Test // Barrage / Wasserkraft
Die Bewohner der einstmals so friedlichen und ruhigen Region schauen schon gar nicht mehr auf, wenn Bauarbeiter, schwere Maschinen und tonnenweise Zement den Berg hinauf transportiert werden. Das Ziel des Trosses ist die Großbaustelle hoch oben im Gebirge. Dort wo der Fluss aus dem Bergsee fließt sollen riesige Staudämme und Wasserkraftwerke entstehen. Mit ihrer Hilfe soll die benötigte Energie gewonnen werden, die die Welt so dringend braucht.
Barrage ist ein komplexeres Spiel. Die Spielanleitung ist entsprechend lang, die Regeln aber gut strukturiert und logisch aufgebaut. Das Spiel bleibt dabei völlig seinem Thema treu. Wie das es funktioniert und was faszinierend daran ist, kannst Du hier nachlesen.
Das Spiel stammt aus meinem privaten Besitz.
Thematisch passend
In Barrage stellen 1-4 Spieler Energiekonzerne dar, die auf einem Berghang Gebirgsflüsse aufstauen und Kraftwerke errichten. Sie versuchen so, Runde um Runde elektrischen Strom zu generieren und damit Siegpunkte zu gewinnen.
Das Thema des Spiels stützt dabei sehr gut die verwendeten Mechanismen. Wasser fließt von den Gletschern herunter ins Tal und wird dazwischen von Dämmen aufgestaut und von dort über Pipelines durch Kraftwerke geleitet. Ist das Wasser im Tal angekommen, kann daraus keine Energie mehr gewonnen werden und es muss auf neues Schmelzwasser des Gletschers gewartet werden.
Das Spiel ist im Grunde ganz einfach…
Die beiden hauptsächlichen Mechanismen des Spiels sind der Arbeiter-Einsatz und das durchaus innovative Bau-Rondell, das ohne tatsächliche Kosten an Ressourcen auskommt.
Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn insgesamt 15 Arbeiter, die während des Spiels nicht aufgestockt werden können. Die Aktionen auf dem Spielplan kosten unterschiedlich viele Arbeiter, sodass es durchaus häufiger vorkommt, dass manche Spieler mehr Aktionen pro Runde als andere durchführen.
Die Standardaktionen des Spielplans stehen allen Spielern zur Verfügung. Von Arbeitern besetzt, sind sie für die restliche Runde gesperrt. Für jede Aktion gibt es mehrere mögliche Felder. Die Kosten und Ausbeute dieser Felder sind dabei sehr unterschiedlich.
So produzieren die Spieler mit Hilfe des angestauten Wassers Energie, erfüllen ihre Aufträge und erhalten dafür unter anderem Siegpunkte.
Weitere Aktionen sind das Annehmen neuer Aufträge, das Erwerben neuer Baumaschinen und das Weiterdrehen des eigenen Produktionsrades.
Die Aktion zum Bauen neuer Dämme, Kraftwerke und Pipelines finden die Spieler auf ihren persönlichen Tableaus. Auch hier müssen Arbeiter platziert werden.
Das Errichten neuer Gebäude kostet in Barrage keine Ressourcen. Stattdessen werden Maschinen-Marker sowie das entsprechende Produktionsplättchen des Bauwerks in ein Bau-Rondell gesetzt. Mit jeder weiteren Bau- oder Dreh-Aktion wird dieses Rad um eine Speiche weitergedreht. Erreicht das Produktionsplättchen wieder den Startpunkt, erhält der Spieler die eingesetzten Maschinen sowie das Plättchen zurück und kann sie für weitere Bauvorhaben wiedereinsetzen.
Sobald alle Arbeiter eingesetzt sind, endet die Runde und die Spieler erhalten Siegpunkte für das aktuell gültige Rundenbonusplättchen und für ihre Energieproduktion der Runde. Außerdem wird frisches Wasser auf die fünf Gletscher des Spielplans verteilt, welches direkt den Berg hinabfließt.
