TEST // FLORENZA DICE GAME
FLORENZA DICE GAME wurde uns freundlicherweise von PLACENTIA GAMES zur Verfügung gestellt. Das hat keinen Einfluss auf die Rezension.
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Florierendes Florenz
1-4 Spielerinnen schlüpfen in die Rollen einflussreicher Familien, die dem Florenz der Renaissance mit viel Geld und talentierten Künstlern ihren Stempel aufdrücken wollen.
Dazu erhält jede/r SpielerIn einen Bleistift und zwei Spielerbögen: einen mit der Stadtteilseite und einen mit der Gebäudeseite (die jeweils andere Seite kann natürlich in einem weiteren Spiel benutzt werden, so wird lediglich ständiges Wenden erspart). Jede/r SpielerIn startet außerdem mit 200 Fiorini (Geld) und einer Extra-Ressource, was praktischerweise schon auf dem Bogen vermerkt ist.
Je nach Spielerzahl werden 4-6 Runden gespielt. Jede Runde ist in drei Phasen eingeteilt:
Einkommen: In der ersten Rund besteht das Einkommen in einem kostenlosen Gebäude. Die SpielerInnen würfeln und tragen das entsprechende Gebäude auf ihrem Stadtplan ein. Der/die SpielerIn mit dem niedrigsten Ergebnis ist StartpielerIn für den Rest des Spiels. Ab der zweiten Runde ergibt sich das Einkommen aus den vollendeten Kunstwerken in der Chiesa (Kirche).
Hauptmann des Volkes und den Bischof bestimmen (ab Runde 2): Dazu wird der Fortschritt auf den entsprechenden Leisten verglichen. Der Hauptmann bekommt eine Extra-Ressource zum sofortigen Bau, der Bischof hat eine größere Auswahl an Würfeln zur Verfügung.
Spielerzüge: In dieser Phase stehen die SpielerInnen vor schwierigen Entscheidungen. Der/die aktive SpielerIn, angefangen bei dem/der StartspielerIn, würfelt alle 6 Würfel. Dann wählt er/sie sich 3 davon aus, um sie sofort zu benutzen. Alle anderen SpielerInnen können danach einen von den noch nicht genutzten Würfel benutzen. Der Bischof darf auch einen bereits genutzten Würfel wählen.
Wie werden die Würfel nun benutzt? Dazu wird das Spielbrett verwendet.
Ressourcen erhalten: Je nach Augenzahl erhalten die SpielerInnen 1 oder 2 Ressourcen, ganz wie auf dem Spielbrett angegeben.
Personen rekrutieren: Mit dem weißen, dem braunen und dem grauen Würfel können die SpielerInnen Punkte auf der Hauptmann-, der Bischof- und der Predigerleiste ankreuzen. Mit dem grünen, roten und gelben Würfel können Künstler angeheuert werden, die aber auch mit 100 oder 200 Fiorini bezahlt werden müssen.
Geld auftreiben: Jeder Würfel kann genutzt werden, um 200 Fiorini zu erhalten.
Mit den erhaltenen Ressourcen und Fiorini können die SpielerInnen nun Gebäude bauen und sie sich in ihrem Stadtplan eintragen und auch sofort den Effekt nutzen. Jedes Gebäude kann aber nur jeweils einmal auf jedem Stadtplan gebaut werden. Zwar dürfen auch schon für zukünftige Gebäude Ressourcen und Fiorini in die jeweiligen Felder eingetragen werden, die einzelnen Gebäude müssen aber in der vorgeschriebenen Reihenfolge gebaut werden. So darf das dritte Gebäude nicht vor dem zweiten fertiggestellt werden – auch, wenn die nötigen Ressourcen bereits gesammelt worden sind.
Doch nicht nur Gebäude wollen errichtet werden. Es gilt auch, Kunstwerke im Palazzo (Palast) oder der Chiesa zu vollenden. Jedes Kunstwerk benötigt zuerst Ressourcen und Fiorini. Anschließend kann ein Künstler rekrutiert werden, um das Kunstwerk zu vollenden. Bei Kunstwerken in der Chiesa darf aus zwei Künstlern ausgewählt werden, im Palazzo muss es immer ein bestimmter sein. Meisterwerke (erkennbar an Sternen) bringen zusätzliche Punkte. Darüber hinaus haben Kunstwerke meist noch zusätzliche Effekte, beispielsweise bringen sie zusätzliche Ressourcen. Kunstwerke in der Chiesa erhöhen außerdem das Einkommen.
