Cardboard Edison Award Kolonialismus Crowded Frontier

Brettspiel-Award reagiert auf massive Kritik an Kolonialismusthema

Cardboard Edison hat die Vergaberichtlinien für den von ihnen verliehenen Award geändert, nachdem es zuletzt massive Kritik am Thema des letztjährigen Gewinnerspiels gab - auch von indigenen Spieleautoren. Der Cardboard Edison Award wird seit 2016 an die besten unveröffentlichten Brettspiele verliehen. Zuletzt ging der Preis an „Crowded Frontier“ von Myles Wallace, bei dem die Spielenden als Pioniere um Ländereien zu Zeiten der Kolonialisierung des US-amerikanischen Westens konkurrieren. Obwohl diese Expansion auf Kosten der indigenen Bevölkerung stattfand, wird dies im Spiel nicht thematisiert, statt dessen sind die Ureinwohner nicht einmal im Spiel vertreten.

 

 

CrowdedFrontier

Nach Bekanntgabe des Preisträgers im Mai 2024 gab es massive Kritik aus der Brettspielcommunity, woraufhin der Autor Myles Wallace wenige Tage darauf ein Statement veröffentlichte, in dem er sich entschuldigte und angab, das Thema zu ändern. In seiner Erklärung heißt es:

„Diversität und historisches Feingefühl sind mir wichtig und ich entschuldige mich bei jedem, den ich verletzt habe, indem ich aus einer schwierigen historischen Periode ein Spiel gemacht habe. Ich erkenne die Vertreibung der indigenen Völker an, die aus Amerikas Expansion nach Westen resultierte und ich versuche keineswegs, sie zu verherrlichen. Crowded Frontier war ein Spiel bei dem die Mechanik im Vordergrund stand mit der Schwierigkeit, ein passendes Thema zu finden […] und ich entschied mich für das aktuelle schwierige Thema.  [...] Ich werde mich um ein neues Thema bemühen. Aus diesem Feedback habe ich viel gelernt, um inklusiver und sensibler für die vielen verschiedenen Menschen in unserem Hobby und in der breiteren Community zu sein.“ 

 

Cowboy USA2

Die Macher von Cardboard Edison hatten damals das Statement geteilt und hinzugefügt, dass das Thema dieses Spiels eindeutig „ein blinder Fleck und eine Lücke in ihren Bewertungskriterien“ gewesen seien und dass sie in Zukunft bewusster damit umgehen wollten. Nun haben sie ihre Vergaberichtlinien geändert, was in Zukunft einen sensibleren Umgang mit potentiell problematischen Themen sicherstellen soll. Zu den Änderungen gehört unter anderem, dass bestehende Juroren gebeten werden, zusätzliche Personen vorzuschlagen, um so ein breiteres Spektrum an Perspektiven einzubringen. Außerdem werden die Leitlinien für Juroren aktualisiert, um sie für solche Themen zu sensibilisieren. Mögliche Bedenken sollen frühzeitig während des Entwicklungsprozesses eines Spiels geäußert werden, um sich mit den Autoren zu beraten. Hierdurch sollen “potentiell verletzende Aspekte von Spielthemen erkannt und die Designer darüber informiert werden, ohne sie jedoch davon abzuhalten, ein schwieriges Thema verantwortungsvoll anzugehen.”

 

Tipi USA

Wie stehen betroffene Indigene zu dem Thema?

Das Branchenmagazin Boardgamewire hat zu dem Thema mit zwei Spieledesignern gesprochen, die der betroffenen Gruppe der Indigenen angehören. Einer von ihnen ist Connor Alexander, er ist Cherokee und entwarf unter anderem das mit dem Diana Jones Award ausgezeichnete Rollenspiel “Coyote & Crow”. Für ihn ist die Tatsache, dass die Existenz der amerikanischen Ureinwohner bei “Crowded Frontier” überhaupt nicht berücksichtigt wurde, sowohl “beunruhigend als auch schmerzlich üblich”. Zwar lobt er, dass sowohl Myles Wallace als auch Cardboard Edison reagiert und ernstzunehmende Maßnahmen ergriffen hätten, allerdings sei er jedoch auch “entmutigt über die gedankenlose Reaktion der Brettspielbranche", die das Thema des Spiels nicht offen verurteilt habe (Im Gegensatz zur Brettspiel-Community - Anm. d. Red.). Er habe im Internet “nichts als Lob und Glückwünsche für Herrn Wallace und das Design des Spiels in der gesamten Brettspielindustrie gefunden.” Seiner Meinung nach zeigt diese Reaktion, “dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.”

Quinn Brander (“Rebuilding Seattle”), der den Cree angehört und letztes Jahr mit dem Diana Jones Award für Nachwuchs-Brettspieldesigner ausgezeichnet wurde, fügte hinzu: “Die Spielbeschreibung von “Crowded Frontier” impliziert, “dass die Siedler um von Ureinwohnern unbesetztes Gebiet konkurrieren”, obwohl die damaligen Kolonisten eine “brutale Ausrottung, Unterwerfung und Assimilierung” betrieben haben. Für ihn ist klar: “Die Themen von Brettspielen sind wichtig - die Art und Weise, wie wir uns eine vereinfachte Welt vorstellen, trägt dazu bei, Ideologien zu verstärken, und als Schöpfer sind wir dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass diese Ideologien nicht schädlich sind.”

 

CardboardEdisonAwardlogo

Über Cardboard Edison

Cardboard Edison wurde 2012 als Branchenblog und Designstudio für Brettspiele gegründet und entwickelte sich über die Jahre hinweg zu einer vielbeachteten Informationsquelle für Brettspieldesigner. Der Cardboard Edison Award wurde 2016 von Suzanne Zinsli mit der Unterstützung von Chris Zinsli, dem Gründer des Blogs, ins Leben gerufen, weil sie der Ansicht waren, dass ein Award zur Unterstützung unveröffentlichter Brettspiele in der Branche noch fehlte. Die Einreichungen für den Cardboard Edison Award 2025 laufen aktuell und sind noch bis zum 31. Januar möglich.

 

Quellen:
Boardgamewire Neue Vergaberichtlinien
Boardgamewire Entschuldigung von Myles Wallace
Statement Myles Wallace
Cardboard Edison Award

unsplash

Tags: Branche

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