Test // RAGUSA

Test // RAGUSA

Eine prächtige Stadt, umgeben von hohen Stadtmauern und dem blauen Wasser der Adria, prangt auf dem Cover der Spieleschachtel von RAGUSA. Schon seit vielen Jahren zieht die Altstadt, die heute als UNESCO-Weltkulturerbe gilt, viele Besucher in den Süden Kroatiens. Das Spiel möchte uns von der Entstehung der Stadt, die heute unter dem Namen „Dubrovnik“ bekannt ist, erzählen.

 

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Das vorliegende Rezensionsexemplar von RAGUSA (2019) hat die Redaktion von Brettspiel-News.de selbst gekauft.

 

Die Geschichte der Stadt

Die Spieler verkörpern in diesem Stadtaufbauspiel die Erbauer der Stadt RAGUSA (heutiges Dubrovnik). Sie errichten im Laufe der Partie Häuser für die wichtigsten Rohstofflieferanten, Produktionsstätten und den Handel sowie die Stadtmauer und dessen Türme. Dabei konkurrieren sie um die besten Bauplätze der Stadt und den wichtigsten Handelsgelegenheiten der Märkte.

Zeitlich ist das Spiel im 15. Jahrhundert im südlichen Kroatien angesiedelt.

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Wie eine Stadt entsteht

In diesem Euro-Game geht es ganz klassisch wieder um schlichte Siegpunkte. Diese können auf verschiedenen Wegen erlangt werden, dazu später mehr.

Das Spielfeld zeigt die Stadt und dessen Umland, aufgeteilt in verschiedene Sechseckfelder.

Wer an der Reihe ist, setzt eines seiner Häuser auf einen gültigen Bauplatz im Umland oder in der Stadt. Für den Hausbau muss der aktive Spieler auf genügend Ressourcen zurückgreifen können. Für einen Platz in der Stadt werden Steine benötigt, im Umland dagegen Holz. Dabei muss die entsprechende Ressource nicht abgegeben werden, lediglich der Zugriff auf diese ist erforderlich. Wieviel Ressourcen benötigt werden, hängt von den eigenen bereits gebauten Häusern am selben Sechseckfeld ab. Das erste Haus benötigt ein Holz bzw. einen Stein. Das zweite bereits zwei, das dritte drei, usw. Dabei ist zu beachten, dass das Gebäude immer an drei verschiedenen Feldern angrenzt, für die diese Bedingung jeweils zu kontrollieren ist.

Ein Beispiel direkt auf dem Spielbrett erleichtert diese Regelerklärung deutlich und wird auch so in der Anleitung genutzt, weshalb an dieser Stelle auf das Bild der Anleitung verwiesen wird.

 

Regelauszug in den Text

 

Nachdem das Haus gesetzt wurde, werden die angrenzenden Aktionen der drei Sechseck-Felder ausgeführt. Im Umland bedeutet das lediglich den Zugriff auf weitere Ressourcen wie Holz, Stein, Silbererz, Oliven, Trauben oder Fisch. Die Bauplätze in der Stadt hingegen lösen wichtige Aktionen aus. Mit dem Weingut, der Ölmühle und dem Silberschmied werden Grundressourcen zu Handelswaren (Öl, Wein und Silber) weiterverarbeitet. Mit dem Steinmetz und dem Baumeister werden die Stadtmauer und dessen Türme errichtet, die am Ende der Partie Punkte einbringen. Der Fischhändler, der Markt und der Kai ermöglichen den Tausch von Fischen und Handelswaren gegen Siegpunkte. Und mit dem Fürstenpalast und der Kathedrale erhalten die Spieler zusätzliche Möglichkeiten, am Ende der Partie Siegpunkte zu erhalten.

All dies wäre sehr langweilig und solitär, wenn das Spiel nicht den besonderen Kniff in der Mechanik hätte: Sobald die Aktion, für das gesetzte Haus des aktiven Spielers durchgeführt wurde, wird sie nacheinander, für alle am Hexfeld bereits vorhandenen Häuser ebenfalls durchgeführt. So kann das erste Haus im Laufe der Partie bis zu sechsmal aktiviert werden, wogegen das zuletzt gesetzte Haus nur einmal aktiviert wird.

Das Spiel endet, nachdem alle Spieler ihre Häuser auf den Spielplan gesetzt haben, also je nach Spieleranzahl nach 9 bis 14 Runden.

 

Es ist vollbracht

Bereits im Spiel werden die Punkte für die verkauften Handelswaren (Marktaktion) auf der Siegpunkleiste festgehalten. Bei Spielende kommen die Punkte der Schiffshändler (Kai‑Aktion) sowie für die geheimen Ziele des Fürstenpalastes und für gespeicherte Waren (Kathedrale) hinzu. Zu guter Letzt erhalten die Spieler noch eine Anzahl Punkte, die der jeweils längsten Stadtmauer entspricht.

Wer seinen Siegpunktemarker am weitesten nach vorne schieben konnte, wird zum erfolgreichsten Baumeister der Stadt RAGUSA gekürt und gewinnt damit das Spiel.

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Die Zwei-Spieler-Krücke…

Um das Spiel zu zweit zu genießen, bedarf es einer kleinen Extraregel. Diese führt aber keinen virtuellen dritten Spieler ein, sondern gibt den beiden Kontrahenten lediglich zwei zusätzliche Häuser in einer dritten, unbenutzten Farbe.

