Test | Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller

Test | Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller

Wir schreiben das Jahr 1995 als der junge Winzer Cary Blackwell in Amerikas Weinzentrum, dem Nappa Valley, spurlos verschwindet. Die Zeiten damals waren schwer und so wundert es niemanden, als im Abschiedsbrief von Druck und Flucht die Rede ist. Zwar gibt der Vermisste nach Jahren noch einmal ein Lebenszeichen von sich, doch bleibt Blackwell wie vom Erdboden verschluckt. Erst 20 Jahre später gibt ein großes Erdbeben die Leiche des Vermissten wieder frei und öffnet so die Mordakte Blackwell mit „Murder Mystery Case File - Der Tote im Weinkeller“.

 

infos zum spiel

Kosmos hat uns "Murder Mystery Case File: Der Tote im Weinkeller" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Zwei Akten und jede Menge Arbeit

Die Fallakte Blackwell ist auf zwei Mappen aufgeteilt, denn zunächst begann der gesamte Fall mit einer Vermisstenanzeige. Die Spielerinnen und Spieler agieren, wie in Ermittlungsspielen üblich, als örtliche Polizistinnen und Polizisten. Zeugenaussagen, Zeitungsartikel, Bewegungsprofile, Fotos und Beweise müssen sorgsam gelesen und miteinander in Beziehung gebracht werden. Da der Vermisstenfall jedoch schnell zu den Akten gelegt wurde, ist diese Akte relativ dünn ausgefallen. Deutlich mehr Unterlagen finden sich hingegen in der Mordakte. Da aber letztlich zur Lösung des Falles beide nötig sind, gibt es keine wirkliche Reihenfolge, in der die Papierhaufen bearbeitet werden müssten.

murder mystery der tote im weinkeller 04

Über einen QR-Code gelangen die Ermittlerinnen und Ermittler auf die Internetseite zum Fall. Dort kann der Schuldige gewählt und der Fall aufgeklärt werden. Ein kurzer Epilog schließt die Geschichte ab.


„Der Tote im Weinkeller“ richtet sich mit seiner geringen Komplexität eigentlich an Neulinge in diesem Genre. Wer genau sich in diesem speziellen Fall als Neuling betrachten sollte, ist allerdings fraglich. Die Handlung ist zwar unblutig, aber thematisch dennoch nicht für Kinder geeignet. Empfohlen wird das ‚Spiel‘ ab 14 Jahren, doch diese Altersgruppe dürfte sich bei der Lösung des Falles wahrscheinlich genauso langweilen, wie Erwachsene. Das liegt nicht an einer fehlenden oder gar schlechten Handlung, sondern schlicht daran, dass es nichts zu tun gibt. Über die gesamte Spielzeit lesen die Beteiligten die vorliegenden Dokumente. Kein Rätsel muss währenddessen gelöst, kein Alibi überprüft werden. Berufen sich Personen bei ihren Alibis auf andere Personen, gibt es dazu schlicht keine Aufzeichnungen über weitere Ermittlungen. Die einzige Ermittlungsaufgabe steht am Ende der 120 Minuten Spielzeit. Wer bis dahin noch wach ist, steht aufgrund der schwammigen Unterlagen vor dem eigentlichen Rätsel: Wer hat meine Spielfreude gerade ermordet und warum?

murder mystery der tote im weinkeller 05

Auch qualitativ ist das gesamte Material so prickelnd wie ein tödlicher Cocktail aus Schlaftabletten. Alles läuft über Zettel. Gesprächsprotokolle gibt es nur nachträglich von einer Tonbandaufzeichnung abgetippt. Hier wäre eine tatsächliche Tonaufzeichnung ein Lichtblick gewesen. Doch verschenktes Potenzial findet sich in der überzogen großen Schachtel an jeder Ecke. Die Unterlagen wirken billig mit schnell hingeklatschten Behördenwappen. Die Gestaltung der Texte ist monoton. Personenfotos sind bedruckte Pappkarten, statt authentischer Fotos, wie in Ermittlungsspielen anderer Verlage. Besonderes Spielmaterial suchen die Ermittlerinnen und Ermittler ebenfalls vergebens. Davon liegen nur Fotos bei. Das allerschlimmste sind jedoch die lausig bearbeiteten Fotos des Ermordeten. Bei allen anderen Personen wurden einfach Datenbankfotos verwendet und diese wirken durch Schattenwürfe glaubhaft. Der Kopf des Opfers wurde leider immer von links, der restliche Körper von rechts beleuchtet. Das Resultat ist mehr als peinlich und offensichtlich unecht. Dadurch wirkt der gesamte Fall lächerlich. Ein Mord an meinen Sehnerven.

