“Der Unterhändler“ ist ein sehr fesselndes und unterhaltsames Solospiel. Die Atmosphäre einer Geiselnahme wird klasse auf den Spieltisch transportiert und auch ohne Lesen der Flavortexte hatte ich immer das Gefühl zu wissen, worum es hier geht. Mit jeder verlorenen Geisel stieg die Anspannung, mit jeder Bewegung auf der Bedrohungsskala wurde ich unruhiger und versuchte, meinen nächsten Schritt noch besser abzuwägen, und überdachte meine Strategie. Beim Ausspielen der Karten stellte sich immer die Frage, wie hoch man pokern soll und ob Karten ausgegeben werden sollten, um das Würfelergebnis zu erhöhen, oder diese doch besser noch auf der Hand zu behalten, um sie in der nächsten Runde aus dem Ärmel zu ziehen. Zusätzlich muss stets ein Auge auf den erspielten Verhandlungspunkten liegen, da man ansonsten schlimmsten Falls eine Runde lang nur Däumchen drehen kann. Und zu guter Letzt sollte auch der Bedrohungsmarker nach Möglichkeit im grünen Bereich liegen, damit die maximale Anzahl an Würfeln genutzt werden kann.
Allerdings gab es natürlich auch klare Frustmomente, was beim Einsatz von Würfeln und dem zufälligen Ziehen von Karten auf der Hand liegt. Doch egal wie groß der Frust bei aufeinanderfolgenden schlechten Würfelergebnisse auch war, durch die Karten gibt es zumindest immer eine gewisse Einflussmöglichkeit, solange nicht allzu hoch gepokert wird. Das macht auch ein wenig den Reiz aus und am Ende ist es am besten, ein wenig zu wagen, ohne dabei zu sehr alles auf eine Karte zu setzen. Niederschmetternd kann dann allerdings das Ziehen der Eskalationskarte ausfallen, da es hier teils doch sehr drastische Aktionen gibt, die ohne Einflussmöglichkeit hingenommen werden müssen und mit einem Schlag die nächste Runde nachhaltig verschlechtern. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass es hier um eine Geiselnahme geht und da passieren nun einmal unvorhergesehene, dramatische Dinge.
Der Wiederspielwert ist relativ groß, allerdings sind die im Grundspiel zur Verfügung stehenden Eskalationskarten (21 rote und 6 goldene für die Wendungen) sowie die 22 Verhandlungskarten auf Dauer durchaus ein wenig eintönig. Für längere Motivation ist es von daher absehbar, auf die mittlerweile auch in Deutsch verfügbaren Erweiterungen zugreifen zu müssen. Aber bereits das Grundspiel hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht und es gehört eindeutig zu den Solospielen, die man auf dem Schirm haben sollte, wenn mal keine Spielpartner am Spieltisch verfügbar sind. Ah, Moment…ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe gerade die Meldung erhalten, dass ein gewisser Gonzalo Herrera Geiseln genommen und sich mit ihnen verschanzt hat. Ich glaube ich muss hier eingreifen…
Bilder zum Spiel
Tags: Solospiel, Kartenspiel, Würfelspiel, Handmanagement, Deckbauspiel