Test | Nebel über Carcassonne
Die französische Stadt Carcassonne gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Drei Jahre später wurde das gleichnamige Plättchen-Legespiel von Klaus-Jürgen Wrede veröffentlicht. Ein Jahr später gewann „Carcassonne“ den Titel SPIEL DES JAHRES und trat mit unzähligen Erweiterungen den Siegeszug auf nicht nur deutschen Spieltischen an. Eines hatten alle Varianten gemeinsam: Sie waren stets kompetitiv. Doch das änderte sich im Winter 2022 mit „Nebel über Carcassonne“. Es ist ein eigenständiges kooperatives Familienspiel, das sich aber auch als Erweiterung spielen lässt. Wie das funktioniert, schauen wir uns jetzt mal genauer an.
Hans im Glück hat uns "Nebel über Carcassonne" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Ein neues Carcassonne
„Nebel über Carcassonne“ bleibt seinen Prinzipien treu. Regeln und Spielablauf sind weitgehend identisch mit dem Grundspiel: Plättchen auslegen, eventuell einen Meeple daraufstellen und abgeschlossene Felder werden gewertet.
Städte und Straßen werden gebaut, indem zufällige Plättchen gezogen werden. Dadurch entsteht eine zusammengesetzte Landschaft, in der alle versuchen, viele Punkte zu sammeln. Wie üblich müssen dabei möglichst punktebringend die Plättchen angelegt werden. Allerdings nicht, um Punkte zu teilen oder zu stehlen, sondern um die Punkte mit der Anzahl der helfenden Spieler und Spielerinnen zu multiplizieren. Kooperation wird also belohnt und gefordert, denn ohne sie ist der Sieg aussichtslos.
Ebenfalls neu bei „Nebel über Carcassonne“ sind die Nebel-Plättchen mit bis zu drei Geistern. Jedes Mal, wenn einen Nebel platziert wird, müssen auch Geister mit auf das Plättchen. Wenn es keine Geister mehr gibt, weil der Vorrat erschöpft ist, ist das Spiel verloren. Wird ein Nebel jedoch abgeschlossen, der ähnlich wie eine Stadt funktioniert, kommen alle Geister wieder zurück in den Vorrat.
Neben Straßen und Städten gibt es auch Spukschlösser, die den Klöstern des Basisspiels ähneln. Außerdem tauchen Geister auf Friedhöfen auf. Um dies zu verhindern, muss ein Meeple geopfert und begraben werden. Wiesen gibt es diesmal nicht und, um ehrlich zu sein, wer will schon seine Arbeiter in den klammen Nebel schicken?
Wer nicht kooperativ spielen möchte, kann „Nebel über Carcassonne“ als Erweiterung zum Grundspiel nutzen. Ein Regelwerk für die Erweiterung in Kombination mit dem Grundspiel liegt bei. Allerdings gibt es für das Zusammenspiel mit den anderen zahlreichen Erweiterungen keine Spielregeln. Hier überlässt der Verlag allen die Möglichkeiten, auszutesten.
Wird „Nebel über Carcassonne“ als Erweiterung gespielt, erhalten alle Personen am Tisch zwei der neuen Wächter-Meeple. Diese können im Gegensatz zu den Basis-Meeplen nicht von Geistern verscheucht werden. Diese neue Mechanik, Meeple vom Spielfeld zu entfernen, führt eine weitere Entscheidungsebene ins Spiel ein. Schlösser und Friedhöfe sind ebenfalls eine schöne Ergänzung.
Das Spannende an „Nebel über Carcassonne“ ist nicht die Nutzung als Erweiterung, sondern der kooperative Modus. Doch für wen ist dieser Modus gedacht?
