TEST // PANJUN
China, 1571. Eine Audienz beim Kaiser im Palast zu erhalten wird immer schwieriger, denn unser hochwohlgeborener Kaiser lässt sich seine Zeit lieber in seiner wundervollen Sommer-Residenz versüßen. Der ausschweifende Lebensstil des Kaisers sorgt beim einfachen Volk für Unmut und es kommt zu Aufständen durch Bauern und Rebellen (chinesisch: PANJUN). Mit der seltenen Jade-Statue im Gepäck machen wir uns in der Erweiterung GUGONG - PANJUN erneut auf, hochrangige Beamte zu „überzeugen“, um an Einfluss und Ansehen zu gewinnen.
Wir haben GUGONG - PANJUN selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Neue Geschenke
PANJUN erweitert GUGONG um 4 Module, die beliebig mit dem Grundspiel kombiniert werden können. Eines der Module enthält dabei erwartungsgemäß nur neue Dekret-Plättchen und Karten und bringt eher kleine Veränderungen. Die anderen drei Module beeinflussen das Spielgeschehen deutlich stärker. Auf diese wird im Folgenden im Detail eingegangen:
Der Sommerpalast
Der Kaiser verbrachte seine Zeit gerne in seiner Sommer-Residenz, anstatt sich um die Regierungsgeschäfte zu kümmern. Dies wird in diesem Modul aufgegriffen. Das Spielbrett wird um einen separaten Spielplan ergänzt, dessen Aktion wie gewohnt durch einen Tausch der Geschenk-Karten aktiviert werden kann. Der Spieler darf 1 Diener bei einem der Piere an den Teichen abstellen, setzt er seinen Boten auf der Palasttreppe eine Stufe zurück, sogar 2.
Am Ende jeder Runde oder wenn eine zuvor durch einen Aufsteller festgelegte Geschenk-Karte gespielt wird, findet eine Wertung des Sommerpalasts statt. Der Spieler mit den meisten eingesetzten Arbeitern erhält als Belohnung dem Pier entsprechend entweder eine Hofdame in Spielerfarbe, zwei zusätzliche schwarze Diener oder einen Jadestein. Die eingesetzten Diener werden abgeräumt, nur die der erfolglosen Mitspieler dürfen stehen bleiben.
Die Hofdame kann zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt eingesetzt werden, um eine gewählte Aktion sofort zu wiederholen. Die schwarzen Diener können zum Bezahlen von Kosten, aber nie auf dem Spielplan eingesetzt werden (wie zum Beispiel beim Bau der Mauer oder als Indikation, welches Dekret erworben wurde). Sie erhöhen bis Spielende den eigenen Vorrat.
Der Sommerpalast bietet auch Platz für eines der neuen Dekrete der Stufe 4. Diese werden bezahlt, indem der Spieler sich auf der Treppe des Palastes 3 Stufen hinab bewegt. Dafür gibt es aber auch potentiell viele Siegpunkte, beispielsweise für jeden schwarzen Arbeiter im eigenen Vorrat 2 Siegpunkte bis maximal 12 oder andere mächtige Fähigkeiten.
Die Bauernaufstände
Der ausschweifende Lebensstil des Kaisers stößt nicht überall auf Begeisterung. Das Volk ist unzufrieden und es kommt immer wieder zu Bauernaufständen. Dies wird auf einem separaten Spielplan dargestellt.
Die nutzbare Aktion wird wie üblich durch eine Geschenkkarte aktiviert und lässt den Spieler erst einmal ganz unspektakulär zusätzlich 2 bzw. 4 Diener, wenn der Spieler den Boten eine Stufe absteigen lässt, nehmen. Zusätzlich wird verdeckt ein Aufstands-Marker auf die Aufstandsleiste gelegt. Weitere Marker kommen beim Spielen einer Geschenkkarte mit dem Wert 1 hinzu und sobald eines der neuen braunen Reiseplättchen aufgenommen wird.
Ist die Leiste gefüllt, kommt es zu einem Bauernaufstand. Die Aufstands-Marker werden umgedreht und die auf der Rückseite angezeigten Nummern zusammengezählt. Nun wählt jeder Spieler verdeckt eine Karte aus dem Ablagestapel und alle werden gleichzeitig aufgedeckt. Ist die Summe größer als die Summe der Aufstandsplättchen, schlägt der Aufstand fehl. Der Spieler mit dem niedrigsten Kartenwert darf die gewählte Karte wieder auf die Hand nehmen, alle anderen legen sie wieder auf den Ablagestapel.
Ist die Summe der Karten niedriger haben die Bauern Erfolg. Der Spieler, der den höchsten Kartenwert beigesteuert hat, darf die gewählte Karte auf die Hand nehmen, die anderen legen sie wieder ab und steigen auf der Palast-Treppe mit dem Boten eine Stufe hinab.
Dieses Modul bietet ebenso wie der Sommerpalast Platz für ein Dekret der Stufe 4.
Die Treppen des Palastes
Bei diesem Modul werden rechts und links auf die große Treppe zum Palast je eine Leiste ausgelegt, die alternative Aufstiege zum Kaiser darstellen. Die Spieler müssen sich entscheiden, ob sie rechts oder links aufsteigen. Die Leisten bieten auf manchen Stufen besondere Aktionen, wie z.B. Fortschritt auf der Intrigenleiste, deren Wertung zu Beginn einer Runde erfolgt.
Es stehen insgesamt 10 verschiedene Leisten zur Auswahl, die sich in Anzahl Stufen und den möglichen Effekten unterscheiden. Da es in PANJUN in Kombination mit anderen Modulen möglich ist, sich auf der Treppe rückwärts zu bewegen, können Aktionen der Stufen auch mehrfach genutzt werden.
