TEST // MICROMACRO: CRIME CITY
Mit MICROMACRO ist ein neues, innovatives Detektivspiel bei Edition Spielwiese im Vertrieb von Pegasus Spiele erschienen. Das besondere an dem Spiel ist, dass der Spielplan aus einer großen zusammengefalteten Karte besteht und ein riesiges Wimmelbild zeigt. Wir haben uns das Spiel angeschaut und wie wir es finden, kannst Du jetzt erfahren.
Wir haben MICROMACRO selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
Die Spieler sind in MICROMACRO Detektive, die diverse Delikte aufklären müssen. Zu diesem Zweck erhalten sie einen Auftrag, von denen 16 im Spiel enthalten sind. Mithilfe einer Lupe lässt sich der Spielplan, der eine Größe von 75 x 110 cm aufweist, untersuchen, damit kein Detail verloren geht. Das Spiel kann von 1-4 Spielern ab acht Jahren gespielt werden. Es ist ein kooperatives Spiel.
So funktioniert MICROMACRO: CRIME CITY
Vor dem ersten Spielen müssen die beschrifteten und nummerierten Karten in 16 transparente Umschläge gesteckt werden. Die Fälle steigern sich vom Tutorial bis zur schwersten Stufe (5 Sterne) langsam und werden immer anspruchsvoller.
Grundlegend funktioniert es so, dass ein Umschlag genommen und die erste Karte umgedreht wird. Der Inhalt der Karte wird laut vorgelesen. Auf der nächsten Karte wird eine Frage gestellt, deren Antwort sich auf dem Spielplan, irgendwo im Gewimmel der Details, finden lässt. Es gibt immer einen Hinweis, wo der Fall startet, indem die Himmelsrichtung und/oder ein konkreter Ort - ein Park, der Hafen oder ähnliches - angegeben wird.
Die ersten Fälle sind noch leicht nachzuverfolgen, weil zunächst lediglich Personen oder Fahrzeuge gesucht werden. Die weiteren Fälle sind deutlich anspruchsvoller, bedürfen einiger logischer Rückschlüsse und ein gutes Auge für Details. So muss in einem Fall zum Beispiel aus der Ausstattung der Wohnung auf mögliche Orte zurückgeschlossen werden, an denen sich eine Person befinden könnte. Hierbei kann auch wichtiges Wissen über personelle Verstrickungen erlangt werden.
Sollten die Spieler an einem Punkt einmal nicht weiterkommen, darf die Karte auch ohne Lösung – am besten nur von einem der Spieler – umgedreht und die Lösung nachgelesen werden. Danach kann dieser Spieler den anderen Tipps geben. Üblicherweise ist dies aber nicht notwendig.
Viele Wege führen zum Ziel
MICROMACRO hat einen „Kommissar“, der ist für das Vorlesen der Karten zuständig und deckt die Karten auf, wenn die Gruppe meint alles richtig gemacht zu haben. Sollte die Gruppe falsch liegen, teilt der Kommissar es mit, ohne die Lösung zu verraten. Er hat die Rolle eines Spielleiters und kann teilweise trotzdem mitspielen. Fortgeschrittene Spielgruppen dürfen auch nach und nach ohne aufdecken die Rätsel lösen und können dann im Nachhinein auflösen, ob sie richtig lagen.
Das Spielmaterial
Neben dem großen Spielplan sind 16 Umschläge, 120 Karten eine Lupe und eine Anleitung in der Box. Diese hätte auch etwas kleiner ausfallen können. Das Design der Karten und des Plans ist in schwarz-weiß gehalten. Das hilft, auf dem Plan besser Details erkennen zu können, ist anfänglich, aber gewöhnungsbedürftig. Witziges Detail: Auf der Verpackung ist schon der erste Fall aufgedruckt und ein Text auf dieser fordert die potenziellen Kunden auf, diesen zu lösen.
MICROMACRO: CRIME CITY ist eine der ersten Herbstneuheiten, die direkt auf dem Tisch landete. Das Spiel kann nahezu ohne das Lesen der Anleitung gestartet werden, denn es ist selbsterklärend. Es ist nicht schwer, Mitspieler zu finden und das Spiel schafft es schnell, dass sich alle nur noch damit beschäftigen, den Stadtplan abzusuchen und zu diskutieren, was passiert sein könnte, um den Fall zu lösen.
Das funktioniert auch hervorragend mit Kindern und dürfte für Familien eine schöne Möglichkeit bieten, den Alltag komplett zu vergessen und sich stattdessen mit fiktiven Fällen zu befassen. Die Kinder sollten für manche Aufträge bereits frustresistent sein. Allerdings können sie Frusttoleranz auch an diesen trainieren oder abmildern indem einfach für alle ersichtlich aufgedeckt wird oder eindeutige Tipps gegeben werden.
Zudem sollten sie auch schon mit dem Thema Tod umgehen können. Denn wie bei Kriminalfällen üblich, gibt es auch in der kleinen Wimmel-Welt Missgunst, Hass und Mord.
