TEST // LAST BASTION
Oh nein! Nicht noch ein Dämon! Und der hat unsere tapfere Heldengruppe niedergeworfen, wir können uns nicht bewegen! Und da kommt auch noch ein Ork! Wir müssen sie besiegen, wir sind die letzte Bastion! Und wenn sie fällt, wird die Menschheit von der Königin des Schreckens in ein Zeitalter der Dunkelheit gestürzt. Haben die Helden in dem aussichtlos erscheinenden Unterfangen eine Chance? Finden wir es heraus – in LAST BASTION!
LAST BASTION wurde uns freundlicherweise von REPOS PRODUCTIONS zur Verfügung gestellt.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
Die letzte Bastion, die letzte Hoffnung
LAST BASTION ist die Neuauflage von GHOST STORIES, in dem 1 bis 4 Spieler in die Rollen tapferer, wenn auch etwas archetypischer Helden schlüpfen: Der zwergische Krieger fehlt dabei genauso wenig wie die elfische Schützin. Die Helden unterscheiden sich durch ihre jeweilige Spezialfähigkeit: Der zwergische Krieger beispielsweise erhält im Kampf einen Würfel mehr und kann einige negative Effekte ignorieren, die elfische Schützin darf zwei gegenüberliegende Gegner attackieren. Insgesamt acht Helden liegen der Box bei. Jeder Spieler wählt außerdem eine Farbe aus, nimmt sich das entsprechende Tableau und versieht die Miniatur seines Helden mit dem Plastikring in der passenden Farbe.
Die Helden haben pro Runde eine Bewegung und können entweder ein Aktionsfeld verwenden oder kämpfen (mit Ausnahme der Paladinin, die auf dem gleichen Feld auch beides machen kann).
Die Bastion besteht aus 3x3 Feldern. Jedes dieser Felder hat seine eigene Aktion, die nur auf diesem Feld ausgeführt werden kann. Die Effekte können allgemein flexibel, aber auch sehr spezifisch und mächtig sein, etwa können Einflussmarker entfernt, Ausrüstungsgegenstände erworben oder auch eine Falle für anstürmende Gegner gestellt werden.
Denn von denen gibt es genug. Jeder Zug beginnt damit, dass eine Monsterkarte vom Stapel gezogen wird. Monster können entweder eine der vier Spielerfarben haben, dann kommen sie auf einen von drei Slots des entsprechenden Monstertableaus. Ein schwarzes Monster kommt dagegen immer auf das Tableau des aktiven Spielers. Sind alle drei Slots belegt, passieren dem entsprechenden Spieler schlimme Dinge: Er verliert beispielsweise einen Lebenspunkt oder seine Bewegung. Jedes Tableau hat dafür einen anderen Effekt.
Monster haben neben der Farbe auch eine unterschiedlich hohe Stärke. Diese gibt an, wieviele Würfel in dieser Farbe gewürfelt werden müssen, um es zu besiegen. Ausrüstungsgegenstände, Spezialfähigkeiten oder auch das Standarten-Spielfeld können den Helden zusätzlich beim Kampf gegen Monster helfen.
Monster können drei verschiedene Arten von Effekten haben:
- wenn sie ins Spiel kommen.
- Effekte, die jede Runde eintreten oder passiv sind.
- wenn das Monster stirbt.
Diese Effekte bringen die Helden oft in brenzlige Situationen. Beispielsweise können Ausrüstungsgegenstände oder auch die Jokerfarbe Weiß auf dem Würfel keine Wirkung mehr haben. Oder das Monster verbreitet bösen Einfluss, der Fähigkeiten blockiert und für eine Niederlage sorgen kann, wenn er nicht beseitigt wird. Oder die Helden müssen den berüchtigten schwarzen Würfel des Verderbens werfen, der ebenfalls viele Gemeinheiten bereithält. Meist wird der Griff zu diesem Würfel mit einem unheilverkündenden "Oh nein..." begleitet. Selten, ganz selten hört man danach ein erleichtertes "Juchu, es ist nichts passiert!"
