TEST // BRÜSSEL 1897 - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Das Thema, einen aufstrebenden Künstler in der Hochzeit des Jugendstils während der Weltausstellung in Brüssel zu spielen, klang für uns sehr interessant. Das Spiel zeigt sich jedoch zu mechanisch und kann, außer durch die Kartenillustrationen und die berühmten Mäzennamen, dieses Thema nicht transportieren. Auch in der Anleitung werden Thema und Mechanik nicht miteinander verflochten. Als Spieler habe ich nicht das Gefühl, Kunstwerke zu erschaffen, vielmehr diese zu kaufen. Spieler erfüllen eher die Rolle von Kunstsammlern, als von Kunstschaffenden. Die Justizkarte ist mechanisch ein guter Kniff, macht für uns thematisch aber keinen Sinn.
BRÜSSEL 1897 ist ein kompetitives Spiel und dieser Charakter wiederum kommt sehr gut rüber. Es ist ein stetiger Kampf um Baustoffe, Spaltenmehrheiten, Boni, Geld und kostenlose Aktionen. Die Ausstellungskarte ist in diesem Kontext ebenfalls interessant. Hier gilt es die Kunstsammlung des Gegners im Auge zu behalten, dementsprechend Kunstwerke zu erwerben und den strategisch besten Zeitpunkt der Ausstellungseinladung zu wählen, um die eigenen Kunstwerke in Siegpunkte umzuwandeln.
Die Mechanik des Austauschs zwischen eigenen Architektenkarten mit verschiedenen Wertigkeiten und Aktionskarten ist sehr gelungen. Warum dann nicht immer die niedrigste legen, um weniger Geld zu bezahlen? Die Spieler sollten dabei immer schon die Auswertung der Spaltenmehrheit am Ende der Runde im Blick behalten, bei der es nicht um die Anzahl ausgespielter Karten, sondern um die Wertigkeit der Karten geht. Deshalb lohnt es sich oftmals in einer favorisierten Spalte für eine Aktionskarte mehr Geld auszugeben.
Von der ersten Runde an muss man als Spieler daher bereits auf die Rundenwertung, aber auch schon auf die komplette Endwertung abzielen. Das ist strategisch anspruchsvoll, auch für Vielspieler und erhöht den Wiederspielreiz. Dieser wird auch durch die Variabilität der Auslage unterstützt: Das Jugendstil-Tableau und die vier Bonuskarten werden nach jeder Runde neu ausgelegt. Es stehen also nicht in jeder Runde alle Aktionen zur Verfügung, was der langfristigen Planung einen Strich durch die Rechnung machen kann. Die Planbarkeit ist mit mehr Spielern ohnehin nur mäßig gegeben.
Das Spiel mit den offenen Karten ist taktisch ebenfalls interessant. Dadurch können die Züge des Gegners eingeschätzt und Strategien entsprechend angepasst werden.
Auch die Wappenmehrheit ist ein sehr lukratives und innovatives Spielziel, das wir so noch in keinem Spiel gesehen haben.
Insgesamt ist BRÜSSEL 1897 ein rundes Kartenspiel, das strategisch interessante Überlegungen integriert und auch für zwei Spieler funktioniert. Wer sich von der fehlenden Thematik nicht abschrecken lässt, erhält ein mechanisch gut funktionierendes, nettes Kartenspiel. Persönlich hat uns das Design nicht angesprochen. Es wirkt sehr kühl, genau wie das Spiel in sich, weshalb es letztendlich keinen dauerhaften Platz in unserer Sammlung bekommt.
Bilder vom Spiel
Tags: Action-Selection, 45-60 Minuten, Worker Placement, Area Control, 2-4 Spieler, Kartenspiel