MICROMACRO bietet etwas komplett Neues - auch für Spieleinsteiger - an, denn das Absuchen des riesigen Spielplans, in dem sich viele unterschiedliche Kriminalfälle verstecken, unter Einsatz einer Lupe gab es bisher nicht. Lediglich von 7th Continent ist mir der Einsatz einer Lupe bekannt, allerdings ist dies dort deutlich komplizierten, weil die Grafiken in Farbe und teilweise sehr klein gedruckt sind. Die Verwendung eines riesigen Wimmelbildes ist eine einfache, aber sehr gute Idee, die bestens funktioniert.
Wer auf die lebhaften Diskussionen mit Mitspielern verzichten kann, wird auch allein sehr gut unterhalten.
MICROMACRO ist eines der einfallsreichsten Spiele dieses Herbstes und sollte sowohl Vielspieler als auch Familien gekonnt unterhalten. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.
„Aha, ich hab´s verstanden“, dürfte wohl jede/jeder gedacht haben, nachdem die erste Karte dieses Spiels abgehandelt wurde, denn das Spielkonzept leuchtet einem sofort ein. Und nicht nur das, auch der Witz dieses Spiels ist von Minute 1 an präsent.
Immer wieder schweift der Blick über den örtlichen Giftladen, die Kirche und den Priester mit der interessanten Freizeitgestaltung oder unzählige andere Details, die einem immer wieder eine Micro-Freude bereiten. Jeder Quadratzentimeter ist voller Verbrechen. Es ist eine Art lustiges Chaos, durch das sich die Detektive ihren Weg bahnen müssen, um die kleinen Geschichten zu lösen, an dessen Ende als Belohnung immer eine witzige Pointe wartet.
Leider ist die Freude meist von kurzer Dauer, denn die leichten Fälle sind im Handumdrehen gelöst. Das humorige Ende täuscht einen immer ein wenig darüber, dass es oft zu schnell ging und es auch oft zu einfach war. Eine meiner Mitspielerinnen wollte erst einmal einen Einführungsfall spielen, bevor wir uns an einen großen Fall wagen wollten. Das Ganze war in fünf Minuten vorbei. Also haben wir einen Fall aus der Mitte gegriffen. Immer noch zu leicht. Dann haben wir die beiden Fälle mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad gespielt und fühlten uns immer noch unterfordert. Aber was dann? Nachdem die „schwierigen“ Fälle gelöst waren, lag da nur noch eine Box mit noch leichteren Fällen vor uns.
Die „Ermittlung“ gestaltet sich bei schwereren Fällen meist nicht schwieriger, sondern einfach länger. Auch wenn manchmal mehreren Karten auf einmal nachgegangen werden muss, können diese einfach nacheinander gelöst werden. Mit der Komplexität eines EXIT-Falls oder eines echten Krimispiels á la DETECTIVE ist dieses Spiel nicht vergleichbar. Aber das war wohl auch nicht die Absicht. Zwar gibt es am Ende der Anleitung eine „Profi-Variante“, die besagt, dass der gesamte Fall einfach ohne die Zwischenschritte durchgespielt werden kann, aber das klingt mir zu wenig durchdacht. Als würde mir jemand vorschlagen, einfach das Licht im Zimmer auszuschalten, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
Das größte Problem dieses Spiels ist aber nicht der Komplexitätsgrad, sondern die Spieler_Innen. Meiner Meinung nach ist die perfekte Spieler_Innenanzahl 1,5. Eine Person, die das Spiel spielt und aktiv die Stadtkarte absucht, und eine andere, die derweil passiv daneben sitzt und darauf wartet die Auflösung einer Fallkarte zu verlesen. Ansonsten sind sich zu viele Köpfe gegenseitig im Weg oder werfen einen großen Schatten über die Karte. Zwar wird in der Anleitung darauf hingewiesen, dass für genügend Beleuchtung gesorgt werden soll, aber ich möchte nicht jedes Mal ein paar Extralampen aufstellen, wenn ich so ein kurzweiliges Spiel spiele. Eine andere Möglichkeit wäre die Karte an die Wand zu hängen, was ich allerdings nicht probiert habe.
Dennoch ist das Spiel so reizvoll, dass ich noch mehr Fälle lösen würde. Eine neue Box, mit einer neuen Karte würde ich mir auch anschauen. Dafür war es dann doch immer lustig genug.
Empfehlen kann ich es allen, die schon begeisterte Fans von Event-Spielen, wie EXIT und Konsorten, oder kleineren Detektivspielen sind. Es ist eine nette Unterhaltung für Zwischendurch, die gar nicht an einem Abend durchgespielt werden muss. Vielmehr ist es gut, einen MICRO-MACRO-Fall im Repertoire zu haben. Die Gelegenheit kommt bestimmt.
Bilder vom Spiel
Tags: 15-45 Minuten, Detektiv, 1-4 Spieler, Kooperativ