TEST // DIG YOUR WAY OUT
Der Gefängnisalltag ist hart. Gangs machen einem das Leben schwer, die Gefängniswärter sind da meist nicht viel besser und immer pünktlich um 17 Uhr bekommt man seine alltägliche Trachtprügel von der Triadenoma aus Zellenblock F. DIG YOUR WAY OUT möchte genau diese Herausforderungen in Brettspielform verpacken (inklusive der Triadenoma), aber wie genau könnte das aussehen?
Die Kickstarter Version des Spiels DIG YOUR WAY OUT von ROBIN RED GAMES wurde von brettspiel-news.de gekauft.
Auf unsere Bewertung hat das natürlich keinen Einfluss.
Darum geht es im Spiel!
Bei DIG YOUR WAY OUT übernehmen 2-6 Spieler die Rollen von Gefängnisinsassen, die versuchen, ihrer Lage zu entfliehen und das beste Loch von allen zu graben. Um dies zu erreichen, stehen den Spielern verschiedene Hilfsmittel für verschiedenste Charaktere zur Verfügung. Insgesamt bietet DIG YOUR WAY OUT 14 (16 beim Kickstarter) Charaktere, die sich aber nur im Aussehen unterscheiden und keinerlei Charakterfähigkeiten oder Besonderheiten besitzen.
Ist die Wahl des Gefängnisinsassen getroffen, starten die Spieler in ihrer Zelle und haben nun die Zeit, sich das Spielfeld einmal genauer anzusehen. In einem normalen Spiel besteht das Spielfeld aus 6 Räumen, in denen die Spieler unterschiedliche Aktionen ausführen können. Während eines Spielzuges haben die Spieler die Möglichkeit, 2 Aktionen auszuführen, die auf ihren jeweiligen Spielertableaus anhand von Symbolen verdeutlicht werden.
Zu diesen Aktionen gehören generelle Aktionen, wie „Laufen“ (die Spieler werfen einen Würfel und gehen in einen Raum mit der angezeigten Würfelzahl), den Raum nach Nützlichem „Durchsuchen“ (die Spieler erhalten Karten je nach Suchwert des jeweiligen Raumes), „Erpressen“ (die Spieler versuchen, einen Mitspieler im gleichen Raum zu erpressen, ihnen einen Gegenstand zu geben) sowie einer „Gang beitreten“, „Karten spielen“ und „Ausrüstung herstellen“.
Bei der Aktion „Erpressen“ wird, wie schon gesagt, ein Mitspieler vom ausführenden Spieler erpresst, indem er einen bestimmten Gegenstand von diesem verlangt. Dem erpressten Spieler steht es nun frei, ob er sich der Erpressung beugt und den geforderten Gegenstand herausgibt oder ob er sich freiwillig oder unfreiwillig (in dem Fall, dass er diesen Gegenstand gar nicht hat) gegen die Erpressung wehrt.
Wehrt sich der Spieler, bricht ein „Kampf“ aus, bei dem die Spieler nacheinander, angefangen beim Verteidiger, Messerkarten aus ihrer Hand ausspielen. Sobald der Verteidiger dies nicht mehr kann oder möchte, verliert er den Kampf und muss den geforderten Gegenstand herausrücken. Hat er diesen Gegenstand nicht, so kann der Gewinner eine Karte aus der Hand des Verlierers ziehen (sollte der Verteidiger gewinnen, kann er auch eine Karte aus der Hand des Angreifers ziehen). Zusätzlich erhält der Verlierer einen „Prügelmarker“, der ihn in seinen Aktionen einschränken kann und nur in der Krankenstation für eine Aktion geheilt wird.
Neben diesen normalen Aktionen bieten bestimmte Räume auch zusätzliche Aktionen, die nur in diesen ausgeführt werden können. Im Hof können die Spieler Gegenstände für Zigaretten verkaufen oder kaufen, in der Kantine können Löffel gestohlen werden, die zum Graben benutzt werden können, und in der eigenen Zelle können Grabungsutensilien abgelegt werden, um am Loch weiterzuarbeiten. Diese Aktionen können in beliebiger Kombination ausgeführt werden, wobei die meisten Aktionen auch doppelt nutzbar sind.
Zusätzlich können sich die Spieler dazu entscheiden, ihre beiden Aktionen dafür zu opfern, ihre Spielfigur an einen bestimmten Ort zu bewegen, anstatt sich auf den Zufall zu verlassen.
Die wichtigsten Ressourcen, die den Spielern bei DIG YOUR WAY OUT zur Verfügung stehen, sind ihre Handkarten. Dabei gibt es verschiedene Arten von Karten, die unterschiedliche Effekte mit sich bringen. Rote Messerkarten sind für den Kampf, blaue Materialkarten können zu verschiedenen Werkzeugen zusammengebaut werden, grüne Setkarten, die für den Beitritt zu einer Gang wichtig sind, und gelbe Aktionskarten, die während eines Spielerzuges ausgespielt werden können, um meist sehr mächtige Aktionen auszuführen.
