Test | Tatort Meer - Fall 2 - Verschollen

Verfasst von Jan Maguna am 23. Januar 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Das Segelschiff Jan van Gent transportiert emissionsfrei Rum und Kaffee über den Atlantik. Mit an Bord ist ein explosives Gemisch an Personen, die sich alle eines Verbrechens verdächtig machen. Es gibt viele Widersprüche, verzwickte Beziehungen unter der Besatzung und einen ominösen Anruf. Ihr werdet von der Kapitänin Maarit van der Meer beauftragt, Licht ins Dunkel zu bringen.

Wir haben "Tatort Meer - Fall 2 - Verschollen" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Worum geht es in dem Spiel?

„Tatort Meer – Fall 2 – Verschollen“ ist eine Fallakte. Das bedeutet, dass in dem Umschlag, in dem sich das Spiel befindet, eine angefangene Ermittlung steckt. Ein Detektivbüro, die Polizei, oder in diesem speziellen Fall die Kapitänin des Schiffs selbst, hat begonnen an einem Fall zu ermitteln und bereits einiges zusammengetragen, das fallrelevant sein könnte. Dieses Wirrwarr an Indizien wird nun einfach auf den Tisch gekippt und dann geht es darum, gemeinsam den Fall zu lösen.

Es beginnt mit einem Anschreiben der Kapitänin, in dem erklärt wird, was überhaupt passiert ist. Ronja Rack ist mitten auf hoher See von Bord verschwunden. Genauer werde ich auf das Geschehene nicht eingehen, da der Spielspaß das Erkunden dieser Geschichte ist.

Jetzt geht es darum das ganze Material zu sichten und auszuwerten. Neben ausgedruckten Chatverläufen, Fotos, Briefen, einer Zeitschrift, dem Bordbuch und haufenweise anderem Material kommt auch etwas Technik zum Einsatz. Ein internetfähiges Smartphone sollte auch griffbereit liegen, um diesen Fall zu lösen. So muss z. B. ein Chat mit Maarit geführt werden. Stift und Papier für Notizen sollten auch bereitgehalten werden.

Je mehr Material ausgewertet wird, desto mehr Verbindungen können zwischen den verschiedenen Crewmitgliedern hergestellt werden. Doch es gilt herauszufinden, welche dieser Verbindungen für den Fall wichtig sind. Auch in der Zeitschrift finden sich nicht ausschließlich relevante Informationen. Alle arbeiten daran, die Lösung des Falls herauszufiltern.

Sollten sich alle sicher sein, den Fall gelöst zu haben, kann auf der Homepage des Verlages gecheckt werden, ob alles korrekt ist.

Ich finde es etwas schade, dass bei all der Betonung auf Umweltbelange, das Verbrechen, um das es hier geht, auch an Bord jedes anderen Schiffes hätte geschehen können. Es geht nicht um ein Umweltverbrechen, sondern schlicht um ein Setting einer sehr umweltbewussten Crew an Bord eines Segelschiffs. Auf dem Umschlag steht groß „Das Umwelt-Krimispiel“ und darunter prangt das Logo von Sea Shepherd, doch dieses Potential wurde nicht ausgeschöpft. Wer nach einem Blick auf das Cover hofft, es hier mit Walfangschiffen oder ähnlichem aufzunehmen, wird leider enttäuscht.

Doch so trivial das Verbrechen auch scheinen mag, so spannend ist der Weg zur Lösung. Das unterschiedliche Material trägt sehr zur Immersion bei. Das Gefühl einer echten Ermittlung kommt auf. Der Einsatz von multimedialen Inhalten tut das seine und macht aus einem analogen Spiel eine Verbrecherjagd, die über das bloße Durchblättern von Dokumenten hinausgeht. Ständig muss auf Kleinigkeiten geachtet werden, aber oft springt einem die Lösung auch direkt ins Gesicht. Manchmal sogar auf eine freche und amüsierende Weise.

Es gibt viele Finten und alle Personen auf dem Schiff haben sich zuerst in irgendeiner Weise verdächtig gemacht. Aber so sollte es ja auch sein. Was manchmal wirkt wie ein schlecht geschriebenes Theaterstück, ist ja das eigentliche Vergnügen. Einige Charaktere an Bord tragen durchaus zur Erheiterung bei und jeder kleine Lacher in dieser sonst so ernsten Ermittlung sorgt dafür, dass das Interesse erhalten bleibt. Es wird nie langweilig und auch die Konzentration geht nicht sofort flöten.

Was ich hier und auch bei anderen Fallakten bereits erlebt habe, ist, dass ein großes Rätsel verbaut wurde, das einfach Fleiß erfordert. Es ist nicht schwer durchzublicken, aber einem wird sofort bewusst, dass jetzt fünf Minuten stumpfes Nachschlagen und Aufschreiben auf einen warten. In diesem Fall habe ich dieses Problem aus Versehen einfach mit Google umgangen, anstatt das Material zu nutzen, das eigentlich dafür vorgesehen war. Es ist mir erst später aufgefallen, als ich das Rätsel schon längst gelöst hatte. Glück gehabt.

Einen kleinen Spoiler erlaube ich mir mal und möchte erwähnen, dass am Ende des Falls ausgesucht werden darf, an welche Organisation ein Teil des Geldes aus dem Verkauf gespendet werden soll. Das hinterlässt natürlich ein positives Gefühl am Spielende.

Es war nicht die erste Fallakte, die ich bearbeitet habe und wenn ich alle in Vergleich setze, war diese die einfachste. Wir haben jedes Rätsel gelöst und mussten nicht einmal die Option auf Hinweise nutzen. Wenn ich sage „einfachste“ meine ich damit aber nicht einfach. Der Fall ist immer noch eine Herausforderung, selbst wenn viele Stellen leicht zu durchschauen sind. Ich habe ein paar Zettel vollgekritzelt bis wir alle Informationen gesammelt und korrekt sortiert hatten.

Auch wenn „Tatort Meer – Fall 2 – Verschollen“ nicht die Offenbarung war, kann ich es dennoch empfehlen. Es ist gut verzahnt und bietet Rätselspaß vom Anfang bis zum Ende. Wenn ich die Wahl zwischen „Tatort Meer“ und einem Escape-Room-Spiel hätte, würde ich immer zum Ermittlungsspiel greifen. Es offeriert einfach diese kleine Tauchfahrt in die Welt des Verbrechens und nicht einfach in Reihe geschaltete Logikrätsel.

Die Konkurrenz auf dem Markt ist stark, aber „Tatort Meer“ wird sicher nicht untergehen. Es bietet alles, was Hidden Games, oder Magnificum auch bieten und ist dank der Einfachheit eine tolle Ergänzung. Ich kann es allen empfehlen, die auf diese Art Spiel stehen und auch allen, die es einmal ausprobieren möchten.

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Bilder vom Spiel

Tags: 1-X Personen, Detektiv, 90-150 Minuten