TEST // Tribes - Aufbruch der Menschheit

TEST // Tribes - Aufbruch der Menschheit

Tribes: Aufbruch der Menschheit ist ein 2017 bei KOSMOS erschienen und versetzt 2-4 Spieler ab 10 Jahren für etwa 45 Minuten in eine längst vergessene Zeit. Der schwedische Autor Rustan Hakansson erschafft eine Spielwelt, welche die Spieler zunächst in eine Ära des Jagens und Sammelns versetzt

und sie im Laufe einer Partie den Aufstieg der Menschheit zur Landwirtschaft und Zivilisation bis hin zur Bronzezeit durchleben lässt. Tribes vereint dabei bereits aus Catan bekannte Ressourcentafeln mit Workerplacement-Elementen sowie Erkundungsaufgaben und Spezialereignissen zu einem umfangreichen Titel. Wie Tribes funktioniert und wem das Steinzeitspiel (an welchem tatsächlich ein Klaus Teuber mitgewirkt hat) Spaß macht erfahrt ihr im nachfolgenden Review.

Der Spielablauf

Habt bitte nachsehen mit mir, wenn ich bei dem Versuch das siebenseitige Regelwerk der verschiedenen Mechaniken so kurz und klar wie möglich wiederzugeben einige Fragezeichen zurücklasse. Ich kann euch aber versichern Rustan Hakansson schafft es in seinem bebilderten Regelheft jedoch prima.

Zu Beginn einer Partie gibt es Einiges vorzubereiten, die Steinzeit folgte schließlich auch auf etwa 3 Milliarden Jahre der Evolution. Tribes komprimiert diese in vielleicht 5-10 Minuten des Aufbaus. So wird der rechteckige Spielplan in die Tischmitte gelegt und mit den verdeckten Errungenschafts- und Ereignistafeln für jede der drei Epochen (Altsteinzeit, Jungsteinzeit und Bronzezeit) ergänzt. Zusätzlich werden am oberen Rand des Plans sechs Aktionstafeln ausgelegt, welche im Spielverlauf die wesentlichen Handlungsmöglichkeiten (Nachwuchs, Erkundung, Bewegung) bestimmen. Schließlich erhält jeder Spieler noch drei verschiedene Landschaftsfelder, 15 Stammesmitglieder (in den Vorrat), 5 Muscheln als steinzeitliche Währung sowie ggf. einen Bärenzahn als Siegpunkt. Der Stammesälteste erhält zusätzlich den großen Feuerstein und darf die das Spiel beginnen .

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Ziel des Spiels ist es, den eigenen Stamm zu entwickeln indem neues Gebieter erkundet und Ressourcen erschlossen sowie Nachwuchs geboren werden. Im Verlauf einer Partie meistern Stammesmitglieder so das Jagen, die Käseherstellung oder den Zahlungsverkehr. Das ermöglicht dann je nach Fähigkeit, Attribute wie Stärke, Erkundung oder Fertilität zu erhöhen um zukünftig schneller weitere Gebiete und Fähigkeiten zu erschließen, wirkt sich aber im Detail leider nicht wesentlich auf den Spielverlauf aus. Erreichen die Spieler die dritte Zivilisationsstufe „Bronzezeit“ und überstehen zwei zugehörige Sonderereignisse, wie beispielsweise eine Epidemie oder den Angriff eines Braunbären so ist der Aufbruch der Menschheit in die Zivilisation geschafft und das Stammesdasein in Tribes beendet. Beim Ende der Partie wird nun verglichen welcher Spieler die meisten Siegpunkte erreicht hat. Tribes bietet den Spielern hierbei unterschiedliche Wege zum Sieg, was den Wiederspielwert steigert. So erhalten Spieler für das Voranschreiten auf ihren Fähigkeitsskalen (Erkundung, Bewegung, Fertilität) exponentiell Siegpunkte. Bonuspunkte gibt es für jeden gesammelten Bärenzahn sowie für den Spieler mit dem größten Herrschaftsgebiet (= meiste Landschaftsfelder) und dem größten Stamm.

