Test | Woodcraft
Treten Sie näher und schauen sich diese wunderbaren Holzprodukte an! Was darf es sein? Ein Schaukelpferd? Eine Truhe? Sie möchten eine Holzbank in Auftrag geben? Kein Problem. Wir sind Ihre beste Anlaufstelle hier im Wald. Für die Herstellung verarbeiten wir nur das beste Holz, das der Wald zu bieten hat, teilweise aus eigenem Anbau. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wunderbar! Darf ich Ihnen noch unsere Werkstatt zeigen?
Wir haben "Woodcraft" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Spielbeschreibung
In "Woodcraft“ führen wir unsere eigene Holzwerkstatt und versuchen diese zur besten und bekanntesten Werkstatt des Waldes auszubauen. Dies tun wir, indem wir verschiedene Aufträge erfüllen, Gegenstände herstellen und unsere Werkstatt aufrüsten. Die wichtigste Ressource im Spiel, das Holz, wird durch Würfel repräsentiert. Diese stehen uns in drei Wertigkeiten zur Verfügung und reichen von grün über gelb bis hin zu braun. Je höher die Augenzahl eines Würfels, desto größer ist das Stück Holz.
Durch den Ausbau unserer Werkstatt können wir neue Fähigkeiten erlernen, mit denen wir das Holz bearbeiten und damit unsere Würfel manipulieren können. Durch das Sägeblatt können wir einen Würfel zerschneiden und erhalten beispielsweise aus einer grünen sechs, drei grüne Würfel mit der Zahl zwei. Zusätzlich können wir Holz aufwerten, zusammenkleben oder in unserem eigenen Garten anpflanzen und wachsen lassen.
Wie schon in “Praga Caput Regni” wird “Woodcraft” durch einen Rondell-Mechanismus gesteuert. Das Rondell ist in vier Quadranten eingeteilt und immer, wenn wir uns für eine der sieben Aktionen entscheiden, muss die gewählte Aktion ans andere Ende des nächsten Quadranten bewegt werden. Dies ist allerdings nur so lange möglich, wie der nächste Quadrant nicht durch alte Plättchen belegt ist. Sollte dies der Fall sein kann die Aktion grundsätzlich nicht mehr benutzt werden. Lange nicht genutzte Aktionen werden durch graduelle Aufwertungen attraktiver gemacht. So kann es zusätzliche Ressourcen, Holz oder Siegpunkte geben, wenn ich mich dann für diese Aktion entscheide. Das Spiel stellt also von selbst sicher, dass alle Aktionen in etwa gleichem Maße genutzt werden.
Die Aktionen des Rondells ermöglichen es uns, Helfer zu engagieren, die uns einmalige und dauerhafte Effekte bescheren, um mehr Haselnüsse (Siegpunkte) zu generieren oder unsere Fähigkeiten zur Holzbearbeitung verbessern. Zusätzlich müssen wir Gegenstände wie Kleber, Sägeblätter und Holzstücke kaufen, damit wir unser Holz damit bearbeiten können. Daneben gilt es, das Holz auf dem Markt mit Blaubeeren (Geldeinheit) zu kaufen und zu verkaufen, neue Bäume nahe unserer Werkstatt anzupflanzen und unsere Werkstatt aufzuwerten, um die verschiedenen Möglichkeiten der Holzbearbeitung überhaupt nutzen zu können. Denn hergestellten Gegenstände müssen nach speziellen Bauplänen gefertigt werden. Beispielsweise muss ein Bierkrug aus einem Vierer- und zwei braunen Einserwürfeln gefertigt werden. Im Spiel geht es also immer darum, die eigenen Würfel geschickt so zu manipulieren, dass sie den Anforderungen der verschiedenen Aufträge und Gegenstände zuträglich sind.
Im Laufe der Partie generieren wir durch unsere Arbeit regelmäßiges Einkommen und können unser Ansehen steigern, was die Anzahl der Siegpunkte pro erfüllten Auftrag steigern kann. Eine Partie wird über 13 Runden gespielt, in denen wir grundsätzlich auch nur 13 verschiedene Hauptaktionen aus dem Rondell ausführen können. Jede Aktion sollte also gut gewählt sein, um Ende der 13. Runde die meisten Haselnüsse gesammelt zu haben.
Als Fans der Spiele von Vladimír Suchý (und nach einem für uns enttäuschendem „Messina 1347“) waren wir sehr gespannt, was er nun in Zusammenarbeit mit Ross Arnold geschaffen hat. Und eins vorweg: "Woodcraft“ hat uns direkt in seinen Bann gezogen. Dies lag im ersten Moment an dem großartigem Artwork von Michal Peichl, das direkt Lust darauf macht, als Waldelf die eigene Holzwerkstatt zu eröffnen. Leider hat das Spielmaterial diese Euphorie ein wenig getrübt, da die Karten recht dünn sind und, zumindest bei unserem Exemplar, die Tokens zum Teil nicht mittig ausgestanzt waren. Alles in allem geht die Qualität des Spiels in Ordnung und hat sowohl nach unten als auch noch oben keine großen Ausreißer.
"Woodcraft“ verfügt über einige kleinteilige Regeln, die in der gut strukturierten Anleitung mit vielen Beispielen und Bildern gut vermittelt werden und den Einstieg etwas vereinfachen. Dieser entpuppte sich für uns trotzdem als die größte Hürde. Zwar liegt dem Spiel ein Übersichtsblatt bei auf dem alle Helfer- und Zielkarten beschrieben sind, wir hätten uns jedoch kleinere Übersichtskarten für alle holzbegeisterten Handwerker und Handwerkerinnen gewünscht, insbesondere da die Ikonografie unseres Erachtens nicht immer selbsterklärend ist. Wir brauchten definitiv eine Lernpartie, mit sehr vielem Blättern in der Anleitung und Vergessen von freien Aktionen bis "Woodcraft“ seinen Charme entfalten konnte. Ab der zweiten Partie waren wir dem Spiel jedoch verfallen und der allgemeine Ablauf und auch die kleineren Feinheiten gingen gut von der Hand.
Die thematische Umsetzung haben wir schon länger bei keinem Eurogame so gut ausgearbeitet bzw. thematisch passend gesehen. Das „Auseinandersägen“ und „Zusammenkleben“ der Würfel, um das gewünschte Holz zu erhalten, fühlte sich sehr stimmig an und wir hatten wirklich das Gefühl, an einem Produkt zu arbeiten und nicht stumpf Ressourcen zu sammeln.
Auch der Aktionsauswahlmechanismus konnte uns überzeugen. Während bei anderen Spielen manche Aktionen einfach in der Versenkung verschwinden, weil sie für die meisten am Tisch nicht stark genug sind, geht "Woodcraft“ hier einen anderen Weg. Durch den Rondell-Mechanismus werden nicht genutzte Aktionen mit der Zeit attraktiver, indem sie größere Boni geben. Die Boni sind dabei stark genug gewählt, dass alle Aktionen im Laufe der Partei eine ähnlich hohe Nutzung verzeichnen können.
Besonders gut hat uns die Strategievielfalt gefallen, die uns “Woodcraft” bietet. In diesem Spiel gibt es nicht „die eine“ Strategie, die allen anderen überlegen ist. In jeder unserer Partien haben wir den Fokus auf unterschiedliche Aspekte des Spiels gelegt und alle Strategien haben zum Erfolg geführt. So ist es beispielsweise möglich, nicht einen einzigen Würfel im Spiel zu kaufen, wenn man es schafft, seine eigens angepflanzten “Bäume” geschickt zu nutzen. Die Fokussierung auf bestimmte Aspekte des Spiels ist dabei sehr wichtig. Durch die sehr begrenzte Anzahl an Aktionen ist es nicht möglich, alle Aspekte und Strategien des Spiels gleichzeitig zu nutzen. Ebenfalls ist es nicht immer möglich, sich schon vor dem Spiel auf eine bestimmte Strategie festzulegen, da vieles auch von der Auslage der Helfer und Aufträgen abhängt. Daher konnten wir auch die Kritik an den Dachbodenaktionen nicht nachvollziehen, denn auch wenn der Dachboden nicht in jeder Partie für jeden nutzbar ist, kann man damit viele Boni und Siegpunkte generieren.
