TEST // CARNIVAL OF MONSTERS
Der Nebel verdichtet sich und die Sicht in die Ebene der Wolkenlande wird schlechter. Du weißt, hier oben könnte jeder Schritt dein letzter sein. Aber wenn du Erfolg haben würdest und tatsächlich ein sagenumwobenes Quetzalcoatl einfangen könntest, würde das in der königlichen Gesellschaft der Monstrologen und bei deren jährlichem Bankett, dem CARNIVAL OF MONSTERS, mächtig Eindruck schinden. Bislang zählen nur ein Moosgnom aus dem Waldland und eine Kelpie aus der Tiefsee zu den Errungenschaften deiner Menagerie. Doch zusammen mit deinen Assistenten hast du in dieser Jagdsaison Großes vor…
AMIGO hat uns CARNIVAL OF MONSTERS freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Treten Sie ein, in die Menagerie des Grauens…
Vier Jagdsaisons (Runden) lang versucht jeder Spieler in CARNIVAL OF MONSTERS viele hochwertige Monsterkarten in passenden Orten abzulegen, um so am Ende in seiner Menagerie die meisten Punkte vorzufinden.
In der Tischmitte wird ein tellerartiges Ablagetableau für allgemeine Ressourcen, Kredite, Würfel und den Nachziehstapel ausgebreitet. Zwei Start-Ortskarten werden zufällig an die Spieler verteilt, die sie auch direkt vor sich auslegen dürfen. Zu Beginn jeder Saison wird die oberste Saisonkarte aufgedeckt, die zeigt, welche Monster aus welchem magischen Land die Gesellschaft zurzeit zu sehen wünscht. Für das erste Monster in diesem Wunschland bekommt jeder Spieler sofort zwei Kronen und der Spieler mit den wertvollsten Monstern an dem gewünschten Ort erhält am Ende der Saison diese Saisonkarte mit drei Siegpunkten. Die Starthand jedes Spielers besteht zu Beginn jeder Saison aus acht zufällig gezogenen Karten. Diese können fünf verschiedene Kartentypen beinhalten:
Länderkarten, die das entsprechende Symbol des magischen Landes und eine bestimmte Anzahl an Landpunkten aufzeigen. Es gibt sechs verschiedene Regionen: Tiefsee, Waldlande, Wolkenlande, Höhle, Dunkellande und Traumlande. Sie können kostenlos ausgespielt werden, es sei denn, es befindet sich ein Kartensymbol unterhalb der Landpunkte. Diese ,,Entfernten Länder“ dürfen nur ausgespielt werden, wenn entsprechend viele Ortskarten der Region bereits ausgespielt wurden.
Monsterkarten zeigen je ein passendes Landsymbol, in dem das Monster beheimatet ist, und eine Zahl, die der Stufe des Monsters entspricht. Das Monster kann nur ausgespielt werden, wenn sich die passende Ortskarte bereits in der Auslage des Spielers befindet und die Summe der Länderpunkte gleich oder höher der Stufe des Monsters ist. Es können auch mehrere Monster in ein Land gespielt werden, wenn die Anzahl der Länderpunkte dies zulässt. Traumlandmonster können als ,,Joker“ in jedes Land gespielt werden.
Mitarbeiterkarten unterstützen den Spieler nach dem Ausspielen mit einzigartigen Fähigkeiten über die komplette Partie hinweg. Diese Karten müssen entsprechend ihres abgedruckten Wertes bezahlt werden, um sie ins Spiel zu bringen.
Eventkarten lösen einmalige Effekte aus, wie z.B. den Erhalt von Geld oder Jägermarkern. Sie wandern nach dem kostenlosen Ausspielen direkt auf den Ablagestapel. Geheime Zielkarten geben dem Spieler nach dem kostenlosen Ausspielen die Möglichkeit, am Ende der Partie auf verschiedene Weise zusätzliche Siegpunkte einzuheimsen.
