Queen Games in Kritik wegen Verwendung „Friendly Shipping“ auf Kickstarter
Auf Boardgamegeek.com ist im Forum eine lebhafte Diskussion gestartet, nachdem das aktuelle Projekt „Stefan Feld City Collection: Chichén Itzá & Valencia“ auf Kickstarter das Logo „EU-Friendly Shipping“ trägt. Einige User hat dies gestört.
UPDATE: wir hatten zuerst folgender Formulierung im ersten Absatz, die inhaltlich falsch war: "Dabei werden nach der Kampagne neben den Versandkosten auch zusätzlich MwSt. eingezogen, was bisher so nicht gemacht wurde, wenn von EU-Friendly die Rede war." Es gibt auch andere Projekte die dieses bereits praktizieren, zum Beispiel die Kampagne zur Everdell Big Box, die mit Region Friendly Shipping warb und die MwSt. zusätzlich einkassierte (Quelle). Friendly Shipping bedeutet, dass der Verlag sich um Zoll und MwSt. kümmert und die Spiele direkt in die Zielregion importiert, wo sie dann einfach zugestellt werden kann. Der Endkunde muss sich dann nicht im Zoll kümmern oder zusätzliche Kosten beim Transportdienstleister bezahlen.
Wo ist nun das Problem?
In den letzten Jahren hat sich in der Crowdfunding-Szene einiges getan. Die Verlage schauen mittlerweile rechtlich korrekt zu handeln und in jedem Land die anfallenden MwSt. und Zölle einzuziehen und abzuführen. Die Zeiten, wo eine Rechnung der Produktionskosten am Paket von CMON klebte, sind schon lange Vergangenheit.
Nach einem ersten Schock in der Szene, wo es vielen nicht bekannt war, gab es in den letzten Jahren einen etablierten Rahmen: Die einen Verlage, kassieren Steuern ein und geben diese hoffentlich an das Land des Versandziels weiter. Die Anderen haben eine Art „EU Friendly“ Logo entwickelt, was jedoch kein rechtlicher Standard ist sondern eher so zu verstehen ist, wie der Nutriscore, der eine freiwillige Angabe des Herstellers von Lebensmitteln ist, oder die allgemeine vage Behauptung ein Bioprodukt anzubieten.
Sinn des Logos ist es (oder war es) anzuzeigen, dass keine weiteren Steuern oder Zölle berechnet werden und nur der Versand extra zu zahlen ist. Nun hat Queen Games mit dieser stillen Absprache der Verlage gebrochen und als Erweiterte Definition angeben: „Freundlicher Versand bedeutet, dass die Versandkosten enthalten sind. Alle anderen Gebühren, wie Zoll oder Mehrwertsteuer (MwSt.), liegen in der Verantwortung des Unterstützers.“
Hier auf dem Screenshot der aktuellen Kampagne gut zu sehen:
Bei einer der letzten Kampagnen fehlte dieser Hinweis noch, da waren die Steuern noch im Preis enthalten, gut auf dem folgenden Screenshot zu sehen:
Üblicherweise wurden diese „alte“ Definition auch bei anderen Projekten verwendet:
Was bedeutet „EU-Friendly“ Versand nun bei Queen Games?
Wenn man es spitz formulieren will, kann gesagt werden, dass Queen Games in die EU liefern. Mehr nicht! Versandkosten und Steuern und Zölle sind nicht mehr enthalten, müssen extra gezahlt werden.
Die Versandkosten für Deutschland sind zwar leicht reduziert worden (bei angekündigten Preisehöhungen von DHL in 2025, denen auch andere Anbieter folgen werden - Anm. d. Red.), aber was kostet das Spiel dann unter dem Strich?
Nehmen wir einmal andere Stefan Feld „Classic“ Spiele. Diese kosteten in 2022 noch 75 € pro Box „Amsterdam“, „New York City“ oder „Hamburg“. Darauf wurden dann beim Kauf einer Box noch 10 € Versandkosten gerechnet, also 85 € inkl. MwSt.
Bei der aktuellen Kampagne werden nur 55 € für die Classic-Box von „Valencia" verlangt. Dazu kommen dann 6 € Versand und auf die 55€ 19% MwSt. was 10,45 € sind. Unterm Strich bleiben dann 71,45 €, was unter allen drei anderen Boxen aus 2022 liegt. Zumindest für Kunden aus Deutschland ist hier rein sachlich gesehen keine negative Entwicklung festzustellen.
Eine Zusammenfassung der Diskussion auf BGG
Jason Morrison (@catmogwai) macht darauf aufmerksam, dass Queen Games in ihrer neuesten Kickstarter-Kampagne für "Chichén Itzá & Valencia" die Definition von "freundlichem Versand" geändert hat. Obwohl die Kampagne die üblichen Symbole für US/Kanada/EU/UK "freundlichen Versand" zeigt, wird im Versandabschnitt erläutert, dass "freundlicher Versand bedeutet, dass die Versandkosten enthalten sind. Alle anderen Gebühren, wie Zoll oder Mehrwertsteuer (VAT), sind vom Unterstützer zu tragen."
Jason empfindet dies als irreführend, da "freundlicher Versand" historisch bedeutete, dass Unterstützer keine zusätzlichen Kosten für Zoll oder Mehrwertsteuer erwarten mussten. Er befürchtet, dass Unterstützer aufgrund der Symbole annehmen könnten, dass keine zusätzlichen Gebühren anfallen, ohne das Kleingedruckte zu lesen.
Andere Diskussionsbeiträge zeigen unterschiedliche Ansichten:
- Mizake Mizan sieht keine Täuschung und meint, dass Queen Games klar definiert hat, was sie unter "freundlichem Versand" verstehen.
- EA1862 stimmt Jason zu und betont, dass "freundlicher Versand" traditionell bedeutete, dass alle Kosten, einschließlich Steuern, vom Unternehmen übernommen werden.
- Einige Teilnehmer diskutieren darüber, dass es keine offizielle Definition von "freundlichem Versand" gibt und dass die Bedeutung sich im Laufe der Zeit verändert hat.
- Jimmy Smith schlägt vor, dass Unterstützer aufhören sollten, Queen Games zu unterstützen, wenn sie mit deren Praktiken unzufrieden sind.
- Es wird auch diskutiert, ob Kickstarter die Verwendung von Begriffen wie "freundlicher Versand" standardisieren sollte, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Thornae stellt humorvoll neue Symbole für den Versand in Kanada und dem Vereinigten Königreich vor, um die Situation zu illustrieren.
- Gegen Ende fragt Drew Olds, wie weit Unternehmen gehen sollten, um den unterschiedlichen Anforderungen der Länder gerecht zu werden, insbesondere wenn einige Märkte weniger "Kickstarter-freundlich" sind als andere.
Insgesamt dreht sich die Diskussion um die Frage, ob Queen Games mit ihrer neuen Definition von "freundlichem Versand" die Unterstützer in die Irre führt und ob dies akzeptabel ist. Während einige die Klarheit von Queen Games' Kommunikation verteidigen, empfinden andere das Vorgehen als täuschend und sehen darin einen Bruch mit etablierten Erwartungen innerhalb der Kickstarter-Community.
Quellen