TEST // THE CASTLES OF TUSCANY
Die Fürsten von Burgund bauen bereits seit neun Jahren an ihren Ländereien. Höchste Zeit für eine Reise in die Sommerfrische. Mit der Bahn geht es gen Italien und so rückt Zug um Zug die Toskana näher. Doch wahre Leidenschaft kann auch ein Urlaub in der Fremde nicht stillen. So bauen die Fürsten in THE CASTLES OF TUSCANY erneut an den sie umgebenden Ländereien. Denn mit ein bisschen Arbeit, ist es überall wie zuhause.
ALEA hat uns THE CASTLES OF TUSCANY freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Von Fürsten und Landschaften
Eine Partie THE CASTLES OF TUSCANY dauert ungefähr 45 bis 60 Minuten und bietet Platz für zwei bis vier Spieler ab zehn Jahren. Der Autor ist Stefan Feld, Design und Illustrationen stammen von Antje und Claus Stephan.
Zu Beginn erhalten alle Spieler drei Landschaftsplättchen, aus denen sie ihre Baufläche selbst zusammenstellen. Dazu werden sie an den langen Seiten aneinander gelegt. Eines der drei dunkelgrünen Sechsecke wird mit einem Burgplättchen bebaut und stellt die Ausgangsposition für den weiteren Spielverlauf dar. Auf ihren jeweiligen Spielertableaus bilden alle aus ihren Landschaftsplättchen mit ihrer Spielerfarbe auf der Rückseite drei verdeckte Stapel zu jeweils 7 Plättchen und wählen aus der Auslage noch ein beliebiges der fünf verschiedenen Bonuskärtchen aus. Jeder erhält noch fünf Karten und schon kann es losgehen.
In seinem Zug gilt es, aus drei Aktionsmöglichkeiten eine zu wählen und auszuführen, dann ist der nächste Fürst am Zug. Die Aktionen sind:
Karten ziehen: Der Spieler zieht zwei Karten auf die Hand. Es gibt keine Handkartenbeschränkung. Für ein entsprechendes Bonuskärtchen darf jeweils eine Karte mehr gezogen werden und es ist möglich, mehrfach das gleiche Bonusplättchen zu wählen.
Plättchen nehmen: Der Spieler nimmt sich eines der acht offen ausliegenden Plättchen und legt es auf den Speicherplatz auf seinem Tableau. Durch Bonuskärtchen ist es möglich, mehrere dieser Ablageplätze zu haben. Anschließend wird eines der verdeckten Plättchen vom Spielertableau in die offene Auslage gelegt.
Plättchen bauen: Der Spieler legt zwei passende Karten aus seiner Hand ab und kann dann das entsprechende Plättchen vom Speicherplatz auf seinem Tableau in seine Landschaft bauen. Dabei darf immer nur angrenzend gebaut werden. Statt passender Karten kann für jede fehlende Karte auch ein Pärchen in einer anderen Farbe abgelegt werden. Im Anschluss erhält der Spieler den Bonus für das ausgelegte Sechseck.
Die Boni, welche durch die verschiedenen Plättchenarten erlangt werden können, sind auf den Spielertableaus abgebildet. Arbeiter ersetzen passende Karten, Marmor ermöglicht Doppelzüge, die blauen Sechsecke von Seen fungieren als Joker und können mit passenden Karten auf jedes Gebiet gelegt werden und bringen die Boni des eigentlichen Plättchens ein.
Das Ziel ist natürlich das Sammeln von Siegpunkten. Und ganz wie im Vorgänger ist es dabei essenziell, möglichst früh die größten Farbgebiete vollständig zu bebauen. Alle Siegpunkte mit grünem Hintergrund werden sofort auf der grünen Punkteleiste vermerkt. Hat ein Spieler sogar alle Gebiete einer Farbe bebaut und dies als erster oder zweiter geschafft, erhält er dafür Bonussiegpunkte.
Der eigentliche Sieger wird allerdings durch die roten Siegpunkte ermittelt. Diese werden in drei Wertungen im Spielverlauf ermittelt. Hat der erste Spieler den am weitesten links gelegenen verdeckten Plättchenstapel auf seinem Tableau geleert, wird die Runde noch beendet und anschließend werden die Siegpunkte der grünen Leiste auf die rote übertragen. Die grüne Leiste wird jedoch nicht zurückgesetzt.
Nun beginnt die zweite Runde und sobald der erste Spieler den mittleren Stapel seines Tableaus geleert hat, wird wieder gewertet. Nachdem der dritte Stapel leer ist, gibt es eine letzte Runde, um noch verbliebene Plättchen zu bauen und dann kommt es zur dritten und letzten Wertung des Spiels.
Die Erde der Toskana
Einige Spielmaterialien bestehen aus Holz und sind tadellos verarbeitet. Die Farben sind ansprechend und kräftig. Der Baugrund, Tableaus und Plättchen sind aus fester Pappe, doch nach einigen Spielen treten durch das häufige Drehen und Wenden der Plättchen leichte Abnutzungsspuren an den Kanten auf. Die Karten widerstehen der Beanspruchung gut.
Die Anleitung liegt dem Spiel auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch bei und liest sich gut und schnell. Alles wird ausreichend ausführlich erklärt. Nur das dritte Rundenende ist etwas missverständlich, da hier vor der Wertung noch eine zusätzliche Runde gespielt wird.
Wie schon angedeutet, ist THE CASTLES OF TUSCANY eine Mischung aus DIE BURGEN VON BURGUND und ZUG UM ZUG. Statt dem Zufall durch Würfel unterworfen zu sein und sich mühsam durch die Auslage verschiedener Märkte zu arbeiten, ist das Kartenglück am abgespeckten, aber dennoch reichhaltigen Plättchenbuffet entscheidend für den Sieg. Genau das richtige unter der sengenden Sonne des Südens. Der Mix ist wirklich gelungen und verkürzt die Zugdauer erheblich. Die Entscheidungen sind schnell getroffen und lassen trotzdem Spielraum für taktische Finesse und Winkelzüge. Die Bonuskärtchen wirkten zunächst ungleich gewichtet, ließen aber verschiedene Strategien zu. In allen Partien gab es jedoch kein erkennbares Ungleichgewicht.
Einzig im Spiel zu zweit war der Punktemechanismus frustrierend. Wer in der ersten Runde führt, wird meist uneinholbar gewinnen und das bremst den Spielspaß. Die Auslage wechselt hier einfach nicht häufig genug durch. Dies kann aber auch einfach Zufall gewesen sein und sollte niemanden abschrecken.
Jeder baut hier für sich und eine wirkliche Interaktion findet nur durch das Wegschnappen von Plättchen in der Auslage statt, die allerdings schon im nächsten Moment durch das Aufdecken des nächsten Plättchens zunichte gemacht werden kann.
THE CASTLES OF TUSCANY bietet durch seine hohe Varianz in Aufbau, Verlauf und Taktik einen hohen Wiederspielreiz. Familien und erfahrene Spieler können hier ihrer Baulust frönen und Spaß haben. Für erfahrene Spieler wird es aber eine spielerische Zwischenmahlzeit darstellen.
Bilder vom Spiel
Tags: Stefan Feld, 45-60 Minuten, Teile Platzieren, Set sammeln, 2-4 Spieler