SZENE // PottGamer

Im dritten Teil unserer „Szene“ Serie, in der wir Blogger / YouTuber etwas genauer vorstellen, begeben wir uns in den Ruhrpott, der gleichzeitig auch Namensgeber des heute vorgestellten Akteurs ist. Die Rede ist von Benni aka Potti, der sich auf Instagram und YouTube als PottGamer einen Namen gemacht hat. Zudem betreibt er zusammen mit „Der Haider“ den gemeinsamen Podcast Brett-Time-Stories, bei dem beide auf sehr unterhaltsame Art und Weise ihre „Hirne rund um das Thema Brett- und Gesellschaftsspiele ausquetschen“ inkl. der ein oder anderen Gesangseinlage.

 

Auf seinem YouTube Kanal berichtet er u.a. über neue Spiele, let’s plays, Reviews und Kickstarter News, hat jedoch bereits diverse weitere Ideen zu Formaten, bei welchen auch die Community stärker eingebunden werden soll. Eine Möglichkeit des sich gegenseitigen Kennenlernens, über die online Grenzen hinweg, soll dieses Jahr über ein „Potti Wochenende“ möglich sein, bei dem ausgiebig gezockt und gefachsimpelt werden kann.

Benni 1

Menschen aus dem Ruhrpott wird gerne nachgesagt, dass sie sehr kumpelhaft und herzlich seien und obwohl Benni nicht gebürtig von dort stammt, hat man auch bei ihm diesen Eindruck und möchte gerne direkt seinen nächsten Geburtstag mit ihm feiern.

Genügend Gründe, um ihn und seinen Kanal genauer vorzustellen. Über seinen Werdegang in die Welt der Brettspiele, seine Einschätzung der wachsenden Blogger Szene und seine zukünftigen Pläne haben wir mit ihm gesprochen.

 

Würdest Du Dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen.

Mein Name ist Benni, obwohl sich mittlerweile der Spitzname Potti gefestigt hat, mit dem ich mich auch komischerweise sehr gut identifizieren kann. Geboren tief im Schwabenländle in Friedrichshafen und aufgewachsen im Rheinland, hat es mich 2009 das erste Mal komplett unerwartet und spontan aufgrund meines ersten Studiums nach Bochum verschlagen. Nach knapp 3,5 Jahren habe ich dann die Segel gestrichen und 5 Jahre aufgrund des Jobs in der wunderschönen Stadt Hannover gelebt, bis ich dann 2018 wieder in den Pott zurückgekehrt bin, da ich ein zweites Studium im Bereich Psychologie begonnen und den Bachelor mittlerweile auch abgeschlossen habe.

Neben den Brettspielen und dem mittlerweile eng verknüpften Hobby im Hobby Podcasten und Youtuben, verbringe ich meine Zeit gerne beim Sport. Ich spiele in meiner aktuell geplanten letzten Saison Fußball, gehe extrem gerne ins Fitnessstudio, bin jeden Tag mehrere Stunden mit dem Hund an der frischen Luft und habe eine Passion fürs Kochen.

Auch wenn sich das jetzt wie eine schlechte Kontaktanzeige liest. Wer möchte darf sich gerne unter der Chiffre Nummer 44807 bei parship.de melden. :)

 

Benni 2

Was waren Deine Anfänge in der Brettspielwelt, wie bist Du zu dem Hobby gekommen?

Meine ersten Anfänge mit der Brettspielwelt hatte ich ganz klassisch mit der Ravensburger Spielesammlung bei Oma und Opa. Immer wenn die Eltern mit der Familie Kegeln waren, wurde Mensch ärgere dich nicht etc. gezockt. Ich habe aber immer mit großen Augen gestaunt, wenn ich bei Freunden im Kinderzimmer dann Spiele wie die Claymore Saga gesehen habe. Bravo Traube, das verrückte Labyrinth etc. waren natürlich auch Spiele, die ich als Junge super gerne gespielt habe. Mit elf Jahren begann dann meine Faszination für Schach. Ich habe quasi den ganzen Sommer nur noch an den Brettern verbracht. Kurzer Funfact: Ich war sogar mal Kreismeister im Schach, weil es in meiner Altersklasse damals keine Gegner gab und ich der einzige, angemeldete Teilnehmer war.

