Age of Rome

Ersteindruck | Age of Rome - ein taktisches Kennerspiel mit dem besonderen Dreh

Der deutsche Verlag Strohmann Games (Planet Unknown, Fantastische Reiche, Beyond the Sun) hat auf der diesjährigen Messe in Essen ein Spiel vorgestellt, das womöglich nicht viele auf ihrem Zettel hatten. Zumindest, wer sich ausschließlich an den gängigen internationalen Preview-Listen orientiert hatte.

Age of Rome ist ein mittleres Kennerspiel für 1-4 Personen mit einem besonderen Dreh. Es kombiniert mehrere Elemente wie Worker Placement, Set Collection und Area Control. Durch einen Drehteller-Mechanismus müssen die Spielerinnen und Spieler gleichzeitig die Aktionen ihrer Nachbarn im Auge behalten und diese ggf. durch das Auslösen von Fehden an ihren Plänen behindern.

Ursprünglich wurde Age of Rome über eine Kickstarter-Kampagne des griechischen Verlags Teetitum Games finanziert. Das Gamedesign stammt von den Autoren Vangelis Efthimiou und Antonios Yannopoulos. Eine Partie dauert ungefähr 60 Minuten.

Age of Rome kann bei Strohmann Games vorbestellt werden. Das Spiel erscheint voraussichtlich ab Ende November 2023.

Darum geht es in dem Spiel

Wir repräsentieren römische Feldherren (oder deren Frauen) die kurz nach der Ermordung Cäsars im Jahre 44 v. Chr. darum kämpfen, in die Fußstapfen des verstorbenen Kaisers zu treten. Wer sich als bester Provinzverwalter etabliert, soll Cäsars Nachfolge antreten. Die Mitspielenden geben Geld aus um jede Runde in einem Viertel des Drehtellers Aktionsfelder auszubauen. Für jede Stufe (I bis III) der fünf - anfangs identischen - Bauplätze erhalten sie zwar Siegpunkte, allerdings wird am Ende jeder Runde das Rondell um eine Vierteldrehung nach links oder rechts gedreht. Nachdem alle Aspiranten ihre Bauplätze ausgebaut haben, können sie einen Arbeiter auf die für sie verfügbaren Felder platzieren. Maximal ein Arbeiter darf auf Stufe I-Felder, zwei Arbeiter auf Stufe-II-Felder und dementsprechend bis zu drei Arbeiter auf der höchsten Stufe eines Aktionsfelds.

 

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Auf den verschiedenen Bauplätzen können unterschiedliche Aktionen ausgeführt werden: man erhält z.B. Geld, baut sein Pantheon aus, platziert Krieger in 1 von 3 möglichen Regionen (Area Control), bildet Mehrheiten im Senat (ein Turm aus Spielsteinen in der Mitte des Rondells) oder zieht Handelskarten (Bonuskarten), um diese alternativ als Sets zu sammeln. All diese Aktionen sind Siegpunkte wert. Wer neidvoll auf die Nachbarn blickt, kann ebenfalls Intrigen auf dem Rondell platzieren und diese auslösen, sobald der entsprechende Abschnitt des Drehtellers den gewünschten Gegner erreicht. Wer nach einer vorgegebenen Anzahl an Runden die meisten Siegpunkte erreicht hat, gewinnt das Spiel.

 

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Meinung von Tobias

Wenn ein Spiel den Satz „Viele Wege führen nach Rom“ verdient hat, dann sicherlich Age of Rome. Um es vorweg zu nehmen: Age of Rome war meine persönliche Überraschung der diesjährigen SPIEL 23, mit der ich absolut nicht gerechnet hatte. Die Regeln sind eingängig und die einzelnen Aktionsfelder simpel. Nimm dir Geld. Setze Krieger ein und bilde Mehrheiten. Ziehe eine Karte. Perfekt für eine Demo-Runde auf einer Messe.

Gleichwohl bietet das Spiel ausreichend Handlungsspielraum, um sich auf eine gezielte Siegstrategie zu spezialisieren. Begünstigt wird dies durch die leicht asymmetrischen Playerboards. Auch wenn die Mechanismen zugegebenermaßen verschieden sind, erinnerte mich das Spiel in jeder Sekunde an den ewigen Kennerspiel-Dauerbrenner 7 Wonders. Auch bei Age of Rome führen die Interaktion mit den anderen Spielerinnen und Spielern in jeder einzelnen Phase zu taktisches Mikroentscheidungen, die bereits im folgenden Zug die Mitspielenden bevorteilen könnten.

Als ich hörte, dass ich meine Gegner mit Intrige und Fehden bedrängen kann, hatte ich kurz die Befürchtung, dass die kompetitive Spielerfahrung schnell in eine einseitige Konfrontation kippen könnte. Nicht wenige Spiele leiden unter dem Königsmacher-Problem: alle schießen auf eine Person, um diese am Sieg zu hindern. Ich habe bei Age of Rome jedoch den Eindruck, dass die zufällige Drehung des Rondells dies nicht zuverlässig zulässt. Die Intrigen sind vielmehr kleine Nadelstiche, die für den Moment weh tun, aber einen nicht kolossal aus der Bahn werfen. Zumal ich dadurch selber meine Aktionen schwäche, da ich für jede platzierte Intrige ebenfalls einen Arbeiter einsetzen muss.

Die Demo-Runden auf der Messe wurden meist nur zu viert abgehalten. Dies spielt Age of Rome zu 100% in die Karten und ich darf den Elefanten im Raum an dieser Stelle nicht verschweigen: bei zwei Personen (oder Solo) habe ich sehr große Bedenken, ob das Spiel noch begeistern kann. Die neidvollen oder missgünstigen Blicke nach Links und Rechts, sind in diesem Spiel schließlich das A und O.

Auch wenn ich mir kein abschließendes Urteil nach einer einzelnen Demo-Runde zutrauen kann, sehe ich in diesem Spiel viel Potential, gerade für Spieletreffs und Spielegruppen, die nach der hundertsten Partie 7 Wonders eine leicht anspruchsvollere Abwechslung suchen.

 

Quellen (Stand 11.10.2023):

BGG

Kickstarter

Strohmann Games

 

Tags: SPIEL23, Geschichte, Interaktion, Aktion auswählen, 1-4 Personen, Mehrheiten sammeln, Aufbauspiel, Set sammeln, Crowdfunding

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