TEST // WENDAKE
WENDAKE – Das Gebiet der großen Seen. So bezeichneten die Wendat, auch bekannt als Huronen, ihr Heimatgebiet im heutigen Kanada. Hier bauten die Ureinwohner Mais, Bohnen und Kürbisse an, sie jagten in den üppigen Wäldern Biber, um deren Haut als Leder zu verkaufen, und fingen Fische in den reichen Gewässern. Mysteriöse und beeindruckende Maskenrituale wurden vollzogen und auch Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen ausgetragen.
Wir haben WENDAKE selbst gekauft.
Das Leben der Wendat
Kannst du deinen Stamm zum Wohlstand führen?
Bei WENDAKE werden die Spieler zum Häuptling eines amerikanischen Ureinwohnerstamms und wetteifern dabei um Macht und Wohlstand im Gebiet der großen Seen.
Der Spieler, der am Schluss die höchste Punktzahl erzielt, gewinnt. Dabei gibt es bei WENDAKE ein ausgefallenes Wertungssystem: Die Punkte werden nicht einfach zusammengezählt und auf einer Kramerleiste festgehalten, sondern es gibt zwei Wertungsleisten. Diese bestehen aus je zwei Wertungstypen, die am Anfang des Spiels zufällig zugeordnet werden. Welche der vier Wertungstypen - Kampf, Maskenzeremonie, Ritual und Wirtschaft - nun jeweils ein Paar bilden, ergibt sich in jedem Spiel neu, sodass jedes Spiel anders abläuft. Am Ende zählt auf jeder Leiste nur die Punktzahl des Wertungstyps mit dem niedrigeren Wert.
WENDAKE wird über sieben Runden gespielt. Jede entspricht dabei einem Jahr im Leben der Ureinwohner. Jedes Jahr besteht aus zwei Teilen:
Teil 1 - Individuelle Spielerzüge:
In Spielerreihenfolge nimmt sich jeder Häuptling einen seiner vier Aktionssteine und kann damit entweder eine Aktion ausführen oder die Zugfolge ändern.
Indem ein Spieler seinen Aktionsstein auf einem von neun Aktionsplättchen seines Spielertableaus platziert, werden die auf dem Plättchen abgebildeten Aktionen ausgelöst. Diese Aktionsplättchen sind in einem 3x3 Raster, ähnlich wie beim klassischen Tic-Tac-Toe, angeordnet.
Das erste Aktionsplättchen dürfen die Spieler frei wählen, der zweite und dritte Aktionsstein muss jeweils auf ein Plättchen platziert werden, das in derselben Reihe, Zeile oder Diagonale der/des zuvor gewählten Plättchen/s liegt. Am Ende des Jahres müssen sich somit alle drei Aktionssteine auf dem Spieler-Tableau in einer horizontalen, vertikalen oder diagonalen Linie befinden.
Folgende Aktionen sind auf den Plättchen abgebildet:
- Kanu: Ein Kanu aus dem Vorrat des Spielers darf auf einem beliebigen See gestellt werden.
- Bewegung: Krieger dürfen bewegt werden. Dabei können sie geschickt genutzt werden, um die Ureinwohner anderer Stämme mit einem Kampf zu vertreiben oder neue Produktionsbereiche für Jäger und Frauen zu erschließen. Werden die Krieger in Gebiete bewegt, in denen Frauen oder Jäger ihrer Arbeit nachgehen, werden sie zu Wächtern.
- Ernte: Jeder Produktionsbereich, in dem der Spieler eine Frau platziert hat, produziert das dort angezeigte Gemüse(Mais/Bohnen/Kürbis).
- Jagd: Jeder Produktionsbereich, in dem der Spieler einen Jäger platziert hat, produziert ein Biberplättchen.
- Pelze gerben: Alle Biberplättchen des Spielers werden abgeworfen und er erhält für jedes ein Ledertoken.
- Fischen: Pro Kanu auf einem See erhält der Spieler einen Fisch.
- Kampf: Der Spieler erhält je nachdem, wie viele Kanus, Jäger und Frauen sich auf Seen bzw. Produktionsbereichen befinden, Schildkrötenplättchen, die am Ende des Spiels Bonuspunkte bringen. Außerdem erhält er für jedes Gebiet, in dem er die Mehrheit an Wächtern hat, einen Punkt auf der Kampfleiste.
- Maskenzeremonie: Die Maskenzeremonie besteht aus zwei Teilen. Zuerst darf eine Maskenkarte gezogen werden. Der Spieler entscheidet dann, ob er diese behält oder ob er die oberste Karte des offenen Ablagestapels auf die Hand nimmt. Im Anschluss darf der Spieler eine Kombination an Masken ausspielen, die auf der Maskenleiste Punkte bringt. Wie viel Punkte die jeweilige Kombination einbringt, kann von der sogenannten Maskenzeremonie-Tafel abgelesen werden.
- Handel: Hier können die Spieler bis zu drei Aktionen durchführen: Waren mit den weißen Männern tauschen, Fortschrittsplättchen, die Siegpunkte und jährlich einsetzbare Vorteile bringen, erwerben und Siegpunkte auf der Wirtschaftsleiste mit Hilfe von Waren kaufen. Aber Vorsicht! Jede Entscheidung, Handel zu treiben, birgt das Risiko einen Ureinwohner mit Pocken anzustecken.
- Heiliges Feuer: Das heilige Feuer ist eine Joker-Aktion, bei der ein beliebiges Aktionsplättchen aus dem Raster aktiviert werden darf.