Gerne würde ich nun berichten, dass zumindest der Schreibstil den Fall tragen kann und weitgehend auf stereotype Rollenbilder verzichtet wurde. Doch in dieser Art von Spielen geht es natürlich immer etwas klischeehaft zu, damit die Personen eindrücklicher sind und in Schubladen passen. Das ist auch bei „Der Tote im Weinkeller“ der Fall. Dass dabei allerdings jeder beteiligten Frau des Falles durch die Ermittelnden, ohne jegliche Anhaltspunkte, Affären unterstellt werden, ist dann aber doch etwas zu viel für meine Mitspielerin gewesen. Die gleiche „Ehre“ wird den Männern nicht zuteil. Schließlich kann auch der Rest des Falles nicht wirklich überzeugen. Niemand scheint wirklich an der Suche und dem Auffinden des Opfers interessiert zu sein. Ohne die Ermittlungen und das Erdbeben waren alle Beteiligten glücklicher. Die Lösung findet sich schließlich wieder nur in Textform auf einer Internetseite. Spätestens dort ist unser Interesse für den gesamten Fall gestorben, denn der Epilog ist ein echter Killer.

murder mystery der tote im weinkeller 10

Der gesamte Fall stützt sich ausschließlich auf Indizien. Handfeste Beweise existieren nicht. Im einen Moment ist die Leiche fast völlig mumifiziert , im nächsten gibt es kein organisches Material. Fingerabdrücke sind verwischt, Schuhabdrücke werden nicht abgeglichen. Logische Folgefragen werden nicht gestellt und die Unterlagen sind fehlerhaft, nur um Tatschen zu verschleiern. Vom Opfer, über die Verdächtigen bis hin zu den Polizisten und der Staatsanwaltschaft scheint sich niemand in diesem Fall ernsthaft Mühe gegeben zu haben.

Um dieses Fazit nicht völlig negativ enden zu lassen, sei gesagt, dass „Der Tote im Weinkeller“ funktioniert. Der Fall ist lösbar und auch stimmig in seiner Handlung als Kriminalfall. Anfänger können ihn sicher bewältigen, doch wahrscheinlicher ist, dass sie das Interesse an diesem Genre verlieren. Die Konkurrenzverlage dieses Metiers haben unglaublich immersive Alternativen geschaffen. Angesichts dessen ist „Der Tote im Weinkeller“ wie abgestandener Sekt.

 

Wertung zum spiel

 

discord banner test

 

banner fantasywelt jetzt kaufen

SO kaufen button

 

Bilder vom Spiel

Das könnte Dich auch interessieren

  • Cron kündigt erstes eigenes Brettspiel an +

    Auf Instagram kündigt Jan Cronauer aka “Cron” sein erstes eigenes Brettspiel als Spieleautor an. Bei “Dimension Fünf-Sieben” handelt es sich um einen neuen Teil der “Adventure Games”-Reihe von KOSMOS, der zur nächsten Weiter Lesen
  • Ein Brettspiel zum Thema Synchronschwimmen – kein April Scherz! +

    Pegasus Spiele hat ein neues Spiel veröffentlicht, dass das Thema Synchronschwimmen thematisiert und als Familienspiel umsetzt, das sich an 3-6 Personen richtet. Das Spiel trägt den Titel „Sync or Swim“ Weiter Lesen
  • Slay the Spire als Brettspiel erschienen – aktuell noch vorbestellbar +

    Mit „Slay The Spire“ ist eine Videospiel-Perle die nun ausgeliefert wird. Das Spiel hat bereits eine gute Bewertung von 8,2 auf BGG und befindet sich aktuell in den Top 4 Weiter Lesen
  • 1
  • 2
  • 3

........

Tags: 1-4 Personen, Detektiv, 120 Minuten, Deduktion

unser wertungssystem

unterstütze uns

Die hier verwendeten Links zu Shops generieren teilweise Umsatz für BSN, mit dem laufende Kosten finanziert werden.