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Der Weg zum Ziel… wie wird überhaupt gespielt?

Alle Spieler sind nacheinander an der Reihe und entscheiden sich für eine Aktionstafel (Erkundung, Bewegung, Nachwuchs, Fähigkeit oder Ereignis). Die äußerste ist dabei kostenlos, möchten Spieler eine bestimmte Aktion aber überspringen (z.B. lieber Nachwuchs zeugen als zu erkunden) müssen sie eine oder mehr Muscheln investieren. Nachdem die Aktion ausgeführt, also in unserem Beispiel das neue Stammesmitglied platziert wurde, wird die genutzte Tafel an das andere Ende der Aktionstafelreihe gelegt. So rotieren die Tafeln immer unterschiedlich durch und bieten den Spielern verschiedene Zugmöglichkeiten. Entscheidet sich ein Spieler, eine neue Fähigkeit zu erlernen (z.B. das Jagen) muss er zeigen, dass seine Landschaftsfelder ausreichend der benötigten Ressource (hier Ziegen) haben. Das erlaubt dem Spieler nicht nur im Anschluss effektiver zu erkunden, sondern gibt ihm auch Zugang zur nächst höheren Zivilisation und neuen zu erlernenden Fähigkeiten sowie einige Bärenzähne.

Puh… wer es noch immer nicht verstanden hat, möge doch bitte Rustan Hakansson um eine Kopie des Regelwerks bitten.


Für wen taugt Tribes etwas? Mein persönliches Fazit:

Tribes erzählt mit all seinen Materialien eine tolle Geschichte über eine spannende Ära der Menschheitsgeschichte. Selten erhalte ich die Chance in die Sandalen eines frühzeitlichen Stammesmitglieds zu schlüpfen oder als Oberhaupt den Clan durch Unwetter und Unwägbarkeiten zu neuen Fähigkeiten und strahlender Größe zu führen. So habe ich mich gefreut das Spiel auszupacken und loszuspielen. Hierbei sei angemerkt, dass Freunde des fröhlichen Ausstanzens mit Tribes ihre Freude haben werden, die gefühlt 80 Millionen Einzelteile aus der Pappe zu pressen. Während der Vielfalt, Gestaltung und Qualität des Materials jedes Lob gilt, hat mich die Mechanik von Tribes leider etwas enttäuscht. Der Spielablauf ist flüssig, die Züge gehen schnell und die verschiedenen Entwicklungsoptionen regen zum Experimentieren und Wiederspielen an aber für mich fühlt sich Tribes nicht ausreichend ausbalanciert an. Ob ich jetzt in die Käseentwicklung oder Lederverarbeitung investiere wirkt sich zu wenig aus. Oft treffe ich Entscheidungen mehr auf Grundlage dessen, welche Ressourcen mir das Glück gerade in die Hände gespielt hat und weniger nach strategischen Überlegungen. Gegen Ende des Spiels sind die Felder oft überbevölkert, so eignet sich Nachwuchs meist nur zur späteren Siegprämie und „Bewegung“ bleibt oft das unbeliebteste Aktionsplättchen.

Ja, Tribes ist schön, das Setting interessant, und ja es ist umfangreich aber die Mechanik wirkt für mich leider unausgereift und das ist leider was den Spielspaß treibt. Bisher bleibt Tribes weder Strategie- noch Gelegenheitsspiel und ich frage mich ein wenig, für wen es eigentlich gemacht wurde… Nichtsdestotrotz bin ich nicht bereit, das Spiel von Rustan Hakansson in den Brettspielkeller zu verbannen. Dafür hat es zu viel Potenzial welches darauf wartet in einer weiteren Partie vielleicht doch noch ausgeschöpft zu werden.

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Bilder zum Spiel

Tags: 2-4 Spieler, Antike, Zivilisation, Erkunden, Prähistorisch, Territorien Ausbau, Auslegen, Rasterbewegung

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