Test | Coral
Im Meer, tief im Wasser, ist das Sonnenlicht rar. Ihr seid eine Korallenart, die an einem Stein mit drei anderen Arten wächst und um das Licht konkurriert. Nutzt geschickt die fremden Korallen, um Euch euren Platz ganz oben im Riff zu sichern. Doch einmal nicht aufgepasst und schon wuchert es wieder über euch und ihr steht im Schatten.
Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!
Worum geht es in dem Spiel?
„Coral“ ist ein abstraktes Strategiespiel, bei dem es darum geht, gemeinsam ein Korallenriff zu erschaffen. Beginnend mit einem Start-Würfel werden L-förmige Steine reihum an das Korallenriff angebaut. Dabei werden immer wieder Steine anderer Spielerinnen und Spieler überdeckt, wonach diese dann natürlich wiederum versuchen, gegnerische Steine zu überbauen. Denn am Ende gewinnt, wer die meisten sichtbaren Fläche der eigenen Korallenart vorweisen kann - aber nur in der Draufsicht, denn von dort scheint die Sonne auf das farbenfrohe Gebilde.
Je nach Personenzahl bekommen alle eine gewisse Anzahl an Korallen-Steinen und eine Korallenfigur einer Farbe ausgeteilt. Wird mit weniger als vier Personen gespielt, ist immer noch eine weitere Farbe als neutrale Korallenart dabei, deren Steine dann ebenfalls gleichmäßig verteilt werden. In der Mitte des Tisches wird der Felsenwürfel platziert - das ist der Ausgangspunkt, an dem das neue Korallenriff entsteht.
Reihum werden nun erst einmal Korallensteine an den Felsenwürfel angelegt, bis er von keiner Seite aus mehr zu sehen ist. Danach werden die Korallenfiguren eingesetzt. Diese Figuren dürfen niemals auf eigenen Korallensteinen stehen oder diese überqueren. Sind alle Figuren im Spiel, kann das Riff beginnen zu wachsen.
Wer dran ist, hat zwei Optionen: Wachsen oder Bewegen. Beim Wachsen wird ein Korallenstein aus dem eigenen Vorrat genommen und an das Riff angebaut. Dabei muss der L-förmige Stein (den man sich wie drei zusammenhängende Würfel einer Farbe vorstellen kann) so platziert werden, dass er genau an den Würfel angrenzt, auf dem die eigene Korallenfigur steht. Die Korallenfigur kann dabei auch kurz einen kleinen Hüpfer machen, so dass man einen Stein direkt unter sie legen kann. Dies geht allerdings nur mit Steinen der neutralen Art.
Alternativ kann man die eigene Korallenfigur auf zwei Arten bewegen. Gleiten ist die einfache Bewegung, bei der die Figur einfach auf dem Riff hin und her gezogen wird. Höhenunterschiede können dabei problemlos überwunden werden, die eigene Korallenart und Felder, die von anderen Korallenfiguren besetzt sind, sind allerdings tabu. Das kann dann dazu führen, dass sich eine Figur während des Spiels auch mal in einer Sackgasse wiederfindet, aus der sie dann nur mit der zweiten möglichen Bewegungsart entkommen kann.
Denn statt zu gleiten, kann die Korallenfigur auch schwimmen. Hierzu wird die eigene Figur vom Spielfeld entfernt und dann im nächsten Zug an beliebiger Stelle wieder eingesetzt - der Zug endet dann danach aber sofort.
Wer zweimal hintereinander die Bewegen-Aktion wählt, muss einen Korallenstein aus dem eigenen Vorrat abgeben.
Das Korallenriff baut sich nun Schritt für Schritt solange auf, bis alle Teile verbraucht sind, danach wird ausgezählt. Wer dann von oben aus gesehen die meisten Flächen der eigenen Farbe sehen kann, hat das Spiel gewonnen.
