Angespielt | Weirdwood Manor
Wenn man die Popkultur so verfolgt, muss scheinbar alles mittlerweile ein erweitertes Universum hinter sich haben. Filmuniversen scheinen nur noch zu funktionieren, wenn die Fans wirklich alles gesehen haben und nun könnte man meinen das dieser Prozess auch der Brettspielwelt bevorsteht. “Weirdwood Manor“ vereint bisher eine Story-App und drei Bücher hinter sich, die das Universum beschreiben. Wer aber hier Angst davor hat, alles davon kennen zu müssen irrt zum Glück. Was sich hinter diesem ambitionierten und erfolgreich finanzierten Kickstarter-Projekt verbirgt, haben wir uns am Prototyp des Spiels genauer angesehen.
Das Spiel wurde uns kostenlos als Prototyp zur Verfügung gestellt. Auf unser Fazit hat dies keinen Einfluss.
Ein Kenner/Expertenspiel basierend auf einer Kinder- und Jugendbuch-Serie?!
Die Überschrift verrät schon, dass “Weirdwood Manor“ scheinbar keinen normalen Werdegang hinter und vermutlich auch noch vor sich hat. Es basiert nämlich auf einer Kinder- und Jugendbuch-Serie bzw. einer App, die Einblicke in die Geschichten der Welt ermöglicht. Dabei ist “Weirdwood Manor“ absolut kein Spiel, dass man auf die leichte Schulter nehmen sollte, da es vom Niveau definitiv mit hohen Kenner- und seichten Expertenspielen mithalten kann.
Fangen wir aber mit unserem Einblick ganz vorne an. Grundsätzlich handelt es sich bei dem Spiel um ein kooperatives Spiel mit einigen Euro-Elementen. Ziel des Spiels ist es, einen großen Gegner zu besiegen bevor die Zeit abläuft oder der Gegner das eigene Ziel erreicht. Alle Personen spielen dabei zusammen gegen das Spiel, was durchaus knifflig sein kann. “Weirdwood Manor“ bringt viele eigene Mechaniken mit, die sich als deutliche Alleinstellungsmerkmale auszeichnen.
Neben den Ressourcen, die die Figuren auf dem Spielfeld sammeln können, muss nämlich auch die „Zeit“ im Auge behalten werden. Die „Zeit“ im Spiel hat nichts mit Zeitdruck aus der realen Welt zu tun, sondern bezeichnet eine Spielmechanik, die das Spielfeld durch ihre beweglichen Räume und Gänge stetig verändert. Auf diese Art und Weise werden in “Weirdwood Manor“ die Spielrunden anzeigt. Spielt eine Person eine Aktionskarte aus, muss diese in eine bestimmte Zeitspalte gespielt werden, was anschließend das Spielfeld verändert. Hier ist Vorsicht geboten, da falsch geplante und/oder ausgeführte Spielzüge schnell eine gesamte Spielrunde kosten können, die von den anderen Personen am Tisch noch hätte genutzt werden können.
Sind die eigenen Zeitspalten (zu jeder Zeit ist immer nur eine Karte pro Person im eigenen Spieltableau spielbar) voll, wird das eigene Tableau resettet und die gegnerischen Figuren breiten sich über das Spielfeld aus. Die größte Bedrohung ist aber natürlich der Endboss. Dieser reagiert nach jedem Spielzug und kann den Figuren schaden, neue Diener beschwören oder andere schädliche Effekte auslösen. Dadurch ist es immer relevant das gesamte Spielfeld im Auge zu behalten, um mehrere Brandherde auf einmal angehen zu können.
Die Spielgruppe muss zusammenarbeiten, um sich gegenseitig zu unterstützen, neue Fähigkeiten freizuschalten und neue Gehilfen anzuwerben. “Weirdwood Manor“ geht dabei einen sehr interessanten Weg, da viele Aktionen nicht nur der eigenen Spielfigur, sondern auch den anderen Personen am Tisch helfen können. Dadurch sind die Spielzüge keine abgeschlossenen Systeme und alle Personen können von den Spielzügen und Fähigkeiten der Gruppe profitieren. Die Spielgruppe ist somit immer Teil der Planung und der Spielgedanke geht aktiv vom Ich zum Wir. Bei unseren Spieldurchläufen hat das bislang sehr gut funktioniert und uns Möglichkeiten eröffnet, die wir auch gerne anderen Spielen sehen würden.
Besonders tritt “Weirdwood Manor“ mit seinem Wiederspielwert hervor. Da das gesamte Spielfeld sich nach jedem Spieldurchlauf verändert, unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen sowie drei unterschiedliche Endgegner genutzt werden können, bietet das Spiel einige Stunden Abwechslung.