TEST // MANDALA STONES - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
MANDALA STONES ist eines unserer Überraschungen des Spielejahres. Ohne große Erwartungen waren die Regeln in 20 Minuten durchgelesen und die Steine für die Erstpartie übereinandergestapelt. Nach der ersten Wertung wurde uns die Tragweite unserer vorangegangenen Entscheidungen bewusst und das Spiel hatte uns in seinen Bann gezogen. Es gibt im Endeffekt nur drei Regeln, die beim Einsammeln der Steine beachtet werden müssen. Die brauchen aber erfahrungsgemäß in der Erstpartie einige Runden, bis sie verinnerlicht wurden. Die Unterscheidung zwischen den beiden feinen Mandalamustern auf den bunten Steinen stellt für viele Spieler zunächst eine Herausforderung dar. Mit klarer, voneinander abgegrenzter Symbolik hätte hier die Einstiegshürde erleichtert und ein reibungsloserer Spielfluss ermöglicht werden können. Auch müssen Anfänger häufiger auf die Regel hingewiesen werden, dass Steine, die benachbart zu anderen ,,Künstlern“ stehen, nicht genommen werden dürfen. Aber genau diese Regeln heben das Spiel aus der Belanglosigkeit und kreieren ein herausforderndes Spielgefühl.
Gerade im Spiel zu zweit ergeben sich durch das vorausschauende Stellen der Künstler planerische Handlungsentscheidungen, die auch gezielt den Gegner behindern können. Im zweiten Schritt kreieren geborene Strategen optimale Züge bereits beim Zusammenstellen der eigenen Türmchen, indem sie nicht nur auf die Farbe der obersten Steine für die nächste Wertung, sondern sogar schon auf die darunter eingebauten Farben für spätere Wertungen abzielen. Das Spiel fordert zur Optimierung heraus, angefangen beim Steine nehmen, über das vorausschauende Stapeln der Steine bis hin zu den nachfolgenden Wertungen.
Ab drei Spielern nimmt diese Planbarkeit leider ab und zu viert wird die Auswahl der Steine und der Positionen der Künstler schon massiv eingeschränkt. Dann können die Spieler nicht mehr wählerisch sein, sondern müssen nehmen, was sie kriegen können. Das Spiel verliert dann zwar an Entscheidungsfreiheit, aber nicht an Reiz. Hardcore-Grübler können zehn Züge im Voraus planen, Familienspieler hangeln sich nach Feierabend beim Türmchenbau von Wertung zu Wertung. Beide Parteien können darin Spielspaß finden.
Dass jeder Spieler seine Punkte auf dem eigenen Playerboard und nicht auf einer gemeinsamen Punkteleiste abträgt, kann für manche unübersichtlich wirken, wir haben es eher als innovativ empfunden, wobei es durchaus das Gefühl des solitären Spielens befördert. Das Abtragen der obersten Steine nach der Wertung und das Übertragen der Steine auf das Mandalabrett haben wir als interessante Spielmechanik erlebt, gerade weil die dort aufgedruckten Bonuspunkte zu weiteren Entscheidungen bezüglich des Timings der Wertungen anregen. Durch das Legen des Mandalas wird das Spielende ausgerufen, was das Spielprinzip zusätzlich abrundet.
Letztendlich findet sich das Thema erst ganz am Ende mit Blick auf das gemeinsame Endprodukt wieder. Denn das eigentliche Spiel ist ein abstraktes. Trotz des sehr kompetitiven Gameplays finden die Spieler am Ende doch wieder die Befriedigung, ein gemeinschaftliches Produkt kreiert zu haben.
Schade, dass kein Solomodus vorgesehen ist. Machbar wäre ein solcher bestimmt gewesen.
In unseren Runden kam MANDALA STONES aufgrund seiner schnellen Züge, des haptisch und optisch schönen Materials und der angenehmen strategischen Tiefe durchweg gut an. Sollten allerdings bereits ähnliche abstrakte Vertreter wie AZUL, CALLICO, CHAKRA usw. im Schrank auf ihren Einsatz warten, dann stellt MANDALA STONES eine optionale Anschaffung dar. Alle anderen, die einen gelungenen Vertreter des Genres suchen, können hier bedenkenlos zugreifen.
Bilder vom Spiel
Das könnte Dich auch interessieren
-
Zwei-Personen Variante von beliebtem Kennerspiel erschienen +
Bereits im August berichteten wir über die angekündigte, eigenständige Erweiterung zu „Res Arcana“. „Res Arcana Duo“ von Sand Castle Games richtet sich dabei, wie der Name vermuten lässt, an genau… Weiter Lesen -
Ist Santa´s Workshop noch zu retten oder fällt Weihnachten heute aus? +
Elf Creek Games, ein auf Kickstarter spezialisierter Brettspiel-Herausgeber, ist in finanzielle Nöte geraten – und die Unterstützer warten auf ihre Spiele. Nun versucht ein ehemaliger Mitarbeiter das Spiel „Santa´s Workshop“ doch… Weiter Lesen -
Epischer Dungeon Crawler bekommt massiven Nachwuchs +
2016 startete die Kickstarter Kampagne zu dem ersten Teil von Massive Darkness und sammelte damals über 3,5 Mio. Dollar. 2020 startete dann die Kampagne zum zweiten Teil und war mit… Weiter Lesen
- 1
- 2
- 3
- 4
........
Tags: Legespiel, 30 Minuten, Muster bilden, 2-4 Spieler