TEST // FORGOTTEN WATERS
Leinen los! Bei FORGOTTEN WATERS seid ihr alle Crewmitglieder und an Bord eines Piratenschiffs. Gemeinsam erlebt ihr spannende Abenteuer und habt natürlich euer gemeinsames Ziel vor Augen - die Aufträge des verrückten Piratenkapitäns zu erfüllen. Doch jeder von euch ist auch auf der Suche nach seinem eigenen Glück und verfolgt dafür seine eigenen Ziele. Unmoralische Entscheidungen zu treffen, sind an der Tagesordnung. Seid ihr bereit, aufzubrechen und euch in die Abenteuer zu stürzen?
PLAID HAT GAMES hat uns FORGOTTEN WATERS freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Kommando - „SEGEL SETZEN!“
Nachdem das Szenario in der App ausgewählt worden ist (es gibt insgesamt 5 Szenarien), gibt diese vor, welches Material für das gewählte Szenario benötigt wird und wie es aufgebaut werden soll. Die verschiedenen Übersichts-Tableaus werden je nach Spieleranzahl verteilt, sodass jeder mindestens eine „Aufgabe an Deck“ hat. So gibt es einen Schiffsschreiber, der das Logbuch führt, einen Quartiermeister, der den Ruf der einzelnen Crewmitglieder im Auge behält, einen ersten Offizier, der die Unzufriedenheit und die Größe der Mannschaft überblickt, einen Bootsmann, der den Zustand des Rumpfes überwacht, einen Proviantmeister, der den Überblick über den Proviant behält, einen Kanonier, der den Überblick über Kanonen und Ortsräder hat, und zu guter Letzt eine Person für den Ausguck, die mögliche Bedrohungen im Auge behält und stets das Ziel vor Augen hat.
Sind diese Aufgaben, verteilt kann das Abenteuer losgehen. Es gibt mehrere Runden. Eine Runde besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase wird geplant. Das heißt, jeder stellt seine Piratenfigur auf eine mögliche Aktion des jeweiligen Ortes. Bei den Aktionen wird zwischen notwendigen Aktionen, also Aktionen, die auf alle Fälle gespielt werden müssen, und freiwilligen Aktionen unterschieden, wobei die freiwilligen auch mögliche Beschränkungen haben.
Haben alle ihre Figuren gesetzt geht es in die zweite Phase - die Aktionsphase. Wie der Name schon sagt, führt nun jeder Pirat die Aktion aus, die beschrieben ist. Wählt der Pirat zum Beispiel die Aktion „Am Schiff arbeiten“, so hat er 2 Optionen von 4, die er wählen kann. Er kann den „Rumpf reparieren“ und damit den Marker auf dem Rumpftableau um 1 erhöhen, er kann „lästige Pestratten verscheuchen“ und damit 1 Proviant erhöhen und seinen Ruf um 3 verbessern, er kann aber auch „den Kurs festlegen“ und somit 2 Felder auskundschaften und seine Fertigkeit „Navigation“ verbessern oder er kann „die Sachen der anderen durchstöbern“ und einem Mitspieler dabei einen Schatz stehlen. Bei solch einer Auswahl muss sich der Pirat nun also entscheiden, ob er etwas für das Gemeinwohl tut, oder aber vielleicht an seinem eigenen Ruf arbeiten oder seine Fertigkeiten verbessern möchte. Verbessert der Pirat seine Fertigkeit, so kann er nach einer bestimmten Zeit (das gibt sein Spielerbogen vor) seine Sternbildkarte vervollständigen. So sind alle Piraten nach und nach mit ihren Aktionen an der Reihe und kundschaften neue Gewässer aus, um mit dem Schiff auf dem Spielfeld weiterzufahren, besorgen Proviant, verlieren einen Kampf oder führen sogenannte „Fertigkeitsproben“ aus, um ihre Fertigkeiten zu verbessern - um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Sind alle Piraten an der Reihe gewesen, startet Phase drei, welche das Rundende einläutet. Auf jeder Ortsseite ist eine Zahl für einen Beitrag vermerkt, welchen die Piraten in der App lesen sollen, wenn sie in dieser Phase sind. In den meisten Fällen werden sie aufgefordert, eine neue Ortsseite aufzublättern, um dort das Spiel fortzusetzen.
Doch was ist nun das Ziel des Spieles? Es gibt 4 mögliche Szenarien, wie das Spiel enden kann. Sollte der Marker des Rumpftableaus 0 erreichen, so kentert die Piraten und haben verloren. Verloren habt sie ebenfalls, wenn die Unzufriedenheit gleich groß oder größer ist als die Anzahl der Crewmitglieder. Die letzte Möglichkeit, zu verlieren, ist wenn das letzte Bedrohungsereignis erreicht worden ist. Auch hier haben alle verloren. Gewinnen können die Piraten lediglich, wenn sie in einem Eintrag in der App erfahren, dass das Abenteuer abgeschlossen ist. In diesem Fall gewinnen all diejenigen, die mindestens 4 Sternenbildereignisse auf ihrem Spielerbogen abgeschlossen haben.
Was ist alles mit an Bord?