Personen, die Spaß am Spielen im Team haben und gerne alle Möglichkeiten diskutieren. Allerdings kann es passieren, dass geübte Spieler und Spielerinnen das Ruder übernehmen. Weniger erfahrene oder ruhigere Personen treten dann meist in den Hintergrund. Doch ist die beste Lösung in „Carcassonne“ nicht immer die offensichtlichste und so kann im Team meist mehr erreicht werden. Genau das ist Stärke dieser Variante. Hier wird diskutiert, das Wir-Gefühl gestärkt und Teamwork ist der Schlüssel zum Sieg.
In der kompakten Spielbox befinden sich zwei Regelhefte und das Material.
Während das eine Regelheft in gewohnter Weise die Regeln für die Nutzung als Erweiterung erklärt, führt das andere die Spieler und Spielerinnen Schritt für Schritt in den kooperativen Modus ein.
Mit jedem neuen Szenario erweitern sich die Regeln. Viele illustrierte Beispiele helfen, alles schnell zu verstehen und so lernen alle, wie die neuen Elemente funktionieren.
Der Einstieg in das neue Spielprinzip fällt leicht. Generell ist „Nebel über Carcassonne“ ein guter Türöffner in die Welt von „Carcassonne“, denn erfahrene Spieler und Spielerinnen können Neulinge unterstützen.
Die Holz-Meeple sehen ein wenig anders aus als die Figuren im Grundspiel. Die 15 Geister sind ebenfalls aus Holz und etwa gleichgroß wie die Wächter-Meeple. Die Punktetafel ist passend zum Thema illustriert und das Artwork der Plättchen hat uns sehr gefallen. Schön zu sehen, wie sich der Look über die Jahre entwickelt hat.
Das Prinzip mit den Nebeln und dem damit verbundenen Risikomanagement ist eine interessante Aufgabe. Erfahrene Spielerinnen und Spieler werden mit den neuen Herausforderungen viel Spaß haben.
In der kooperativen Variante macht es uns großen Spaß, über die Plättchen zu diskutieren und gemeinsam die beste Lösung zu finden. Der Druck, Geister zurückzuholen oder zum Beispiel doch lieber die Stadt auszubauen, machen es immer wieder spannend.
Während die ersten zwei Szenarien sehr einfach sind und höchstens Übermut hier einen Strich durch die Rechnung machen kann, wird es dann in den Szenarien drei und vier schwerer. Erfahrene Personen fangen an zu grübeln und stehen vor Aufgaben, deren Lösungen nicht mehr ganz offensichtlich sind.
Szenario fünf und sechs sind schon sehr anspruchsvoll und bringen Regeländerungen mit sich. Beim letzten Szenario spielt dann auch der Faktor Glück eine große Rolle.
Ehe man sich versieht, ist dann auch ein Szenario verloren. Hier hat uns meist der Ehrgeiz gepackt und wir haben es direkt noch mal probiert. Dennoch kann es frustrierend sein, Szenarien x-fach zu wiederholen. Aber umso belohnender, wenn sie geschafft werden.
Doch was passiert, wenn die sechs Szenarien durchgespielt sind?
Wir spielen das Spiel oft zu zweit mit Erweiterungen der Big Box. Vor allem, wenn wir Lust auf ein richtig langes Match haben. Für mich ist „Nebel über Carcassonne“ eine gute Erweiterung und vor allem durch den kooperativen Modus sehr erfrischend. Wir hätten uns gerne mehr dieser Herausforderungen gewünscht.
Was kooperativ klappt, lässt sich natürlich auch alleine spielen. So liefert „Nebel über Carcassonne“ den besten Solomodus im „Carcassonne“-Universum, den ich kenne.
„Nebel über Carcassonne“ ist eine tolle Neuauflage des Klassikers. Warum hat es eigentlich über 20 Jahre gedauert, einen kooperativen Modus zu veröffentlichen? Mit Kosten rund um 30 Euro macht man beim Kauf auch nicht viel falsch. Ich empfehle „Nebel über Carcassonne“ allen, die „Carcassonne“ mögen und gerne kooperativ spielen. Außerdem können Erwachsene Kinder leichter in diese Welt von einführen.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 1-4 Personen, Legespiel, 35 Minuten, Kooperativ