Spiel
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