TEST // FORUM TRAJANUM
In FORUM TRAJANUM nehmen 2-4 Spieler am Bau des namensgebenden Monuments teil und wetteifern um die schönste und größte Colonia. Hierfür müssen die Spieler Gebäude bauen und Gesandte nach Rom entsenden. Zu diesem Zweck heuern die Spieler Arbeiter und andere Helfer an, die sie bei diesem Vorhaben unterstützen.
Das Spiel wurde uns freundlicherweise von HUCH! zur Verfügung gestellt. Auf unsere Bewertung hat dies keinen Einfluss.
SPIELABLAUF
Eine Partie FORUM TRAJANUM verläuft über drei Durchgänge mit je vier Runden. In jeder Runde werden zwei Karten aufgedeckt, die bestimmen, welche verdeckten Plättchen die Spieler aus dem Raster ihrer Colonia entfernen dürfen. Jede Karte steht hierbei für eine horizontale oder vertikale Straße in der Colonia. Die Spieler entscheiden sich nun für jeweils zwei Plättchen, auf deren Rückseite verschiedene Erträge abgebildet sind. Aus den genommenen Plättchen wählen die Spieler jeweils eines aus, welches sie an den rechten Nachbarn weitergeben. Diese Phase spielen alle Mitspieler gleichzeitig.
Danach führen die Spieler in Reihenfolge ihre Spielzüge aus. Dazu wählen sie aus dem eigenen und dem vom linken Nachbarn erhaltenen Plättchen eines aus, dessen Ertrag sie nehmen. Im Anschluss darf ein Gebäude gebaut werden. Hierfür ist ein Baumeister (graue Gebäude) oder ein Arbeiter in der passenden Gebäudefarbe erforderlich. Das Gebäude wird auf einem freien Feld der eigenen Colonia platziert. Während graue Gebäude Siegpunkte oder weitere Erträge einbringen, gestatten es farbige Gebäude, einen der eigenen Gesandten in das Forum Trajanum nach Rom zu schicken.
Neben den Arbeitern und Baumeistern gibt es außerdem Tribune und Gehilfen. Tribune gestatten es den Spielern, die Erträge von beiden statt nur von einem Plättchen zu nehmen. Alternativ kann der Tribun die Beschränkung bei der Aufnahme der Plättchen auf die zwei gezogenen Straßen aufheben. In diesem Fall darf der Spieler ein beliebiges Plättchen aus der Colonia entfernen. Der Assistent hingegen sorgt dafür, dass die farbigen Arbeiter zu Allroundern werden und auch die Gebäude der anderen Farben bauen können. Alle vorgenannten Figuren wandern nach ihrem Einsatz zurück in den allgemeinen Vorrat.
Auf einigen Plättchen ist statt Erträgen eines von drei verschiedenen Bürgersymbolen abgebildet. Wählt ein Spieler einen solchen Bürger, erhält er dessen Spezialfähigkeit sowie einen Punktmultiplikator für die Gebäude einer bestimmten Reihe.
Am Ende jedes Durchgangs folgt eine mehrstufige Wertung. Zunächst werden die freigelegten Baukräne der Spieler gewertet. Jeder Spieler verfügt zu Spielbeginn über vier abgedeckte Baukräne in seiner Colonia, einen für jede Gebäudefarbe. Wird ein Kran in einer der vorhergehenden Runden aufgedeckt, erhält der Spieler in der Wertung Siegpunkte für alle in der Colonia gebauten Gebäude der gleichen Farbe. Im zweiten Schritt erhalten die Spieler Punkte für ihre grauen Gebäude in der Colonia. Die Menge der Punkte ist von der Zahl der Bürger in der zugehörigen Gebäudereihe abhängig. Weitere Punkte gibt es für die Fläche der eigenen Gesandten im Forum Trajanum sowie für die Platzierung der Gesandten auf bestimmten Feldern des Forums. Schließlich gibt es für jeden Durchgang zwei allgemeine Aufträge, für deren Erfüllung die Spieler weitere Punkte erhalten können. Die Punktmenge für die Fläche der Gesandten sowie für die allgemeinen Aufträge hängt wiederum vom Fortschritt des Spielers auf der eigenen Prestigeleiste ab. Den entsprechenden Fortschritt kann man unter anderem durch Erträge sowie durch die Sonderfähigkeiten einzelner Bürger erlangen.