Siegpunkte gibt es für die einzelnen Kunstwerke, für Künstler, für Gebäude, für Fortschritte auf der Hauptmannleiste, für unverwendete Ressourcen, Fiorini und Meisterwerk-Sterne. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Das Material: Bewusster Minimalismus
In der Box befindet sich neben der Anleitung das Spielbrett, der Block mit beidseitig bedruckten Seiten, 4 Stifte und 6 Würfel. Das wars. Und das ist eine bewusst getroffene Entscheidung, man soll sofort losspielen und nicht lange auf- und hinterher abbauen müssen.
Die Stadtplan-Seite der Spielbögen ist eng bedruckt. Die Ikonografie erschlägt beim ersten Blick, ist jedoch schnell erlernt.
Die Anleitung auf Englisch und Deutsch ist gut strukturiert und erklärt das Spiel sehr eingängig. Dabei hilft, dass zu fast jedem Schritt ein beschriebenes und bebildertes Beispiel aufgeführt wird.
Die Box an sich ist schlicht, aber mit atmosphärischen Grafiken gestaltet. Das Spielbrett und der Block passen genau in die Box, sodass gerade ersteres nicht immer leicht herauszubekommen ist, ohne die Schachtel auszukippen. Da die Komponenten aber sehr übersichtlich sind, ist das gut zu verkraften.
Den Anspruch des Designers, ein gehaltvolles Ressourcenmanagement-Spiel „to go“ zu schaffen, erfüllt FLORENZA DICE GAME auf jeden Fall. Mehrfach pro Runde steht man vor der Frage, wie man die Würfel am effizientesten einsetzen kann. Man muss mehrere Züge im Voraus planen, um die Ressourcen effizient nutzen zu können.
Entsprechend hat FLORENZA DICE GAME auch eine Lernkurve. Die verschiedenen Symbole und die italienischen Bezeichnungen verbreiten zwar Atmosphäre, erschweren aber auch den Einstieg – zumal die Symbole oft klein ausfallen und durch die pastellfarbene Gestaltung des Spiels wenig kontrastreich sind.
Hat man die Einstiegshürden jedoch überwunden, spielt sich FLORENZA DICE GAME so flüssig, wie man es von leichteren Roll-and-Write-Spielen kennt. Das Spiel lässt den SpielerInnen große Entscheidungsfreiheit, da man die Ressourcen nahezu an jeder Stelle verwenden kann. Da man Fähigkeiten von gerade erbauten Gebäuden oder fertiggestellten Kunstwerken unmittelbar nutzen kann, ergeben sich teilweise sehr schöne und komplexe Kettenreaktionen.
Was ich in unterschiedlichen Testrunden feststellen konnte, ist, dass sich FLORENZA DICE GAME mit unterschiedlicher Spieleranzahl auch recht unterschiedlich spielt. Mit zwei SpielerInnen ist es berechenbarer und da man mehr Runden spielt, muss man auch weiter vorausplanen. Bei vier SpielerInnen rückt Improvisation stärker in den Vordergrund, da die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass das, was man gerade braucht, auch wirklich noch verfügbar ist. Der „Sweetspot“ für mich lag dabei bei drei SpielerInnen. Aber auch mit zwei und vier SpielerInnen bleibt es spannend, spielt sich einfach nur etwas anders.
FLORENZA DICE GAME bietet SpielerInnen tatsächlich in einer kleinen Schachtel einige interessante Entscheidungen, ohne vorher tütchenweise Spielmaterial auspacken und aufbauen zu müssen. Für mich könnte es allerdings etwas zugänglicher sein, die Vielzahl und die Gestaltung der Symbole war in den ersten Runden stets irritierend. Ich hätte mir eine Gestaltung mit etwas mehr Kontrast gewünscht. Das könnte aber auch daran liegen, dass mich persönlich diese pastellfarbene Renaissance-Optik überhaupt nicht abholt. Das ist aber Geschmackssache.
Da man mit unterschiedlichen Strategien erfolgreich sein kann, bietet FLORENZA DICE GAME auch einiges an Wiederspielwert. Überhaupt hat mich die Vielzahl an Entscheidungsmöglichkeiten positiv überrascht. Das wiederum birgt die Gefahr der Analyse-Paralyse, zumal bei vier SpielerInnen auch häufiger umgedacht werden muss. Die Interaktion beschränkt sich leider darauf, anderen SpielerInnen Würfel wegzuschnappen, ansonsten spielt man eher nebeneinander her. Es ist eine Art Puzzlewettbewerb.
Bilder zum Spiel
Tags: Roll-and-Write, 60-90 Minuten, 1-4 Spieler