Test | The Binding of Isaac: Four Souls

Test | The Binding of Isaac: Four Souls

Im Jahr 2011 entwickelten und veröffentlichten Edmund McMillen und Florian Himsl ein Flash-Computer-Spiel mit dem Titel "The Binding of Isaac". Das Spiel war ein großer Erfolg, doch die Adobe-Flash-Engine wurde nicht weiterentwickelt bzw. unterstützt. Das führte dazu, dass "The Binding of Isaac" in einer anderen Engine neu programmiert wurde. 2014 war es dann so weit und "The Binding of Isaac: Rebirth" wurde veröffentlicht. Während das ursprüngliche Spiel ein Erfolg war, wurde Rebirth zu einem absoluten Titanen, der das gesamte Genre der Rogue-Lite-Videospiele wiederbelebte. Ob Isaac mit dem vorliegenden Kartenspiel ebenfalls begeistern kann, schauen wir uns jetzt genauer an.

 

infos zum spiel

Wir haben "The Binding of Isaac: Four souls" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Die Reise in den Keller

In weniger als zwei Stunden wurde im Sommer 2018 die Kickstarter-Kampagne für die Brettspielumsetzung finanziert. Knapp 40.000 Fans unterstützten die Kampagne mit über 2,5 Millionen US-Dollar. Allein diese Zahlen lassen erkennen welch große Fanbase "The Binding of Isaac" hat. Diese Rezension bezieht sich auf die deutsche Retail-Version von Pegasus Spiele.

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Ziel von "The Binding of Isaac: Four Souls" (fortan nur noch "Four Souls" genannt) ist es, vier Seelen durch das Töten von Monsters zu kontrollieren. Dafür bekommt jede Person eine Charakterkarte. Während des Zuges können alle Schätze kaufen, Beutekarten ausspielen und Monster angreifen. Schätze und Beute machen die Charaktere stärker und steigern die Wahrscheinlichkeit, Monster erfolgreich zu töten. Für manche Monster gibt es als Belohnung eine Seele. Wer zuerst vier dieser Seelen gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Zu Beginn des Spiels erhält jede Person einen der insgesamt 11 Charakter. Alle Charaktere unterscheiden sich nur von dem Startgegenstand, den sie mitführen. Der jeweilige Startgegenstand hat den Status ewig, das heißt er kann weder gestohlen noch zerstört werden. Unser Hauptprotagonist bekommt zum Beispiel die "The D6"-Karte. Mit ihr kann Isaac jeden Würfelwurf wiederholen. Sobald jede Person am Tisch ihren Charakter, den Startgegenstand, drei Cent und drei Beutekarten hat, werden die drei Decks (Monster-, Beute- und Schatz-Karten) gemischt und zwei Monster sowie zwei Schätze offen ausgelegt. Die zwei offenen Schatzkarten bilden den Shop. Die beiden Monsterkarten sind unsere potenziellen Angriffsziele. Cain ist immer der Startspieler, wenn Cain nicht mitspielt, dann fängt der traurigste Spieler an. Klingt traurig – ist aber so!

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Die Reihenfolge der Aktionen ist relativ einfach.

  1. Alle eigenen Gegenstände wieder gerade gedreht und können somit wieder genutzt werden.
  2. Eine Beutekarte ziehen
  3. Eine Aktion ausführen: Entweder eine Beutekarte ausspielen, einen Gegenstand für 10 Cent kaufen oder ein Monster angreifen.
  4. Die Charakterkarte aktivieren, um eine weitere Beutekarte auszuspielen. Es kann auch jede andere Karte aktiviert oder aufgehoben werden, um sie in den Zügen der Mitspielenden zu verwenden. Zum Beispiel Isaacs "The D6"-Karte, um eine erfolgreiche Probe der Konkurrenz neu würfeln zu lassen.
  5. In der Schlussphase werden alle Personen und Monster geheilt. Die Handkarten werden auf maximal 10 Karten reduziert. Dann ist die nächste Person an der Reihe.

Die Züge wechseln sich so lange ab, bis eine Person am Tisch vier Seelen gesammelt hat.


"The Binding of Isaac" ist im Wesentlichen ein düsteres, cartoonhaftes und schurkisches Dungeon-Crawling-Spiel, das einige sehr ernste und düstere Themen behandelt. Ein Teil dessen, was das Videospiel so faszinierend und erfolgreich macht, ist die gelungene Mischung aus einfach und schwierig, fröhlich und ernst, kindlich und zutiefst erwachsen. Das Videospiel hat alle Facetten, die man sich von einem Indie-Hit nur wünschen kann. Aufgrund dieser Tatsachen hätte ich erwartet, dass die Brettspiel-Adaption von "Four Souls" eine Art kooperatives oder kompetitives Dungeon-Crawling-Spiel sein würde. "Four Souls" ist das aber nicht. Es ist vielmehr ein Kartenspiel für ein bis vier Personen, bei dem jede Person in die Rolle einer der verschiedenen Spielfiguren schlüpft, um gegeneinander anzutreten. Und doch bewegen wir uns zumindest thematisch in den Dungeons unter Isaacs Zimmer.

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Die Kartengrafik ist fast perfekt. Es ist eine nette Mischung aus niedlich und gruselig, die natürlich thematisch zum Videospiel passt. Sicherlich kann man auch hier über Geschmack streiten, aber passend ist das Artwork auf jeden Fall.

