TEST // LUX AETERNA
LUX AETERNA ist Ende 2019 bei Frosted Games erschienen und lässt sich nur solo spielen. Das Spiel von Tony Boydell versetzt den Spieler in das Raumschiff „Lux Aeterna“, das nach dem Einschlag eines Meteoriten lauter beschädigte Systeme aufweist. Zu allem Unglück befindet es sich nun zusätzlich im Sog eines schwarzen Lochs und droht den Ereignishorizont zu erreichen. Du hast nur 10-15 Minuten Zeit, um mit dem Leben davon zu kommen…
Das Spiel wurde von Brettspiel-News.de gekauft. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss.
So funktioniert das Spiel
LUX AETERNA besteht aus Karten, sechs Würfeln sowie zwei Markern. In der zentralen Auslage liegen sechs Systemkarten aus. Jedem der sechs Systeme sind 5 verschiedene Karten zugeordnet, von denen nur eine zufällig in das Spiel kommt, was für viele Varianten sorgt. Jedes System hat einen Malus, für den Fall, dass es ausfällt und einen positiven Effekt, wenn es wieder repariert wird. Auf jedem System liegt ein passender farbiger Würfel, der zum Spielstart eine zwei anzeigt, was bedeutet, dass das System sich kurz vor dem Ausfall befindet.
Ein Stapel Schiffskarten wird mit vier Störfall-Karten mit besonders negativen Auswirkungen gemischt und dann verdeckt als Nachziehstapel parat gelegt. Nun legt der Spieler noch die Konsolenkarte vor sich und die Kurskarte mit den zwei Markern etwas seitlich aus, dann kann das Spiel starten. Die Partie dauert am Anfang 15 Minuten und ist verloren, wenn die Ziele nicht erfüllt sind. Ziel ist es, drei Systeme zu reparieren oder den Schiffskartenstapel leer zu spielen.
Der Ablauf einer Runde
Es werden vier Karten vom Nachziehstapel gezogen und bilden nun die offene Auslage. Sollte sich eine Karte im Puffer der Konsole befinden, wird diese noch dazu gelegt. Nun sortiert der Spieler die Karten der Konsole zu, um zu definieren, wie eine Karte genutzt wird. Es gibt drei Optionen, eine Karte zu verwenden:
- Als Ereignis – Dies bedeutet, ein System verliert einen entsprechenden Zahlenwert. Fällt es unter 1, ist das System endgültig kaputt, der negative Effekt wird ausgeführt.
- Als Aktion – Es wird der aufgedruckte Text angewendet, unterstützt durch Symbole. Diese sind positiv und helfen, Systeme durch das Manipulieren von Würfeln zu reparieren oder das Raumschiff durch Sondereffekt etwas von Schwarzen Loch zu entfernen.
- Gravitation ausführen – Dies bedeutet, den Gravitationswert der dort liegenden Karte auf das Raumschiff anzuwenden. Damit rückt das Raumschiff in jeder Runde dem schwarzen Loch näher. Gerät es in das Loch, ist das Spiel verloren.
- Die „gepufferte“ Karte darf in die nächste Runde mitgenommen werden und hat sonst keine Wirkung.
Anschließend werden die verwendeten Karten abgeworfen und überprüft, ob eine Spielende-Bedingung erfüllt ist.
Das Spielmaterial
Die Box ist recht groß für ein Kartenspiel und nimmt relativ viel Platz im Regal ein. Dies liegt aber nicht an den sehr großen Karten. Die Größe der Karten ist sinnvoll, weil es das Erfassen aller Infos vereinfacht. Ansonsten befinden sich nur sechs Würfel und zwei Holzmarker in der Box. Das Raumschiff lässt sich wegen seiner Form leider von großen Händen nicht immer ohne weiteres greifen. Die Optik ist übersichtlich nüchtern und abstrakt. Die Anleitung ist ein perfektes Extrakt und enthält kurz und knapp alle relevanten Informationen.
