TEST // FIESTA MEXICANA
Seit Mitte Oktober ist deine Familie mit den Vorbereitungen für diesen Tag beschäftigt: Dia de los Muertos. Das farbenprächtige Volksfest zu Ehren der Toten wollt ihr am 2. November gemeinsam mit Musik, Tanz und vor allem gutem Essen feiern! Und davon gibt es in Mexiko reichlich. Doch eine gute FIESTA MEXICANA ist gar nicht so leicht auszurichten. So viele unterschiedliche Gerichte müssen an einem Tisch platziert werden und dann haben die hungrigen Verwandten auch noch ganz besondere Ansprüche…
HUCH! hat uns FIESTA MEXICANA freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Bauch voll, Herz zufrieden (mexikanisches Sprichwort)
In FIESTA MEXICANA ist jeder Spieler für einen Tisch zuständig, auf dem er versucht die Speisen besonders lukrativ anzuordnen. Schon während des Spiels werden direkt beim Platzieren der Gerichte Punkte gesammelt, aber auch die Auswertung der persönlichen Zielkarten bringt am Spielende noch einmal Punkte ein. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt die ,,Essensschlacht“.
Jeder Spieler nimmt sich zunächst einen Tisch bzw. einen farbigen Spielplan. Dieser ist in 16 Quadrate aufgeteilt, in denen jeweils vier Zahlen aufgedruckt sind. Die vier Zahlen zeigen alle in die Mitte, sodass immer nur die obere Zahl richtig herum gelesen werden kann. In jede Richtung weisen Zahlen von 1 bis 16.
Von den Startgerichten werden zwei an jeden Spieler verteilt und auf den Pinatasymbolen auf dem Spielplan abgelegt. Von 24 Wunschkarten (Zielkarten) bekommt jeder Spieler fünf, die er sichtet und von denen er drei behalten darf. Diese müssen aber drei verschiedene Farben aufweisen.
Die Punkteplättchen und der Kartenstapel mit den Gerichten werden in der Tischmitte bereit gelegt.
Zu Beginn jeder Runde kommt der Koch mit einem neuen leckeren Gericht aus der Küche: Die oberste Karte des Gerichtestapels wird aufgedeckt. Der Startspieler muss nun ein Gebot für dieses Gericht abgeben. Dabei nennt er eine Zahl, die auf seinem Spielplan richtig herum lesbar ist. Diese Zahl bestimmt bei Gewinn der Karte auch deren Position auf dem Spielplan. Der nächste Spieler im Uhrzeigersinn muss ein höheres Gebot abgeben oder passen. Es wird so lange weitergeboten, bis niemand mehr überbieten kann oder möchte. Der Meistbietende muss das ersteigerte Gericht sofort auf dem genannten Feld ablegen. Einmal platzierte Gerichte dürfen nicht verrückt oder gedreht werden.
Zum Ausgleich bekommen alle Verlierer der Versteigerung die Möglichkeit, ihren Tisch um 90 Grad nach links oder rechts zu drehen. Dadurch ändern sich die Zahlen der Felder und die vorher bereits abgedeckten hohen Zahlenwerte stehen möglicherweise wieder zur Verfügung.
Jeder Spieler darf nach der Abgabe seines Gebotes auch eine Wunschkarte abgeben, um sich das ausliegende Gericht zu sichern. Die Wunschkarte kommt aus dem Spiel und das Gericht bekommt direkt einen Platz am Tisch des Spielers, ohne dass die Mitspieler an die Reihe kommen.
Nach jedem neu angelegten Gericht werden die Punkte berechnet und ausgezahlt: Jeder abgebildete Totenkopf ist einen Punkt wert. Teilweise befindet sich an einem oder mehreren Kartenrändern die Hälfte eines farbigen Dips. Wird dieser Dip durch eine anliegende Karte passend vervollständigt, erhält der Spieler drei Punkte. Passen die beiden Hälften farblich nicht zusammen oder wird er durch eine angrenzende Karte ,,abgeschnitten“, kassiert der Spieler einen Minuspunkt. Er nimmt sich entsprechend der Punktezählung passende Punkteplättchen bzw. gibt eigene ab, wenn seine Punktewertung negativ ausfällt.
Der aktuelle Gewinner des Gerichtes, deckt anschließend die nächste Karte vom Stapel auf und muss das erste Gebot zu diesem neuen Gericht abgeben.
Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler alle Felder seines Tisches mit Gerichten belegt hat. An dieser Stelle werden dann auch die Wunschkarten ausgewertet und ggf. weitere Punkte verteilt:
Die roten Wunschkarten der Kinder spezialisieren sich auf ein Gericht. Für jedes platzierte Lieblingsgericht bekommt der Spieler einen Siegpunkt. Die Jugendlichen (weiß) wollen ein spezielles Gericht besonders oft auf dem Tisch sehen. Möchte der Spieler diese fünf Punkte am Ende einheimsen, muss er die Mehrheit der pubertären Leibspeise auf seinem Tisch vorfinden. Die Senioren (blau) mögen es gerne ordentlich. Sie fordern stets eine bestimmte Anordnung gleicher Gerichte auf den Tischen. Dafür wird der Spieler mit vier bis sechs Punkten belohnt. Die Maskierten (grün) sind verrückt nach Dips. Der Spieler erhält vier oder sechs Punkte, wenn er diesem Maskenträger die passenden Dips servieren kann.
Agua de sabor (= Im Preis inbegriffen)
Vier unterschiedlich farbige ,,Tische“ aus dicker Pappe, 90 Karten, eine stabile Spielübersicht und 56 Punkteplättchen in Form bemalter Totenköpfe befinden sich in der quietschbunten Schachtel. Alle Karten sind farbenfroh und comichaft illustriert, die Symbole passen zum Thema und sind eingängig. Auch die Anleitung in Deutsch, Englisch und Französisch weiß mit wenigen Seiten zu überzeugen. Die Regeln sind schnell und einfach verständlich, übersichtlich, auf den Punkt gebracht und liebevoll thematisch mit Erläuterungen zu jedem landestypischen Gericht gestaltet. Da kommt sofort Partystimmung auf.
Durch die farbenfrohe Aufmachung ist die Absicht der Illustratoren deutlich zu erkennen, den Spielern das originelle Thema ,,schmackhaft“ zu machen. Die Abbildungen sind lebendig, wie das Fest der Toten selbst. Mit knurrendem Magen sollte man sich dieses Spiel lieber nicht zu Gemüte führen: Die Speisen sehen zum Anbeißen aus und jede einzelne Zutat wird dazu in der Anleitung erwähnt. Sogar ein Rezept zur Zubereitung von überbackenen Burritos ist angehängt. Auch durch die alterstypischen Vorzüge der Gäste, vom ordnungsliebenden Rentner bis zum mäkelnden Teenie, wird dem Spiel besondere Authentizität verliehen. Als Hauptgericht an einem mexikanischen Themenabend mit Brettspieleinsteigern im familiären Kontext darf dieses Spiel eigentlich nicht fehlen.
Spielmechanisch wird es auch unserer Meinung nach nur ebensolche Spieler begeistern.
Zum einen ist das Ziehen der Gerichtekarten sehr glücksabhängig. Es kann passieren, dass die begehrte Speise sehr selten bis nie im Spiel auftaucht, wodurch die dazugehörige Wunschkarte nur sehr schwer zu erfüllen ist. Dann kann man sich aber immer noch entscheiden, diese Wunschkarte abzugeben und die Strategie zu ändern.
Das Sammeln von aufgedruckten Totenköpfen und das Vollenden der Dips können genauso gewinnbringend sein, wie das sture Erfüllen eigener Wunschkarten. Durch diese Entscheidung ist das strategische Potenzial des Spiels allerdings dann auch schon erschöpft. Taktisch kann in jeder Bietphase natürlich abgewogen werden, ob und auf welchem Platz das dargebotene Gericht verwendet werden kann, ob sich die Ersteigerung alleine deswegen lohnt, um einen anderen Spieler an der Wunscherfüllung zu hindern und wann der Tisch in welche Richtung gedreht werden sollte.
Das Drehen des Tisches ist spielmechanisch der interessanteste Kniff des Spiels. Ansonsten beschränkt es sich auf wiederholtes Ansagen der Zahlen, da es im Grunde ein reines Bietspiel ist. Wie bei den meisten seiner Art, macht das mit mehreren Spielern am Tisch besonders Sinn und Spaß. Gerade wenn es sich dem Ende zuneigt und die Auswahl der Bietmöglichkeiten simultan mit dem Platz auf dem Tisch schwindet, sinken auch die taktischen und strategischen Möglichkeiten. Der Bietmechanismus trägt die Interaktion zwischen den Spielern natürlicherweise in sich und so ist auch FIESTA MEXICANA ein sehr interaktives und kommunikatives Spiel mit Ärgerfaktor.
Es fordert Vielspieler allerdings nicht genügend und für einen "Appetizer“ ist die Spieldauer etwas zu lang, wodurch es uns nicht überzeugen konnte. Als Familienspiel und für Einsteiger kann es jedoch aufgrund des Themas, der Interaktion und dem leichten Einstieg trotzdem "bekömmlich“ sein.
Bilder vom Spiel
Tags: Legespiel, 30 Minuten, Auktion/Bieten, 2-4 Spieler