TEST // YIN YANG
Schon immer hat der Mensch Wege gesucht, den Willen der Götter zu erfahren. Nicht gerade unwichtig ist dabei die Verwendung einer Schildkröte. Die wichtigste Frage lautet: Kopf oder Zahl? Auch im alten China hat jede Münze zwei Seiten. Doch in YIN YANG muss man sich nicht für eine entscheiden. Interpretiere die göttliche Botschaft, nutze sie zu deinem Vorteil und erkenne, dass beide Seiten einander ergänzen. Versuche im Einklang zu bleiben.
YIN YANG ist bei BGNATIONS LIMITED COMPANY erschienen und wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
DAS SPIEL
Eine Partie YIN YANG erstreckt sich immer über fünf Runden und dauert dabei 45 bis 75 Minuten. In jeder Runde werden alle Spieler vier Phasen durchlaufen und nach der letzten Runde ihre Siegpunkte ermitteln. Das Spiel ist für ein bis vier Spieler und wird ab 15 Jahren empfohlen. Der Autor ist DuGuWei und die Illustrationen stammen von Carton.
Eine deutsche Version von YIN YANG soll Ende 2020 beim Verlag SPIELEFAIBLE erscheinen.
Die Spieler werfen in jeder Runde zunächst die Göttermünzen und ordnen sie nach ihren Nummern an. Entsprechend dieser Anordnung werden ein Stapel Aktionsplättchen und eine Sofortaktion auf dem Tai Ji Brett blockiert. Die Götter verbieten in dieser Runde jene Aktionen.
Im Anschluss werfen die Spieler ihre sechs persönlichen Münzen. Die Metallscheiben haben eine YIN- und eine YANG-Seite. Anders als die göttlichen Münzen, haben die der Spieler keine Nummerierung. Sie dürfen frei in zwei Dreiergruppen kombiniert werden. Beginnend mit dem Startspieler erhalten die Spieler bestimmt durch diese Kombinationen ein Aktionsplättchen und eine Sofortaktion vom Tai Ji Brett.
Für die nächste Phase ordnen alle ihre Münzen im unteren Teil ihres Spielertableaus in Zweiergruppen an und setzen auch ihre bisher erhaltenen Aktionsplättchen ein. Von links nach rechts werden die geplanten Aktionen ausgeführt.
Die Spielfiguren reisen über das Spielbrett und durch die verschiedenen Provinzen Chinas. Sie ziehen von Stadt zu Stadt per Boot oder Kutsche und sammeln Waren und errichten Tempel. Jede Stadt darf nur einen Tempel haben und Waren werden niemals aufgefüllt.
Welche Waren die Spieler sammeln sollten, zeigt das Raster auf ihrem Tableau. Um bei der Endwertung die nötigen Extrapunkte zu bekommen, müssen die Reihen, Spalten oder die Diagonale mit den vorgegebenen Waren gefüllt sein.
Die letzte Phase jeder Runde dient dem Aufräumen. Die Blockiermarker auf dem Tai Ji Brett werden entfernt. Ist die letzte Runde beendet, kommt es zur Endwertung.
In allen Provinzen wird eine Mehrheitenwertung vorgenommen. Die Anzahl der Tempel ist dabei entscheidend. Punkte für die Position auf der Startspielerleiste und für die beiden eventuell nicht eingesetzten Sonderkarten werden vergeben. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Das Material
Die Pappteile sich stabil gut gedruckt. Die Karten sind etwas dünn, aber durchaus zweckmäßig, da sie nicht dauerhaft in der Hand gehalten werden. Die Schildkröte ist die große Besonderheit des Spiels und obwohl sie nicht nötig wäre, erhöht sie maßgeblich den Spielspaß.
Die Warensteinchen wirken etwas billig und unpassend, sind aber qualitativ absolut in Ordnung. Die Anleitung liegt auf Chinesisch und Englisch bei, weist aber einige Grammatikfehler auf, die das Erlernen des Spiels etwas erschweren. Inhaltlich gibt es keine Beanstandungen. Zur leichteren Unterscheidung der Münzseiten, liegt ein Aufkleberbogen mit schwarzen und weißen Punkten bei.
Aufgrund der englischen Anleitung voller Grammatikfehler war ich zunächst skeptisch. Auch der etwas komplizierte Mechanismus mit den verschiedenen Münzkombinationen zur Aktionswahl ließ mich nichts Gutes hoffen. Die generische Illustration des Spielbrettes und die besondere aber eigentlich völlig unnötige Schildkröte taten ihr Übriges, damit YIN YANG für mich als Blendwerk galt.
Glücklicherweise wurden meine Erwartungen zu großen Teilen nicht bestätigt. Auch wenn das Kombinieren der Münzen den Spielfluss ein bisschen hemmt und ich lieber ohne Aufkleber für die Münzen ausgekommen wäre, macht YIN YANG Spaß.
Ohne die Schildkröte würde es nur halb so viel Spaß machen. Ob sich die Münzen darin tatsächlich durch Schütteln beeinflussen lassen, konnte ich bisher nicht erkennen. Aber schließlich ist es ja göttlicher Wille. Und der lässt sich sicher nicht durch händisches Schütteln ändern.
Im Spiel gibt es viele Baustellen und alles will im Auge behalten werden. Die Spielerreihenfolge ist wichtig, denn neben Siegpunkten, blockiert jeder Spieler auch einen Stapel Aktionsplättchen und zwingt nachfolgende Spieler zu Ausweichentscheidungen. Das Warenraster muss gefüllt werden und die Situation auf dem Brett wird mit jedem Zug prekärer. Die Wirtschaft im alten China ist wie eingefroren und niemand produziert neue Waren. Da heißt es schnell sein, sonst ist die begehrte Jade weg.
Das alles darf aber nicht von der Tempelmehrheit in den Provinzen ablenken. Hier liegen die wichtigen Punkte.
Kennerspieler können mit YIN YANG sicher ein paar unterhaltsame Stunden haben und werden durch die variablen Wertungsplättchen beim Warenraster auch dauerhaft ins Grübeln geraten können. Von der Komplexität ist es mit ISTANBUL vergleichbar, geht es doch um die geschickte Bewegung der eigenen Spielfigur. Effizienz ist entscheidend.
Schön, dass es dieses Spiel bald auch auf Deutsch geben wird.
Bilder vom Spiel
Tags: 45-75 Minuten, Würfelplatzierung, 1-4 Spieler, Muster bilden, TSD20