Diese Häuser dürfen im eigenen Zug anstelle der eigenen Farbe eingesetzt werden und „verwandeln“ alle am Sechseck befindlichen Häuser für die Dauer des aktuellen Zugs in die eigene Farbe. Entsprechend aktivieren sich alle Häuser am Sechseck, unabhängig ihrer Spielerzugehörigkeit, nur für den aktiven Spieler.

Dafür dürfen diese Spezialgebäude nur an die Stadtgrenze, also dort, wo auch die Stadtmauer entlangführt, gesetzt werden. Zusätzlich zählen sie in allen folgenden Zügen als Farbe des Spielers, der am Zug ist, unabhängig davon, welcher Spieler es ursprünglich gesetzt hat. Bei der Endwertung blockieren sie außerdem die Mauerwertung beider Spieler.

 

Alleine geht’s auch!

Die Solovariante funktioniert über zwei kartengesteuerte Bots, die ihre Züge jeweils vor dem Spieler durchführen. Der Spieler gewinnt das Spiel, sobald er mehr Punkte als jeder einzelne Bot hat.

 

Fundamente der Stadt

Für diese Rezension lag mir die Version der Spiele-Schmiede vor.

Der Gesamteindruck des Spielmaterials weiß zu überzeugen. Die Qualität der Karten, der Spielertableaus und der Holzhäuser sind gehobener Standard.

Das Spielbrett ist groß, übersichtlich und beidseitig bedruckt. Auf beiden Seiten findet sich der gleiche Aufbau der Stadt mit der gleichen Verteilung der Aktionsfelder. Lediglich die Symbole der „Einsteiger-Seite“ sind größer abgebildet, um sie besser erkennbar zu machen.

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In der vorliegenden Version sind sechs verschiedenfarbige Schachteln enthalten, die das Inlay des Spielkartons bilden. Das Material kann so ordentlich getrennt aufbewahrt werden, was das Ab- und Aufbauen des Spiels beschleunigt. Außerdem finden sich zusätzliche Siegpunktemarker in Sternform in der Schachtel, die die Scheiben der Retail-Version ersetzen. Für die Zwei-Spieler-Variante sind zudem vier graue Extrahäuser enthalten.

Da dieses Material in der Anleitung keine Erwähnung findet, wird es wohl exklusiv für die Unterstützer der Kampagne bleiben. Um das Spiel zu spielen, ist das Zusatzmaterial aber auch nicht nötig.

Die Anleitung ist gut strukturiert und mit vielen Bildern und Beispielen versehen. Am Ende der Anleitung findet sich sogar ein 2-Seitiges Beispiel einer halben Partie RAGUSA.


 

 

sven meine meinung überschriftRAGUSA gefällt mir bereits seit der ersten Partie. Die Regeln sind leicht erklärt und schnell verstanden. Die größte Hürde ist die Erklärung der oben erwähnten Voraussetzung für den Häuserbau. Ist das im Kopf, sind die restlichen Regeln ein Kinderspiel!

Während der Spielzüge entsteht kaum Downtime, da meist alle Spieler beim Ausführen der Aktionen durch eigene Häuser involviert sind. Durch diesen Kniff entsteht auch eine positive Interaktion. Die Spieler nehmen sich nicht gegenseitig etwas weg, sondern erhalten Aktionsmöglichkeiten in den Zügen der Gegner. Dies fühlt sich gut an.

RAGUSA spielt sich in jeder Besetzung von zwei bis fünf Spielern sehr gut. Das Solospiel habe ich bisher nicht ausprobiert und kann daher keine Aussage über das Spielgefühl im Single-Player-Modus treffen. In der Zweier-Konstellation wird das Spiel durch die genutzte „Krücke“ viel taktischer. Aufgrund dieses Mechanismus spiele ich es tatsächlich am liebsten zu zweit.

Die Illustration des Spielplans finde ich sehr schön. Die Übersichtlichkeit des Spiels verliert sich auch bei Verwendung der Seite mit den kleinen Symbolen nicht. Darum finde ich es sehr schade, dass auf beiden Seiten des Spielplans, die gleiche Stadt aufgedruckt wurde. Hier hätte die Chance genutzt werden können, um die Aktionsfelder, deren Verteilung oder auch nur den Verlauf der Stadtmauer zu variieren.

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Zwei redaktionelle Kleinigkeiten sind mir beim Spielen noch aufgefallen:

  1. Es gibt ein Symbol, das für zwei unterschiedliche Bedeutungen genutzt wird. Im Falle der Kai-Aktion bedeutet es „Eine der Ressourcen“ und im Falle der Kathedralwertung „Ein Set aus allen drei Ressourcen“.
  2. Im Aktionsfeld des Fürstenpalastes ist eine Bonuskarte abgebildet. Für die Aktion erhält der Spieler allerdings zwei Karten, von denen eine behalten werden darf.

In beiden Fällen hätte die Symbolik vereinfacht werden können.

Was mich aber wirklich stört, sind die Ressourcenanzeiger am oberen und unteren Rand der Spielertableaus. Sie passen zum einen nicht in die dafür vorgesehenen Aussparungen und verdrehen/verrutschen leicht bei der kleinsten Berührung. Zum anderen werden die oberen drei im Uhrzeigersinn und die unteren gegen den Uhrzeigersinn im Wert erhöht.

Kleinere Karten bei gleichbleibender Drehrichtung hätten hier geholfen!

Insgesamt ist RAGUSA aber ein tolles Spiel und ich bin sehr froh, dieses Exemplar zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Es bleibt in meiner Sammlung und wird sicher noch einige Male auf dem Spieltisch landen.

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Kennerspiel, Ressourcenplacement, 60 Minuten, 1-5 Spieler, Worker Placement, Eurogame

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