Ein nützliches Hilfsmittel ist der Kommandomarker, mit dem die Helden das Spiel starten. Er erlaubt es, einmalig sofort eines der Spezialfelder zu nutzen, und kann den tapferen Verteidigern in brenzligen Situationen Raum zum Durchatmen verschaffen.
Die Helden gewinnen das Spiel, wenn sie den General besiegen, der sich ziemlich weit unten im Monsterkartenstapel versteckt. Allerdings haben sie dazu nur eine geringe Anzahl von Zügen Zeit, denn wenn keine Monsterkarten aufgedeckt werden können, haben sie verloren. Genauso verlieren sie, wenn drei oder mehr Einflussmarker im Inneren der Bastion liegen. Stirbt ein Held bei der mutigen Verteidigung, ist das keineswegs das Ende. Der Held kann bei einem Spezialfeld wieder ins Leben zurückgebracht werden. Für den Rest des Spiels kann er allerdings seine Spezialfähigkeit nicht mehr einsetzen.
Von Schwertern, Äxten und Armbrüsten
Die Komponenten von LAST BASTION sind ein Highlight. Die Produktion ist in nahezu allen Bereichen sehr hochwertig und umfasst thematische "Gimmicks", wie den Rahmen der Bastion. Dieser erfüllt spieltechnisch keine Funktion, ist aber sehr atmosphärisch und aus ebenso dicker Pappe wie die Bastionsfelder, die Monster- und die Heldentableaus. Letztere sind beidseitig bedruckt und zeigen die Helden vor und nach einer möglichen Auferstehung.
Die Würfel sind eine Spezialanfertigung und jede Farbe verfügt über ein eigenes Symbol. Als selbst farbenblinder Spieler weiß ich das sehr zu schätzen, nie kam es zu Unklarheiten im Spiel, da diese Symbole auch auf den entsprechenden Ausrüstungsgegenständen verwendet werden. Großes Lob!
Höhepunkt der Komponenten sind aber ganz klar die Heldenminiaturen. Diese kommen in einem eigenen Inlay, sind sehr stabil und sehr detailliert. Schon die "normalen" Miniaturen machen viel her, ein noch größerer Augenschmaus sind aber die vorbemalten Minis, die es beim Kauf auf der SPIEL in Essen dazu gab.
Aber LAST BASTION macht bei Minis nicht halt, auch weitere Spielelemente werden in 3D aus solidem Plastik ausgeliefert. Etwa die Standarte, an der auch dicke Pappbanner befestigt werden können, oder die Einflussmarker, die nicht nur Fähigkeiten und Felder blockieren können, sondern aus denen auch ein Totenschädel herausragt. Hier hätten Pappmarker ebenso funktioniert, ich freue mich aber bei jedem Spiel darüber, dass es 3D-Objekte geworden sind. Das farbenfrohe Spielfeld "poppt" dadurch auf dem Tisch und ist ein Blickfang.
Eine kleine Dissonanz sind dabei aber die Marker für Lebenspunkte oder Ausrüstungsgegenstände, die (vermutlich aus Kostengründen) aus Pappe sind. Schade, aber verständlich.
Die Karten sind schick gestaltet, der Rücken der Monsterkarten erinnert ein wenig an Warhammer. Für jeden Spieler ist eine beidseitig bedruckte Übersichtskarte enthalten, dazu gibt es ein separates Heft, in dem alle Symbole und Fähigkeiten erklärt werden.
Das ist auch eines der wenigen Mankos, die ich gefunden habe: Diese Erklärung ist auch nötig. Denn LAST BASTION bedient sich einer vielfältigen Ikonografie, die nicht immer intuitiv ist. Neue Spieler sind mit den Heldenfähigkeiten und den 9 Aktionsfeldern schon mehr als genug gefordert, dazu kommen die Spezialfähigkeiten der Monster. Im Laufe des Spiels prägen sich die Symbole ein, neue Spieler werden aber in den ersten Runden öfter zu dem Erklärungsheft greifen (oder erfahrere Spieler fragen).