Das Spielmaterial
Das Spielmaterial der uns vorliegenden Deluxe-Version von PANJUN ist ebenso hervorragend wie das des Grundspiels. Die zusätzlichen Spielpläne für den Sommerpalast und den Bauernaufstand sind entsprechend der Spielerzahl beidseitig bedruckt. Ansonsten gibt es einiges neues Material, wie die 10 Palasttreppen-Leisten, neue Dekrete und Reiseplättchen, Karten, die Hofdamen, neutrale Diener, zusätzliche Jadesteine und mehr.
Außerdem sind neue Spieler-Tableaus enthalten, die notwendig sind, da die Rundenwertung je nach Modul etwas anders verläuft als im Grundspiel. Neue Leisten für die Rundenwertung sind enthalten und werden entsprechend auf das Spielbrett gelegt. Ansonsten bieten die neuen Tableaus separat Platz für die Hofdame und Jade (deren erreichte Siegpunkte nun auch gleich gut sichtbar sind).
Der PANJUN-Spielkarton hat die gleiche Grundfläche wie das Grundspiel und ist nur gering niedriger. Beide Boxen können in der optionalen und sehr luxuriösen Big Box verstaut werden. Diese ist mit weinrotem Samt beschlagen, auf dem goldene Schriftzeichen prangen. Der Extraschuber vom Hauptspiel in der Deluxe Version passt dann allerdings nicht mehr.
Die Anleitung ist gut verständlich und beschreibt umfassend die einzelnen Module. Sie behält den leicht zynischen Unterton bei, den wir bereits aus GUGONG kennen. Immer wieder stoßen wir auf Zitate wie „Obwohl die Ming-Dynastie selbst durch einen Bauernaufstand an die Macht kam, bedeutet das nicht, dass die Herrscher den Bauern mehr Verständnis entgegenbrachten...“.
PANJUN mit seinen 4 Modulen ist eine umfangreiche Erweiterung zu GUGONG. Neben den wenig überraschenden zusätzlichen Karten und Dekreten ist die „Treppen des Palastes“ ein kleines, aber elegantes Modul, das mehr Abwechslung beim Aufstieg zum Kaiser bietet. Richtig an Spieltiefe gewinnen die „Treppen des Palastes“ vor allem im Zusammenspiel mit mindestens einem der größeren Module, wenn der Bote sich vermehrt auch rückwärts auf der Treppe bewegt.
Am umfangreichsten verändern die beiden großen Module „Die Bauernaufstände“ und „Der Sommerpalast“ das Spiel. Beide Module ermöglichen es, mehr Diener zu erhalten. Der Sommerpalast erhöht sogar permanent den gesamten Vorrat. Dies ist auch dringend notwendig, denn in vielen Situationen verbleiben Diener längere Zeit auf dem Spielbrett, wodurch der Vorrat schnell erschöpft sein kann. Zusätzlich bieten beide Module neue Möglichkeiten, mehr Aktionen in einer Runde durchzuführen, sei es mit Hilfe der Hofdame oder als Bonus nach einem Bauernaufstand. Um bei letzterem erfolgreicher zu sein, gibt es ein Dekret, welches es erlaubt, den Wert der gewählten Karte aus dem Ablagestapel nachträglich zu verändern.
Alle Module haben ihre Daseins-Berechtigung, aber der Sommerpalast ist das vielseitigste, das die meiste Planung benötigt. Die Möglichkeit, dessen Wertung durch einen zuvor bestimmten Geschenkkarten-Wert zu aktivieren, ist ein toller Kniff. Dadurch sind durch eine Karte drei Aktionen auf einmal möglich: eine durch den Tausch an sich, eine durch den Bonus der Geschenkkarte und eine durch die passende Zahl für den Sommerpalast.
Uns hat PANJUN sehr gut gefallen und wir spielen GUGONG nicht mehr ohne die Erweiterung. Je nach gewählten Modulen gestaltet sich der Spielaufbau teilweise jedoch aufwendig, denn Anpassungen bei der Auswahl der Dekrete und Reiseplättchen sind erforderlich. Da uns das aufwendige Aus- und Einsortieren nicht zugesagt hat, sind wir schnell dazu übergegangen GUGONG stets mit allen Modulen aus der PANJUN-Erweiterung zu spielen.
Die ohnehin bereits im Hauptspiel reichlich vorhandenen Entscheidungsmöglichkeiten werden deutlich erhöht, wodurch sich eine noch größere Spieltiefe und Komplexität ergibt. Die zusätzlichen Regeln sind dabei sehr eingängig, so dass niemand sich sorgen muss, von Regeln erschlagen zu werden.
Unsere Befürchtung, dass das Spiel zu zweit auf Grund der größeren Auswahl an Aktionen größtenteils aneinander vorbei laufen würde, war zum Glück unbegründet. Im Gegenteil, es entstehen tatsächlich mehr taktische Wettkämpfe. Der „Sommerpalast“ z.B. ist viel zu stark, um einen Spieler dort alleine agieren zu lassen. Da die Intrigenleiste festlegt, wer bei Gleichstand den Bonus erhält, entsteht auch hier ein gesteigerter Fokus. Generell funktioniert das Spiel mit jeder Anzahl von Spielern weiterhin wunderbar.
Allen, die nach einer noch größeren Herausforderung in GUGONG suchen, können wir PANJUN wärmstens ans Herz legen. Es verbessert ein ohnehin gute Spiel nochmals.
Bilder vom Spiel
Tags: Workerplacement, 90 Minuten, 1-5 Spieler, Eurogame, Deckbauspiel