TEST // BARGAIN QUEST
Das vorliegende Spiel befindet sich in meiner persönlichen Sammlung, das hat aber natürlich keinen Einfluss auf diese Bewertung.
>>> Hier das Spiel günstig kaufen
Was ist BARGAIN QUEST?
Im Spiel übernehmen alle SpielerInnen einen eigenen Laden in einer Fantasy-Stadt. Es werden Gegenstände gedraftet, um damit die Schaufenster zu bestücken. Durch die Auslage werden Helden in den eigenen Laden gelockt, denen dann so viel Zeug wie nur möglich verkauft wird, um sie schließlich gegen die Monster in den Kampf zu schicken. Die Rettung der Stadt ist dabei herzlich egal, es gilt nur, Geld und Siegpunkte abzugreifen und schließlich als erfolgreichster Händler das Spiel zu gewinnen. Bisher ist BARGAIN QUEST ausschließlich in englischer Sprache erhältlich und inzwischen regulär bei Renegade Game Studios erschienen. Autor dieser humorvollen Händlerschlacht für zwei bis sechs Personen ist Jonathan Ying, seine Schwester Victoria Ying hat die Illustrationen übernommen. Nach ungefähr 45 Minuten sollte ein Sieger gefunden sein.
Unternehmer kommt von unternehmen
Wie im echten Kaufmannsleben gliedert sich jede Runde in BARGAIN QUEST in sechs einfache Phasen. Zunächst werden die Bestände aufgefüllt, indem stets 4 Karten gedraftet werden. Haben sich alle SpielerInnen eine Kartenhand zusammengestellt, werden die Schaufenster bestückt. Die Anzahl der Herzen auf den Gegenständen in der Auslage bestimmt die SpielerInnenreihenfolge bei der Heldenauswahl. Sowohl Helden als auch Gegenstände besitzen verschiedene Kombinationen der vier Klassensymbole für Krieger, Schützen, Magier und Priester. Der ausgewählte Held muss mindestens ein Klassensymbol mit der Auslage im Schaufenster gemeinsam haben. Allerdings sind die Stücke im Schaufenster immer unverkäuflich. Der Kunde erhält niemals das, was er am meisten begehrt! So können die SpielerInnen nur Waren aus ihren Händen verkaufen und auch diese müssen mindestens ein Klassensymbol mit dem Helden teilen. Ist der Recke ausgerüstet und um sein Geld erleichtert, wird noch eine Abenteuerkarte für jeden gezogen. Sie verrät etwas über den jeweiligen Kunden und beeinflusst dessen Kampfwerte positiv oder negativ.
Dann werden die Kampfwerte von Helden und Monstern verglichen und der Ausgang bestimmt. Wird die Bestie verwundet, gibt es einen Siegpunkt für den jeweiligen Händler. Kann auch der Gegenschlag des Monsters pariert werden, gibt es gleich einen zweiten Siegpunkt. Haben alle Helden insgesamt so viele Wunden angerichtet wie SpielerInnen teilnehmen, ist der Gegner tot und ein neuer wird aufgedeckt. Alle Helden erhalten die entsprechende Menge Goldstücke für den nächsten Einkauf und werfen alle bereits gekauften Gegenstände in den Müll. Die Wegwerfgesellschaft ist ein Segen für jeden Geschäftsmann! Ist der Held leider verstorben, hinterlässt er wenigstens sein schönes Geld und ein neuer Kunde erscheint vom Nachziehstapel. Zum Ende jeder Runde dürfen die SpielerInnen noch ein Upgrade oder einen Angestellten für ihren Laden kaufen. Eine Karte aus dem Schaufenster oder der Hand kommt ins Lager für die nächste Runde. Alle restlichen Gegenstände werden abgeworfen. Neue Ware, neues Glück!
Das Material
BARGAIN QUEST bietet sechs individuell gestaltete Ladentableaus. Jedes ist aus dicker Pappe. Alle 190 Karten des Spiels sind liebevoll gestaltet und mit Leinenstruktur versehen. 12 Karten stellen Monster in drei verschiedenen Stufen dar, 16 Karten Helden aus den vier Klassen. Die 112 Gegenstandskarten bieten reichlich Abwechslung im Schaufenster. 20 verschiedene Angestellte und je zwei mögliche Upgrades für jeden Spieler bieten taktische Winkelzüge, um die Regeln des normalen Handels etwas zu beugen. Die Texte auf den Karten sind kurz und die Ikonographie ist intuitiv. Dennoch ist etwas Sprachkenntnis nötig, um alles zu verstehen. Die 96 Pappmünzen, Verwundungs- und Siegpunktplättchen sind ebenfalls gut verarbeitet. Die Anleitung ist reich bebildert und mit Beispielen versehen. Jede Spielphase wird gut und ausführlich erklärt, sodass keine Fragen offen bleiben. Auf der Rückseite des Regelheftes gibt es eine Kurzübersicht, um sich gerade in den ersten Partien zu orientieren. Zusätzlich sind die einzelnen Phasen auf jedem Ladentableau abgebildet.
BARGAIN QUEST ist im Kern ein einfaches und humorvolles Draftingspiel. Es greift Stereotype aus dem Fantasygenre auf und ergänzt diese um die Perspektive des skrupellosen Händlers. Thematisch lässt es sich dabei durchaus mit Spielen wie „Munchkin“ oder „Zum Roten Drachen“ vergleichen. Die Illustrationen sind liebevoll und witzig und tragen das Thema des gerissenen Händlers. So ist die Karte des unsichtbaren Umhangs leer und eine normale Brille wird einfach mal mit „cool“ betitelt und einem ahnungslosen Kunden angedreht. „Die Sprache des Kunden, ist die Sprache des Kaufmanns.“ Das Drafting im Spiel ist einfach und geht schnell von der Hand. Dabei ist die zusätzliche taktische Ebene, da nicht nur einfach die ausgewählten Gegenstände gesammelt werden, eine geschickte Erweiterung des Konzeptes. Die Kartenauswahl wird so zu einem Puzzle aus verschiedenen Informationen, die gut abgewogen werden wollen.
Da letztlich aber alle SpielerInnen einen Helden erhalten, wird niemand durch eine falsche Entscheidung weit zurückgeworfen. So bleibt der Ausgang immer spannend, denn Sieg oder Niederlage liegen nur wenige Punkte auseinander. Die Komplexität stellt aber auch die größte Schwäche des Spiels dar. Es ist - unabhängig von der Sprachbarriere - ein bisschen zu kompliziert, um ein simples Familienspiel zu sein. Durch die verschiedenen Informationen auf den Karten werden Entscheidungen schwieriger und der Spielfluss gerät etwas ins Stocken. Gleichzeitig ist die Schwierigkeit für erfahrene SpielerInnen allerdings leicht überschaubar. Die zufälligen Modifikatoren der Abenteuerkarten können kalkulierenden SpielerInnen aber einen kräftigen Strich durch die Rechnung machen. Das kann mit etwas Pech schnell zu Frust führen. BARGAIN QUEST ist also kein einfaches Familienspiel, aber auch kein berechenbares Kennerspiel. Es ist ein Spiel für eine unterhaltsame Stunde mit Freunden, die sich am Thema erfreuen können und eine leichte Herausforderung mögen, ohne sich das Hirn zermartern zu müssen. Das Spiel kreiert absurde Situationen, Katastrophen sind dabei manchmal vorprogrammiert. Alle, die diesen Dingen etwas abgewinnen können, sind mit dem Spiel gut beraten.
Bilder zum Spiel
Tags: 2-6 Spieler, Familienspiel, Kartenspiel