Ein Kartenspiel für eine Person? Ich wusste zunächst nicht so recht, was ich davon halten sollte. Die Optik ist abstrakt und ich fragte mich wirklich, was an dem Spiel, ein Raumschiff in ablaufender Zeit vor einem schwarzen Loch zu retten, reizen sollte. So landete es vorerst in der Schublade für ungespielte kleine Spiele.
Eines Abend habe ich es dann doch aus der Schublade geholt und dachte mir: „Dann probiere es halt einmal aus“. Dabei ist es nicht geblieben: Statt nur einer Partie wurden es dann gleich vier an einem Abend und ich bin immer noch begeistert.
Nach der ersten Partie habe ich mir zwei Playlists auf Spotify zusammengestellt, was das Spielerlebnis noch einmal deutlich steigert. Eine Playlist ist 15 Minuten lang, die zweite 10 Minuten für anspruchsvollere Partien.
LUX AETERNA schafft bei mir, was nur wenige Beschäftigungen ermöglichen: Ich bin zu 100% bei der Sache und vergesse alles um mich herum. Das Selektieren der Karten unter Zeitdruck ist fordernd und am Anfang geht es erst einmal um das bloße Überleben und Erlernen der Regeln. Diese sind denkbar simpel, aber bis die Symbole so schnell abgerufen werden, wie es vom Spiel gefordert wird, dauert dann doch eine Partie lang.
In den späteren Partien, wenn das System blind verinnerlicht ist, geht es dann eher darum, den Anspruch zu erhöhen und viele Punkte zu sammeln, wobei das Risiko, zu scheitern, immer eine präsente Bedrohung darstellt.
Der Schwierigkeitsgrad lässt sich sehr variabel einstellen: Entweder können mehr Störfälle beigemischt, die Zeit verkürzt oder näher am Schwarzen Loch gestartet werden, was dann einen Punktebonus am Spielende bedeutet. So bleibt das Spiel über lange Zeit fordernd und kann perfekt auf den eigenen Grad eingestellt werden, der zwischen Scheitern und Triumph liegt.
Das Spielgefühl ist bei LUX AETERNA wirklich gut: Das Auslegen der Karten muss schnell gehen und die Entscheidungen müssen zügig getroffen werden, dann alles abhandeln und zügig alles von vorne beginnen. Das erzeugt einen Flow und einen hohen Wiederspielreiz.
Zudem ist die Abstraktion der Karten in diesem Kontext tatsächlich sehr gut durchdacht und förderlich. Das Relevante an den Karten sind zwei Zahlenwerte und der Text. Durch die nüchterne Optik ist das Auge nicht abgelenkt, es werden keine opulenten Grafiken geliefert, die kaum jemand wertgeschätzt hätte. Sie hätten das Spiel nicht besser gemacht, sondern unter Umständen sogar gestört.
Wirklich ans Herz legen will ich die Option, eine Musikliste zu verwenden, um die Zeit zu stoppen. Diese bringt zusätzlich Spannung und Atmosphäre in die Partie. Der Verlag bietet zwar etwas per QR Code an, aber die Liste hat mir persönlich nicht zugesagt. Deswegen habe ich mir zwei eigene Listen erstellt, die für mich wunderbar funktionieren. Sie sind auf Spotify freigeschaltet und ihr könnt sie gerne verwenden.
Unterm Strich bleibt ein klarer Daumen hoch für dieses Spiel. Es ist klasse, macht Spaß und landet immer wieder auf dem Tisch. Wer mit einem SciFi-Setting und einer abstrakten Darstellung leben kann und bereit ist, sich auf das Experiment einzulassen, wird seine helle Freude mit dem Spiel haben! Es ist das richtige Spiel für einen Abend, an dem man Lust auf ein Spiel hat, aber keinen Mitspieler.
Bilder vom Spielmaterial
Tags: 10-15 Minuten, 1 Spieler, Würfelplatzierung, Wettrennen, Echtzeit