Eine Runde läuft folgendermaßen ab: Alle Spieler wählen gleichzeitig eine ihrer acht Handkarten aus, legen diese auf dem entsprechenden Slot ihres Spielertableaus ab und geben die restlichen Karten weiter. In welche Richtung die Karten weitergegeben werden, kommt auf die Runde an, in der sich die Spieler gerade befinden. Die Weitergaberichtung ist auf dem Spielertableau abgedruckt. Der Handkartenstapel des Nachbarn wird verdeckt auf dem eigenen Tableau abgelegt. Dann wird die zuvor ausgesuchte Karte entweder ins Spiel gebracht oder für später aufgehoben. Letzteres kostet zwei Kronen. Die aufgehobenen Karten können später jederzeit ausgespielt werden und werden auf dem linken unteren Slot des Tableaus gesammelt. Die Spieler nehmen die fremden Handkarten auf, suchen daraus erneut eine Karte aus, legen diese verdeckt ab und geben den Rest der Handkarten an den Nachbarn weiter.
Nachdem die letzte Handkarte entweder ausgespielt oder für später aufgehoben wurde und niemand mehr Handkarten hat, kommt es zu einer Gefahrenprobe. Manche ausgespielten Monster haben ein oder mehrere Gefahrensymbole abgebildet. Jeder Spieler muss so viele Jägermarker abgeben, wie er Gefahrensymbole ausgespielt hat. Diese können während der Runde durch Event- oder Mitarbeiterkarten gesammelt worden sein und müssen nun entsprechend abgegeben werden. Außerdem kommt den Spielern seine Majestät zu Hilfe, indem ein Spieler die drei Jägerwürfel wirft. Dadurch gewürfelte Jägersymbole können nun für das Abdecken der eigenen Gefahrensymbole ebenfalls verwendet werden. Für jedes Gefahrensymbol für das der Spieler auch nach einem Würfelwurf keine Jäger vorweisen kann, zahlt er drei Kronen Strafe. Sollte ein Spieler im Laufe des Spieles zu irgendeinem Zeitpunkt nicht genug Kronen haben, muss er einen Kredit aufnehmen, der nicht zurückgezahlt werden kann und am Ende 5 Siegpunkte kostet.
Anschließend werden die Bedingungen der Saisonkarte abgehandelt. Zuletzt werden alle ausgespielten Monster der eigenen Auslage abgeräumt und in die Menagerie, den rechten Slot auf dem Tableau, verfrachtet. Ortskarten und Mitarbeiter verbleiben in der Auslage. Eine neue Saisonkarte wird aufgedeckt, jedem Spieler werden acht neue Handkarten ausgeteilt und eine neue Saison beginnt. Das Spiel endet nach vier Saisons mit dem Auszählen der Siegpunkte in der Menagerie. Hierzu kann der beiliegende Wertungsblock genutzt werden.
Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat die Monstrologische Gesellschaft von seinen Qualitäten als Monster-Experte überzeugt und wird in die Königliche Monstrologische Gesellschaft aufgenommen.
Ein Monster kommt selten allein…
Das Artwork der Karten und Tableaus wird diesem fantasievollen Thema absolut gerecht. Sieben Illustratoren waren hier am Werk und verleihen den Monstern Charakter. Das runde Tableau für die Spielmitte, auf dem lediglich der Kartenstapel, Geld und Würfel gelegt werden, ist optional, aber thematisch wunderbar stimmig. Ansonsten befindet sich in der Schachtel eine Unmenge an Karten, wobei es die Monster auch doppelt und dreifach gibt. Die Spielertableaus bestehen aus extrem dünner Pappe. Die Anleitung ist verständlich aufgebaut und führt die wenigen Regeln mit Beispielen und Bildern gut strukturiert ein.