- Ritual: Mit dieser Aktion, die sich auf der Rückseite jedes Aktionsplättchen befindet, können verletzte oder erkrankte Ureinwohner wieder zurück in das Spiel gebracht und Punkte auf der Ritualleiste erzielt werden.
Statt eine Aktion auszuführen, kann der Aktionsstein auch auf das entsprechende Feld der sogenannten Maskenzeremonie-Tafel gestellt werden, um die Zugfolge zu ändern. Entscheidet sich ein Spieler vor allen anderen, erst einmal auf eine Aktion zu verzichten und lieber die Zugreihenfolge zu ändern, wird er der Startspieler in der nächsten Runde sein.
Am Ende eines jeden Jahres muss jeder Spieler dreimal die Option eine Aktion ausführen und einmal die Zugfolge ändern gewählt haben.
Teil 2 - Vorbereitung:
Nachdem alle Spieler ihre Aktionssteine gesetzt haben beginnt die Vorbereitungsphase.
Diese besteht aus vier Schritten:
- Neue Zugfolge: Es wird die neue Spielerreihenfolge festgelegt
- Aktionsplättchen vorbereiten: Die Aktionssteine werden von den Aktionsplättchen genommen. Die benutzten Plättchen werden umgedreht. Die Spieler schieben nun die Plättchen aus ihrem 3x3 Raster je um eine Zeile nach unten, sodass die unterste Reihe vom Spieler-Tableau geschoben wird. Beginnend mit dem neuen Startspieler darf jeder Spieler in Zugreihenfolge ein gerade herausgeschobenes Plättchen gegen ein, meist besseres, fortgeschrittenes Aktionsplättchen tauschen. Diese zeichnen sich durch mehr Aktionsmöglichkeiten aus. Im Anschluss werden die Plättchen unterhalb des Rasters gemischt und in zufälliger Folge in die oberste Reihe des Rasters gelegt.
- Masken vorbereiten: Masken, die während einer Zeremonie gespielt wurden, dürfen von den Spielern wieder auf die Hand genommen werden.
- Fortschrittsplättchen vorbereiten: Alle Fortschrittsplättchen, die in dieser Runde genutzt wurden, werden nun wieder benutzbar gemacht, indem sie auf die Vorderseite gedreht werden.
Am Ende des siebten Jahres findet die Endwertung statt.
Von Fischen und Bibern
Die Box von WENDAKE ist gut gefüllt. Die eingelassenen Spieler-Tableus sind hochwertig. Krieger, Kanus, Ressourcen, Aktionssteine und Stammesscheiben sind alle aus Holz gefertigt und machen etwas her. Dazu kommt noch sehr viel Material aus dicker Pappe. Der zusammengesetzte Spielplan ist sehr schön gestaltet, könnte meiner Meinung nach aber etwas größer sein.
Das Spielmaterial ist komplett sprachneutral.
Die Anleitung liegt in vier Sprachen bei (Deutsch/Englisch/Italienisch/Französisch). Der Spielablauf ist verständlich beschrieben und nach einmaligem Lesen verinnerlicht. Beispiele sind ausreichend vorhanden. Gut gefallen hat mir das kleine Zusatzhandbuch, das die historischen Hintergründe des Spiels näher beleuchtet.
WENDAKE hat mir gut gefallen. Das Alltagsleben amerikanischer Ureinwohner ist ein unverbrauchtes Thema und ist überraschend spannend. Besonders schön fand ich aber die Punktewertung. Ich kann mich nicht einfach auf ein Gebiet spezialisieren, um dort viele Punkte zu erzielen, sondern ich muss mich auf verschiedene Aspekte eines Ureinwohnerlebens konzentrieren. Mache ich das nicht, werde ich schnell abgehängt.
Auch die Aktionstafeln im 3x3-Format sind innovativ. Zuerst ist alles noch sehr übersichtlich, sobald aber einige fortgeschrittene Aktionsplättchen ergattert wurden, eröffnen sich einem viele strategische Möglichkeiten und es muss versucht werden, eine möglichst effiziente Folge von Aktionen durchzuführen.
Leider hält sich die Interaktion unter den Spielern in Grenzen. Sie beschränkt sich auf das Vertreiben aus Gebieten und das Blockieren von Feldern bei der Maskenzeremonie.
Gegen Ende des Spiels können die Wartezeiten, besonders im Spiel mit vier Spielern, recht lang werden. Die Aktionsmöglichkeiten werden durch die fortgeschrittenen Aktionsplättchen zahlreicher und müssen besser aufeinander abgestimmt werden, um das Optimum an Punkten herauszuholen. Daher kann es zu Längen im ansonsten recht flüssigen Spielablauf kommen.
WENDAKE kann auch Solo gespielt werden. Dabei wird auf einem von drei Schwierigkeitsgraden gegen einen „Geist“ gespielt, dessen Aktionen über die Maskenkarten gesteuert werden. Ziel ist es, am Ende des Spiels mehr Punkte zu ergattern als der Geist.
Dieser Modus ist ausgefeilt und hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn das Spiel gegen menschliche Gegner deutlich attraktiver ist. Als reines Solospiel würde ich WENDAKE nicht empfehlen.
Dass WENDAKE bei mir zu einem Dauerbrenner wird, wage ich noch zu bezweifeln. Dafür bietet es, trotz zehn unterschiedlicher Stämme mit verschiedenen Spezialfähigkeiten, etwas zu wenig Varianz. Trotzdem ist es ein gutes Spiel für Freunde von strategischen Kennerspielen und ein Muss für Spieler mit Interesse an den Urweinwohnern Amerikas.
Bilder vom Spiel
Tags: Area Control, Ressoucenmanagement, Worker Placement, Kennerspiel, 1-4 Spieler, 60-120 Minuten