Abstraktes, portables Strategiespiel überzeugt mit griffigem Holz-Material
Spielmaterial aus Holz ist in den letzten Jahren wieder vermehrt im Kommen. Mehr und mehr Verlage setzen auf die natürliche Ressource, statt wie andere auf immer größere Mengen an Plastik zu bauen. Der kanadische Verlag Randolph bringt nun ein eher kleines, abstraktes Spiel namens „Seaside“ heraus, das einzig und allein aus Holz besteht – mit Ausnahme eines Stoffbeutels.
In “Seaside“ versuchen 1-5 Personen, sich die üppigste Küste mit dem größten Stapel an gesammelten Plättchen zu bauen. Der Clou daran: die sammelbaren Plättchen befinden sich im Stoffbeutel und werden in das gemeinsame Meer gelegt, aus dem alle Plättchen an ihre eigene Küste schwemmen können. Das Spiel von Autor Bryan Burgoyne ist sehr simpel und dauert knapp 20 Minuten.
Auf der Suche nach Krabben, Muscheln und Isopoden!
Im Spiel gibt es genau eine wirkliche Aktion. Wer am Zug ist, zieht ein Holzplättchen aus dem schicken Beutel und entscheidet, was mit diesem Plättchen anzufangen ist. Dabei dürfen beide Seiten des Plättchens genutzt werden, die meist unterschiedlich sind. Danach bleibt eine von zwei Optionen: 1. Das Plättchen in die eigene Auslage legen und damit den Effekt auslösen, oder 2. das Plättchen ins Meer in der Tischmitte legen und ein weiteres ziehen.
So lassen sich beispielsweise eine ganze Menge an Muscheln in der Mitte ansammeln und dann mit einem Strand-Plättchen für die eigene Küste einsammeln. Oder man sammelt mit einem Vogel-Plättchen alle Isopoden aus dem Meer. Im Endeffekt läuft es auf einen reinen Push-Your-Luck-Mechanismus hinaus, denn wenn keine der beiden Plättchenseiten in die Mitte gelegt werden kann, muss man es an die eigene Küste legen, den Effekt ausführen und damit ist die nächste Person dran – der man bei der ganzen Plättchen-Zieherei womöglich nun eine ganz vorzügliche Auswahl an Beuteplättchen ins Meer gespült hat.
Die einzelnen Effekte der Plättchen sind dabei simpel, aber trotzdem interessant und abwechslungsreich. Berge lösen beispielsweise erst dann aus, wenn man zwei von ihnen hat. Dafür sammeln sie dann aber nicht nur alle Krabben aus der Mitte ein, sondern man darf auch eine Krabbe von der Küste einer anderen Person stehlen! Dies ist aber auch der einzige Effekt, mit dem man einer Gegnerin oder einem Gegner etwas wegnehmen kann. Etwas außergewöhnlich ist auch die Endwertung, denn in „Seaside“ wird nichts gezählt – alle Spielenden türmen einfach alle gesammelten Plättchen aufeinander und vergleichen, wer den höchsten Stapel hat.
Insgesamt war das Spiel wirklich kurzweilig und machte durch das Material einen guten Eindruck. Dadurch, dass das gesamte Spielmaterial aus Holzplättchen in einem Beutel besteht, ist es außerdem ziemlich portabel und lässt sich auch mit nach draußen nehmen und dort spielen – vielleicht ja sogar beim nächsten Strandbesuch. Ob es allerdings über längere Zeit motiviert und nicht nach ein paar Partien monoton wird, bleibt allerdings abzuwarten. Außerdem gibt es bislang keine deutschsprachige Version des Spiels, was bei dem vollständig sprachneutralen Spielmaterial aber eher nebensächlich sein sollte. Wer kleine, interessante Spiele mag und Holz als Spielmaterial mag, sollte hier auf seine Kosten kommen.
Quellen: