Prototyp | An Age Contrived
Spiele auf Kickstarter haben immer den Ruf, es mit dem eigenen Spielmaterial etwas zu übertreiben, damit bloß alle Kickstarter-Fans auf das Spiel aufmerksam werden und es dadurch eine möglichst hohe Reichweite bekommt. Schaut man sich “An Age Contrived“ an, könnten vermutlich ähnliche Gefühle geweckt werden. Mit bedruckten Fliesen, detaillierten Miniaturen und zu guter Letzt Monumenten, die sich aus magnetischen Gebäudeteilen und einem eisernen Gerüst in 3D errichten lassen, will das Spiel sein Glück auf der Plattform finden. Ob das Spiel damit nur mehr Illusion als Wirklichkeit darstellt und ob es mehr mit seinem Spielmaterial anstellt als nur gut auszusehen, konnten wir vor dem Start der eigentlichen Kampagne bereits untersuchen
Bellows Intent hat uns einen Prototypen von "An Age Contrived" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
In “An Age Contrived“ übernimmt die Spielgruppe die Rolle von Göttern, die sich selbst einen Namen und einen Kult aufbauen wollen, um zum größten aller Götter zu werden.
Auf dem Spielfeld gestaltet sich das folgendermaßen. “An Age Contrived“ besitzt zwei Hauptbereiche. Einerseits das persönliche Spielertableau über das die Verwaltung der eigenen Aktionen und Ressourcen läuft und das Spielfeld, über das die eigene Spielfigur gezogen wird. Das eigene Spieltableau baut die Spielgruppe individuell aus. Während es zu Beginn des Spiels noch nahezu identisch ist (bis auf die individuellen Fähigkeiten der Charaktere die sich nach und nach freischalten lassen), können neue Fähigkeiten und Effekte ergänzt und freigeschaltet werden. Hier befindet sich auch die Angaben, welche Aktionen die Spielgruppe ausführen kann. Über jeder Aktion befindet sich ein Fließbandglied, das Energie befördert. Wird eine Aktion verwendet, wird die Energie des Fließbandgliedes verbraucht und die Aktion ausgeführt. So lassen sich zum Beispiel Teile der großen Monumente errichten, die Spielfigur übers Spielfeld bewegen oder andere Effekte des Spielfeldes nutzen.
Der aktiven Person ist es freigestellt, so viele Aktionen zu nutzen, wie sie möchte. Ist jedoch alle Energie aufgebraucht, kann sie nur aufgefüllt werden, in dem ein neues Fließbandglied mit Energie beladen und am Beginn der Kette wieder eingeschoben wird. Auch die Fließbandglieder an sich lassen sich variieren, indem sie aus einer offenen Auslage mit den nötigen Aktionen und kosten genommen und durch bereits bestehende Glieder ausgetauscht werden können. Damit wird das eigene Fließband immer besser und kann immer mehr Energie befördern, um mächtigere Aktionen zu ermöglichen. Im Verlauf des Spiels lässt sich zusätzliche Energie oder Aktionsmöglichkeiten gewinnen, um sich stetig zu verbessern.
Ziel ist es, die meisten Siegpunkte zu sammeln, indem die großen Monumente errichtet und die unterschiedlichen Säulen der Zivilisation (spezielle Aktionsfelder des Spielplans) errichtet werden. Der Spielplan an sich rückt dabei immer mal wieder in den Hintergrund, da hier nur relevant ist, in welchem Bereich des Spielplans die Monumente, eventuelle Gegenspielende oder weitere Aktionsfelder sind.
Das lässt auch schon durchschimmern, dass “An Age Contrived“ einen höheren Fokus auf das individuelle Spielen setzt. Es gibt kaum Möglichkeiten den anderen Personen am Tisch wirklich im Weg zu stehen, geschweige denn etwas wegzunehmen. Natürlich werden Personen belohnt, die gut planen können und die Monumente und/oder andere Aktionsfelder besser bauen und nutzen können, wirklich schaden kann man den anderen aber nicht. Spielgruppen sollten nach dem jetzigen Stand des Spiels auch davon ausgehen, dass insbesondere die ersten Spielzüge einiges an Zeit in Anspruch nehmen werden, da es viele Möglichkeiten gibt, mit denen Neulinge erst einmal klarkommen müssen. Analyse Paralyse ist hier ein großes Stichwort, das vielen Personen ein kleines Bein stellen könnte.
Besonders gut fand ich jedoch, dass kaum etwas an diesem Problem dem Aufbau des Spiels geschuldet ist. Immer wenn ich meckern wollte, dass etwas nicht klar genug abgebildet ist, habe ich gemerkt, dass ich einfach nur zu blind war, um es zu sehen. “An Age Contrived“ macht bereits in seinem Prototyp einen exzellenten Job seine Informationen der Spielgruppe so problemfrei wie möglich zur Verfügung zu stellen. Die Symbole ergeben Sinn, die Spielhilfe macht einen wirklich großartigen Job und enthält alle essentiellen Informationen des Spiels und auch das Spielmaterial an sich hilft dabei ungemein.
Und wenn wir schon beim Thema Spielmaterial sind. Die magnetischen Spielteile der Monumente sind beeindruckend und machen das Spiel zu einem Hingucker. Zwar lässt sich das Ganze auch mit normalen zweidimensionalen Spielplanteilen verwirklichen, aber besonders durch ihre magnetische Eigenschaft und weil man sie zu einem Gebäude zusammenbauen kann, wirkt das gesamte Spielfeld viel aufgeräumter und strukturierter. Im Prototyp bildet der Kern der Monumente ein kleines Eisengerüst, wobei die Anleitung schon sagt, dass es auch alternativen geben könnte. Besonders preislich wird es hier spannend, ob dieses Verfahren auch im Kosten/Nutzen-Vergleich besteht, oder für die Funktion, die es einnimmt viel zu teuer wird.
Die Regeln an sich funktionieren auch schon im Prototyp gut. Es wird alles mit guten Illustrationen erklärt und alle Mechaniken greifen hier schlüssig ineinander. Wie es in einem Prototyp aber üblich ist, wird es hier wohl noch einige Optimierungen und Nachbesserungen des Balancings im Spiel geben, ein schlussendliches Urteil wäre hier also nicht angebracht.
“An Age Contrived“ sollten alle Spielgruppen auf dem Schirm haben, die gerne Spiele „Für sich“ gemeinsam erfahren. Vom Komplexitätsgrad würde ich das Spiel im höheren Kennerbereich ansiedeln. Die Organisation des Spielmaterials kann zu Beginn noch recht tüddelig werden, hat man den Bogen aber erst einmal raus, wird das wohl weniger ein Problem darstellen. Experten sollten hier aber nicht komplett wegschauen, da “An Age Contrived“ einiges an Spieltiefe und kleinen Nuancen bietet, die das Spiel auch für mehrere Spieldurchläufe interessant machen könnte.
Spielgruppen, die auf ein absolutes Gegeneinander hoffen und sich Spiele mit hoher Spielinteraktion wünschen, wären hier aber wohlmöglich eher in der falschen Ecke gelandet.
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Bilder vom Spiel
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