Test | Heuschrecken Poker
"Heuschrecken Poker" von Drei Magier ist ein kompetitives Stichspiel, in dem der eigene Privatgarten mit Früchten und Gemüsesorten bestückt und immer wieder abgeerntet wird. Durch gefräßige Heuschrecken kann der Garten allerdings jederzeit auch komplett leer gefressen werden.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
Spielablauf und Spielziel
Alle Mitspielenden erhalten ein identisches Set von acht Karten. Es gibt die Kartenwerte von eins bis sechs sowie je ein Ass und ein X. Die Gartenkarten mit den Früchten und Gemüsesorten werden gemischt und als Nachziehstapel bereit gelegt - hier sind dann auch die namensgebenden Heuschrecken-Karten enthalten.
Nachdem eine erste Auslage von drei Karten aufgedeckt wurde, wählen alle eine ihrer Handkarte und legen diese verdeckt bereit. Durch das Aufdecken der Karten wird dann sichtbar, wer in welcher Reihenfolge Zugriff auf die Auslage bekommt.
Die Zahlen schlagen jedes X und kleinere Zahlen, ein Ass schlägt jede Zahl. Ein X schlägt jedoch auch das Ass und nur in diesem speziellen Fall (also nur, wenn auch ein Ass gespielt wurde) damit auch andere gelegte Zahlen. Gleiche Zahlen neutralisieren sich. Hat man ein Ass oder ein X gespielt und es liegt ein Ass aus, dann nimmt man sich alle Karten der Auslage. Wird der Stich durch eine Zahlkarte gewonnen, bedeutet dies das erste Zugriffsrecht auf eine der Karten-Sorten in der Auslage. In diesem Fall werden die weiteren Zugriffsrechte in absteigender Zahlen-Reihenfolge ausgeführt.
Da nicht auf das Zugreifen verzichtet werden darf, kann es passieren, dass ungewollt auch Heuschrecken-Karten den Weg in den eigenen Garten finden. Mit der dritten Heuschrecke gilt der eigene Garten als leer gefressen und alle darin befindlichen Karten müssen abgelegt werden. Drei Karten einer Sorte dürfen in einen Gewinnchip umgewandelt werden. Diese kann man auch in den Zwischenwertungen bekommen.
Wer die meisten Gewinnchips besitzt sobald der Gartenstapel aufgebraucht ist, gewinnt das Spiel.
Material
Die Spielschachtel ist angenehm klein gehalten und robust, die Gewinnchips sind aus stabiler Pappe. Die Hand- und Gartenkarten sind ebenfalls in Ordnung, wobei sie gerne auch etwas dicker und damit widerstandsfähiger sein könnten.
Die Illustrationen auf den Karten und der Schachtel sind wunderbar thematisch und in kräftigen Farben gehalten. Für Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche sind die Karten zu jeder Zeit klar erkennbar.
Der tolle Comic-Stil schafft zudem eine angenehm lustige Spielatmosphäre.
Leider wurde für die Gewinnchips auf eine thematische Ausgestaltung verzichtet und stattdessen das Verlagslogo genutzt. Das Poker-Thema wird durch die Randgestaltung der Chips zwar angedeutet, dennoch wären auch hier kleine Zusatz-Grafiken schön gewesen und hätten den Gesamteindruck abgerundet.
Die Spielanleitung ist inhaltlich wie grafisch sehr gut strukturiert und leicht verständlich.
„Heuschrecken Poker“ möchte ein kleines, schnelles und spannendes Stichspiel sein. Und genau dies ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen.
Der Fokus auf die Zahlen 1-6 ist für Kinder ab 8 Jahren sehr gut überschaubar und die beiden Sonderkarten bieten ausreichend Spannung und Bluff-Potential. Eine für alle identische Kartenhand von acht Karten schult die Merkfähigkeit und das Abwägen verschiedener Herangehensweisen. Eine Lernkurve ist deutlich spürbar und angenehm belohnend.
Dennoch kann auch die erfahrenste Person zu Beginn einer neuen Runde überrascht und in die Irre geführt werden. Nicht nur die Kinder hatten in den Testpartien oftmals großen Spaß an den Planungs-Momenten. Wenn versucht wird, in den Augen der Anderen eine Andeutung der gespielten Karte zu erkennen, entfaltet das Spiel – gerade gegen Ende der Partie – seine tollsten Momente.
Bei zwei Spieler:innen tritt das Planen deutlicher in den Vordergrund. Dadurch, dass hier die gesamte Auslage aufgenommen werden muss (auch die Heuschrecken), entstehen auch in einer Partie zu zweit interessante Stichspiel-Momente. „Heuschrecken Poker“ funktionierte in unseren Partien auch sehr gut im Duell.
Die Auswahl der Karten läuft simultan ab, Wartezeiten entstehen kaum. Auch dies ist ein großer Pluspunkt im Hinblick auf den Einsatz in Familien. Kinder ab neun oder zehn Jahren können hier durchaus zu ebenbürtigen Gegnern werden. Dadurch, dass die Auswahl der zu sammelnden Sorten auf vier begrenzt ist, entsteht zu keiner Zeit eine Überforderung, zumal die Auslage auch jederzeit sichtbar ist.
Ab der dritten Karte einer Sorte, darf geerntet werden: nach dem Ablegen gibt es dafür einen Gewinnchip. Da dieser nicht mehr verloren werden kann, sollte am Ende des Spiels auch jedes Kind solche Siegpunkte erreicht haben.
Natürlich gibt es auch Frust-Momente, wenn beispielsweise der eigene Garten kurz vor einer vielversprechenden Ernte von der dritten Heuschrecke leer gefressen wird. Oder es wird um eine dringend gewünschte passende Sorte gespielt und durch die letzte gespielte Karte eines anderen Kindes bekommt man diese dann doch nicht. Das sind dann aber auch großartige Lernmomente für Kinder. Durch die Zwischenwertungen gibt es hier aber auch einen kleinen Ausgleich: mit einem gut gefüllten Garten kann man dann zumindest zu diesen Zeitpunkten Gewinnchips abstauben.
Die begrenzte Kartenhand sowie die überschaubare Anzahl an Karten-Sorten führen (nach zugegebenermaßen vielen spaßigen Partien) dann aber doch irgendwann zu einer gewissen Sättigung. Dennoch besteht auch dann das Potential, dieses Spiel immer mal wieder für eine schnelle Runde auf den Tisch zu bringen.
Abschließend kann ich das Spiel auch nicht zuletzt wegen des sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses nur jeder Familie mit Grundschulkindern empfehlen. „Heuschrecken Poker“ ist ein toller Einstieg in die Welt der Stichspiele. Entweder als kleines Spiel für zwischendurch oder als erstes Spiel für den Einstieg in komplexere Titel.
Bilder zum Spiel