Ein Jahr später hatte ich dann auf einer Kinder- und Jugendfreizeit die ersten Partien Siedler von Catan, welche mich Nachhaltig beeinflusst haben, gespielt. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich es mir gleich zu Weihnachten gewünscht und zum Glück auch bekommen habe. Der Vater meines zu diesem Zeitpunkt besten Freundes, arbeitete beim Franck Kosmos Verlag im Außendienst, wodurch ich natürlich direkt an der Quelle lebte. Jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten gab es ein neues Brettspiel.

Mit den Legenden von Andor 2011 und meiner Arbeit als Verkaufsunterstützer für Kosmos in der Galeria Kaufhof in Bonn und Time Stories 2016 hat endgültig die extreme Faszination für das Hobby begonnen und den Grundstein für meine mittlerweile weit über 400 Titel große Sammlung gelegt.

 

Du hast einen eigenen YouTube Kanal über den Du regelmäßig Videos veröffentlichst. Wie würdest Du selbst Deinen Kanal beschreiben?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe ganz klassisch mit trockenem „Brot und Butter“ Brettspiel YouTube begonnen. Regelvideos, Unboxings etc. und dann aber mittlerweile gemerkt, dass dieser Teil des Brettspielyoutubs in meinen Augen nicht dem entspricht, wie ich YouTube selber konsumiere und was YouTube für Möglichkeiten bietet.

So habe ich angefangen den Kanal umzubauen und versuche natürlich neben dem fundamentalen Content wie Kickstarter Previews, Reviews oder gespielt Formaten, auch etwas mehr Spaß zu integrieren. Ich habe dieses Jahr die noch sehr kleine Reihe „Brettspieltypen die jeder kennt“ gestartet, in der ich versuche mit etwas Humor und übertriebener Darstellung von Spielertypen das Hobby etwas zu karikieren.

Langfristig wird der Kanal hoffentlich eine gute Balance aus fachlichen und spaßigen Inhalten bieten. Die Pläne laufen schon und ich bin gespannt wie es die Community aufnehmen wird.

 

Worin unterscheidet sich Dein Kanal von anderen?

Das ist immer eine sehr schwere Frage, weil es sich anfühlt, als würde man sich selber beweihräuchern, was überhaupt nicht mein Ding ist. Vielleicht ist es genau dieser Punkt, der mich und meinen Kanal von anderen unterscheidet. Ich sehe mich nicht als besonderen Typ, der irgendwas besser macht oder besser ist als alle anderen. Ich sehe mich einfach als normalen Spieler, der halt aufgrund seines Aufmerksamkeitsdranges so bescheuert war und einen Youtubekanal gestartet hat. Ich versuche einfach authentisch zu sein und zu bleiben und mich immer mal  wieder neu zu erfinden. Ansonsten muss man halt auch ehrlich sein, dass die Youtubekanäle an allen Ecken und Enden aus dem Boden sprießen und es gefühlt alles schon einmal gab oder gibt. Die Hauptsache ist doch an unserem Hobby, dass es einfach nur Spaß macht und man sich selber treu bleibt. Ob mit oder ohne Youtubekanal.

 

Welche Ideen / Formate schweben Dir für die Zukunft vor?

Ich veranstalte in diesem Jahr das zweite Pottiwochenende und würde diese Veranstaltung gerne langfristig vielleicht auf zwei oder dreimal im Jahr erweitern. An neuen Formaten ist noch eine Menge geplant und auch zwei bis drei richtig große Geschichten, über die ich aber an dieser Stelle noch keine Auskunft geben mag, da ich nicht mit Sicherheit sagen kann, wann diese Projekte soweit sind, dass sie spruchreif werden.

Im Zuge des Podcast haben der Haider und ich uns entschieden eine 90er Party zu planen. Aktuell sind wir uns noch unschlüssig, ob physisch oder online. Die Pandemie macht solche Entscheidungen natürlich recht schwer, aber es wird irgendetwas kommen.

Es wird noch ein sog. Fokusformat erscheinen, in dem die Community sich für ein spezielles Thema aussprechen kann und ich dazu dann eine Art kleiner Doku drehen werde. Themen können Verlage, Mechaniken, Spiele, Autoren, etc. sein. Dies ist alles völlig frei. Es ist noch ein Format in Planung, welches wie der Doppelpass auf Sport 1 laufen wird und auch ein Flohmarktformat wird gestartet. Ideen habe ich also noch genug. Es fehlt nur die Zeit und das Geld.

Benni Zimmer

Seit Corona gibt es immer mehr Blogger in der Brettspiel Szene. Wie beurteilst Du diese Entwicklung?

Also zunächst urteile ich getreu dem Motto „Viel hilft viel!“. Für unser Hobby als Ganzes ist diese Entwicklung doch sehr erfreulich. Mehr Menschen, die darüber berichten, führt natürlich auch zu einer größeren Außenwirkung. Solange es Spaß macht, ist es doch etwas Schönes. Mich persönlich stößt nur leider oftmals die Intention daran. Mit Sicherheit kann und sollte man an dieser Stelle nicht pauschalisieren, aber wenn ich manchmal mitbekomme, dass Kanäle oder Blogger mit gerade einmal 100 Abonnenten sich um die Rezensionsexemplare reißen, empfinde ich das als grenzwertig. Ich wurde schon einmal auf der Messe mit den Worten „Und was hast du schon alles abgegriffen?“ angesprochen und da hätte ich im Strahl kotzen können.

Ich denke es ist kein Geheimnis, dass Youtuber, Blogger und Podcaster natürlich von Verlagen mit Rezensionsmaterial ausgestattet werden und natürlich habe ich zu Beginn damals auch eher mal ein Spiel angenommen als abgelehnt. Ich denke das ist auch ganz normal. Allerdings bin ich zu Beginn nicht auf die Idee gekommen, danach proaktiv zu fragen, weil ich mich das niemals getraut hätte. Mein erstes Rezensionsexemplar war das Spiel Tsukuyumi. Ich habe das Spiel noch nicht einmal als Rezensionsexemplar angefragt, sondern habe den Verlag angeschrieben, ob sie mir noch eine deutsche Version verkaufen würden, weil diese zum Zeitpunkt meiner Anfrage nirgends zu finden war.

Ich denke einfach, dass viele die Arbeit mit den Exemplaren unterschätzen. Wenn ich ein Video zu einem Rezensionsmuster drehe, nimmt das im Schnitt über 10 Std. Arbeit in Anspruch. Regelstudium, spielen, spielen, spielen, drehen, schneiden, Upload und Verwaltung inkl. Community-interaktion. Selbst wenn ich dann ein Spiel für 50€ kostenlos erhalte, welches ich in der Steuererklärung als geldwerten Vorteil ausweisen muss, liegt der Stundenlohn weit unter dem Mindestlohn. Also greife ich nichts ab, sondern selektiere und lehne auch Anfragen ab, bzw. erwerbe einen Großteil der Spiele käuflich auf dem Sekundärmarkt, um mich erst gar nicht in die Verpflichtung des Videos zu bringen.

Ein weiterer Punkt, den ich mit viel Neugierde betrachte, ist das Überdauern der Kanäle und Blogs. Viele Menschen hatten zuletzt mehr Zeit aufgrund der Kurzarbeit und fehlender anderer Hobbys. Wie wird sich das weiterentwickeln. Oftmals verschwinden Kanäle, die zu Beginn loslegen wie die Feuerwehr, wieder in der Versenkung nach einigen Monaten. Ich bin gespannt, ob sich dies auch hier zeigen wird. Abschließend finde ich es aber positiv, dass es einen Zuwachs in der Szene gibt und würde mir wünschen, dass dies nicht aus der Intention Spiele umsonst erhalten zu können getan wird, sondern aus Liebe zum Hobby, denn so ist es bei mir ebenfalls entstanden. Die Pressemuster sind als Segen und Fluch zugleich ein positiver und manchmal auch stressiger Nebeneffekt.

 

Was glaubst Du wie sich der analoge Brettspielmarkt in Zukunft entwickeln wird?