Die Anleitung ist reich bebildert und erklärt das Spiel übersichtlich Schritt für Schritt mit detaillierten Beispielen. Dazu sind auf den Seiten Zeichnungen zu finden, die zur Atmosphäre beitragen.
Die Box ist farbenfroh gestaltet, das Plastikinlay sorgt im Inneren für Ordnung. Einzig die Rahmenteile haben etwas Spiel. Die Seitenwände der Box scheinen im Vergleich zur hochwertigen Produktion ein wenig dünn, aber das ist nur ein persönlicher Eindruck. Durch das Inlay kommt auch keine Unordnung auf, wenn man das Spiel aufrecht in ein Regal stellen möchte.
Insgesamt ein dickes "Daumen hoch" für die Komponenten!
Das wichtigste Vorweg: LAST BASTION macht Spaß. Das kooperative Vermöbeln der Monster erfordert strategisches Planen und auch etwas Würfelglück (das man aber durch Planung etwas abmildern kann).
Last BASTION hat dabei das Problem vieler Koop-Spiele: Es ist etwas anfällig für Alpha-Spieler, die gleich für die ganze Gruppe denken und alles alleine planen. Das ist allerdings spielgruppenabhängig und ist bei mir noch nicht vorgekommen. Meist werden unterschiedliche Spielzüge vorgeschlagen und diskutiert.
Genau wie sein Vorgänger GHOST STORIES ist LAST BASTION ein bockeschweres Spiel, das die Spieler vor immer neue Anforderungen stellt und erreichte Erfolge schnell wieder zunichte macht. Frusttoleranz sollten die Spieler also auch mitbringen, ein gemütlicher Spaziergang durch ein Verlies, bei dem man im Vorbeigehen dem Drachen den Schatz mopst, ist LAST BASTION definitiv nicht.
Beide Spiele – LAST BASTION und GHOST STORIES – sind nahezu identisch, wobei ersteres meiner Meinung nach aber über die besseren Komponenten verfügt. Ich persönlich mag zwar das asiatisch angehauchte Setting von GHOST STORIES ein wenig lieber, als das generische Fantasyszenario, aber die Komponenten von LAST BASTION sind wirklich, wirklich schick. Letzten Endes ist es Geschmackssache, von welchem der beiden Spiele man sich zusammen mit ein paar Freunden den Hintern versohlen lässt.
Wer sich von den Anforderungen des Spiels nicht abschrecken lässt, findet mit LAST BASTION ein großartiges kooperatives Spiel mit vielen taktischen Entscheidungen. Der Wiederspielwert ist durch die unterschiedlichen Helden in Kombination mit den unterschiedlichen Tableaus sowie den verschiedenen Generälen sehr hoch.
Absolut begeistert hat mich die Produktion, die nicht nur Wert auf hochwertige Komponenten legt, sondern auch Farbenblinde berücksichtigt hat. Sie sorgt auch dafür, dass ich nun LAST BASTION statt GHOST STORIES in meiner Ludothek habe. Ich persönlich brauche nicht beide Spiele in meiner Sammlung, da sie sich nahezu identisch spielen. Zwar gefällt mir das Setting von GHOST STORIES besser, da es sich nicht so generisch anfühlt. Trotzdem reicht das nicht aus, LAST BASTION macht das bei mir mehr als wett.
Wer also GHOST STORIES bereits besitzt, muss selbst entscheiden, wie wichtig die besseren Komponenten sind. Wer keines der beiden Spiele besitzt und kooperative Spiele mag, sollte dringend einen Blick auf LAST BASTION werfen.
Bilder vom Spiel
Tags: Action-Selection, 1-4 Spieler, Fantasy, Kooperativ