Leider sind die Spielkarten sehr dünn. Es empfiehlt sich daher, FOUR SOULS zu sleeven. Vermisst habe ich Chips, die die Lebenspunkte der Monster anzeigen. Ungewöhnlich ist das Format der langen und schmalen Spielschachtel. Sie lässt sich nur schwer im Spieleregal verstauen. Das Design lehnt sich an die Form von Isaacs Spielzeugkiste an. Ein Hingucker ist sie allemal. In der Schachtel befinden sich zwei Rollen mit je 50 Plastikcent, zwei Würfel (W6 und W8), ein kleines Regelheft und sehr viele Karten - insgesamt 341. Die Spielschachtel hat aber noch viel mehr Platz, ich vermute für Erweiterungen.

Einer meiner größten Kritikpunkte ist das Regelwerk. Es ist ein doppelseitiges gefaltetes Regelheftchen. Es fehlt an Klarheit und dies sorgt meist für Diskussionen am Tisch. Selbst nach dem Lesen hatten wir Probleme mit der Reihenfolge der Aktionen und dem Aktivierungs-Zeitpunkt von Karten. Wir dachten, es würde ein schnelles und einfaches Spiel werden, da das Regelheft klein und dünn ist. Ergo haben wir die Regeln beim ersten Spiel nur überflogen. Falsch gedacht! Die Regeln müssen gründlich gelesen werden und dann am besten noch einmal. Und selbst dann werden wahrscheinlich immer noch Dinge unklar sein. "Four Souls" ist eigentlich ein Familienspiel, kann aber manchmal recht komplex werden.

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Wer Verrat, Bluff und Hinterlist in einem Spiel mag, könnte an "FourSouls" Gefallen finden. Es hat ziemlich viele "Nimm das!"-Momente und viel Ähnlichkeit mit dem Spiel "Munchkin". Klar, kann man auch in "Four Souls" sterben, aber das ist nicht das Schlimmste, einfach aufstehen, Mali kassieren und Rache nehmen.

"Four Souls" verwendet grundlegende Mechanismen, die in vielen Spielen zu finden sind. Karten drehen, um anzuzeigen das sie genutzt wurden; Geld ausgeben, um Gegenstände zu erhalten; Handkarten für Effekte verwenden; Würfeln, um Schaden zu machen und so weiter. Der größte Teil der Komplexität entsteht durch die Gegenstände bzw. Beutekarten und Monster und in welcher Kombination sie gespielt werden. Downtime entsteht durch diese Möglichkeiten, also auch im Zug des Gegners einzugreifen, kaum.

Normalerweise bin ich kein Fan von würfelbasierten Kämpfen. Aber durch die verschiedenen Beute- und Schatzkarten kann ein Würfelwurf wiederholt oder verändert werden. Es ist auch möglich, ganz auf einen Würfelwurfangriff dank der Bombenkarte zu verzichten. Wobei unterm Strich schon viel gewürfelt wird. Wenn ein Monster angegriffen wird, muss gewürfelt werden, bis entweder das Monster oder man selbst stirbt. Das sorgt zwar oft für Spannung, wenn ein Spieler kurz vor Sieg oder Tod steht. Es ist aber auch ein sehr flacher Mechanismus. Hier zeigt sich auch das erste Problem von "Four Souls": Wer versagt, wird bestraft und dementsprechend schwächer. Wer gewinnt, wird belohnt und stärker. Die Schere zwischen starken und schwachen Spielerinnen und Spielern geht schnell weit auseinander. Dennoch ist "Four Souls" ein kompetenter Vertreter seines Genres.

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Das führt mich direkt zum nächsten Punkt – der Spieldauer. Das Spiel soll zwischen 30 und 60 Minuten dauern. Meine Spielgruppe hat das locker getoppt. Nach zwei Stunden (inklusive ständiger Regeldiskussion) stand der Sieger fest. Zugegeben, gegen Ende des Spiels wurde es etwas anstrengend und wir hatten Monsterkämpfe biblischen Ausmaßes. Die Runde hatte sich immer wieder gegen den führenden Spieler verbündet. Bis sich schließlich ein Mitspieler erbarmte und als Königsmacher fungierte.

Die Beute- und Schatzkarten fühlen sich sehr belohnend an und es gibt eine große Vielfalt von ihnen. Ebenfalls beeindruckend ist, dass es sehr viele einzigartige Karten mit coolen Effekten gibt. Muss ich erwähnen, dass es eine große Varianz zwischen den Stärken dieser Karten gibt? Sicherlich nicht! Wenn du kein Fan von Zufällen und unfairen Aktionen bist, dann ist "Four Souls" nicht für dich. Es ist, wie gesagt, ein Kartenspiel mit vielen "Nimm das!"-Momenten. Im Spiel zu zweit ist diese Dynamik noch überschaubar, aber im Spiel zu viert wird sie auf die Spitze getrieben – es lebe die Interaktion.

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Der Solomodus spielt sich flüssig. Im Spiel werden zwei Charaktere gesteuert. Beute, Geld und Items werden individuell verwaltet. Der W8 kommt als Count-down-Zähler ins Spiel und startet bei der 8. Haben beide Charaktere ihren Zug gemacht, wird die Zahl auf dem W8 um den Wert eins reduziert. Das gleiche passiert, wenn ein Charakter stirbt. Kontrollierst du vier Seelen, bevor der W8 auf die null gedreht wird, hast du gewonnen. Sicherlich ein netter Modus, um Karten und Synergien kennenzulernen. Auf Dauer aber nicht wirklich spannend.

Einige Karten sind schon recht absurd. "Four Souls" will auch nicht unbedingt ernst genommen werden. Es wird unweigerlich viel am Tisch gelacht und so entstehen einfach unvergessliche Momente. Wer keinen schwarzen Humor versteht, sollte vielleicht einen Bogen um das Spiel machen. Wer "Munchkin" und die Isaac-Videospiele mag, sollte "Four Souls" mal antesten.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: 1-4 Personen, Take That!, Dungeon-Crawler, 30-60 Minuten, Würfel, Handmanagement, Kartenspiel

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