TEST // MINI RAILS
Das goldene Zeitalter der Eisenbahnen beflügelt die Wirtschaft. Der Geruch von Kohle und heißem Stahl liegt in der Luft. Die Geräusche hunderter Lokomotiven sind überall im Land zu hören. Schweiß, Blut und Tränen sind Alltag für tausende Menschen, die täglich in der Eisenbahnindustrie schuften, doch nicht für euch. Ihr gehört zum noblen und angesehenen Teil der Stadt. Börsenhai und Kapitalistenschwein wird euch auf den Straßen hinterhergerufen, doch wen kümmert schon die Meinung des Pöbels. Auf dem Weg zu eurer Arbeit geht ihr die ersten Transaktionen im Kopf durch. Der Aktienhandel boomt und ihr zieht euern Profit daraus. Gelingt es euch, euer Kapital zu mehren? Welche Konkurrenten lasst ihr hinter euch? Oder wird es der Kapitalismus sein, der euch in die Knie zwingen wird? Das Zeitalter der Industrialisierung hat begonnen.
Hierbei handelt es sich um eine Rezension des Spiels MINI RAILS, welches von brettspiel-news.de gekauft wurde.
Auf die Bewertung hat das keinen Einfluss.
Darum geht es in dem Spiel
MINI RAILS ist ein kompetitives Aufbau- und Börsen-Spiel aus der Feder von Mark Gerrits. Es ist für drei bis fünf Investoren der Eisenbahnindustrie ausgelegt. Das Spiel ist für Kinder ab 15 Jahren geeignet und eine Partie dauert, laut dem Verlag MOAIDEAS GAME DESIGN, durchschnittlich 45-60 Minuten.
Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Investoren im Zeitalter der Industrialisierung. Den Spielern stehen abwechselnd 2 Aktionen zur Auswahl. So können sie Aktien der verschiedenen Eisenbahnunternehmen kaufen oder neue Strecken bauen lassen.
Nach jeder Runde wird ein Unternehmen besteuert, was sich nach Beendigung der 6. Runde positiv für Aktionäre auswirkt. Der Investor mit dem größten Kapital gewinnt das Spiel.
Allerhöchste Eisenbahn
Nachdem der modulare Spielplan mit den 6 Bahnhöfen der Eisenbahnunternehmen in der Mitte des Tisches aufgebaut wurde, nimmt sich jeder Spieler ein Board, um den Kurs der eigenen Aktien nachvollziehen zu können. Anschließend werden die Meeple, von denen jeder Spieler 2 besitzt, auf die Reihenfolgeleiste gestellt. Beim Startspieler beginnend in Zugreihenfolge bis zum letzten Spieler und anschließen gegen den Uhrzeigersinn zurück.
Aus dem Beutel werden, je nach Spieleranzahl, unterschiedlich farbige Eisenbahngesellschaftsscheiben gezogen und auf die Marktleiste, die sich unterhalb der Reihenfolgeleiste befindet, gelegt. Jeder Investor hat während einer Runde 2 Aktionsmöglichkeiten.
Aktie kaufen: Der Meeple ersetzt eine der Scheiben auf der unteren Leiste. Anschließend wird die Scheibe auf das Aktientableau gelegt. Der Investor ist nun Mitinhaber des entsprechenden Unternehmens.
Strecke bauen: Entscheiden die Spieler sich dafür, eine Strecke zu bauen, so ersetzt der Meeple erneut eine Scheibe auf der Marktleiste. Nun kann diese Strecke, benachbart zu einem Plättchen derselben Farbe, auf das modulare Spielbrett platziert werden. Je nach ausgewähltem Feld sinken oder steigen alle Aktien der entsprechenden Gesellschaft.