Auch wenn die Mitspielenden uns mal die ein oder andere Aktion oder Karte vor der Nase wegschnappen, fühlt sich dies nicht sonderlich bestrafend an, da wir genügend Alternativen in "Woodcraft“ geboten bekommen. Natürlich spielt auch das Glück in "Woodcraft“ eine Rolle, aber durch die vielen Möglichkeiten die Würfel zu manipulieren, fällt dieser Faktor für uns nicht weiter negativ ins Gewicht.
Die Spiellänge ist, typisch für diesen Schwierigkeitsgrad, nicht gerade kurz, hat sich in unseren Partien aber nicht zu lang angefühlt. Im Spiel zu zweit hatten wir so gut wie keine Downtime, da wir während des Zuges des Anderen genug Zeit hatten unseren eigenen Zug zu planen und die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen. Bei Partien mit mehr als zwei Personen, kann es schon zu längerer Wartezeit kommen, vor allem wenn nicht alle am Tisch regelfest sind. Wir würden das Spiel vor allem zu zweit empfehlen, da das Spiel mit steigender Personenzahl nicht wirklich besser oder schlechter wird.
Insgesamt hat uns "Woodcraft“ begeistert und ist ein wirklich rundes, gut abgestimmtes und thematisches Expertenspiel. Die Optik des Spiels und das verspielte, friedliche Cover können hier falsche Erwartungen wecken, denn die Regeln haben es zu Teilen schon in sich. Wir können "Woodcraft“ definitiv allen Personen weiterempfehlen, die Spaß an komplexen und thematischen Eurogames haben und/oder Würfelmanipulation lieben. Bei uns wird das Spiel sicher nicht so schnell ausziehen und wir freuen uns schon auf die nächste Partie. Zum Zeitpunkt der Rezension lag uns die englische Version vor, die deutsche Version ist mittlerweile aber schon bei Pegasus erschienen. Abgesehen von den Regeln sind aber alle Komponenten im Spiel sprachneutral.
Zum Abschluss noch eine kleine Info für alle Roll & Write-Begeisterten: Auf BGG gibt es eine kostenlose Roll & Write-Version des Spiels, bei der teilweise die Komponenten des Hauptspiels mitgenutzt werden. Im ersten Eindruck hat uns diese Variante gut gefallen. Sie kann einen guten Einstieg ins Hauptspiel darstellen, da viele Dinge dort bereits im Kleinen gelernt und verinnerlicht werden können.
Welche Erfahrungen hast du mit diesem Spiel gemacht
oder hast du noch Fragen zu diesem oder anderen Spielen?
Dann schaut doch auf unserem Discord-Server vorbei: https://discord.gg/DacwPAQJWs
Bilder vom Spiel
Das könnte Dich auch interessieren
-
Neues Point & Click Adventure bei Lucky Duck erschienen +
Mit dem Spiel „Backstories: Alone under the Ice“ ist bei Lucky Duck Games ein neues Spiel erschienen, dass sich an Fans von alten Point & Click Aventures wendet. Das Spiel… Weiter Lesen -
Awaken Realms sammelt wieder Millionen während aktueller Kampagne +
Awaken Realms, bekannt durch Spiele wie Nemesis, Tainted Grail oder Etherfields, hat kürzlich ihr aktuellstes Projekt auf Gamefound live geschaltet. An den Follower Zahlen zuvor konnte schon erahnt werden, dass… Weiter Lesen -
Black Friday Woche: Massig Brettspiel mit viel Rabatt auf Amazon.de +
Nun ist also die Black Friday Woche gestartet, die bis zum 2.12.2024 laufen wird. Wir haben hier eine Übersicht von Brettspielen rausgesucht, die im Angebot sind. Bitte beachte, dass das… Weiter Lesen
- 1
- 2
- 3
- 4
........
Tags: 80-120 Minuten, 1-4 Personen, Expertenspiel, Ressoucenmanagement, Eurogame