Nach drei Durchgängen ist das Spiel beendet. Eine gesonderte Schlusswertung findet nicht statt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
WAS IST IN DER BOX?
Die stabile Box im Standardformat ist mit einer Vielzahl hochwertiger Spielmaterialien gut befüllt. Der von Michael Menzel farblich ansprechend gestaltete Spielplan ist strukturiert und bietet dank fünf verschiedener Mosaiktableaus, die das Forum Trajanum bilden, einen variablen Aufbau. Neben den Mosaiktableaus finden auf dem Spielplan 104 Bauplättchen, 36 stabile Karten und drei Säulenfragmente ihren Platz. Ergänzt wird das Spielmaterial durch 72 wertige Spielfiguren aus Holz.
Die persönlichen Spielertableaus sind beidseitig bedruckt und weisen eine angemessene Dicke auf. Die Gestaltung der Tableaus ist übersichtlich und farblich ansprechend. Geliefert werden darüber hinaus 136 Plättchen (Gesandte), die im Verlauf der Partie von der eigenen Colonia nach Rom wandern. Die Pappplättchen könnten etwas größer sein, um die Handhabung zu vereinfachen. Die handliche Anleitung führt die Spieler auf insgesamt 16 Seiten mit zahlreichen Beispielen durch die Regeln des Spiels. Die umfassenden und trotzdem übersichtlich gehaltenen Spielübersichten erleichtern den Einstieg in das Spiel.
Stefan Feld gehört zweifellos zu den Größen der deutschen Spieleszene, vor allem bekannt für seine komplexen Spiele und kniffligen Mechanismen. Vor diesem Hintergrund wirkt FORUM TRAJANUM zunächst geradezu banal, denn auch wenn das Spiel aufgrund des umfangreichen Materials eine beachtliche Kulisse aufbaut, bleibt der Spielablauf denkbar einfach. Plättchen ziehen, draften, Plättchen wählen und Bauaktion ausführen. Die Komplexität des Spiels entsteht vielmehr durch die zahlreichen Möglichkeiten, Punkte zu sammeln. Deshalb ist FORUM TRAJANUM zwar schnell verstanden, benötigt jedoch ein paar Partien, bis die Feinheiten des Punktesammelns verinnerlicht werden.
Problematisch ist jedoch der hohe Glücksfaktor im Spiel durch das verdeckte Ziehen der Plättchen und das anschließende Draften. Dieser wird zwar durch die Anwendung von Gehilfen und Tribunen abgemildert, dennoch hatten wir in unseren Partien das Gefühl, zu wenig Einfluss nehmen zu können. Auf diese Weise wird den Spielern die strategische Ausrichtung im Spiel und die Spezialisierung unnötig erschwert. Das ist frustrierend, da FORUM TRAJANUM zwar mit vielen möglichen Strategien aufwartet, den Spielern jedoch nicht das notwendige Werkzeug an die Hand gibt, diese auch zielstrebig zu verfolgen.
FORUM TRAJANUM rutscht deshalb in eine etwas unglückliche Nische, in der es weder Gelegenheitsspieler noch Routiniers vollends erreicht. Gelegenheitsspieler werden möglicherweise durch die nicht unerhebliche Sortier- und Aufbauarbeit zu Spielbeginn sowie die zahlreichen Siegpunktmöglichkeiten zögern. Erfahrenen Spielern werden die eingeschränkten Aktionsmöglichkeiten vielleicht nicht ausreichen.
Dennoch handelt es sich bei FORUM TRAJANUM nicht um ein schlechtes Spiel. Die Regel ist verständlich geschrieben und wird auf kleinen Übersichtskarten sinnvoll zusammengefasst. Das Material ist von sehr guter Qualität. Die Downtime zwischen den Zügen ist gering. Wer dem Spiel den bereits erwähnten Glücksfaktor verzeiht, wird zudem aufgrund der zahlreichen Siegpunktmöglichkeiten viel experimentieren können.
Im Ergebnis haben wir uns gut unterhalten gefühlt. Dennoch wird es FORUM TRAJANUM bei uns vermutlich nicht mehr auf den Tisch schaffen, da wir Strategiespiele mit geringerem Glückselement bevorzugen.
Bilder vom Spiel
Tags: Teile Platzieren, Karten draften, 60-120 Minuten, 2-4 Spieler