Die Welt, in die uns CARNIVAL OF MONSTERS entführt, fühlt sich einzigartig und stimmig an. Die Illustrationen der Monster verleihen dem Spiel einen tollen Flair, der durch die Gestaltung von Spielplan und Tokens konsequent ausgebaut wird. Die Regeln sind neuen Spielern am Tisch schnell erklärt und nach der ersten Runde spielt es sich bereits flüssig. Besonders durch das simultane Weitergeben und Ausspielen der Karten, sind alle Spieler ständig aktiv. Auch wenn es möglich ist, zu spielen, ohne auf den Zug des Nachbarn zu warten, kommt man dadurch doch schnell mit den Karten durcheinander. Es gilt eigene und weitergegebene Handkarten, aufgehobene Karten, die ausgesuchte Karte des Zuges, die ausgespielten Karten und die Menageriekarten auseinanderzuhalten, wozu die vorgegebene Struktur des Spielertableau nicht beiträgt. Eine Beschriftung der Slots hätte hierbei bereits geholfen. Durch dieses teilweise unnötig komplizierte Handmanagement ordnet sich das Spiel unserer Meinung nach eher im unteren Kennerspielbereich, statt wie angegeben im Familienspielbereich ein.
Das Vorbereiten der Orte und das Sammeln der Monster macht Spaß. Die Anzahl an Karten, die sich während einer Saison im Spiel befinden, ist eingeschränkt und durch die riesige Gesamtanzahl an Karten, kann es passieren, dass man keine strategisch passenden Karten auf die Hand bzw. überhaupt ins Spiel bekommt. Sich eine Strategie zu Beginn des Spiels oder selbst in den ersten Runden vorzunehmen, ist daher meist zwecklos. Die Spieler reagieren flexibel auf die erhaltene Kartenhand. Die Saisonkarten geraten dabei mit ihrem vergleichsweisen geringen Punktgewinn rasch in den Hintergrund. Auch die Kredite konnten als eigenes und eventuell spielentscheidendes Element ihr Potenzial nicht entfalten.
Die Push-your-luck-Komponente beim Auslegen besonders gefährlicher Kreaturen, die viele Punkte, aber auch viele Gefahrensymbole mitbringen, gibt dem Spiel eine kleine taktische Würze. Daneben stehen auch sonst nur kleinere taktische ,,draftingübliche“ Entscheidungen an: Behalte ich eine Karte, die der Nachbar gebrauchen kann, die jedoch für mich wertlos ist, oder verfolge ich stur mein Ziel, ohne nach rechts und links zu schauen? Beide Varianten führten ins unseren Spielerunden schon zum Erfolg. CARNIVAL OF MONSTERS beinhaltet also wenig strategischen Tiefgang, dafür aber einen zügigen Spielablauf mit niedriger Einstiegshürde.
Je mehr Spieler teilnehmen, desto mehr Karten stehen in einer Saison zur Verfügung. Das ,,Zurückkommen“ einer weitergegeben Karte wird dadurch jedoch unberechenbar und fällt als taktische Entscheidung weg. Daher ist das Spiel zu dritt unserer Meinung nach am spannendsten. Zu zweit würden wir es dagegen nicht mehr aus dem Regal holen. Es liegt zwar eine Regelerweiterung bzw. –abänderung für eine Zwei-Spieler-Partie bei, diese spielte sich aber nicht intuitiv und sehr mechanisch. Dabei bekommt jeder der beiden Spieler einen eigenen Nachziehstapel. Vor der Weitergabe der Kartenhand wird hier die oberste Karte gezogen und anschließend eine Handkarte abgeworfen. Den Spielablauf dabei mit Handkarten, Menagerie, Nachzugstapel, aufgehobenen Karten, Ziehen, Abwerfen, Weitergeben, Ausspielen, Aufheben usw. im Blick zu behalten, steht dem Spielspaß dabei schlicht im Wege.
Insgesamt ist CARNIVAL OF MONSTERS durch seinen ,,Schnell-erklärt-schnell-gespielt“-Aspekt ein kurzweiliges Mehrpersonenspiel auf unterem Kennerlevel, bei dem man als Absacker- oder Fillerspiel wenig falsch machen kann.
Bilder vom Spiel
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Tags: push your luck, Engine Builder, Karten draften, Set sammeln, 45 Minuten, 2-5 Spieler