Test | Grand Austria Hotel - Alles Walzer
Fan-Hoteliers des Spiels „Grand Austria Hotel“ durften sich 2021 freuen, als die bisher einzige Erweiterung hierfür erschien. „Alles Walzer“ bietet neben neuen Regelmodulen außerdem auch einen umfangreichen Solomodus. Für die Erweiterung sind erneut Simone Luciani & Virginio Gigli (Vasco da Gama, Lorenzo el Magnifico) verantwortlich und natürlich hat der Lookout Spieleverlag hierbei erneut die Publizierung im deutschsprachigen Raum übernommen. Wie sich die Module auf das Grundspiel auswirken und dieses verändern, erfahrt ihr hier in unserem Test.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
Übersicht
Insgesamt wartet die Erweiterung mit insgesamt 5 optionalen Modulen und einem Solomodus auf, bei dem ihr gegen das Spiel antretet. Dabei wurde selbstverständlich schon mitgedacht, so liegen dem Spiel ein Solo-Spiel-Deck für Partien nur mit dem Grundspiel, als auch mit den Erweiterungen bei. Wie schon im Grundspiel enthält die Anleitung einen Anhang in der jedes neue Spielelement ausführlich erklärt wird und zudem eine Übersicht für den neuen Spielaufbau, bei dem genau beschrieben ist, was wann mit welchem Modul zu tun ist.
Modul 1 ist verantwortlich für die Namensgebung der Erweiterung und stellt vom Regelaufwand die komplexeste Ergänzung dar. Das Spiel wird um 3 von 5 möglichen Ballsälen sowie 4 verschiedenen Proberaumtableaus ergänzt. Von letzteren wird jeweils eines links an euren Hotelplan angebaut und beherbergt 10 Tänzerplättchen. Wenn ihr einen Gast bedient habt, könnt ihr diesen nun als Tänzer in einen Ballsaal entsenden, statt ihn in ein Zimmer einziehen zu lassen. Dazu platziert ihr ein Tänzerplättchen vom Proberaum auf einen Ballsaal eurer Wahl und erhaltet dabei diverse Boni, müsst dafür jedoch auch stets einige Einheiten der neuen Ressource Champagner bezahlen. Nach den Kaiserwertungen finden nun zusätzliche Ballsaalwertungen statt, die sich von Saal zu Saal leicht unterscheiden. Die Regel lautet dabei für gewöhnlich: mehr Tänzer ergeben auch mehr Punkte. Habt ihr keinen Tänzer entsendet bestraft euch das Spiel mit 5 Minuspunkten. Eine Vielzahl neuer Gäste- und Personalkarten finden ins Spiel, um die neuen Tänzer- und Champagneroptionen besser ins Spiel zu integrieren. Abgerundet wird das Modul von neuen Politik- und Kaiserwertungskärtchen, sowie einem neuen Abdeckplättchen für die Aktionen 1 und 2, welche euch nun auch Champagner sammeln lassen.
Modul 2 führt das Tableau Lounge ein auf dem wir „Prominente“ wie Einstein oder Ghandi auslegen und für uns erwerben können. Dazu werden 3 der weißen Aktionswürfel durch unterschiedlich farbige Würfel ausgetauscht. Immer wenn ihr nun einen farbigen Würfel nehmt, dürft ihr den farblich dazu passenden Prominenten kaufen, welcher auch bis zum Rundenende eine einmalige Bonusaktion anbietet, wie etwa Ressourcentausch oder ein passiver Bonus auf bestimmte Aktionen, die ihr in der laufenden Runde ausführt. Prominente schütten einen kleinen Punktebonus aus, der größer wird, je länger sie nicht genommen werden.
Modul 3 führt „Besondere Hotels“ ein, welche uns mit asymmetrischen Bedingungen spielen lassen. Zu Beginn werden der Spielerzahl entsprechend viele Hoteleingangskärtchen ausgelegt, auf die die Spieler nun mit ihrem Startkapital bieten. Das Kärtchen entscheidet zum einen darüber, mit welchen Ressourcen oder Boni ihr das Spiel startet und welche Vorzüge ihr nun im weiteren Spiel genießen dürft. Ein Hotel stellt euch beispielsweise 3 exklusive Politikkarten zur Verfügung die nur ihr zusätzlich erfüllen dürft, ein anderes gewährt euch 6 Kaiserwertungsplättchen, deren Belohnungsabschnitt ihr gegen Bezahlung entsprechender Kaiserleistenschritte abgreifen dürft.
Modul 4 lässt Kritiker der ursprünglichen Spielerreihenfolge verstummen. Hier könnt ihr ab sofort per Aktion Startspieler werden und führt zudem eine schwächere normale Aktion aus und erhaltet Speisen und Getränke, während alle anderen Spieler von ein paar Kronen profitieren. Zudem wird nun in der normal üblichen Reihenfolge „im Uhrzeigersinn“ gespielt statt wie bisher in „U-Reihenfolge“.
Modul 5 variiert das Spiel zudem mit einigen neuen Personal- und Politikkarten, sowie Kaiserwertungsplättchen. Neu sind dabei Personalkarten mit Glockensymbol, hier müsst ihr eine bestimmte Bedingung erfüllt haben, damit diese aktiv werden.
