Test | Combined Arms – The World War II Campaign Game
Dass die Brettspielwelt innerhalb der letzten Jahre immer mehr aufzublühen scheint, muss ich an dieser Stelle wohl niemandem mehr erzählen. Jedes Jahr kommen so viele neue Spiele auf den Markt, dass man sie niemals alle innerhalb eines Kalenderjahres spielen könnte. Schaut man über den Tellerrand zu den Miniaturen- und Tabletop-Spielen sieht die Situation ähnlich aus. Auch Firmen wie „Games Workshop“, die mit der Marke „Warhammer“ aufwarten, und viele kleinere Firmen wie „Warlord Games“, die unter anderem „Bolt Action“ veröffentlicht haben, können zurzeit wohl nicht sonderlich klagen. Dennoch gibt es immer wieder Versuche die Grenze zwischen den Welten verschwimmen zu lassen. Mit „Combined Arms“ versucht „Warlord Games“ ein Kampagnensystem für „Bolt Action“-Spielgruppen zu etablieren, während es gleichzeitig neue Gruppen aus der Welt der Brettspiele anlocken will. Wir haben uns den Hybriden genauer angesehen und uns in die Welt von „Bolt Action“ begeben.
Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!
Darum geht es im Spiel!
In „Combined Arms“ versuchen zwei Personen die Vorherrschaft auf historischen Karten des zweiten Weltkrieges zu erlangen. Anhand von strategischen Truppenbewegungen und gezielt gewählten Befehlen müssen verschiedene Punkte auf der Karte erobert und gehalten werden, um somit die notwendigen Siegpunkte zu erspielen. Je nach Karte (es stehen insgesamt vier Karten zur Auswahl) gilt es die richtigen Truppentypen auszuwählen und diese anhand von geheimen Handkarten zu verstärken. Während in manchen Karten See-Einheiten wichtig sind, haben besonders Boden-Einheiten in anderen Gegenden ihre Vorteile.
Während einer Runde können sich die Personen dabei entscheiden, ob sie ihre Einheiten offen oder Verborgen bewegen, indem sie ihre offenen Einheiten durch spezielle Befehle verdecken. Damit die gegnerische Partei nicht mehr weiß, wo sich die Einheit genau verbirgt, wird ein weiteres Plättchen hinzugefügt, das für ein wenig Ablenkung sorgen soll und als Strohmann gilt, sollte man angegriffen werden.
Treffen sich Einheiten auf dem Spielfeld, wird in der Kampfphase eine Schlacht ausgelöst. Diese Schlacht wird anhand eines normalen Würfelwurfes entschieden, wobei die Person mit dem höheren Wert gewinnt. Je nachdem wie viel Unterstützung beide Parteien in den umliegenden Gebieten haben, erhalten sie Boni auf ihre Würfelwürfe. Anschließend kann die siegreiche Partei einen Wurf ablegen, um die gegnerische Einheit zu zerstören. Eine Tabelle gibt Auskunft darüber, welche Einheit womit zerstört werden kann. Gelingt das, wird die Einheit entfernt und kann später als Verstärkung wieder ins Spiel zurückkehren. Gelingt es nicht, wird die Einheit zurückgetrieben.
Sobald eine Partei insgesamt 10 Punkte durch das Erobern und Halten von Gebäuden auf der Karte gesammelt hat, endet das Spiel.
Nun, wie schon an der Erklärung des Spiels zu erkennen ist, war mein Instinkt berechtigt, der das kleingedruckte Slogan „Beinhaltet die Möglichkeit es als vollwertiges Brettspiel zu spielen“ eher als Warnung, denn als Feature wahrgenommen werden kann. Im Herzen will „Combined Arms“ nichts anderes sein als die Möglichkeit „Bolt Action“ und seine unterschiedlichen Varianten als Kampagnenspiel spielen zu können. Dabei wird auch das gesamte Spielmaterial genutzt, aber im Großen und Ganzen liegt der Fokus nicht auf dem Spielfeld, sondern auf der viel größeren Schlacht mit den großen Miniaturen und Schlachtfeldern. Dass der Kampf in „Combined Arms“ anhand eines gewöhnlichen Würfelwurfes ausgefochten wird, wobei der höhere Wert gewinnt, ist hier daher wohl nur eine Notlösung. Eigentlich soll jede Schlacht auf der kleinen Karte nämlich direkt mit einem Spiel „Bolt Action“ ausgefochten werden, was dem Ganzen einen ganz anderen Geschmack verleiht. Kämpfen Flugzeuge wird es ein Luftkampf, sind es Schiffe, eine Seeschlacht.
Ein Problem, das uns bei unserem Spiel aufgefallen ist, war, dass einige Strategien dem Zufall überlassen werden. Am Ende jedes Spielzuges wird eine Karte aufgedeckt, die angibt, ob in dieser Runde erobert, gekämpft oder was auch immer wird. So kann es passieren, dass ein perfekt vorbereiteter Angriff gänzlich im Sande verläuft, weil die Karte am Ende der Runde sagt, dass kein Kampf ausgefochten wird.
Für ein „strategisches Brettspiel“ das „Combined Arms“ behauptet zu sein, fehlt es ihm zusätzlich an Platz. Die Spielfelder sind 10x10 Felder breit, wobei sich einige Einheiten mindestens 2, wenn nicht sogar 4 Felder weit bewegen können. Strategische Positionierung ist bei diesem begrenzten Raum kaum möglich. Häufiger passiert es, dass man sich immer und überall im Weg steht (bis auf Schiffe, da diese in unseren Spieldurchläufen absolut obsolet waren). Zusätzlich weist das Regelheft Schwachstellen auf, die das Spielgefühl nicht wirklich verbessern. So wird der Spielaufbau und -ablauf durch einige Ungenauigkeiten sehr wuselig, was sicher leicht hätte verbessert werden können.
Für mich persönlich stach aber bereits direkt nach dem Öffnen der Schachtel ein großes Problem ins Auge. „Combined Arms“ verfügt über kein beiliegendes Sortiersystem oder Plastikbeutel. Da „Warlord Games“ eigentlich keine Anfänger mit derlei Dingen sind kann man hier nicht entschuldigend „Kann ja mal passieren“ sagen. „Combined Arms“ scheint von den Spielgruppen zu verlangen über 40 Token, Karten und die dazugehörigen Miniaturen ohne Sortierung in die Schachtel zu werfen. Dabei ist das Spielmaterial bei Weitem nicht in der Qualität, dass es das aushalten könnte. Die Würfel und Miniaturen sind so klein, dass man sie wohl beim erstbesten Wutausbruch versehentlich einatmen könnte, was für eine Kampagnenkarte zwar funktioniert, bei einem Brettspiel aber eher lästig als hilfreich ist.
Dabei misst sich „Combined Arms“ mit einer UVP von 60€ mit einigen großen Konkurrenten, die einiges mehr an Spiel in ihrer Spielschachtel bieten.
Unter dem Strich bringt „Combined Arms“ ein paar interessante Ideen, wie die verdeckten Bewegungen, mit sich, ist mit dem Kampagnenmodus aber wohl nur für eingefleischte „Bolt Action“-Fans zu empfehlen. Fans von Spielen mit Weltkriegs-Thematik und keinem Interesse an Miniaturenspielen sollten sich insbesondere in diesem Preissegment eher anderweitig umsehen.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2 Personen, Kampfstrategie, Tabletop, Kennerspiel