Varianten, Solo und Missgeschicke
Das Spiel beinhaltet zusätzlich einen großen Beutel für die Chaos-Variante, bei der alle Korallensteine blind aus dem Beutel gezogen werden, was für zufällige Startbedingungen sorgt. In der Symbiose-Variante wird einfach zu viert in zwei Teams gespielt. Und wer sich dem Spiel allein widmen möchte, spielt alle vier Korallenarten gleichzeitig und zieht für jede Art eine eigene Wertungskarte in verschiedenen Schwierigkeitsstufen.
Da beim Stapeln der Korallensteine kleine Missgeschicke vorprogrammiert sind, gibt es optionale Regeln für heruntergefallene Teile. Entweder es gibt Strafen für ungeschickte Hände, oder nicht.
Abstrakte Strategiespiele wirken auf mich immer wie Essen, das man weder mag noch wirklich ekelig findet. Man bekommt es halt runter und ist am Ende satt. Spiele wie „Qwirkle“ und „Azul“ sind wie ungewürzter Steckrübeneintopf mit drei Tage altem Brot dazu. Mahlzeit! Bei „Coral“ ist das anders und ich glaube, ich weiß auch warum.
Im Gegensatz zu den oben genannten anderen abstrakten Spielen arbeitet „Coral“ mit perfekter Information. Ich kann eine verlorene Partie daher nicht auf das Spiel schieben. Da die Variable Glück fehlt, hat es einen sehr kompetitiven Charakter: ich arbeite gegen die anderen am Tisch, ohne dass ich auf etwas Unvorhersehbares zu meinem Vorteil hoffen darf. Zudem beharkt man sich hier permanent gegenseitig und das Überbauen der Korallen kann zu ziemlichem Ärger führen. Aber Emotionen am Spieltisch sind für mich etwas Tolles: dieses schöne Gefühl, anderen etwas wegzunehmen, wie ich es aus Area-Control-Spielen kenne und liebe, bekomme ich hier in kleinen Portionen serviert. Sobald der Felsenwürfel bedeckt ist, beginnt ein taktisches Abwägen, wie den anderen Korallenarten am meisten Fläche streitig gemacht werden kann. Gegönnt wird sich nichts und oft kostet es etwas Grübelzeit, denn Fehler verzeiht das Spiel nur schwer.
„Coral“ hat mich an meine Zeit mit „Hive“ erinnert, das ich manchmal mehrere Stunden mit einem Freund gespielt habe und dem ich einen ähnlichen Charakter zuschreibe. Es erfordert raffinierte Züge und man muss schon mit Tricks arbeiten, um ans Ziel zu kommen. Ähnlich wie „Hive“ lässt sich auch „Coral“ exzellent zu zweit spielen. Bei „Coral“ kommt noch die tolle Haptik und die schöne Tisch-Präsenz dazu. Die dicken Holzteile sind schön griffig und im Laufe des Spiels kann ein wirklich schicker Turm entstehen. Das Einsetzen der Korallensteine erfordert etwas Fingerspitzengefühl, macht Spaß und lockert das Ganze gut auf, sofern ohne Strafen bei heruntergefallen Teilen gespielt wird.
Angenehm ist auch die Spielzeit und dass es noch die Chaos-Variante mit dem Beutel gibt. Nach zwei Partien mit gleichen Startbedingungen darf es dann doch auch gerne noch eine mit dem Chaos-Beutel sein. Diese Variante führt zu noch mehr fiesem Überbauen und ist eine tolle Alternative zum Standardspiel.
„Coral“ ist überhaupt keine langweilige Steckrübe, sondern ein wirklich spaßiges Strategiespiel, das in meiner Sammlung bleiben wird. Die schönen Holzteile laden direkt zum Spielen ein und mit den zugänglichen Regeln sollten alle gemeinsam Spaß haben können - von Neulingen bis zu Leuten, die Rezensionen auf Brettspiel-News lesen. Eine klare Empfehlung für alle, die abstrakte Strategiespiele mögen, etwas mit niedriger Einstiegshürde suchen, oder eine starke Interaktion bei Spielen wertschätzen!
Welche Erfahrungen hast du mit diesem Spiel gemacht
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Bilder zum Spiel
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Tags: Familienspiel, Abstrakt, 1-4 Personen