Die Gangs, bei denen die grünen Setkarten wichtig sind, geben den Spielern ein wenig Unterstützung in ihren Unternehmungen. Es gibt 6 Gangs an der Zahl, wobei alle Gangs unterschiedliche Kombinationen aus grünen Karten benötigen und bei 2 Gangs sogar jede individuelle grüne Karte einmal verwendet werden muss, um diesen Gangs beitreten zu können. Hat ein Spieler dies geschafft, kann er sich die oberste Gang-Karte seiner ausgewählten Gang nehmen und erhält damit einen andauernden Bonus.
Zusätzlich zu diesem Bonus können die Spieler ihre individuelle Hintergrundkarte nutzen, die sie zu Beginn des Spiels erhalten haben. Diese bringt einen sofortigen und einmaligen Bonus, wobei dieser stärker wird, wenn sich der Spieler zum Zeitpunkt des Aufdeckens in einer bestimmten Gang befindet.
Hat es ein Spieler während seines Zuges nun geschafft, eine gewisse Anzahl an Grabungspunkten zu bekommen (12 bei 2 und 3 Spielern, 10 bei 4 Spielern und 8 Punkte bei 5-6 Spielern), gewinnt dieser Spieler das Spiel und die Mitspieler kommen für den Rest ihres Lebens in Isolationshaft.
Spielvariationen
DIG YOU WAY OUT bietet neben der normalen Spielvariante weitere Modi, die Variation in den Spielablauf bringen. Den simpelsten Modus stellt dabei die Teamvariante dar, bei dem die Rückseite des Spielplans genutzt wird. Auf diesem Spielplan ist der Zellenblock der Spieler in einen A- und einen B-Teil unterteilt, um eine Basis für die jeweiligen Teams darzustellen. Die Regeln werden dabei für das Teamspiel optimiert, sodass eine Bewegung zu einem Teamkameraden möglich ist, anstatt zu würfeln, und die Grabungspunkte des gesamten Teams zusammengezählt werden, um ein Siegerteam zu ermitteln.
Zusätzlich zu dem Teammodus enthält die vorliegende Version auch 2 Erweiterungen, die mit zusätzlichem Spielmaterial für mehr Abwechslung sorgen sollen. Bei der Erweiterung „Michel und Michelle“ tritt dem Spiel ein Häftling bei, der mit seinen Aktionen einen Mitspieler simulieren soll und damit bei einem 2- oder auch 3-Spieler Spiel eine größere Herausforderung bietet. Bei „Officer Buster“ betritt ein Polizist das Spielfeld, der durch seine eigenen Aktionen den Häftlingen den Knastalltag erschwert. Zum Beispiel greift dieser nun ein, wenn Spieler in seinem Raum „illegale Aktionen“ wie „Erpressen“ durchführen, ist dabei aber auch bestechlich, was interessante neue Wege und Möglichkeiten eröffnet.
Was ist in der Box?
Das Spielmaterial von DIG YOUR WAY OUT bietet keine großen Überraschungen oder Innovationen, bietet aber alles, um das Spiel mit allem Nötigen auszustatten und dabei immer noch preiseffizient zu sein. Im Spiel enthalten sind 14 (mit Kickstarter 16) Charaktertableaus (8 mit Vorder- und Rückseite), 77 Suchkarten, 30 Waffenkarten, 24 Gangkarten, 18 Hintergrundskarten, 55 Zigarettenmarker, 12 Knackiaufsteller (mit Kickstarter 14), 2 Michel(le)-Aufsteller und ein doppelseitiger Spielplan.
Die Karten sowie alle weiteren Pappaufsteller und Tableaus bestehen aus robustem Material, die einen sehr guten und qualitativen Eindruck machen. Besonders bei den Aufstellern ist der Fuß aus elastischem Plastik, sodass die Pappaufsteller beim Auf- und Abstecken keinen Schaden erleiden. Das Artdesign fügt sich perfekt in das Setting und die Atmosphäre des Spiels ein. Besonders die gewählte Comicgrafik lässt es zu, dass die Charaktere übertrieben und klischeehaft dargestellt werden können, ohne dabei an Humor oder Charme zu verlieren.
Der einzige Minuspunkt beim Material ist jedoch bei der Spielschachtel zu finden, da das „Sortiersystem“ in der Schachtel sehr billig wirkt, sich sehr leicht verbiegt und Karten durch Einlassungen, die keinerlei reellen Nutzen haben, unter diese Einlage rutschen. Grundsätzlich ist es zwar funktional, aber bei mehrfachem Gebrauch sollte vielleicht auf diese Einlage vollständig verzichtet oder ein passender Ersatz gefunden werden.
Tags: Wettrennen, Set sammeln, 2-6 Spieler, Worker Placement