Asmodee sichert positive Bilanz der Embracer Group (vor Sondereffekten) und was es für die Branche bedeutet
Das Videospiele weit oberhalb des Marktes von Brettspielen agieren, ist hinlänglich bekannt. Trotzdem sicherte ausgerechnet die Asmodee Group dem Firmengruppe Embracer Group einen Einzug in die Top 10 der Videospiel-Titanen für das Jahr 2022/2023, obwohl diese Gruppe an der Börse so schlecht bewertet wird wie lange nicht.
Erst im März 2022 vermeldete das schwedische Unternehmen Embracer Group die Übernahme der Asmodee Group als abgeschlossen, investierte damals rund 2,75 Milliarden Euro und sicherte sich damals eine der größten Übernahmen der Games-Industrie. Diese Investition sollte sich zu mindestens im Jahr 2023 als clever auszeichnen, denn aus dem Stand sicherte Asmodee 35 % des Gesamtumsatzes der riesigen Gruppe und lag damit nur 1% hinter dem Umsatz des ungleich größeren klassischen Videospiele-Segments des Unternehmens ohne Mobile Games.
Noch 2021 stand das Unternehmen mit einem Minus deutlich schlechter dar und sicherte sich ein deutliches Umsatzwachstum durch Asmodee. Der bereinigte Gewinn vor Steuern lag dann „nur“ noch bei 31% Anteil für Asmodee als Teil der Ambracer Group. Hier zeigte sich das klassische Videospielsegment profitabler und sorgte für 44% Anteil am bereinigten Gewinn vor Steuern.
Asmodee performte zwar, war aber teuer
Natürlich war der Kauf von Asmodee teuer: Rund 2,75 Milliarden Euro zahlte die Embracer Group an die Firma Venture Capital Fonds PAI Partners für ein Unternehmen, das vormals für 1,55 Milliarden Euro von Eurazeo gekauft wurde, das für nur 145 Millionen Euro im Jahr 2014 für die Übernahme zahlte. Teuer ist der Kauf vor allem gemessen am Gewinn von nur 828 Millionen SEK. Das entspricht etwa 72 € Millionen Euro Gewinn und würde bei gleichbleibendem Ergebnis bedeuten, dass die Embracer Gruppe rund 40 Jahre brauchen wird, um die investierte Summe zurückzuerhalten, ohne Inflation.
Besser sieht die Rechnung aus, wenn Sondereffkte herausgerechnet werden. Dann bleiben mehr als 170 Millionen Euro Gewinn und die bereinigte EBIT-Marge wächst von mageren sechs auf 15 Prozent.
Die Asmodee Group hatte auch im Geschäftsjahr 2022/2023 Expansion durch Zukauf realisiert und sicherte sich mit dem Kauf von VR Distribution, laut eigener Angaben den Zugang zu den Märkten Neu Zeeland, Australien und UK (wir berichteten). Solche einmaligen Investitionssummen werden aus dem bereinigten Gewinn vor Steuern rausgerechnet.
Weiter auf Wachstum ausgerichtet
Asmodee ist ganz klar auf weiteres Wachstum ausgerichtet. Die Anzahl der Mitarbeitenden wuchs von 2.346 auf 2.582 Menschen an. Auch die Anzahl an einzigartigen Marken stieg von 370 auf 397 an. Zudem wurde im Börsenbericht klar angekündigt, dass Asmodee 25 Videospielmarken als Brettspiele umsetzen wird. Da das Unternehmen über sehr viele Videospiel Studios wie Saber Interactive, Gearbox, Crystal Dynamics usw. verfügt ist die Auswahl an möglichen Rechten von Videospielmarken enorm groß.
Das große ABER!
Relevante Titel von Asmodee verschoben sich oder waren nicht in erforderlicher Menge verfügbar. Das zog den Umsatz und Gewinn nach unten und verbessert die Aussicht auf das kommende Geschäftsjahr 2023/2024. Außerdem werden die Kosten für die Produktion von Brettspielen tendenziell eher weiterwachsen, wenn die Inflation weltweit weiter anhält. Das bedeutet eine weitere Herausforderung für Asmodee, die UVPs bereits an den Handel gemeldet haben und für feste Einkaufspreise vorbestellt wurde. Außerdem darf nicht unterschlagen werden, dass das Wachstum von Asmodee 2022/2023 bei rund 2% lag und damit weniger stark gewachsen wurde als die Inflation allein im Jahr 2023.
Doch schauen wir mal das gesamte Firmenkonstrukt an, in dem Asmodee agiert: Insgesamt wurde die Embracer Group an der Börse stark abgestraft und verlor in den letzten Monaten stark an Wert. In den letzten 12 Monaten verlor das Unternehmen mehr als 68% an Börsenwert. Aktuell hat das Unternehmen noch eine Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro, also knapp mehr als den Einkaufpreis der Asmodee Group.
Restrukturierung bei der Embracer Group
Laut CEO Lars Wingefors plant die Embracer Group eine umfangreiche Restrukturierung, die voraussichtlich zur Schließung von Studios führen wird. Das Ziel dieser Restrukturierung ist es, die Ressourcen der Embracer Group besser zu optimieren, die Kapitalkonvertierung zu erhöhen, die Effizienz zu verbessern und die Nettoverschuldung bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023/24 auf unter 10 Milliarden SEK zu senken (was fast 850.000.000 € entspricht). Die Restrukturierungsmaßnahmen beinhalten unter anderem die Schließung von Studios und die Beendigung von Projekten mit niedriger prognostizierter Rendite .
Die Restrukturierung wird in drei Phasen durchgeführt. Die erste Phase konzentriert sich auf Kosteneinsparungen und Kapitalallokation, während die letzte Phase auf Effizienz und interne Konsolidierung abzielt. Im Rahmen dieses Prozesses wird die Embracer Group einige Studios schließen oder veräußern, Spiele, die sich derzeit in der Entwicklung befinden, einfrieren oder beenden und den Fokus auf Spiele aus internen Studios legen. Es wird erwartet, dass externe Finanzierung für intern entwickelte Spiele mit großem Budget erhöht wird.
Die Restrukturierung der Embracer Group wird von zwei neuen Führungskräften überwacht. Matthew Karch wird als CEO von Saber Interactive zurücktreten und zum neuen kommissarischen Chief Operating Officer der Embracer Group ernannt. Phil Rogers, CEO von Crystal Dynamics, wird die Rolle des kommissarischen Chief Strategy Officer übernehmen.
Es wird erwartet, dass die Restrukturierung auch zu Stellenstreichungen führen wird, aber zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine genauen Informationen darüber, wie viele der etwa 17.000 Mitarbeiter von Embracer betroffen sein werden. Obwohl in einigen Tochtergesellschaften Stellen gestrichen werden, plant die Gruppe, in anderen Bereichen weiterhin einzustellen.