Gamechangers | Nachhaltige Produktion von Brettspielen

Gamechangers | Nachhaltige Produktion von Brettspielen

Während sich die Spiele auf Kickstarter versuchen mit immer mehr Plastik in ihren Boxen gegenseitig zu übertrumpfen, gehen die Verlage des Gamechanger-Kollektivs einen ganz anderen Weg. Sie haben einen Zusammenschluss aus ökologisch produzierenden Verlagen gebildet, denen es um „echte Nachhaltigkeit“ geht und das bedeutet sehr viel mehr als lediglich eine nachhaltige Produktion. Gemeinsam hatten sie sich als „Future Proof Corner“ auf der SPIEL'22 aufgestellt, um ihren Gegenentwurf zur gewohnten Spieleindustrie zu präsentieren. 

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Kevin Luhn von Gaiagames hat uns einen Einblick gegeben worum es ihnen geht und was ihre Pläne sind. Gaiagames selbst stellt naturbezogene Spiele her, die „so umweltschonend wie nur möglich produziert wurden“. In ihrem Spiel „Ecogon“ bauen die Spielerinnen und Spieler ein Ökosystem aus Hexplättchen. Und bei „Fish ´n´ Flips“ wird versucht Meerestiere aus Fangnetzen zu befreien. Die Spiele eint nicht nur ihre Thematik , sondern auch dass sie kooperativ und edukativ sind.

 

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Mit Kooperation kommen wir weiter als mit Konkurrenz“ sagt Kevin und meint das nicht nur auf seine Spiele bezogen, sondern auch gesellschaftlich. Die Spielerinnen und Spieler sollen erleben, dass einige Probleme in der echten Welt Zusammenarbeit erfordern und diese am Spieltisch erfahren. Die Botschaft spielt eine große Rolle. Es geht nicht darum einfach nur ein Konsumprodukt herzustellen, sondern „ein Spiel soll einen gesellschaftlichen Mehrwert haben“. Erst dann können wir von „echter Nachhaltigkeit“ sprechen.

 

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Neben Gaiagames war der Stand der Spielköpfe, welche sich die Themen Gendergerechtigkeit und Diversität auf die Fahnen geschrieben haben, indem sie klassische Spielkarten für Skat oder Poker produzieren, auf den Abbildungen jedoch besonders darauf achten, dass eine menschliche Vielfältigkeit dargestellt wird. Die Karte König ist hier „König*in“, denn „alle Geschlechter können Führungspositionen einnehmen“. Die Damen sind für gewöhnlich „alle weiß, langhaarig und schmücken sich mit Blumen“, dem wird ein Set aus Damen entgegengesetzt, die andere Hautfarben und Formen von Weiblichkeit zeigen. Der Spagat zwischen traditionellem Spiel und modernen Themen sorgt am Tisch dafür, dass veraltete Rollenbilder aufgebrochen werden und schneidet diese Themen spielerisch an.

 

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Eine besonders moderne Art von Spiel bietet Planet A an. An ihrem Stand haben wir uns die zwei Fälle von „Tatort Meer“ zeigen lassen. In den Case Files wird an Umweltverbrechen ermittelt. Ganz passend wird ein Teil vom Erlös des ersten Falles an eine Firma zur Beseitigung von Geisternetzen gespendet, die dann im Spiel wieder zum Einsatz kommen. Im zweiten Fall der Reihe gibt es eine Kooperation mit Sea Shepherd und echtes Videomaterial der NGO kommt zum Einsatz. Die beliebte Mischung aus physischem Material und dem Einsatz von Technik und Online-Recherche wird auch hier geboten, mit Schwerpunkt auf dem Thema Meeresschutz. 

 

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Haptisch interessant wurde es dann am Stand von Caro von Systainchange, die ihre Spiele auf Graspapier drucken lassen. Es wirkt erst einmal befremdlich Karten mit Textur in der Hand zu halten. Der Prozess aus Holz Papier zu machen sei jedoch aufwändiger und umweltbelastender, als aus Gras. Die Karten fühlen sich ein wenig an wie Kartonpapier und machen erst einmal den Eindruck, als würden sie Wasser aufsaugen wie ein Schwamm. Caro erzählt, dass sich ein unglücklicher Weinunfall jedoch leicht von diesen Karten abwischen lasse, da die Fasern des genutzten Grases länger wären, als die von recyceltem Papier. Ihre Spiele drehen sich um Entscheidungsfindung. „Menschen folgen den Regeln“ sagt Caro, was Entscheidungen in Spielen oft in einen bestimmten Rahmen zwängt, oder sogar eine Hierarchie vorgibt. Wir alle kennen das. Entscheidungsmomente werden anders angegangen, indem die Spielerinnen und Spieler selbst austüfteln müssen wie sie zur Entscheidungsfindung gelangen wollen, wodurch Zusammenarbeit trainiert wird.

 

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Mit „Gigawatt“ ist noch ein niederländisches Spiel im Kollektiv, bei dem es darum geht von fossilen Brennstoffen wegzugelangen. Und der ebenfalls niederländische Verlag Sunny Games stellt ausschließlich kooperative Kinderspiele her. Noch kommen sie dabei nicht gänzlich ohne Plastik aus, doch als Kollektiv arbeite man bereits an Alternativen.

 

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Sie alle verfolgen gemeinsam das Ziel das Spielen ökologischer zu machen. Kevins Plan ist es ein Regal in Spieleläden zu etablieren, in dem aussließlich nachhaltige Spiele stehen. An dieser Idee arbeitet er auch gemeinsam mit dem Nürnberger Spielkartenverlag (NSV), welcher schon seit einiger Zeit seine Spiele auch als „Nature Line“ anbietet und dabei komplett auf Plastik verzichtet. Die Gamechangers zeigen nicht nur Probleme auf, sondern bieten auch Lösungen an. 

Mit spürbarer Leidenschaft für ihre Themen und für Spiele arbeiten sie an neuen Projekten. „Die Future Proof Corner wird wachsen“, da ist sich Kevin Luhn sicher. Auch im nächsten Jahr wollen sie sich wieder gemeinsam auf der Spiel aufstellen. Wir werden sie auf jeden Fall noch einmal besuchen gehen.

Wer authentisch nachhaltige Spiele kaufen möchte, findet auf https://gamechangers-collective.com/ einen Link zu jedem Verlag des Kollektivs.

 

Alle Eindrücke von der Messe

 

 

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