Nach nur fünf Runden ist das Spiel vorbei und es folgt eine Schlusswertung.
Spielen mit Interaktion…
Allein der Arbeiter-Einsatz-Mechanismus bringt Konflikte auf den Spieltisch. Zusätzliche Begehrlichkeiten schafft das Wasser, das jeder Spieler unter seine Kontrolle bringen möchte. Durch geschicktes Umleiten bei der Produktion sollte es im besten Fall wieder an den eigenen Dämmen ankommen und so den Gegnern vorenthalten werden.
Bei 4 Spielern sind sowohl die Aktionsfelder als auch die Bauplätze auf dem Spielplan schnell vergriffen. Zu dritt und zu zweit werden bestimmte Aktionsfelder gestrichen und es herrscht dort ein ähnlicher Mangel, wie im Spiel zu viert. Auf den Baufeldern des Spielbretts haben kleinere Runden deutlich mehr Platz um sich auszubreiten.
Die Solovariante habe ich nicht ausprobiert. Sie funktioniert nach einem Plättchen gesteuerten Automa-Prinzip, das bereits in viele neuere Eurogames Einzug gehalten hat.
Die Erweiterungen
Im Grundspiel ist bereits das „Patentamt“ enthalten. Eine Minierweiterung, die das Spiel vervollständigt und es durchaus noch einmal anspruchsvoller macht. Im Einführungsspiel erhalten alle Spieler ein ?-Bau-Plättchen. Mit diesem kann eine beliebige Bauaktion durchgeführt werden. Im vollständigen Spiel muss ein solches Plättchen erst erworben werden. Bis dahin ist das Errichten von gleichartigen Gebäuden entsprechend erschwert.
Neben dem Grundspiel wurde in der Kickstarter-Kampagne auch die erste Erweiterung „The Leeghwater Project“ angeboten, die ich direkt mitgefördert habe. Die Erweiterung besteht im Grunde aus zwei weiteren Modulen, die einzeln oder zusammen hinzugenommen werden können. Die „Privaten Gebäude“ sind ein neuer Gebäudetyp, die beim Errichten zusätzliche Aktionsfelder für den Spieler freischalten. Auf den Aktionsfeldern der „externen Arbeitskräfte“ können Maschinen gegen einmalige, aber mächtige Sonderzahlungen verkauft werden.
Das Spielmaterial
Leider sind die Bau-Rondelle teilweise nicht ganz mittig gelocht und lagen bereits von Anfang an verbogen in der Spieleschachtel. Dadurch bleibt die drehbare Speiche am Rand des Rondells hängen und die eingelegten Plättchen und Maschinen können sich darunter verklemmen.
Abgesehen von den Rondellen ist das Spielmaterial absolut hochwertig. Die Spielmarker sind aus Holz und für jede Spielerfarbe individuell gestaltet. Sehr schade ist die knappe Menge an 1er Werten beider Maschinen-Typen. In Vollbesetzung müssen die Spieler ihre 3er und 5er Marker ständig mit der allgemeinen Auslage wechseln, um die passende Anzahl in das Rondell legen zu können.
Die Auftragsplättchen bestehen aus stabiler Pappe, die Spielfelder sich hochwertig bedruckt und die Spielertableaus enthalten Aussparungen für die Bauwerke der Spieler.
Die Anleitung ist gut strukturiert und aufkommende Regelfragen sind schnell gefunden und nachgelesen.
Ohne das Kickstarter-Exklusivmaterial ist die Schachtel des Grundspiels absolut ausreichend, um alles inklusive der Erweiterung zu verstauen. Ein Inlay sucht man darin allerdings vergebens.
Das Spiel wird es auf der kommenden Spiel‘19 in englischer und italienischer Sprache geben. Feuerland-Spiele hat aber bereits eine deutsche Version für das Jahr 2020 angekündigt.
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