Nachdem alle Spieler die beiden Aktionen genutzt haben, wird das letzte Eisenbahngesellschaftsplättchen in den Steuerbereich gelegt. Nachdem 6 Gesellschaften besteuert wurden, endet das Spiel. Alle Aktien der besteuerten Unternehmen, die sich im Minusbereich befinden, werden entfernt. Alle Aktien der nichtbesteuerten Unternehmen, die sich im positiven Bereich befinden, werden entfernt. Anschließend zählen die Spieler ihr Kapital zusammen. Derjenige mit dem höchsten Einkommen, gewinnt das Spiel.
Außen hui Innen pfui
Das UV-Spot Artwork auf der Schachtel von MINI RAILS ist ein wahrer Hingucker. Es ist schön designt und auch das Innenleben lässt auf mehr hoffen. Das Material umfasst eine Spielanleitung, 7 Spielplanteile, 6 Rahmenteile, ein zentrales Tableau, 5 Playerboards, 10 Aktionsplättchen, 10 Reihenfolgemarker, 72 Eisenbahngesellschaftsscheiben und einen Stoffbeutel.
Bis auf die Anleitung ist das Spiel komplett sprachneutral, wodurch die Spieleschmiede, die für deutsche Spielumsetzungen zuständig ist, wieder einmal wenig zu tun hatte. Die Plättchen sind aus Holz und der Stoffbeutel verleiht dem Spiel einen hochwertigen Look. Die Schachtel bietet genug Stauraum für das Material und ist mit einem hervorragenden Inlay ausgestattet. Die Spielplanteile sind extrem robust, angenehm haptisch sowie doppelseitig bedruckt.
Die Anleitung hingegen ist alles andere als spielerfreundlich. Ich würde sogar den von mir geschriebenen Text eher als Spielanleitung verwenden, als den dem Spiel beigelegten. Zwar umfasst die Anleitung lediglich 4 Seiten, doch diese sind mit kleingeschriebenen Texten „zugebommt“. Einmal kursiv, einmal fettgedruckt, teilweise auch in rot. Die eingefügten Beispiele gefallen mir, jedoch wäre es sicherlich möglich gewesen die erklärenden Texte kürzer und prägnanter zu gestalten.
Wie schon in meiner Materialbeschreibung erwähnt, bin ich äußerst angetan von den Komponenten des Spiels. Diese sind so elegant gestaltet, dass sie annähernd über das triste Gameplay hinwegtrösten. Doch fangen wir einmal von vorne an. Ich stehe, wie dem einen oder anderen von euch bekannt sein könnte, auf thematische Spiele, doch MINI RAILS ist so athematisch, wie es nur sein könnte.
Zwar ist das Eisenbahnthema noch recht unverbraucht, doch in diesem Spiel ist es mehr als austauschbar. In keiner Situation habe ich mich als Schienenbauer oder Aktionär gesehen. Dann das Gameplay. Zuerst einmal ist es recht repetitiv. Es gibt nur 2 verschiedene Aktionen, die in jeder Runde jeweils einmal genutzt werden müssen und das über 6 Runden. Hierdurch gelingt es MINI RAILS kaum, taktische Tiefe aufzubauen. Das Spiel ist wesentlich schneller weggezockt, als es vorgegeben ist und kann, meines Erachtens, auch von 6-Jährigen gespielt werden.
Daher geht mein einziger und größter Pluspunkt des Spiels an das Material. MINI RAILS ist ein tolles Beispiel dafür, dass Optik nicht alles ist. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass MINI RAILS an Mittelmäßigkeit nicht zu übertreffen ist. Niemand wurde enttäuscht und niemand wurde begeistert. Spieler, die einen seichten Einstieg in Börsenmechanismen bei Brettspielen ausprobieren wollen und kein Problem mit athematischen Gameplay haben, könnten einen Blick riskieren. Alle anderen, die auf der Suche nach dem nächsten großen Eisenbahnbrecher sind, sollten woanders weitersuchen.
Bilder vom Spiel
Tags: Eisenbahn, Züge, Auslegen, 3-5 Spieler