Der Markt verzeichnet in den letzten Jahren und auch trotz Pandemie einen Zuwachs. Ich denke, dass diese Entwicklung noch ein wenig anhalten wird. Mit Sicherheit hat auch die zuvor erwähnte Entwicklung der Blogger, Youtuber etc. einen Anteil daran. Die Spiele haben sich weiterentwickelt und auch die Spielertypen sind deutlich diverser geworden. Ich glaube und hoffe, dass der Aufschwung gerade erst am Anfang steht und gerade im digitalen Zeitalter auch analoge Alternativen wieder an Bedeutung gewinnen. E-Sports war ebenfalls noch vor vielen Jahren nicht an dem Punkt wie heute und mittlerweile ist es absolut gesellschaftsfähig. Ich denke zwar nicht, dass in 50 Jahren 50.000 Menschen in einem Stadion dabei zusehen wie 4 Menschen Scythe um die Weltmeisterschaft spielen, aber dennoch glaube ich, dass wir noch viele spannende Jahre vor uns haben und das Hobby weiterhin an Zuwachs und Reichweite gewinnen wird.

 

Wie beurteilst Du die Kandidaten zum Spiel-/Kennerspiel des Jahres? Wer sind Deine Favoriten?

Tatsächlich gebe ich zu, dass die Spiel des Jahres Auszeichnungen mich nur wenig tangieren. Ich gehöre nicht zur Zielgruppe und versuche mich da auch nicht gezwungen mit zu beschäftigen. Ich verfolge dieses Thema nicht und lese immer mal nur am Rande, welche Spiele nominiert oder ausgezeichnet wurden. Damit befassen sich ansonsten 99% der anderen Kanäle zu Genüge.

Ich weiß, dass jedes Jahr in unserer Bubble eine riesige Diskussion entflammt, wie unverständlich manche Nominierungen sind und ob es nicht bessere Spiele gibt, wieso nicht ein anderes Spiel nominiert wurde und vieles mehr. Aus dieser Diskussion ziehe ich mich komplett heraus. Man darf nicht vergessen, dass es bei der Spiel des Jahres Auszeichnung um Spiele geht, die am Ende des Jahres zu Weihnachten auf einer Palette in der Galeria Kaufhof für 24,99€ verkauft werden, an Menschen die genau einmal im Jahr Spielen. Nämlich zu Weihnachten mit der Familie.

Ich denke, dass es einige gibt, die unseren Kern an Spieler:innen deutlich überschätzen. Die Bubble an wirklich intensiven Spieler:innen umfasst einen so geringen Anteil an der Bevölkerung. Natürlich wirkt es auf einen selber anders, da man sich in 47 Facebookgruppen befindet und YouTube Kanäle schaut etc.. Leider wird dabei oft vergessen, dass sich in diesen 47 Facebookgruppen immer dieselben Menschen zusammenfinden. Ergo werden dieselben Themen besprochen und ein Gefühl von umfassend großer Spielerschaft entsteht.

Das ist in meinen Augen und meinem kleinen Kosmos jedoch ein Trugschluss. Die wirklichen Vielspieler stellen nicht die Zielgruppe dar und oftmals befinden sich ja zusätzlich die Spiele, welche wir als wirklich gut erachten in einem Preissegment, welches von der normalen Familie als zu Teuer erachtet werden. Fragt man eine Person, die sich nicht mit Brettspielen auskennt, wird meist ein Preis von 20 bis maximal 30 Euro genannt. Die meisten meiner Spiele starten erst bei 50€.

Ich denke, dass die Entscheidungen der Jury mit Blick auf die Zielgruppe nachvollziehbar sind, auch wenn ich in meiner kleinen, subjektiv, beeinflussten Sichtweise oftmals andere Entscheidungen treffen würde.

 

Zum Abschluss noch ein paar kurze Fragen:

Monopoly oder Spiel des Lebens? – Keins von beiden, aber wenn es eines sein müsste, dann Spiel des Lebens

Familien-, Kenner- oder Expertenspiel? - Expertenspiel

Welches Spiel geht gar nicht bzw. welche Art von Spielen geht gar nicht? – Ich mag das Spiel Tang Garden überhaupt nicht. Es ist eines der wenigen Spiele, die ich maximal langweilig fand. Allgemein sind reine Plättchenlegespiele nicht weit oben in meiner Favoritenliste

Dein wertvollstes Brettspiel (monetär oder aber auch emotional)? – Das emotional wertvollste Spiel ist die Reihe der Legenden von Andor. Monetär kann ich es nicht genau ermitteln, aber eng beieinander sind Too many Bones und das Arkham Horror LCG

Begleitapps bei Brettspielen finde ich…? – gut, sofern diese nicht zu viel Raum beim Spiel einnehmen.

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