Trotz seines Alters halten wir daheim „Grand Austria Hotel“ für ein immer noch überdurchschnittlich gutes Spiel, welches wir nach wie vor gern mal auf den Tisch bringen. Obwohl es sich auf seichtem Expertenspielniveau bewegt, begeistert es nach wie vor mit seinen sehr einfachen Regeln. Nun haben wir das Grundspiel nicht so oft gespielt, dass es die Chance gehabt hätte irgendwann eintönig zu erscheinen, vorstellbar ist dies allerdings schon, da die Diversität unter allen Karten und Wertungsplättchen durchaus begrenzt ist. Daher ist die Erweiterung so oder so in jedem Fall ein Gewinn. Nun haben wir uns in wenigen Testpartien tatsächlich die gesamte Dosis an Modulen einverleibt und ihr ahnt es schon, unsere Erfahrung dabei war eher durchwachsen. Zum einen würde ich niemanden empfehlen es uns gleichzutun, da der Spielaufbau doch sehr lang und umfangreich ausfiel und zudem nicht sehr flüssig verlief. Das mag sich durch häufigeres Spielen durchaus legen, wer jedoch nur gelegentlich mit allen Erweiterungen spielen möchte, sollte sich in jedem Fall etwas Nervennahrung bereitlegen. Ich denke aber nicht, dass die Erweiterung überhaupt mit allen Modulen gleichzeitig gespielt werden will, es macht viel mehr Spaß das Grundspiel in jeder Partie um 1-2 Module zu ergänzen, um die nötige Abwechslung reinzubringen. Ein Modul 1 allein reicht bereits, um ein völlig neues Spiel zu erleben. Hier war deutlich spürbar, dass „Grand Austria Hotel“ von seiner schlichten Eleganz enorm einbüßt, dafür jedoch enorm an Tiefe gewinnt und die Spieldauer erhöht. Eines der besseren aber nicht das beste Modul in unseren Augen.
Modul 2 ist bei uns klarer Sieger. Vom Spielablauf her belasten die Prominenten das Spiel so gut wie überhaupt nicht, fügen aber eine tolle neue Ebene ein, die sehr nette neue Optionen bieten, seinen Zug nochmals zu optimieren. Kann man eigentlich fast immer dazu nehmen, da nur sehr wenige der 11 Prominenten umfangreichere Spielzugmanipulationen erlauben, und daher das Spiel im Wesentlichen seine Spiellänge behält.
Modul 3 hat uns trotz der guten Idee, die dahinter steckt, überhaupt nicht gefallen. Je nachdem welche Hotels hier gezogen werden, gibt es sehr starke Gewichtungsunterschiede bei den Vorteilen der einzelnen Hotels. Unerfahrene Spieler werden womöglich den Preis nicht genug in die Höhe treiben und somit Besitzern ökonomisch starker Hotels einen Traumstart bescheren, während andere sich mit denkbar wenig Ressourcen Kopfzerbrechen bereiten, über die optimale Nutzung ihrer Hotelzuteilung. Diese Thematik detaillierter darzustellen bietet Stoff für einen ganzen Artikel, daher macht ihr euch am besten selbst einen Eindruck über die verschiedenen Hotels, die Anleitung mit detaillierten Beschreibungen der Hotels könnt ihr hier ab Seite 19 nachschlagen. Meine Empfehlung: Entscheidet gemeinsam über die Hotels, die mitspielen und versteigert werden sollen.
Modul 4 ist tatsächlich nicht nur Geschmackssache darüber, ob ihr die ursprünglichen Reihenfolgeplättchen mochtet oder nicht. Die Startspieleraktion, bei der ihr den Startspielerschlüssel statt einem Würfel erhaltet, bringt insgesamt mehr Dynamik ins Spiel, da ihr nicht nur Erster in der oder womöglich den nachfolgenden Runden werdet, ihr erhaltet außerdem Speisen und Getränke und die Möglichkeit eine beliebige Aktion mit Stärke 1 auszuführen. Obwohl das sicherlich schwächer anmutet als manch andere Aktion, die man sonst ausführen könnte, kann dies in den richtigen Momenten Gold wert sein, sofern euch nicht vorher schon jemand anderes den Schlüssel wegschnappt. Doch auch wenn ihr erst spät dran seid, möchten die Spieler vor euch in aller Regel nicht auf Aktionen mit vielen Würfeln darauf verzichten, weswegen dieses Element wirklich viel Spannung erzeugt, ohne dabei das Spiel unnötig zu verkomplizieren. Daher in jedem Fall mal ausprobieren, ich selbst mag beide Varianten sehr gern.
Zu Modul 5 ist nicht viel zu sagen, bei „Darf`s a bisserl mehr sein“ ist der Name Programm. Mehr Varianz ist immer gut. Spieler, die sich im Grundspiel schon gut auskennen, werden sich in jedem Fall über einige spannende neue Karten freuen. Wir finden vor allem die wenn-dann Personalkarten sehr spannend. Auch diese Erweiterung wird sicherlich dauerhafter Bestandteil unserer zukünftigen „Grand Hotel Austria“ Partien bleiben.
Was bleibt schlussendlich zu sagen? Simone Luciani & Virginio Gigli haben wieder einmal abgeliefert! Tolle Erweiterung, alles wirkt wieder sehr durchdacht und nicht überladen, thematisch fügen sich Tänzer und Ballsäle wirklich schön in das Hotelthema ein. Beide Autoren haben sich sichtlich Mühe gegeben, den Geist ihres Spiels zu erhalten und so sinnvoll als möglich zu ergänzen. Modul 3 kam zwar nicht so gut bei uns an, das mag aber vor allem daran liegen, dass es sich an echte „Grand Austria Hotel“ Profis und Knobler richtet und weniger an Gelegenheits- oder Bauchgefühlspieler. Diese Erweiterung ist eigentlich ein Pflichtkauf, auch wenn das Spiel nur „Hin und wieder“ mal auf den Tisch kommt. Ihr selbst entscheidet welche und wie viele Module ihr dazu nehmt und das Spiel damit die bekannte Kost die richtige Würze erhält. Bon Appetit!
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Bilder zum Spiel
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Tags: Module, 2-4 Personen, Experten