Das Spielmaterial bei FORGOTTEN WATERS ist sehr umfangreich. Das Haupttableau besteht aus einem Spielplan, auf welchem sich das Schiff bewegt, und einem Ortsbuch, welches die verschiedenen Aktionen und Besonderheiten des jeweiligen Ortes beschreibt. Außerdem gibt es noch weitere Tableaus, welche die Spieler erhalten. Es gibt etliche kleine Marker und Plättchen aus festem Karton, die in einem schönen Kasten aufbewahrt werden. Schatz- und Storykarten sowie die Zielkarten sind aus dem üblichen Karten-Material. Weiterhin gibt es noch Logbuchbögen und Spielerbögen. Da die Bögen aus einfachem Papier bestehen, sind diese leider nicht wiederverwertbar, es gibt aber die Möglichkeit, weitere herunterzuladen und auszudrucken.
Die Anleitung besteht nur aus 8 Seiten und ist auf Deutsch geschrieben. Sie ist sehr übersichtlich gestaltet und beschreibt sehr detailliert den Spielaufbau sowie -ablauf. Einen guten Überblick gibt sie auch über die abzuhandelnden Spieleffekte. Das Spielmaterial gefällt mir insgesamt sehr gut, ist thematisch großartig aufgearbeitet und rundet das Spiel ab. Was noch wichtig zu erwähnen ist, ist die App, die einen durch das ganze Spiel führt. Sie ist der wichtigste Begleiter auf der Reise durch die Ozeane, da sie wichtige Anweisungen zum Ablauf des Spieles gibt und die Reise mit einer Geschichte begleitet.
FORGOTTEN WATERS ist leichter zu spielen als gedacht. Die Regeln und Mechanismen sind schnell verstanden und umgesetzt. Der Ablauf ist ebenfalls sehr simple. Spielfigur setzen und Aktionen durchführen. Als kooperatives Spiel hat man ein gemeinsames großes Ziel, und zwar das entsprechende Szenario abzuschließen. Da jeder Spieler aber auch sein eigenes Ziel verfolgt, und zwar Fertigkeiten zu verbessern und damit sein Sternbild zu vervollständigen, bleibt es die ganze Zeit spannend. Einige mögen sagen, dass es nach ein paar Runden langweilig wird - Figur setzen, Aktion abhandeln -, aber ich finde, dass gerade diese zwei gegensätzlichen Ziele viel Spielspaß bringen. Die meisten Entscheidungen, die während der Ausführung der Aktionen getroffen werden müssen, haben eine Auswirkung auf den späteren Verlauf des Spieles. So fragt man sich ständig, ob man seinen eigenen Ruf und die Fertigkeiten verbessern oder zunächst an das Gemeinwohl denken soll, damit es allen Crewmitgliedern gut geht.
Schon bei den Vorbereitungen, wenn sich die Spieler wilde Piratennamen á la „Schwulstiger Hans“ oder aber „Volltrunkene Rita“ geben, ist der Spaß vorprogrammiert. Der Humor wird in den späteren Szenarien noch bizarrer, sodass kein Auge vor Lachen trocken bleibt. Vorausgesetzt man hat dieselbe Art Humor wie die Autoren.
Der Spielablauf wird durch die App gesteuert, was für mich ein ganz neues Spielerlebnis war. Am Anfang waren wir etwas kritisch, was die App bei den guten alten Brettspielen zu suchen hat, können aber nun mit gutem Gewissen sagen, dass es den Spielspaß nicht mindert. Ganz im Gegenteil. Das Einzige, was uns am Anfang etwas aus dem Spielflow gebracht hat, waren die langen Texte, die die Geschichte natürlich bunt ausgeschmückt erzählen sollen. Da wir das Spiel zum ersten Mal am späten Nachmittag gestartet haben, waren wir noch nicht motiviert, alle Texte im Detail zu lesen. Dies hatte aber auch keine Auswirkung auf das Spielgeschehen. Also an alle Lesemuffel: Es besteht kein Grund das Spiel zur Seite zu legen!
Generell muss ich sagen, dass das Spiel von vorne bis hinten gut durchdacht ist und ich sehr begeistert bin, wie viele verschiedene Möglichkeiten man hat und wie gut alles ineinandergreift und funktioniert. Insbesondere die App hat uns stets gut begleitet, falls wir vergessen hatten, mit dem Schiff ein Plättchen weiterzufahren oder wir aus Versehen den falschen Beitrag lesen wollten. Das hat uns den Einstieg in das Spiel sehr einfach gemacht. Das erste Szenario haben wir in knapp 4 Stunden gespielt (inkl. Aufbau und allgemeinen Vorbereitungen). Es war zu keinem Zeitpunkt langwierig oder ermüdend. Das Spiel kann mit bis zu 7 Spielern gespielt werden, was ich mir aktuell jedoch dann wieder langatmiger vorstelle. Das komplette Spiel ist thematisch gut abgestimmt, sodass wir uns zu jeder Zeit in die Geschichte hereinversetzten konnten, im Hintergrund ein bisschen Piratenmusik gespielt und schon steckt man mitten im Piratenabenteuer.
Bilder vom Spiel
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Tags: 120-240 Minuten, Entdecken, Piraten, Kampagne, 3-7 Spieler, App, Abenteuer, Kooperativ